14.11.2018 - 20:22 Uhr
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Human contact
Chantal sucht schon lange. Sie sucht unter anderem nach diesem bestimmten Parfum, das sie sich aufsprühen könnte, um nicht vulgär zu wirken. In einem Blog für Professionelle stand: "Der Kunde weiß es zu schätzen, wenn die Dienstleisterin einen Duft trägt, der qualitativ hochwertig ist."
In der Edelparfum - Abteilung lässt sie ihre Augen über die verschiedenen Angebote schweifen. Französisch spricht sie nicht, aber sie weiß, was "Bibliothe-que" heißt. Bücherei eben.
Sofort kommt 'ne Verkäuferin angerannt.
"Was ist das hier für eine Marke", fragt Chantal.
"Hab ich noch nie gesehen".
Aus Schweden.
Aha. Pippi Langstrumpf war Chantals Lieblingsserie. Und das Buch "Pipi auf Taka-Tuka -Land" kaufte ihr die Mutter nicht, weil es in der Schulbücherei verfügbar war. "Wir haben kein Geld für Bücher. Geh in die Ausleihe."
"Warum der seltsame Name?"
Ach so. Nicht der erste Duft, der eine Bücherei in der Flasche simuliert. Da gibt es noch andere... früher war der hier 'ne Duftkerze.
"Mögen Sie Bücher?"
Chantal liest seit ihrer Kindheit nicht mehr.
Nur ihr Handy. Manchmal etwas über angesagte Clubs oder Modetrends. Den Wetterbericht. Megan Markles Hochzeit.
"Wollen Sie trotzdem mal schnuppern?"
Ja, was denn sonst. Her damit.
Pflaumen. Ganz bestimmt Pflaumen.
"Er startet relativ fruchtig".
Ok. Also intellektuelles Obst. Dann sanfter Geruch von Leder.
Einige Kunden tragen solche Sachen.
Meistens die, die stundenlang reden.
Einer hat sie mal in sein Penthouse bestellt. Dort wollte er zwischen zwei Bücherregalen und einigen seltsam unordentlich wirkenden Umzugskisten an einen Kleiderständer angebunden werden. Mit einem Wollschal sollte Chantal das machen. Der roch etwas nach Mottenkugeln.
"Patchouli! Sagt Ihnen das etwas?"
Na, ganz so blöd ist sie auch wieder nicht.
"Im Drydown. Daher die Bibliotheksassoziation."
Nur daher?
"Was evoziert er denn bei Ihnen?"
"Keine Ahnung. Ich meine, er riecht... fein? Was meinen Sie?"
"Ihnen muss er gefallen, nicht mir."
Chantal schließt kurz die Augen. Wenn jemand nach dem Namen fragen würde - cool.
"Biblio-the-que". Kriegt sie hin, hört sich klug an. Pflaumen und Leder passen für sie nicht zusammen, aber das Resultat gefällt ihr trotzdem. Wenn sie den schlichten Flakon in ihrer Guess - Tasche verstaut - krasser Kontrast.
Ihr IPhone klingelt. Nächster Job. Kunde wartet in der Lobby des Frankfurter Hofs. Schnell den Bücherei - Duft kaufen und ab.
-----
Diesmal war es kein Banker, sondern der Chef einer Firma, die intelligente Melkmaschinen-Roboter herstellt.
Diese können heutzutage den Tierarzt ersetzen.
Aber genau deshalb, so der Kunde, steht er ja auf human contact. Es reicht ihm, wenn er im Job so viel mit Robotern zu tun hat.
"Du riechst übrigens ganz anders als die anderen Girls", sagt er zu Chantal. "Bist irgendwie 'ne ziemlich Schlaue. Fehlt nur noch ein Buch in Deiner Hand. Das nächste Mal treffen wir uns in der Bibliothek. Davon träume ich schon seit Jahren...".
"Das kostet aber extra. Fancy places, in der Öffentlichen und so...".
Unter der Dusche denkt sie ans Taka-Tuka-Land. Eines Tages will sie dahin.
In der Edelparfum - Abteilung lässt sie ihre Augen über die verschiedenen Angebote schweifen. Französisch spricht sie nicht, aber sie weiß, was "Bibliothe-que" heißt. Bücherei eben.
Sofort kommt 'ne Verkäuferin angerannt.
"Was ist das hier für eine Marke", fragt Chantal.
"Hab ich noch nie gesehen".
Aus Schweden.
Aha. Pippi Langstrumpf war Chantals Lieblingsserie. Und das Buch "Pipi auf Taka-Tuka -Land" kaufte ihr die Mutter nicht, weil es in der Schulbücherei verfügbar war. "Wir haben kein Geld für Bücher. Geh in die Ausleihe."
"Warum der seltsame Name?"
Ach so. Nicht der erste Duft, der eine Bücherei in der Flasche simuliert. Da gibt es noch andere... früher war der hier 'ne Duftkerze.
"Mögen Sie Bücher?"
Chantal liest seit ihrer Kindheit nicht mehr.
Nur ihr Handy. Manchmal etwas über angesagte Clubs oder Modetrends. Den Wetterbericht. Megan Markles Hochzeit.
"Wollen Sie trotzdem mal schnuppern?"
Ja, was denn sonst. Her damit.
Pflaumen. Ganz bestimmt Pflaumen.
"Er startet relativ fruchtig".
Ok. Also intellektuelles Obst. Dann sanfter Geruch von Leder.
Einige Kunden tragen solche Sachen.
Meistens die, die stundenlang reden.
Einer hat sie mal in sein Penthouse bestellt. Dort wollte er zwischen zwei Bücherregalen und einigen seltsam unordentlich wirkenden Umzugskisten an einen Kleiderständer angebunden werden. Mit einem Wollschal sollte Chantal das machen. Der roch etwas nach Mottenkugeln.
"Patchouli! Sagt Ihnen das etwas?"
Na, ganz so blöd ist sie auch wieder nicht.
"Im Drydown. Daher die Bibliotheksassoziation."
Nur daher?
"Was evoziert er denn bei Ihnen?"
"Keine Ahnung. Ich meine, er riecht... fein? Was meinen Sie?"
"Ihnen muss er gefallen, nicht mir."
Chantal schließt kurz die Augen. Wenn jemand nach dem Namen fragen würde - cool.
"Biblio-the-que". Kriegt sie hin, hört sich klug an. Pflaumen und Leder passen für sie nicht zusammen, aber das Resultat gefällt ihr trotzdem. Wenn sie den schlichten Flakon in ihrer Guess - Tasche verstaut - krasser Kontrast.
Ihr IPhone klingelt. Nächster Job. Kunde wartet in der Lobby des Frankfurter Hofs. Schnell den Bücherei - Duft kaufen und ab.
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Diesmal war es kein Banker, sondern der Chef einer Firma, die intelligente Melkmaschinen-Roboter herstellt.
Diese können heutzutage den Tierarzt ersetzen.
Aber genau deshalb, so der Kunde, steht er ja auf human contact. Es reicht ihm, wenn er im Job so viel mit Robotern zu tun hat.
"Du riechst übrigens ganz anders als die anderen Girls", sagt er zu Chantal. "Bist irgendwie 'ne ziemlich Schlaue. Fehlt nur noch ein Buch in Deiner Hand. Das nächste Mal treffen wir uns in der Bibliothek. Davon träume ich schon seit Jahren...".
"Das kostet aber extra. Fancy places, in der Öffentlichen und so...".
Unter der Dusche denkt sie ans Taka-Tuka-Land. Eines Tages will sie dahin.
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