Ponticus

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11 - 15 von 63
Ponticus vor 11 Monaten 75 59
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Duft
Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Greife lieber zur Kiste voller Rauch!
„Halt! Mein Freund, wer wird denn gleich in die Luft gehen? Greife lieber zur Kiste voller Rauch, dann geht alles wie von selbst.“ Wohl wissend um den wackeligen Wahrheitsgehalt dieses betagten, beliebten und recht bekannten Werbeslogans für Tabakwaren, möchte ich hier nicht die entsprechenden Rauchtabakwaren sondern das neuen Tabakparfüm, Écrin de fumée (Kiste voller Rauch) von Serge Lutens, empfehlen.

Die früher vielfach präsente Tabakwerbung bietet dazu weitere passende Ansatzpunkte. „Ich gehe meilenweit für einen Tabakduft“? Nun gut, soweit würde ich jetzt nicht gehen, aber auf der Suche nach dem „Duft der großen, weiten Welt“, der duftigen „Krone des guten Geschmacks“, des „Geschmacks nach Freiheit und Abenteuer“, vorbei an den „Echten aus Frankreich“ fand ich „den Duft, an dem man nicht vorübergeht“, den Écrin de fumée von Serge Lutens. Der punktet gleich mit „dem besonderen Duft naturreiner Tabake“, einem „Duft, der aus dem Tabak kommt“, mit „Qualität kennt keine Grenzen“, „einem Luxus, den man sich leisten kann“, mit „der Freude, länger zu genießen“ und mit „weniger ist mehr“ was die Duftnoten anbelangt.

Écrin de fumée ist zuvorderst kein Rauch- sondern ein Tabakduft, im weiteren Verlauf noch viel mehr ein Tabakduft und er riecht auch zum Ende hin deutlichst nach Tabak. Dieser komplexe, facettenreiche Tabak ist eine bunte Mischung aromatischer, würziger Tabakaromen mit großer Bandbreite. Der Tabakgeruch ist von Beginn an sehr dicht mit angenehm herb-bittrigen, leicht grün-holzigen Aromen, sehr trocken und mit etwas Rauch. Die beiden zusätzlich zum Tabak angegebenen Duftnoten Rum und Kakao, kann ich explizit einzeln nicht wahrnehmen, aber sicher werden sie ihren Teil zur Mannigfaltigkeit gerade dieses Tabaks beitragen. Mit der Zeit wird die reichhaltige Tabakaromatik noch ausgeprägter, dunkler, wärmer, auch süßer und mit genauso viel Rauch, wie es braucht, um die immer wieder bemühten, aber so passenden Schlagworte wie Opas Pfeifentabak, Zigarrenkiste, Tabaksbeutel, Humidor, Raucher- oder Herrenzimmer zu bemühen. Trotz seiner aromatischen Kraft schmeichelt mir der Duft mild honigartig, sinnlich holzig und mit freundlich rauem Charme. Es scheint althergebracht und bekannt, ist aber aufregend und verheißungsvoll. Der Tabakduft bleibt über viele Stunden gehaltvoll und wird bis zum Schluss (auf Sachen locker bis zum nächsten Morgen) getragen von herb-süßer Wärme und feinem Rauch. Für mich persönlich ist besonders wichtig, geradezu essenziell für das Gefallen, daß diese Kiste voller Rauch (Écrin de fumée) nie ganz voll ist oder gar überläuft.

Natürlich hatte die ehemalige Tabakwerbung den Konsumenten im Auge, auch seine Gesundheit. „Frohen Herzens genießen“, „Leichten Herzens genießen“, „Aktiv leben, vergnügt genießen“, „Genuss ohne Reue“ oder „Erfrischung mit jedem Zug“. Auf wen zielte diese Werbung? Laut den Slogans auf Menschen wie Du und ich, aber vor allem auf moderne, besondere, lebensfrohe, die neue Generation und Menschen mit guter Laune. Was wurde nicht alles versprochen bezüglich Duft und Geschmack: echter, großer, voller, richtiger, besonderer, unvergleibarer, neuer, einzigartiger, bester, viel oder auch Duft/Geschmack der gefällt, der stimmt, der bleibt, der verbindet, der Freude macht, der zu uns passt, Duft mit Charakter, im Stil der neuen Zeit und ohne Kompromisse. Nur auf das optimale Aussehen der Tabakwaren konnte man sich nicht einigen. Propagierten die Einen lang, schlank und rassig, riefen die Anderen nach kürzer, dicker, besser.

