Parfumatus

Parfumatus

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6 - 9 von 9
Parfumatus vor 3 Jahren 5 2
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein Duft der Vergangenheit, Gegenwart und mit Sicherheit auch der Zukunft
Ja, Davidoff Cool Water ist langweilig. Aber was bedeutet eigentlich langweilig? „Langweile ist das bedrückende Gefühl des Unbeschäftigtseins oder der Eintönigkeit.“ Eintönig also… Ja Davidoff ist eintönig, wenn es man es mit modernen Düften vergleicht, bei denen es darum geht, möglichst viele Facetten in einem Duft gleichzeitig abzubilden, sodass der Duft eine möglichst hohe Komplexität erlangt. Aber muss das immer sein? Sicher nicht. Es brauch das Eintönige um das Komplexe wertzuschätzen und andersherum. Ying und Yang. Also braucht es auch Düfte wie Davidoff Cool Water.
Cool Water ist ein guter aquatischer Duft, der mich an einen frisch rasierten aufstrebenden erwachsenen Mann erinnert. Nass rasiert mit Meereswasser. Der Duft ist nicht aufregend, aber er ist ein guter, zuverlässiger aquatische Duft. So muss die Definition von hochwertigem Rasierwasser riechen, oder? Cool Water ist und bleibt ein Klassiker. Er wird nie die große Leidenschaft in mir entwickeln aber er wird mir auch nie egal sein.
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Parfumatus vor 3 Jahren 18 3
9
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wilder Feigengarten an der Steilküste
Der Wind weht mir ins Gesicht. Eine warme, salzige Brise. Ich stehe an der Steilküste mit Blick auf das Mittelmeer. Direkt vor mir liegt ein kleiner wilder Feigengarten. Feigenbäumchen, vermutlich schon so alt wie die Monumente aus der altgriechischen Zeit der Insel. Neugierig greife ich nach einem Blatt des Baums und reibe es zwischen meinen Händen. Die dicken Blätter geben langsam nach und es entsteht der Duft von frisch geschnittenem Grün. Dieser Geruch ist so frisch, natürlich und beruhigend zugleich. Ein Geruch, bei dem ich die Augen schließe und durchatme. Die Augen geschlossen, nehme ich einen neuen Duft wahr: Eine fruchtige, milchige Note so warm wie die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht aber gleichzeitig so erfrischend wie die Gischt des Meeres an diesem Tag. Ich öffne wieder die Augen und sehe Früchte am Fuß eines Baumes liegen. Das muss es sein. Ich reiße die Frucht mit bloßen Händen auseinander, da ist er wieder, der grüne Duft, so sanft und doch so fruchtig stark. Die Feige wird umgeben von einer festen Schale, die das wertvolle innere schützt und in der Sonne lila schimmert. Im Inneren die süße Frucht, die ein milchig-fruchtiges Aroma verbreitet.

Für mich ist Philosykos ein absoluter Wohlfühlduft. Er ist aufregend, ohne aufzuregen, er ist grün aber nicht moosig grün, sondern frisch grün. Er ist fruchtig, aber nicht süß-fruchtig. Er ist einfach angenehm grün-fruchtig-frisch. Er erfrischt und gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit. So muss ein Garten mit reifen, gesunden Früchten riechen. Im Drydown für mich eine Feigenmilch in einem alten Holzbottich in dem noch gepresste Feigenblätter schwimmen.
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Parfumatus vor 3 Jahren 4
10
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
5
Duft
Der Hirsch, der die teure Kernseife aß
Bei der Abfüllung von Musk Deer hatte ich eigentlich keine wirklichen Duft-Erwartungen. Wie kann der edele Hirsch in seiner Uniform wohl riechen? Nach Wald, nach Wild, nach Morgentau oder nassem Waldboden? Er riecht nach öligem Kardamon. Im ersten Drydown wie ein teure Seife. Am Ende des Drydowns wie ein teurer Badezusatz. Aber das Wasser ist kalt. Für mich eine Duftkategorie die mich nicht anspricht. Von Tier spüre ich hier nichts.
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Parfumatus vor 3 Jahren 8
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Die große Sehnsucht nach dem Elephanten
Zoologist ist in meinen Augen einer dieser modernen Parfummarken mit viel Potential. Eine schöne Idee, moderne hochwertige Flacons und tolle Duftbeschreibungen machen einfach Lust auf diese Marke. Selbst meine Freundin, die sich üblicherweise nicht viel aus hochwertigen Parfüms macht, fand die Aufmachung der Marke interessant. Und Interesse ist bekanntlich eine wichtige Eigenschaft beim Erstkontakt mit einer unbekannten Marke. So weit so gut... Es musste also eine Abfüllung her. Und wenn man schon in Canada bestellt dann sollten es auch gleich drei werden. Aber primär war es für mich der Elefant der mein Interesse weckte. Doch dazu nun mehr...

