PennyPearl

PennyPearl

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16 - 20 von 108
PennyPearl vor 1 Jahr 6 3
6.5
Duft
Das flüsternde Gemälde
Gerade habe ich meine Italien-Liebe in meiner Rezension zu "Dulcis in Fundo | Profumum Roma" zum Ausdruck gebracht, da teste ich bereits die nächste italienische Schönheit, die mich nach Italien zurückversetzt;
Früchte in dunkler, herber Schokolade gedippt, weich bettender Kardamom-Tabak im Hintergrund.
Und diese Noten nehme ich auch durchgehend am stärksten wahr: etwas Fruchtiges, etwas Ingwerschärfe gepaart mit sehr dunklem, trockenen Kakaopulver und herbem Kardamom, irgendwie tabakartig (erinnert mich vage an "Armani Privé - Magenta Tanzanite | Giorgio Armani" ), ein wenig süßes Patchouli, obwohl nicht gelistet. Er changiert interessant zwischen herb-dunkel und etwas subtil Süßem.

Ich muss an unser Hotelzimmer in Rom denken, das sehr zentral lag, unweit der Piazza Navona. Es gab eine Bar gegenüber des Hotels (ein historisches Gebäude) einmal tranken wir dort Negroni und Aperol Spritz, umrundet von schnurrenden Vespas.
Dieses Hotel war sehr düster-elegant, barock gestaltet in braunen und schwarzen Tönen, samtige, gold-braune Tapete mit Ornamenten, auf alt getrimmte Gemälde, ein Himmelbett, der Flachbildfernseher seltsam deplatziert (und zu weit oben an der Wand!).
Es hatte morbide Charme, "das Süße ist nie so süß ohne das Bittere" oder so ähnlich, wie es im Film "Vanilla Sky" so schön heißt, und so hat auch "Mystic Sugar" etwas Melancholiches, Morbides, etwas Gefährliches nahezu, das leise flüstert.
Eine Katze mit weiß leuchtenden Mondaugen, die sich buckelnd hinter Müllcontainern duckt; eine zaghaft winkende Gestalt an einem erleuchteten Fenster; die lächelnde Frau mit dem verschmierten Lippenstift; flackernde Kerzen in einer schmuckvollen Kirche.
Gerade habe ich die 2. Staffel der Serie "The White Lotus" beendet, die diesmal auf Sizilien spielt; nach Hawaii in der 1. Staffel nun ein Luxusresort in der alten Welt. Auch diesmal werden zwischenmenschliche Beziehungen, Bedürfnisse, Abgründe und menschliche Hässlichkeiten satirisch, voyeuristisch und übertrieben ausgelotet, immer mit Einblendungen alter Kunst und Skulpturen, die eben diese Gefühlsregungen der Handlungen widerspiegeln sollen.
So wirkt auch "Mystic Sugar" auf mich; der vielsagend stoische Blick einer geheimnisvollen Renaissance-Frau, dunkle Farben, ein Funkeln, ein neckisch zuckender Mundwinkel.
Er ist die Nacht, ein Spiel mit Demaskierung und venezianischer Karneval zugleich, ein teurer Anzug, ein Spitzenkleid, ein halb ernstgemeinter Flirt. Der Duft ist geschlechtsneutral, wobei ich ihn mir wahrscheinlich noch besser an einem Mann vorstellen kann.
3 Antworten
PennyPearl vor 1 Jahr 22 4
9
Haltbarkeit
8
Duft
Das (bitter)süße Leben
Ein Dessert bei Sonnenuntergang draußen in einem Restaurant in einer italienischen Altstadt,
auf dem Roller zurück ins Hotel,
ihr Halstuch auf dem hochgesteckten Haar fliegt davon;
"Casamorati - Lira (Eau de Parfum) | XerJoff" mit mehr Tiefe;
leicht würzig wie "Ouverture | XerJoff" , ohne die für mein Empfinden altertümlichen Vibes.

So in etwa hätte ein längeres Statement geklungen, doch das käme mir zu verknappt vor. Meine liebste Parfuma hat mir eine kleine Abfüllung dazugepackt von dem Duft, den sie von jemand anderem gekauft hatte, ihr gefiel der nicht so.
Ich war neugierig auf ihn, denn, man muss es Profumum Roma lassen, Gourmands können die und haltbar und intensiv sind die auch, auch wenn ich nicht alle Düfte von ihnen persönlich toll finde. Ich besitze endlich den "Confetto | Profumum Roma", kein so richtiger Gourmand, irgendwas zwischen Luxus-Körperpflegeprodukte und süßer Creme.