„Was man beim Parfümkauf wissen muss, Tabakduft ist ein Genuss“. So hieß es, leicht abgewandelt, auch mal in der Tabakraucherwerbung und kann so gern für den Parfümerwerb stehen bleiben. Auch „Gute Momente kosten wir jetzt länger aus“ passt weiterhin und meint hier nun die locker über 8 Stunden liegende Haltbarkeit von Écrin de fumée, diesem aufregend duftenden Tabakparfüm, vielschichtig und betörend.

Ich selbst bin, bis auf ein paar Zigarren im Jahr, seit Dekaden Nichtraucher. Vielleicht mag ich deswegen Tabakdüfte so sehr. Für alle die sich dennoch gern mal Eine anstecken noch einen Rat der Werbung, dem ich mich gern anschließe: „Zünd sie an – freu dich dran".

Lieben Dank für Eure Begleitung zu einem Werbe-Genre, welches es heute so nicht mehr gibt. Ich sage das ohne Wehmut, aber wohlbeduftet mit Écrin de fumée von Serge Lutens.
59 Antworten
Ponticus vor 12 Monaten 64 53
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Duft
Im Haus der roter Brüder
Natürlich ist wieder mal nicht aufgeräumt, Junggesellenwirtschft eben und der Geruch ist auch nicht vom Feinsten. Kein Wunder, wenn soviel maskulines Potential aufeinander hockt und alt neben jung ungezügelt nebeneinanderher duftet. Die vier anwesenden Brüder in ihren roten Jäckchen stört dies aber wenig, denn ein jeder lebt seinen eigenen Traum von einem eleganten, kultivierten und weltmännischen Träger oder gar einer Trägerin mit denen es galt ins Leben zu treten und die Welt zu erobern. Dennoch erhielt die derzeitige Parfümeurin, Madame Delphine Jelk, volle Aufmerksamkeit, als sie eintrat, um sich nach dem Befinden ihres neuesten Sprößlings, Habit Rouge Rouge Privé, zu erkundigen.

Im Haus der roten Brüder herscht ein rauer Ton vor und so blaffte der Älteste, der Altstar Habit Rouge EdT, dem Neuen ginge es bestens und er hätte es sich neben ihrem letzten, kleinen „Stinker" dem Habit Rouge L'Instinct recht bequem gemacht. L'Instinct zog sich daraufhin beleidigt in seine Ecke zurück. Madame Jelk rollte vorwurfsvoll mit den Augen und fragte, war das jetzt nötig? Wohl wissend, daß von allen 20 roten Brüdern, die jemals hier wohnten, der L'Instinct die schlechtesten Bewertungen von allen erhalten hatte. Also, fragte sie erneut, was ist nun mit dem neuen Rouge Privé, wie macht er sich?

Der Alte, das EdT, räusperte sich erneut. Ich habe hier in den letzten, fast 60 Jahren alle roten Brüder kommen und gehen sehen, einige sind schon tot, andere verschollen oder verbannt. Ab und an taucht mal einer fern der Heimat wieder auf, um auch gleich wieder zu verschwinden. Um ihren derzeitiger Schützling, den Rouge Privé brauchen sie sich aber nicht zu sorgen. Dieser dralle Wonneproppen ist voller Saft und Kraft und gebärdet sich recht ungestüm. Das imponiert nicht nur mir.

