Petunie

Der Auftakt ist würzig-harzig, abgedämpft durch eine cremig-milchige Note mit leichter Frische.

Mmmmh, dachte ich mir----der passt zu mir!! Bin ich doch ein Mädchen mit rauer Schale und weichem Kern ;-)
Also in der Früh aufgesprüht (vorsichtig, wie immer bei neuen Duften, nur 2 Sprüher aufs Handgelenk) und raus in den Alltags-Wahnsinn, dabei spätestens stündlich am Handgelenk inhaliert.

Nach einer Stunde breitet sich langsam hochwertiges Leder aus, die sanfte Cremigkeit verschwindet.

Nun gut, man muß sich durch den Berufsverkehr kämpfen, die grimmigen Gesichter der Fahrer im Stau aushalten, sich Duelle liefern um die einzige Parklücke, die man (und die drei Autos vor und hinter einem) erspäht, schnell zu erwischen ...... da ist so eine olfaktorische Lederkluft nicht schlecht, man fühlt sich stark, draufgängerisch und lässt sich nicht einschüchtern.

Nach etwa drei Stunden wird es leicht kratzig und ich sehe mich ständig um, weil ich das Gefühl habe, ein Raucher (ja, eindeutig männlich) steht direkt hinter oder neben mir - da ist aber niemand.
Am Handgelenk überprüft - tja, der "Raucher" bin ich.
Ich habe schon vor etlichen Jahren dieses Laster hinter mich gebracht, mag aber immer noch den Duft von frischem Tabak sehr gerne.
Und genau diesen rieche ich den ganzen Nachmittag ---- wunderbare Tuscan Zigarre!
Während der Einkaufswagen-Rallye im Supermarkt, beim Kochen am Nachmittag, immer wieder sehe ich mich um, und suche einen Cowboy in Lederjacke mit Zigarre in der Hand, der gefühlt neben mir stehen sollte, aber da spielen mir meine Handgelenke einen Streich.

Irgendwann war es mir zu viel, ich möchte nicht wie ein rauchender John Wayne riechen.
Der Duft ist wunderbar, aber für mich nicht tragbar,
das bin einfach nicht ich.

…. und manches ist dann weg.
Laut dem Weltnetz fasst der Begriff pantha rei die Flusslehre des Heraklit zusammen.
Er postulierte einst, daß ein fortwährender Stoff- und Formenwechsel stattfindet. Eine Metapher für die Prozessualität der Welt.

Nun gut, mich bewog ehrlich gesagt ganz profan, die Kombination von Weihrauch mit aquatischen Noten in der Kopfnote zu einem Test des Duftes, sind das doch meine zwei favorisierten Duftrichtungen, die ich hier erstmals vereint sehe.

Gleich nach dem Aufsprühen ist es zuerst ganz frisch und klar, fast luftig frisch - aber nur wenige Minuten, dann kommt sofort Weihrauch durch mit leicht herber Begleitung. Das dürfte laut Beschreibung der Thymian sein, obwohl ich ihn nicht als solches erkannt hätte.
Nach etwa einer Stunde wird es sehr leise, nur noch ein zartes Säuseln. ich muss schon direkt mit der Nase an meine Haut, um noch etwas zu erkennen.
Es wird zu einem weichen, sanft cremigen Ton, der nur ganz zart angerauht ist - Konkretes kann ich nicht wirklich erkennen. Außer etwas Vetiver (das leicht erdige), fehlt mir der komplette Mittelteil. Es bleibt nur eine zarte Moschus ambrierte Basis.

ich bin wirklich enttäuscht, ein traumhafter Beginn, der sehr schnell verschwindet.
Oder soll es so sein?
Schließlich sagte Heraklit: "Alles fließt und nichts bleibt"

Kennt ihr das: man atmet langsam und kraftvoll, ja fast meditativ, die Luft tief in die Lunge, bis die letzte Alveole prall gefüllt ist........ dann kurzer Atemstillstand.
Schließt die Augen. Vergißt die Welt um sich.
Ein warme Woge wird zur berstenden Welle und breitet sich vom Bauchraum über den ganzen Körper aus. Wärme durchströmt einen vom kleinen Zäh bis in die oberste Haarspitze.
Man hört nichts mehr, man sieht nichts mehr, man denkt nichts mehr.
Das Hirn pulsiert und rauscht, der ganze Körper ist elektrisiert……

So geht es mir beim ersten Hinschnuppern an Neroli Portofino Forte. Und übrigens, ich liebe Neroli – und dieser hier ist mein olfaktorisch-parfumistischer Höhepunkt.

…. Leider ebbt dieses Erdbeben viel zu schnell ab und es bleibt nur eine liebliche cremige Erinnerung, die einen aber lächeln läßt ;-)

Manchmal kann ich wirklich keinen einzigen Kommentar nachempfinden. hmmm..... seltsam.