Leider war der Sprühkopf von der Dulcis in Fundo-Abfüllung defekt, es ließ sich nicht sprühen, meine Hand war vollgesuppt; der Duft hielt an den Fingern ewig (und das, was ich ans Handgelenk schmieren konnte) und ich war so positiv überrascht! Was für ein sonniger Gute-Laune-Duft, ohne zu banal-süß zu riechen (wie ich erwartet hatte), ein Sommerabend-Gourmand, der mich unweigerlich an die wunderschöne zweiwöchige Italienreise vor 4 Jahren denken ließ! Denn so großartig ich meine Reisen nach Japan, Mexiko, Bali oder in die USA fand, was den europäischen Raum angeht, bleibt Italien für mich irgendwie magisch...

Piazza Navona in Rom mit den Straßenkünstlern um den Brunnen herum, ein Cappuccino oder Espresso in einem der unendlich vielen Gassen, in denen es nie langweilig wird, an jeder Ecke historische Geschichte, auf jedem Platz sich küssende, lachende oder diskutierende Menschen.
Eine Eiskugel im Becher in Florenz dreifach so teuer als üblich in Deutschland, aber dafür auch umso köstlicher, die Stadt von Hannibal Lecter ("Schweigen der Lämmer" Teil 2), eine mittelalterliche Stadt in Lehmbraun, ein heißer, brennender Kessel im Sommer, alte Apotheken und mittendrin diese wunderschöne Kathedrale wie ein schimmernder Smaragd.
Venedig, wie es vor uns auftauchte wie eine Fata Morgana, eine Sinnestäuschung, ich, wie ein staunendes Kind vor dem Disneyschloss. So viel architektonische Schönheit, das ich nicht wusste, wohin zuerst mit mir. Pilzrisotto und Tortellini in einer Gasse, wo jemand Akkordeon spielte. Überall Limoncello-Likör, genau wie in Verona, der Stadt, die Romeo und Julia gehört, diesem Mythos. Unbenutzte Slipeinlagen mit Botschaften am Tunneleingang hin zum Romeo-und-Julia-Balkon. Negroni und Oliven in einem Lokal an der Oper in Verona.

Und so riecht Dulcis in Fundo; nach Sommerromanze, Lebensfreude und dem besten Kuchendessert der Stadt, gebacken mit viel Herzblut und Liebe, Botticellis "Venus", nach romantischen Mitternachtsspaziergängen und purem Genuss, nach etwas aromatischem, leicht bitter, das irgendwo wächst, was manchen wahrscheinlich stört, irgendwie würzig und, klar, auch süß.
4 Antworten
PennyPearl vor 1 Jahr 12 8
8
Haltbarkeit
4.5
Duft
Migräne zwischen alten Büchern
Als Bücherwurm von klein auf, ich, die jedes Buch hütet wie eine Kostbarkeit (auch bereits als Kind), die selbst schreibt und Buchläden liebt, ist immer neugierig auf Duftkonzepte, die mit Büchern/ Bibliotheken assoziiert werden. "Replica - Whispers in the Library | Maison Margiela" erinnerte mich tatsächlich aufgrund der Orangenblüte eher an "Classique (Eau de Toilette) | Jean Paul Gaultier" und ans Ausgehen, dieser hier hat andere Noten gelistet, weshalb ich schon neugierig auf ihn war, obwohl ich mir nicht die Illusion machte, ihn tatsächlich tragbar zu finden...

