Olympia

Olympia

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 9 von 9
Olympia vor 12 Monaten 15 2
Wundervoll
An einem strahlend schönen, aber morgens noch frischen Tag im Mai trug ich Burberry Her Eau de Toilette. Wie häufig vor der Arbeit (bei mir geht‘s glücklicherweise nicht so früh los) setzte ich mich in die Sonne vor mein Lieblings-Café, um den ersten Cappuccino des Tages zu genießen. Ich war noch ganz in Gedanken über das herrliche Wetter und das kommende Wochenende versunken, als mich plötzlich der Mann vom Neben-Tisch ansprach:
„Darf ich Ihnen ein Kompliment machen? Sie riechen wundervoll! Ich habe mich nur hier an diesen Tisch gesetzt, weil Sie so toll riechen.“
Ja, er sagte wirklich „wundervoll“. Nicht „gut“ , nicht „schön“ oder „angenehm“, sondern „wundervoll“, ein Wort, was ich selbst nur höchst selten in den Mund nehme. Zu selten, wie mir mittlerweile scheint…
Natürlich war ich hoch erfreut über diese Bemerkung und habe ihm gleich den Namen des Duftes aufgeschrieben, in der Hoffnung, dass er ihn vielleicht seiner Frau oder Freundin schenkt.
Denn an einem Mann kann ich mir Burberry Her Eau de Toilette nicht vorstellen. Dazu ist er für meine Nase trotz seiner grünen Frische zu feminin. Man riecht deutlich die Birne und die Pfingstrose, aber alles wirkt taufeucht und kühl-fruchtig, keineswegs süß oder üppig. Wie ein Garten am Morgen eines herrlichen Frühlingstages - schon voll erblüht, aber noch nicht von der Sonne erwärmt. Stattdessen grün, wuchernd und geheimnisvoll.
Das riecht durchaus nicht nur natürlich, hier wurde sicherlich mit synthetischen Duftnoten nicht gespart, schadet dem Gesamteindruck des Duftes aber keineswegs. Sillage und Haltbarkeit sind hervorragend (wahrscheinlich gerade wegen der verbauten Synthetik), sonst hätte der Mann vom Neben-Tisch sich wohl kaum zu dem begeisterten Kompliment hinreißen lassen…
Mir hat es jedenfalls den Tag verschönt und aufgezeigt, dass man mit seiner Duft-Leidenschaft durchaus auch Mitmenschen beglücken kann.
2 Antworten
Olympia vor 1 Jahr 2 1
Paris im Frühling
Kürzlich morgens stand ich etwas unschlüssig in meinem Schlafzimmer und fragte mich, was ich heute mal aufsprühen soll. Da an dem Tag nichts Besonderes anstand, griff ich kurz entschlossen zu „Paris“ von Yves Saint Laurent, einem Duft, den ich sehr selten trage, weil ich ihn zwar schön, aber auch ein bisschen altmodisch finde und meine Kollegin irgendwann mal gesagt hatte, dass sie davon Kopfschmerzen kriegt. Ich wusste aber, dass die Kollegin an dem Tag nicht da sein würde, von daher dachte ich, könnte ich „Paris“ nochmal eine Chance geben…
Gute Entscheidung: Der ist so toll! Hatte ganz vergessen, wie schön der ist. Vielleicht liegt es auch an der Jahreszeit - der ist im Winter zu blumig und im Sommer zu üppig und wahrscheinlich hatte ich, ohne es zu wissen, den absolut perfekten Tag für „Paris“ erwischt.
Das ist ja immer so eine eine Sache. Duft und Außentemperatur müssen zusammen passen, sonst wird es nix. Manche Düfte funktionieren nur im Winter, andere nur im Sommer bei Hitze, wieder andere brauchen richtiges Schmuddelwetter.
Aber wie riecht denn jetzt „Paris“?
Er riecht nach Blumen, hauptsächlich nach Rosen, aber auch andere Blumen wie Jasmin oder Iris sind dabei. Er riecht, als wenn man seine Nase in einen riesengroßen Blumenstrauß stecken würde. Kein mickriges Sträußchen, ein Strauß, der mindestens 50€ gekostet hat, einer, den Filmstars nach der Premiere geschenkt bekommen, ausladend und üppig. Die Blumen selbst sind voll erblüht und verströmen ihren betörenden Duft in alle Richtungen. Keine zarten, noch taufeuchten Knospen, sondern weit geöffnete Blütenkelche, die sich der Sonne entgegen strecken. Man riecht ihren Nektar, der die Bienen anzieht und man riecht auch, dass sie bald verblühen werden. Die Blumen sind quasi auf dem Zenit ihrer Schönheit und gleichzeitig kurz vor dem Verfall. So empfinde ich es wenigstens. Auf meiner Haut entwickelt der Duft mit der Zeit eine samtige Honigsüße, die gut wahrzunehmen und einfach nur wunderschön ist.
Mehrere Menschen, mit denen ich an dem Tag zu tun hatte, kamen bei mir rein und sagten so was wie: „ Hier riecht‘s irgendwie gut. Was ist das?“ Das passiert sonst fast nie. Und im Fitnessstudio wurden die Männer plötzlich ungeahnt charmant: „Soll ich dir mit dem Gewicht helfen?“ Oder lag das doch eher am Frühling? Darüber hinaus war „Paris“ ungewöhnlich ausdauernd. Ich konnte den Duft selbst nach dem Duschen noch ganz leicht wahrnehmen. So muss das sein. Den werde ich jetzt wieder öfter tragen. Gut, dass ich ihn neu entdeckt habe…
1 Antwort
Olympia vor 1 Jahr 17 2
Unbesiegbarer Frühling
Kennt ihr das berühmte Zitat von Albert Camus „ Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt“?