Herb, frisch und zitrisch startet er los mit einer gewaltigen Willkommenspräsenz von vollreifen, prallen Bergamottefrüchten. Deren ölige Zesten der aromatischen Schalen begrüßen uns dabei kraftvoll spritzig mit einer feinsäuerlichen und bitterschaligen Fruchtaromatik. Es ist ein Fest der Sinne für Liebhaber kräftiger Zitrusaromen und hat ein wenig von „mit der Tür ins Haus fallen“, aber leise anklopfen war noch nie eine Stärke der roten Brüder.

Da lege ich gleich noch einen nach, meldet sich der ungestüme Racker Rouge Privé selbst zu Wort. Die üppige Präsenz der Bergamotte verbirgt gerade zu Beginn meine opulente dunkle Ledernote, die, nachdem sich alle an der reichhaltigen Zitrik satt gerochen haben, nach ca. einer Stunde die Führung übernimmt. Es ist ein markantes, warmes Leder mit den rauen, charakteristischen Facetten von neuem, ungebrauchten Wildleder, dabei aber weich, samtig und anschmiegsam wie feinstes Nubukleder. Dieser angenehme und robuste Ledergeruch bestimmt nun über ein paar Stunden das Geschehen, wobei im Hintergrund die Bergamotte präsent bleibt. Mit den Stunden wird das Leder dann immer schwächer und ein Hauch, wirklich nur ein zarter Hauch einer dunklen Vanille durchdringt die bis zum Schluss anwesende schalige Zitrik der Bergamotte.

Ja, mit der Vanille haben sie, Madame Jelk, beim Rouge Privé tüchtig gespart, warf die Ikone Habit Rouge EdP ein. Wir, die erfolgreichen roten Brüder, stehen in der Gunst unserer Träger für den dynamischer Dreiklang von bitterer Zitrik, samtigem Leder und aromatisch süßlicher Vanille. Dafür lieben die Kunden uns und halten uns seit Jahren die Treue. Warum der so hoffnungsvoll startende Rouge Privé von ihnen hintenraus so abgewürgt wurde, bleibt uns ein Rätsel. Dennoch ist er unser Bruder mit seiner außergewöhnlich intensiven, bitterschaligen Eröffnung, der anschließenden angenehmen, kräftigen und gehaltvollen Ledernote und dem Anflug einer aromatischen Vanille. Leider verausgabt er sich zu Beginn recht stürmisch, so daß ihm, schneller als uns, die Puste ausgeht. Madame Jelk ficht dies alles nicht an, aber wer weiß schon, unter welchen Zwängen sie selbst steht?

Ich persönlich halte Rouge Privé für einen sehr guten Duft, schon komponiert nach Vorlage des alten Habit Rouge um auch den Namen zu rechtfertigen und dennoch eigenständig. Im direkten Vergleich würde ich aber immer zum Habit Rouge EdT oder EdP greifen. Diese sind ausgewogener, komplexer, duften grandios, haben eine etwas besser H/S, ein wesentlich besseres Preis-Leistungsverhältnis und sind sogar im direkten Preisvergleich wesentlich günstiger. Das bestärkt mich weiter in meiner Einschätzung, Habit Rouge EdT/EdP sind absolut großartige, imposante und einzigartige Düfte!

Lieben Dank für die Begleitung zu dieser Neuentwicklung aus alten, bewährten Duftgefilden!
53 Antworten
Ponticus vor 1 Jahr 68 58
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Duft
Fabelhaft altmodisch !
Der Herrenduft Caractère EdT ist seit mehr als 33 Jahren das dufttechnische Flaggschiff der Modemarke Daniel Hechter und wie „böse“ Zungen behaupten, passt Caractère als Old Schooler oder gern betitelter Opaduft immer noch hervorragend zur gängigen Mode von Hechter. Nichtsdestotrotz war Daniel Hechter seit der ersten Laufstegpräsentation 1962 in Paris sowie der Kreation eines Lifestyles nach dem Savoir-Vivre-Zeitgeist stilprägend und mit dem Motto „Mode für jedermann“ bis heute erfolgreich.

