Olympia
Olympias Blog
vor 8 Monaten - 18.09.2023
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Salz auf meiner Haut

Als ich vor ein paar Jahren in Brasilien war, machte ich auch Bekanntschaft mit der afrobrasilianischen Candomblé-Kultur und den dazugehörigen Göttern und Göttinnen, den Orishas. Am besten von allen gefiel mir auf Anhieb Yemanjá, die Göttin der Schönheit und des Salzwassers. Ihr Symbol ist ein Spiegel, dessen Rand mit kleinen Fischen verziert ist. Während ich dies schreibe, trage ich ihn an einer dünnen goldenen Kette um den Hals. Vielleicht habe ich Yemanjá gewählt, weil ich das Meer so liebe. Brasilianer würden allerdings sagen, nicht ich habe sie, sondern sie hat mich gewählt. Orishas wählen ihre Söhne und Töchter selbst.

Wie es sich für eine Tochter Yemanjás gehört, werde ich magisch angezogen von allem, was mit dem Meer zu tun hat. Ich verbringe meinen Urlaub am liebsten am Strand und bin von morgens bis abends am Wasser. Kein Wunder, dass mir der salzige Geruch des Meeres auch in Düften besonders gefällt . Und zwar vor allem in leicht süßen Düften, die durch die Salznote einen ganz besonderen Akzent erhalten.
Die zweite Assoziation, die ich bei salzigen Düften habe, ist frischer Schweiß, der für mich überhaupt nicht unangenehm, sondern im Gegenteil, sehr intim und anziehend riecht. Menschliche warme Haut. Bewegte Körper in der Sonne. Vertraut und sinnlich gleichermaßen.

In meinem Parfum-Regal finden sich dementsprechend mehrere Düfte mit Salz-Noten, die für mich alle ganz unterschiedlich, jeder für sich aber wunderschön, duften.
Da wäre zum Beispiel Jo Malones „Wood Sage and Sea Salt“, einer der beliebtesten Salz-Düfte überhaupt, dessen schlechte Haltbarkeit immer wieder beklagt wird. Ich finde, der braucht nur das richtige Wetter (schwülwarmer Sommertag) und die richtige Dosierung (10 Sprüher!), dann trägt er sich wunderbar. Bei jedem leichten Windstoß hat man das Gefühl, auf einer mit Kräutern eingefassten Blumenwiese in der Nähe der Küste zu stehen.

Völlig anders ist „Womanity Eau pour Elles“, die etwas gemäßigtere, fruchtige Variante des bekannten „Womanity“ von Mugler. Letzterer war mir zu heftig, obwohl auch „Eau pour Elles“ sicherlich polarisiert. Erdbeere mit Salz ist eben eine Kombination, die sich erstmal schrecklich anhört, in der Praxis aber wunderbar funktioniert, wenn man keine Angst vor Synthetik hat. Und die gibt es hier reichlich. Der Duft ist, wie viele Muglers, gleichsam nicht von dieser Welt. Er kommt stattdessen „directly from out of space“ und bringt eine schneidend salzige Frische gepaart mit einem fruchtigen Erdbeer-Akkord mit. „Weird“ würden die jungen Leute sagen. Muss man mögen. Ich finde ihn im Sommer (und nur dann) sehr erfrischend und gleichzeitig besonders. 

Gleichfalls synthetisch, aber auf ganz andere Weise, ist „Reveal“ von Calvin Klein. Er wurde, ebenso wie „Womanity Eau pour Elles“, eingestellt, was mich nicht wundert, da diese Art Düfte den Massen-Geschmack offensichtlich in keiner Weise treffen. Sie bleiben Rand-Erscheinungen, wenn auch für Leute wie mich sehr schöne...     „Reveal“ ist weniger feminin als „Womanity Eau pour Elles“ , ich würde ihn als absolut unisex ansehen. Er verbreitet die Aura eines mediterranen Pinienwaldes nahe dem Meer. Der Boden ist sandig und gleißend helle Lichtreflexe dringen durch die Baumkronen. In der Luft liegt neben dem leicht würzigen Duft der Bäume der salzige Geruch der nahen Brandung. Eine synthetisch erschaffene Landschaft, die trotz ihrer Künstlichkeit beruhigt und erdet.

Einer der bekanntesten Düfte mit Salznote ist „Olympéa“ von Paco Rabanne. Die salzig-süße Vanille, die auch noch stark und lange ausstrahlt, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Viele empfinden den Duft als widersprüchlich und unrund und einigen wird sogar schlecht davon. Ich finde ihn verführerisch und für einen Mainstream-Duft ausgesprochen gewagt und interessant. Man darf ihn nur nicht überdosieren, dann umgibt einen zartestes, edles Salzkaramell, das bis zum nächsten Morgen hält. An der richtigen Person und in der richtigen Stimmung einfach zum anbeißen.

Sehr sommerlich mit ebenfalls mediterraner Anmutung finde ich „Prodigieux Le Parfum“ von Nuxe, der Parfum gewordene Duft des gleichnamigen Körperöls. Er versetzt mich unmittelbar an den Strand, wofür die Orangenblüte in Kombination mit der dezenten Kokos-Note verantwortlich ist. Beides erinnert an teure Sonnencreme auf warmer, gebräunter Haut. Zusammen mit den stets im Hintergrund wahrnehmbaren salzigen Noten ergibt sich das Bild des perfekten Urlaubstages. Französischer Atlantik, blauer Himmel, so weit das Auge reicht, Dösen unterm Sonnenschirm mit dem Geräusch der Brandung im Ohr. Dazu dieser Duft. Ein wunderbarer Traum, der Ferienstimmung in den Alltag bringt.

Soweit erstmal.
Natürlich gibt es noch unzählige andere süß-salzige Schönheiten. Jean Paul Gaultiers neues „Divine“ hat mir (trotz des Flakons!) spontan gefallen und ist bestellt. “Eden Roc“ von Dior und „Idôle Aura“  würde ich gerne noch intensiver kennenlernen.
Was sind eure liebsten Salz-Düfte?

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