Persis2014

Ist Euch das auch schon mal passiert? Man lernt auf einen Schlag neue Düfte kennen, verliebt sich hinterher in einen von denen, findet die anderen auch toll, aber welcher genau war denn dieser Traumduft? Irrtümlich habe ich mich dann auf diesen hier versteift und so ungerecht es dann auch ist, der Nachtest ist eine kleine Enttäuschung gewesen. Meinen Traumduft habe ich später doch noch aufgespürt. Nichtsdestotrotz wurde dieser hier eben zuvor einer eingehenden Dufterkundung unterzogen und das liest sich dann so:

"Der hohe Parfumanteil von 30 % sorgt für sehr lange Haltbarkeit. Das bekommt man auch nicht abgewaschen, sagte mir die Expertin." Ja, das kann ich bestätigen. Die Sillage ist ebenfalls unglaublich ausgeprägt. Bei einem Duft, den
man sehr gern hat, ist das auch wünschenswert. Bei diesem hier auch, finde ich. Und jetzt die olfaktorische Laufbahn meiner Teststunden:

10.10h Uhr Der Auftakt ist sehr jasminig, dunkel, weich, samtig. Ja, gefällt mir.

10.30h Ich überlege, ob sich wegen der hohen Qualität die pyramidische Entwicklung verzögern könnte, d.h. die Stufen kommen vielleicht nicht im Minutentakt daher sondern entwickeln sich über Stunden? (Ich wartete ja noch auf dieses Aha-Erlebnis des Wiedererkennens.)

10.40h Der Duft bekommt langsam einen Hauch Holzigkeit und wird etwas fruchtig.

11.35h Noch mehr leichte Süße und Fruchtigkeit kommt dazu. Immernoch ist die Auftaktnote klar im Vordergrund. Jasminig, dunkel, weich. Nicht strahlend süß.

13.00h Der Duft ist zwar sehr schön, aber er entfaltet sich nicht so hinreißend, wie ich ihn auf dem Papier erlebt hatte (das dachte ich zunächst bei dem Irrtum, allerdings gibt dieser Verlauf die Papiertestung schon wider).
Daher finde ich, dass es für mich den hohen Preis nicht wert ist. Ich war etwas beruhigt, noch nicht wissend, dass meine neue Liebe ebenso hochpreisig unterwegs ist...

Ich werde den Duft noch einmal nachtesten unter gerechteren Umständen. Vielleicht gibt es dann noch ein "edit". Wenn ich mir die Duftpyramide so anschaue, ist der Duftverlauf ja nicht unbedingt dementsprechend verlaufen. Fazit: schöner Duft - ja! Verstanden habe ich ihn aber noch nicht so ganz.

Edit: Wo finde ich eigentlich die Trompetenblume? In der Jasmintrompete?

Ich bin gar nicht feige und starte sogleich mit meiner Kernaussage: Fruchtige Feige, süß köstlich, direkt zum Verzehr, in einer saftiggrünen duftenden Umgebung. Dann aber folgt ein Hauch von Würze im Einklang mit blumiger Zartheit. Das bleibt auch länger so, bis sich dann nach einer Weile holzige Noten dazu gesellen. Hell und stabil.

Die Haltbarkeit ist wie ein EdT. Lavendel rieche ich gar nicht, aaaber die Grundessence des beruhigenden Krautigweichpudrigen ist da ganz deutlich. Eine Spur von Kokos scheint hier lediglich die Feige zu unterstützen und ist angenehm zurückhaltend.

Für mich ist dieses Eau ein schöner schöner Sommerduft, nicht kühl erfrischend sondern süßlich mediterran wie frisch geerntete Feigen auf Kreta, die ich aufschneide und direkt nasche bei einem köstlichen Glas kretischen Wein. Erinnert mich auch an Guerlains' Aqua Allegoria Limon Verde, jedoch mit mehr Feige, an Aqua de Parmas' Blu Mediterraneo - Fico di Amalfi, jedoch nicht so aquatisch-würzig, an Hermes' Un Jardin en Méditerranée oder an Goutals' Ninfeo Mio jedoch weicher und zarter und gar nicht zitrisch.