Caractère EdT beginnt herb-frisch, kräftig kräuterkrautig und etwas zitrisch. Die Frische wird recht zügig von den erdigen, grünen, etwas bittrig-muffigen Noten der Gattung Artemisia eingefangen, die mit ihren Beifuß und Wermutakkorden auch an einen guten trockenen Dry Martini erinnern, in jedem Fall aber Appetit darauf machen.

Die schroffen Spitzen des Anfangs werden im Verlauf der ersten Stunde gut abgemildert und durch weitere grünwürzige Töne, insbesondere aber durch die aufkommende süßlich-blumige, auch honigwürzige Blütenaromatik des feinen Jasmins und der kernigen Gartennelke ergänzt. Dabei ist der Geruch nie süß, immer im Grundton krautig-blütig. Im Hintergrund ist schon das weiche, moosig-erdige Geruchsbett des Eichenmooses zu bemerken, wobei der Duft aber keine Eile hat, die Vereinigung des herben, ledrig-holzigen Aromas dieser Schlauchpilzflechte mit dem balsamischen Holz der Zeder und dem rauen Lederdeckchen zu vollziehen. Dies bleibt dem lange anhaltenden, dichten und dunklen Schlußakkord vorbehalten, wobei der kleine, eher schüchterne Biber unter dem derben Lederüberwurf des Vereinigungsbettes Schutz sucht und zum Ende hin dem Duft als späte, aromatische Wärmflasche dient.

Ja, so können auch Opas riechen. Sie beweisen damit einen guten, gefestigten Geschmack.
Ja, so könnten auch junge Erwachsene riechen. Vielleicht ein Zeichen, daß sie schon Männer sind.
Ja, um Caractère zu tragen sind Eier von Vorteil, auch Brusthaar kann nicht schaden.
Ja, es ist für Männer! Und für burschikose Frauen in Latzhosen, gern mit Haaren auf den Zähnen.

Parfümdüfte der Art wie Caractère, Aramis oder Konsorten, aber auch 4711, Chanel Nº5 oder ähnliches, haben es in der saloppen Positionierung schwer. Im Überschwang jugendlicher Euphorie und Selbstüberschätzung oder auch im klimakterischen Jugendwahn der Selbstverliebtheit älterer Damen und Herren wird zu oft unüberlegt abwertend mit einer unmodernen Einordnung hausiert. Düfte von Gestern sind aber weder altbacken noch antiquiert, noch sind sie nur für Oma und Opa. Genauso wenig ist jedes Vintageparfüm die Geruchsoffenbarung eines großen Duftklassikers. Vielleicht sind manche dieser Düfte nicht mehr zeitgemäß, aber Zeiten ändern sich genau wie die Moden. Gerade aber in der Mode, sagt man, soll alles einmal wiederkommen und so bin ich recht optimistisch für Zukunft derartige Düfte, denke aber gleichzeitig mit Schrecken an die derzeit wieder angesagten Schlaghosen meiner Jugendzeit!

So bin und bleibe ich gerne etwas altmodisch, schaue auch ein wenig nostalgisch zurück im Angesicht des Caractèreparfüms, dessen Flakon mittlerweile längst wieder retro ist und freue mich über solche, etwas vergessene Schätze, insbesondere da Caractère EdT immer noch für einen sehr moderaten Preis gekauft werden kann.

Einen herzlichen Dank an alle, die vorbei geschaut haben.
58 Antworten
Ponticus vor 1 Jahr 74 62
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Alles nur rote Parolen?
„Von den Besten lernen, heißt siegen lernen!“ Wer würde dieser Parole nicht zustimmen? In ihrer ursprünglichen Form wurde sie, außer vielleicht zu Zeiten Gorbatschows, im Osten damals nur milde belächelt. Auch später und nun auf Russland bezogen lief der Spruch eher unter Komik. Mittlerweile ist aber sogar das Lächeln erstickt.