Nachmittagslicht fällt durch staubige Fenster einer Bibliothek, einer alten Harry-Pottermäßigen Bibliothek oder einem Buchladen wie der in Porto, wo J.K. Rowling die Bücher geschrieben hat, denn moderne normale Bibliotheken und Buchläden riechen nach nix. In der sehr alten Bibliothek (oder Buchladen) gibt es auch viele alte, vergilbte Bücher in Ledereinbänden und irgendwo haben Leute heimlich geraucht. Oder die Mäntel der Männer riechen nach Tabak, Zigarettenrauch und verkaterten Nächten mit Whiskey und Wegpennen in schicken Sesseln. Die angegebene Pflaume und den Pfirsich nehme ich als Hintergrundrauschen als wässrig süße Frucht wahr, sowas wie Kaki oder Drachenfrucht.
Die Männer halten wichtigtuerisch "Lolita" von Nabokov in den Händen, war auch ein klasse Film mit der Melanie Griffith als Mama von der Lolita, ach, das war ja ein Remake. Nochmal für alle sichtbar das Cover von "Sturmhöhe" angucken, dann ab zu Sebastian Fitzek. Der weiß wenigstens, wie man unterhält (findet ja ein großer Anteil von Lesern & Krimifans).
Es huschen nun auch einige gepuderte Damen in der Ecke mit der kitschigen historischen Belletristik herum und da, wo der spirituelle Selbsthilfekram steht, wo drin steht, dass man sich alles nur ein bisschen schön denken muss.
Ein bisschen feucht schwitzig riechen die Leute alle, hat wohl gerade genieselt draußen und einige waren vorher im Fitnessstudio, ohne im Anschluss zu duschen.
Die Klischee-Bibliothek mit ihren Klischee-Besuchern riecht schon recht muffig und altertümlich, und ich finde es okay und richtig, wenn alte Schlösser so riechen, die ich gern besichtige, aber ich weiß nicht so recht, ob eine Frau oder ein Mann so riechen sollte; ich möchte es jedenfalls nicht. Als dezenter Raumduft geht das vielleicht in Ordnung.
8 Antworten
PennyPearl vor 1 Jahr 5 3
7
Duft
Alice in der High Society; lost in kühlen Klischees
Grün grasig riecht die waldige Luft, Zitronenschalenduft zwischen den Fingern, die Sonne hängt milchig zwischen den Bäumen wie ein davon geflogener Ballon. Ein ewiger Frühlingsabend mit Zitronentee, Earl Grey mit einem Schuss Milch und Karotten-Streuselkuchen; geordnet, blass und sittsam, keine bunte Kuchentafel wie im Alice-Film mit dem verrückten Hutmacher, nicht wirklich gourmandig.

Hier denieren gepflegte Damen in Blumenkleidern, mit fetten Sonnenbrillen und Hochsteckfrisuren auf einer Terrasse, das Teetässchen wird mit abgespreiztem Finger gehalten. Man schwadroniert routiniert über den Nachwuchs, der Geige oder Klavier lernt, zum Ballett geht und ein eigenes Pferd besitzt und schon Französisch lernt im Grundschulalter; über die hart arbeitenden Ehemänner, die erst spät Zuhause sind, die nachlässigen Putzfrauen, die Kitas, die leider schon um 16 uhr schließen "und stell dir vor, ich musste die Marlene abholen, weil sie sich einmal übergeben hat, mein ganzer Tagesplan war hinüber!", über die zu eng werdenden Klamotten wird gejammert, die alljährliche Reise nach Mykonos oder nach Dubai wird angepriesen.
"Aber die Sonne da...", die Damen deuten entnervt auf ihre Zornesfalten, doch dafür gibt's ja den guten Beautydoc, den man nach dem Friseurbesuch aufsucht.
Sie verabreden sich für teuren Wein, Ceviche und Trüffel-Tagliatelle in einem hochpreisigen Restaurant am Abend, vielleicht könne man sich vorher noch ein Theaterstück ansehen, das dann niemand versteht, aber man würde es zumindest posten, um kulturell und intellektuell versiert und interessant zu wirken.