Meine Empfehlung und mein Wunschkandidat für den nächsten Kretaaufenthalt. Den plane ich im Herbst, also spare schon ich mal...

VERT ist Grün pur. Und Orange.
Es duftet grün süß frisch anregend fruchtig, köstlich wie eine frisch gepellte saftige Orange. Direkt von Anfang an! Ich denke an grüne Orangebäume, an die Haine auf Sizilien, gleich am Fuß des Vulkans Ätna, neben den Überesten eines antiken Städtchens mit seinen Brennöfen und Vorratskellern, Mauerresten von tabernae. Köstliche frische Orangen gibt es auf Sizilien an jeder Straße. Zusammen mit Brot und getrockneten Tomaten der perfekte Snack im Frühling.
Und mehr noch: Es duftet irgendwie limettig und bald kommt eine dezente Pudernote dazu. Ich denke an Sonnenmilch, Sommer, Cocktail, Urlaub. Und kurz mal an Jour d'Hermès Absolu. Dieser aber ist grapefruity. Ganz anders verlockt Chabauds Vert d' Eau.

Diese wundervolle Kombination aus Frucht, grünen Noten und cremigen Akzenten in der Basis verlangt nach wochenlanger Haltbarkeit und stetiger Sillage. Das allerdings ist nur halbwegs erfreulich. Auf der Haut sind Sillage und Haltbarkeit schwach, außer auf Kleidung und Haaren, da ist es etwas besser, alles in allem leider nur 2-4 Stunden. Halt ein Eau. Das ist schade.
Dennoch kann ich allen LiebhaberInnen von grünen fruchtigen Düften diesen empfehlen, denn er hat eine Tiefe und “Edelkeit“, die ich bei solchen bisher nur selten erlebe.

Trotz der schwachen Sillage & Haltbarkeit ist er ein Kandidat für meine Wunschliste.

... ein warmer Sommerregen auf einer Blumenwiese,
... eine fruchtig-leichte Sommerbowle,
... ein Bad im Sonnenschein,
... frische flauschige Handtücher,
... 1000 süße Küsse beim Wiedersehen,
... Lachen, Toben, Springen und mehr...

Alles Assoziationen, die frohe Gedanken und glückliche Gefühle verschaffen - das löst diese wahre liebliche Duftpyramide aus. Die blumig-hölzerne Basis verhindert, dass alles ins aquatische abdriftet und verschafft ein weiches Bett für diese beschwingte Süße. Unverkennbar handelt sich um einen IM-Duft, das kann jeder Miyakefan sofort erkennen.

Für mich ist das ein echter Gute-Laune-Duft, der lang genug hält, dieses Gefühl zu festigen. Mit einer angenehmen Haltbarkeit von 3-4 Stunden angemessen für ein EdT und einer schönen Sillage wie ein andauernder bunter Sprühnebel. Der Flakon in der klassischen IM-Form ist klar und mit einem Ausschnitt einer grünen Blumenwiese verziert, unterstützt damit die Ideen, die der Duft preisgibt.

Unter den mir bekannten Miyake-Düften sicherlich einer der Schönsten,
sooo schön wie...

Genau das ist es: Nicht die bunte indische ferne Kultur sondern nur ein Hauch davon, der ist aber ganz hübsch. Wie eine zarte Annäherung. Ein langsamer Walzer zwischen pudriger und sogar fruchtiger Mandarine und Blumen, Osmanthus ja, die von mir geschätzte Tuberose erlebe ich eher nicht. Keine Würze, kein farbenfroher indischen Spirit. Eine Idee des Westens vielleicht, ein langsamer Tanz ohne die lebensfrohe Kraft der wahren indischen Kultur. Nicht Bollywood, sondern Operette.

Soeben habe ich den Rest aus meinem Pröbchen leer gepumpt. Fertig. Eine kleine feine kurze Duftepisode Indian Garnet nun als abgeschlossenes Kapitelchen in meiner persönlichen Duftgeschichte.