Eine sehr nette Parfuma schenkte mir eine Abfüllung dieses Duftes, was mein Herz höher schlagen ließ!
Doch dann die Enttäuschung, da ich mir so viel erhoffte:
nichts ist hier frisch,
nichts aquatisch,
kein Creek,
und schon gar nicht Crystal sind zu erschnuppern.
(Bei "Wood" halte ich mich zurück, da ich Ambroxan und manchmal Sandelholz nicht riechen kann.)

Ich rieche von Anfang an GRÜN, grün- blumig.
Da passt alles von Maiglöckchen über Lindenblüten, zu Narzissen usw.
Gerade mal das Veilchenblatt kann ich nachvollziehen, sonst nichts.
Und fast gleichzeitig ist der Duft pudrig unterlegt. Wirklich trocken, weiß, schlicht.
Keine Süße oder Cremigkeit. Keine Würze und kein Harz.

Und daran ändert sich nichts, bis er dann nach spätestens 2-3 Stunden ganz weg ist. Nicht mal in der Kleidung oder den Haaren bleibt er länger.

Der Anfang erinnert an Tilleul oder von Yves Rocher Chevrefeuille .... wobei beide eine bessere Performance bieten.

Nachtrag: angeregt durch einen Blogeintrag, ob "getestet" wirklich getestet bedeutet oder nur mal schnell hingeschnuppert:
Ich habe Crystal Creek Wood jetzt fast eine Woche lang täglich getragen und die ganze Abfüllung (ca. 6ml) versprüht.
Ich trug ihn in der Freizeit, in der Arbeit, beim Sport, beim Relaxen, in der Früh, am Abend - und schnupperte immer wieder an mir, meiner Kleidung, meinen Haaren.
Und nichts hat sich geändert an meinem Eindruck:
da ist keine Wasser-Note, kein Moschus, kein Jasmin.
Es riecht nur 1-2 Stunden hellgrün grasig, paar Frühlingsblümchen, dann leicht pudrig. That´s it.

Ich sage es gleich, tief im Herzen bin ich eine unverbesserliche Romantikerin.
Ich träume heute noch genau so wie vor 30 Jahren in der Pubertät (damals mit hennaroten Haaren, langen schwarzen Röcken und Silberschmuck vom Indermarktstand) vom Weltfrieden, einer sauberen Umwelt, Rettung der Meeresschildkröten und keine hungernden Kinder mehr in Afrika....
Ich träume von Toleranz, länderübergreifendem Verständnis und Freundschaft, daß auf der ganzen Welt kein Kind leidet, niemand zum Weinen gebracht wird, kein Mann ermordert wird, keine Frau vergewaltigt.
Daß wir nachts unsere Häuser unversperrt lassen können, kein Obdachloser mehr auf der Straße schlafen muß, kein Familienvater verzweifelt, weil er aufgrund von Managementstrategien arbeitslos geworden ist....

In den 80ern wurde Benetton mit seinen provokanten Plakaten gegen Rassismus und Intoleranz populär - und ich war damals schon vom Mut dieser Italienischen Gründer-Geschwister begeistert.
Da die Kleidung für mich hochpreisig war, habe ich mir sogar Geld vom Mund abgespart, um eine Benettonjean zu kaufen. Als Statement!
Doch schnell musste ich feststellen, daß die Marke einen snobistischen Charakter annahm, da sich Jugendliche aus gut betuchtem Hause damit von Kopf bis Fuß kleideten - damit ging für mich der revolutionäre Geist dieses Labels leider verloren.

30 Jahre später, vor paar Wochen, schmökere ich online durch Parfumshops und bleibe beim Titel "Stay positive" hängen. Das ist doch MEIN Motto!
Auf der Verpackung des Parfums steht:
"Fight hate, end discrimination.
Release yourself from fear and take a stand.
You can make a difference, because everyone has the power to change things for the better.
It is time to dream of a better world with optimism and positive energy: make it happen.
The first step is to stay positive!
Be inspired by your ability to dream. Because whatever we have now was once a dream. United Dreams."

Ich unterschreibe jedes Wort.
Es ist nicht immer leicht, ich versuche trotzdem stets positiv zu denken, meine Träume nicht aus den Augen zu verlieren, der Verbitterung und Resignation keinen Platz bieten.

Diese Parfum wurde natürlich blind gekauft,.
Ein nettes frische EdT, blumig-zitrisch-orangig. Für die Arbeit gut geeignet - und falls mich jemand danach fragt, kann ich sagen "Stay Positive!!"

Wenn es die Welt besser macht, ist es jeden der lächerlichen 15 Eur wert!