Warum musste es der Elefant sein? Dies hat zwei Gründe:

Der erste Grund ist profan. Ich mag einfach grüne Düfte. Der Geruch nach Natur in Form von Heilkräutern, Gewächsen, o.Ä. wirkt auf mich beruhigend und vitalisierend zugleich. Diese Geborgenheit der Natur die vielleicht in uns allen einen bestimmten Impuls weckt macht mich glücklich.

Der zweite Grund: Ein Elefant ist einfach ein tolles Tier. Nach einer Reise durch die faszinierende Landschaft Thailands und dem engeren Kontakt mit Elefanten in einer Aufzuchtstation (eine der weniger „guten“ Aufzuchtstationen im Land) sind mir diese wunderschönen Tiere noch sehr lange in Erinnerung geblieben. Diese Tiere so schwer wie ein Auto, stark wie ein Nashorn, klug wie ein Affe aber gleichzeitig, wenn gewollt so vorsichtig und umsichtig, dass man trotz der Größe und der Kraft keinerlei Angst aber dennoch eine Menge Respekt verspürt, sind einfach toll. Elefanten strahlen also genau das aus, was ich in grünen Düften so sehr schätze. Etwas, dass Menschen seit Jahrzehnten in Heilpflanzen oder der Kraft der Natur sehen, sehe ich also im Elefanten. Der sanfte Riese mit dem ich beschützt durch den dicht bewachsenen thailändischen Wald wandere. Obwohl dieser mit jeder Bewegung einiges an Natur zerstört und die Hälfte des Weges selbst verputzt, so wirkt er für mich nie als Störenfried.

Voller Vorfreunde und mit einigen Assoziationen warte ich also brav auf die Proben aus Kanada. Es vergingen 10 Tage, dann war die Probe da. Am nächsten Morgen trug ich den Duft in Form von 2 Sprühern auf dem Hals auf.

Der erste Impuls: Ein Stechen Im Kopf. Was war das? Noch einmal warten, riechen und dann eine stechende Blumennote. Aber welche Note ist das? Magnolie? Tee? Blätter? Es muss Magnolie sein. Ich nehme den Geruch wie den einer tropischen Pflanze die man aufgeschnitten hat und dessen Pflanzensanft nun langsam aus der Pflanze rinnt wahr. Eigentlich sollte man nun denken: Ja, das ist der Geruch, den ich aus meiner Blumenhandlung um die Ecke kenne und der mich an tolle Anlässe oder die Natur erinnert. An die Natur erinnert er mich. Allerdings an die Natur die mir sagt: wenn Du die Pflanzenmilch dieser Pflanze trinkst wirst du sterben, probiere es nicht. Riech nicht zu lange an mir. Ich bin tropisch, ich bin gefährlich ich möchte nicht gegessen werden. Elefant iss mich besser nicht.

Panik kommt auf. Das riecht nicht wie der Urwald den ich kenne. Aber ich will den „Elephant“ und vor allem Zoologist doch mögen…

Ich ignoriere die erste Abneigung und steige ins Auto. Ein Blick auf das Thermometer: 3 Grad. Die giftige Pflanze ist immer noch bei mir. Warum wird das nicht weniger? Nach 10 Minuten geht es nicht mehr. Der Duft der Pflanze nervt, er nimmt mir die Luft zum atmen und er sticht weiter. Fenster auf, Dach auf und Es wird kalt. Die Kälte ist aber besser zu ertragen als der Duft der Pflanze, die sich heimtückisch immer wieder in das innerste meines Kopfes drängt.

Es geht nicht mehr. Der Duft muss runter und zwar schnell.

Auf dem Weg zur Arbeit, bei der ich einen Kollegen einsammelte, stürmte ich das Bad und versuchte den Elephant loszuwerden. Er wehrt sich mit aller Stärke, mit Gewalt und mit Sturheit. Seife muss her. Der ganze Hals wird abgewaschen. Einmal, zweimal und ein drittes Mal. Der Geruch wird weniger, noch weniger und verblasst nach einiger Zeit. Der Elefant war stinksauer. Er will mich nicht mehr sehen. Und ich habe gelernt, dass der Dschungel nicht nur das Gute beherbergt, sondern auch das Gefährliche. Zumindest für mich.

Mit großer Enttäuschung steige ich zurück ins Auto. Der Elephant war hier. Ich rieche ihn immer noch. Der Kollege riecht ihn auch. Aber er weiß nicht aus eigener Erfahrung wie gefährlich er sein kann. Für ihn riecht es als wäre eine Alte Dame mit exotischen Blumen im Auto gewesen.

So endete meine Duftreise zum Elefanten in den asiatischen Dschungel. Für mich eine große Enttäuschung, die vermutlich auch mit der Überempfindlichkeit gegen eine der Komponenten dieser Komposition zusammenhängt. Die Kokosnuss rieche ich nur ganz kurz im Drydown. Für mich bleibt nur der stechende, giftige und für gefährliche Duft der tropischen Blüte.

Ich wollte dich unbedingt mögen. Aber wir werden keine Freunde…
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