„Lernen, lernen nochmals lernen!“ Ein russisches Parfümhaus hat, mit studierenden Blicken nach Paris, dennoch von den Besten gelernt. Diese 1864 gegründete Fabrik erhielt 1922 ihren noch heute gültigen Namen Nóvaya Zaryá (Neuer Star) und brachte dann 1925 das Parfüm Krasnaya Moskva (Rotes Moskau) heraus, zeitgleich mit Guerlains Shalimar. Während das Shalimar eine Neuschöpfung war, war Krasnaya Moskva lediglich eine Umbenennung des seit 1913 in der eigenen Fabrik erschienenen Parfüms Le Bouquet préféré de l'Impératrice (in etwa: Favoriten des kaiserlichen Blumenstraußes). „Ohne Gott und Sonnenschein bringen auch wir die Ernte ein!"

„So wir wir heute sprühen, werden wir morgen duften!“ Das ist sicher ein wenig übertrieben, aber Opulenz und Kraft sind diesem russischen Parfüm zu eigen und dies auch noch in der derzeitig erhältlichen Version. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hervorragend.

„Diesen Duft in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf!“ Die Dufteröffnung von Krasnaya Moskva ist gewaltig. Wie ein lauter Knall der eine würzige und von Turbulenzen wirre Wolke von Blumen und Blüten freisetzt, die in ihrer Intensität sicher einer Vielzahl von Aldehyden geschuldet ist und in der jede Duftnote die Erste sein will. Es kommt mir so vor, als müßten diese sich erst ordnen und ihren eigenen Platz finden, um zu einer gemeinsamen Aromatik zu gelangen.

„Sprühe mit, dufte mit, genieße mit!“ Nach geraumer Zeit kommt jedoch Ordnung in die Sache. Ein üppiger Blütenduft, gestützt durch die verschiedenen Aldehyde, lässt Begeisterung aufkommen. Das Aroma ist intensiv blumig, süßlich mit honigartigen Anklängen und mit ganz leichter Frucht. Dabei ist eine krautige, bitter-seifige Nuance eher zu erahnen als wirklich zu bemerken. Der Geruch ist tiefgründig, recht schwer und für Liebhaber betörend-sinnlich und verführerisch.

„Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ Der Anfangssturm ist längst vergangen, Krasnaya Moskva ruht nun gewichtig in sich und verbreitet linear und beständig sein blütiges Bouquet. Zurückgesehen wird nicht, dafür schaut der blumige Akkord mit seiner zarten Rose in Front schon mal Richtung Horizont, an dem eine würzig-warme und dunkle Vanille erscheint.

„Schluss mit der gourmandigen Hochrüstung – für die Rückbesinnung auf klassische Werte!“ Der bisherige Parfümverlauf hat es schon gezeigt, Düfte dieser Art brauchen keine überladene Süße, um über so viele Jahre die Anerkennung zu erhalten. Das schaffen sie vor allem mit Charakter und Beständigkeit. So bleibt es auch im Übergang zur Basis von Krasnaya Moskva. Eine aromatische, warm-würzige Vanille übernimmt nach vielen Stunden den Taktstock um sich vor dem weiter intensiv duftenden Blütenorchester wundervoll zu präsentieren. Moderat süßlich und sehr sinnlich wird sie dabei pudrig von Iris und zusätzlich würzig-vanillig von Tonkabohnen unterstützt.

„98 Jahre Krasnaya Moskva – alles mit dem Duft, alles durch den Duft, alles für den Duft!“ Nur wenige Parfüme, die es heute noch zu kaufen gibt, erreichen auch nur annähernd dieses Alter! Es sind Düfte einer anderen Zeit und von besonderer Qualität, gern mit Alleinstellungsmerkmal und oft ist auch Glück mit dabei. Krasnaya Moskva gehört dazu. Ein eigenes Urteil kann sich, gerade in diesem Falle, ein jeder heutzutage mit wenig Aufwand selbst einholen. „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!“

„Wer zu spät kommt, den bestraft auch hier das Leben!“ Natürlich, wie viele andere Düfte könnte Krasnaya Moskva eingestellt werden, gerade auch in der heutigen Zeit. Vielleicht wird es auch weiter und diesmal zum Schlechten verändert? Für Liebhaber dieser Duftrichtung wäre da ein so preiswerter Kauf sicher eine Überlegung wert.