Der Duft verharrt belanglos und blutleer, so wie ich dieses Zusammentreffen beschreibe; ein bisschen süße Fassade, gepflegte Langeweile, nicht aus der Rolle fallen, nicht die Contenance verlieren, teure Pflegeprodukte und aufwändige Blumen-Bouquets (der Geruch von Frühlingserde, Blüten nach einem Regenguss), der perfekt ansehnliche Kuchen aus der Konditorei an der Kö, dem man die Liebe zum Backen und das Fett entzogen hat. Am Ende erinnert er einfach an einen eleganten floralen Damenduft, den meine Mutter tragen könnte. Ich finde den Duft tatsächlich nicht schlecht, aber er fesselt mich auch nicht auf Anhieb.
3 Antworten
PennyPearl vor 1 Jahr 10 8
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
"Ich will keine Schokolade..."
... und ich muss mich selbst fragen, warum ich überhaupt Schokodüfte teste, denn an sich mag ich zwar "pure" Schokolade essen, mag sie aber nicht in verarbeiteter Form: ich mag keinen Kakao, weder heiß noch kalt, kein Schokoladeneis (auch nicht als Kind, es musste immer Vanilleeis sein), lange Zeit mochte ich auch GAR KEINEN Schokokuchen, aber gut gemachte Brownies gehen inzwischen. Als Kind habe ich beim Marmorkuchen immer den Kakaoteig weggelassen und nur den hellen Teig gegessen, mochte kein Nutella auf dem Brot, und auch jetzt würde ich z.B. nie gern einen Donut mit Schokofüllung essen, sondern stattdessen Vanille- oder Milchcreme wählen.
Und kennt jemand noch dieses pinke Shampoo von "got 2 be" mit Schokoladenduft? Den gab es zumindest in meiner Teenagerzeit in den 2000ern, ich fand es damals irgendwie spannend vom Konzept ("Schokoduft, so special!"), aber den Geruch von Schokolade empfand ich früher immer als "dumpf", während Vanille für mich immer positiv-süß und "hell" und lebendig roch.

Trotzdem bin ich jetzt hier und habe ein paar Schokodüfte getestet und ja, ich habe die Chocolate Queen blind bestellt und mit einer Abfüllung getestet.
Vorab kann ich sagen: die fette Schoko-Kuchen-Karamell-Bombe, wie von Gabby eifrig betont, ist es tatsächlich nicht. Ich persönlich mag auch keine zu schwer -essbaren Gourmands, aber ich kann mir vorstellen, dass viele sich doch was anderes darunter vorgestellt haben.
"Sorriso | Profumum Roma" , den ich vor wenigen Monaten getestet habe, hat mir persönlich nicht gefallen; Ziegengehege- stechende Orange-Multivitaminnoten- grelle, überzeichnete Vanille.
Hier, bei der Chocolate Queen rieche ich im Auftakt vor allem Baileys; leichte Anklänge von "Venom of Love | Navitus Parfums", nur ohne die dunkle Kirsche. Die Schokolade ist zunächst wie pudriges Nougat, gar nicht so herb (wie beispielsweise beim "Venom of Love | Navitus Parfums"); Konsistenz Knete, ohne dass es danach riecht. Irgendwie erinnert es an "zäh-cremige" Nuss-Schokocreme, mit etwas Süßem, das schwer zuzuordnen ist; Vanille, Karamell, Toffee? Vielleicht eine Kombination aus allem. Der Duft tendiert teilweise eher zum Holzigen, statt zum schwerem Gourmand, ein "indirekter" Brownie (eher Back- Idee als komplett reales Gebäck), kommt mir tatsächlich in den Sinn, dazu eine Praline mit Vanille-Eierlikörfüllung.

Irgendetwas hell-saftiges liegt über dem Duft; da, wo "Wicked Good | Gallagher Fragrances" im Auftakt dunkel-herb-trocken-schokoladig ist, ist der eben "feucht saftig", wie Karamellsauce, die über einen (abgekühlten) Brownie fließt. Doch bei all dem finde ich ihn eben nicht erschlagend essbar wie "Nerocacao | Zeromolecole", der total nach Bäckerei und Waffeln & Kokosschokolade riecht, das warme, schwer-kuchige fehlt der Chocolate Queen, das ich in "Casamorati - Lira (Eau de Parfum) | XerJoff" oder eben beim "Nerocacao | Zeromolecole" wahrnehme. Ein bisschen rieche ich auch die Barbiehaare heraus wie im "Eilish | Billie Eilish", jedoch weniger penetrant-künstlich, falls das irgendwie Sinn ergibt.
"Venom of Love | Navitus Parfums" von Paulina ist sexy und dunkel, die Chocolate Queen von Gabby geht auf ein unschuldiges Date, auf dem ein Schokomilchshake mit Vanilleeis getrunken wird.
Er wird wohl vorerst erstmal bleiben, könnte mir auch gut vorstellen, ihn mit meinem "Venom of Love | Navitus Parfums" zu kombinieren :)
Zur Haltbarkeit: er ist weniger intensiv als der "Venom of Love | Navitus Parfums" , was ich vom ersten Eindruck her sagen kann.
8 Antworten
16 - 20 von 108