An diese Worte denke ich fast jedes Mal, wenn ich White Magnolia von Loewe trage.
Nur ist es hier kein unbesiegbarer Sommer, den ich in mir spüre, sondern ein unbesiegbarer Frühling voller Blütenduft, blauem Himmel und sanfter Brise.
Magnolie und Zuckerwatte sind gut wahrnehmbar, allerdings ganz fein und luftig und kein bisschen pappig oder klebrig. Eine federleichte, pudrige Süße legt sich wie ein Schal aus Luft um mich und hält mich ganz fest in den Armen.

Ich trug White Magnolia an einem der dunkelsten Tage meines Lebens und fühlte mich mit ihm auf geradezu magische Weise beruhigt und getröstet. Als wenn der Duft mir zuflüstern wollte „Hab‘ keine Angst. Ich bin bei dir. Das Leben wird wieder schön.“ Das war der unbesiegbare Frühling, der mir eine innere Stärke verlieh, die ich mir selbst niemals zugetraut hätte.

Danach konnte ich nicht umhin, mir einen Flakon zu kaufen. Das war ich dem Duft in gewisser Weise schuldig.

Ich habe es bis heute nicht bereut.
2 Antworten
Olympia vor 2 Jahren 9 1
Süße und Melancholie der Tropen
Manakara ist mein besonderer Liebling - benannt nach der Stadt an der Südostküste Madagaskars, die wiederum bekannt ist für ihre Litschi-Plantagen. Wer sich die Ernte dieser duftenden Früchte einmal näher anschauen möchte, dem gibt folgende Dokumentation auf YouTube einen guten Überblick:

https://youtu.be/SpuoWhnyk14

Um es gleich vorweg zu sagen, der Duft ist süß - sehr süß. Eine feine sirupartige Süße, die von Beginn an da ist und bis zum Ende bleibt. So süß wie vollreife, safttropfende Litschis mit ihrem zarten rosenartigen Duft eben schmecken. Gleichzeitig nimmt man den Duft voll erblühter, von der Sonne beschienener Rosen wahr, was auf den ersten Blick paradox erscheint, denn europäische Gartenrosen gedeihen in tropischer Hitze nicht. Der Rosenduft steht hier jedoch nicht für sich allein, sondern soll vor allem das Aroma der Litschis unterstreichen. Für meine Nase wirkt es so, als ob die (sehr reifen) Früchte selbst diesen Duft produzieren würden.
Wer je an einer frisch geschälten Litschi gerochen hat, kann bestätigen, dass ihr Duft stark an den bestimmter Rosen erinnert. Francis Kurkdjian selbst soll den Duft mit den Worten „Wenn Rosen Früchte wären, dann wären sie am ehesten Litschis“ kommentiert haben.
Es handelt sich also weniger um ein klassisches Rosenparfum, als um einen intensiven Litschi-Duft, der sich seiner üppigen Süße weder schämt, noch zu schämen braucht. Unterstrichen wird der tropische Charakter durch eine Ahnung von frischem Kokoswasser (nicht Kokosmilch). Der Duft wirkt auf meine Nase keinesfalls cremig oder sahnig, sondern behält bis zum Ende seine feine marmeladige Süße. Damit unterscheidet er sich stark von allen anderen Litschi-Düften, die ich kenne, wie beispielsweise „Miracle“ von Lancome oder „Delina“ von Parfums de Marly, die immer auch etwas fruchtig Frisches an sich haben.
Diese Süße ist einerseits absolut betörend, andererseits liegt in ihr für mich immer auch ein Hauch von Melancholie. So wie man sich im Augenblick des höchsten Glücks der eigenen Endlichkeit bewusst wird.
Oder, um es mit Prince zu sagen (der uns ja leider auch viel zu früh verlassen hat)
„All good things they say never last“

Dies gilt jedoch nicht für Sillage und Haltbarkeit des Duftes, die ich beide als überdurchschnittlich beschreiben würde. Der Sprüher meines Flakons allerdings ist eine Frechheit. Aber das nehme ich in Kauf…
1 Antwort
6 - 9 von 9