Pollita
Hühnergegacker
vor 3 Jahren - 23.03.2021
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Der perfekte Businessduft? Gibt es den?

Warum suchen viele parfumaffine Menschen nach dem passenden Businessduft? Angefangen beim Vorstellungsgespräch bis hin zum Verkaufsgespräch beim Kunden möchte man schließlich ein entsprechendes Bild abgeben. Welchen Eindruck will ich bei meinem potenziellen Kunden erwecken? Selbstbewusst? Seriös? Kreativ? Stark? Innovativ? Vertrauenswürdig? All diese Attribute und viele weitere sind typisch für das Berufsleben. Welches wir vordergründig betonen möchten, hängt vom individuellen Typus, vom Menschen als solches und natürlich auch vom Beruf und der entsprechenden Situation ab. Bei der Kleidung ist es ja ähnlich. Ein Verkaufsmitarbeiter eines Unternehmens oder eine Person, die eine entscheidende Position in einer öffentlichen Einrichtung ausübt, nimmt seinen Besuch gewöhnlich auch nicht in Sportkleidung oder sexy Abendgarderobe in Empfang. Außer natürlich, Sport oder ein festliches Event sind der Grund des Treffens, was ja auch Teil des Business sein kann. Dazu passen sollte auch der Duft, findet zumindest derjenige, der sich für die Welt der Düfte interessiert.

Die liebe Knopfnase, die kürzlich betonte, dass sie sich mit dem Duft "Victrix" von Profumum Roma besonders stark fühle, hat mich dazu animiert, mich selbst etwas tiefer mit dieser Materie auseinanderzusetzen. Wir befinden uns zwar momentan die meiste Zeit im Home Office und unsere Meetings sind weitestgehend digital, sofern der Beruf das zulässt. Trotzdem, finde ich, kann der Duft dabei unterstützen, ein virtuelles Kundengespräch galanter, selbstbewusster und womöglich auch zielführender über die Bühne zu bringen, sofern er dem Träger das entsprechende Gefühl vermittelt.

Genau darauf kommt es meiner Meinung nach an. Egal, ob man Face to Face zusammenkommt oder rein virtuell. Die Mitmenschen müssen den Duft nicht unbedingt wahrnehmen können. Nein. Der Duft soll den Träger unterstützen, bestimmte Seiten zu betonen, die er im Business zu unterstreichen beabsichtigt. Ob der Duft auch beim Ansprechpartner gut ankommt, weiß man schließlich nie, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Also konzentrieren wir uns am besten auf uns selbst.

Einer meiner liebsten Businessdüfte ist L’Ether von IUNX, den ich auch schon kommentiert hatte. L’Ether ist ein unsüßer Weihrauchduft mit einer Rose, der eher kühl wirkt. Ich selbst mag es gerne mal süßer, doch wenn ich ein Gespräch, etwa mit dem Vorstand oder Geschäftsführer eines Unternehmens führe, dann möchte ich gern alles Mögliche sein, bloß eben nicht süß. Daher würde ich zu einem solchen Anlass auch keinen süßen Duft wählen. Dieser Duft ist für mich trotz seiner kühlen Noten nicht unnahbar, aber er gibt mir ein Gefühl von Seriosität und genau das brauche ich in diesem Moment, um mich wohlzufühlen.

Auch der geschätzte Kollege Cravache betonte mir gegenüber öfter, dass er, je nach Anlass, zu einer anderen Garderobe und somit auch zu einem anderen Duft greift. Genauso handhabe das auch ich. Auch im Job gibt es Situationen, da würde ich einen süßlicheren, für mein Gefühl harmonischeren Duft bevorzugen, als L’Ether es ist. Beispielsweise im Kontakt mit meinen Bestandskunden, zu denen mein Verhältnis schon fast ein Freundschaftliches ist. Da trage ich auch mal einen "Eau Duelle (Eau de Parfum)" oder einen Bois d’Iris von van Cleef & Arpels. Oft fällt meine Wahl auch auf dezente Moschusdüfte, die nicht wirklich parfümiert wirken. Insbesondere dann, wenn ich mich in Situationen befinde, in denen ich mich nicht von einem zu auffälligen Duft ablenken lassen möchte. Dann bevorzuge ich beispielsweise "Silver Musk (Extrait de Parfum)" von Nasomatto oder etwa "Muschio@Santa Maria Novella" von Santa Maria Novella. Sollte tatsächlich mal wieder ein Abendevent anstehen in nächster Zeit, würde ich mich wiederum für ein anderes Parfum entscheiden. Etwa den grünen, leicht süß angehauchten "Paname" von Keiko Mecheri oder den relativ ähnlich duftenden "Douce Amère" von Serge Lutens.

Ich bin überzeugt, den Businessduft gibt es nicht. Und jeder Mensch fühlt sich mit einem anderen Duft wohl, wenn er eine herausfordernde Situation zu meistern hat. Während ich bevorzugt Düfte mit Weihrauch trage (was ich im privaten Bereich übrigens auch sehr gerne tue), fühlt sich ein anderer mit einem klassischen Chypre- oder Fougère-Duft bedeutend wohler. Und wiederum ein anderer Typ Mensch greift ganz selbstverständlich zu einem Lederduft. Das Umfeld sollte uns da nicht beeinflussen. Das Marketing von Firmen oder Influencern schon gar nicht. Solange die Dosis angemessen ist und es nicht allzu quietschsüß und fruchtig wird, ist meines Erachtens auch jede Art von Duft angebracht, finde ich.

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