„Gemeinsam für Frieden und Parfümgenuss!“ "Für Klassiker und Vintagedüfte – seid bereit!“ Wir sind in der glücklichen Lage hier in Deutschland friedlich in Stadt und Land miteinander zu leben. Dabei können wir, unter anderem auf Parfumo, unserer Parfümleidenschaft einträchtig frönen. Sehr viele von uns wären aber sicherlich noch zufriedener, wenn so mancher Vintageduft oder Parfümklassiker auch heute noch in alter Qualität erhältlich wäre. Das mußte zum Schluss mal gesagt werden.

„Meine Hand für mein Produkt!“ Dankeschön für's Lesen meines Beitrags.

62 Antworten
Ponticus vor 1 Jahr 95 70
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Haltbarkeit
9
Duft
Mit Liebe gemacht !
Meine liebe Oma ist schon vor etlichen Jahren in einem gesegneten Alter von 94 Jahren verstorben, war bis zum Schluß geistig fit und hatte nur mit leichten, körperlichen Blessuren zu kämpfen. Ich selbst verbrachte die ersten Lebensjahre haupsächlich bei ihr auf dem Dorf, später jede Ferien und noch viel später wohnte meine Oma bei uns in der Stadt, als ihr eine eigene Haushaltsführung nur noch sehr eingeschränkt möglich war.

Mit der Zeit verblassen viele Erinnerungen an sie, ob man dies nun will oder nicht. Manche Begebenheiten sind aber präsent wie eh und je. Eine davon ist die Art und Weise der Zubereitung eines Puuudings. Und genau so sprach meine Oma dies aus, Puuuding, lang gezogenes, mindestens dreifaches uuu, niemals Pudding. Dies ist bis heute bei uns so geblieben, ein gutes Dessert erhält die Aufwertung Puuuding, eine schlechte Nachspeise ist ein Puddding!

Genau wie von Dr.Oetger gab es diese Speise früher in der DDR vor allem aus der Tüte, nur nicht mit so viel Werbung und nicht in bunt (einfach nur Schokopudding mit Vanillesoße oder Vanillepudding mit Schokosoße).

So lange ich zurückdenken kann, machte diese herzensgute Frau solcherlei Spezialitäten oft und gern für uns Enkel und vor allem für mich, denn ich war eindeutig ihr Lieblingsenkel. Wobei ich mich derer konkreten Herrichtung vor allem in der späteren Zeit erinnere, als die Hauptperson für den Puuuding nicht mehr ich, sondern schon längst meine Kinder, sprich ihre Urenkel, waren.

Das Kochen des Puuudings war für meine Oma fast ein Tagwerk. Natürlich trieb sie nichts, hingegen war es vor allem die Liebe, die sie zeitlich investierte und die sich unter anderem im unentwegten Rühren der Milch, der Soße und der Puuudingmasse offenbarte. Jedesmal nach einer Verfeinerung mit etwas mehr Zucker, Butter oder Eigelb wurde erneut ausgiebig gerührt und es dauerte locker zwei/drei Stunden bevor das Ergebnis in vorbereitete, kalte Schüsseln zum auskühlen kam. Das sprichwörtliche „mit Liebe gemacht" traf hierbei ins Schwarze.

Die gesamte Zeit lag über der Küche ein unwiderstehlicher Schoko/Vanille-Geruch, der auch dem mittlerweile festen Puuuding und der Soße entströhmte und am intensivsten war, wenn man das Beste, die harte Oberflächenhaut, ablöste und „verkostete“. Das reine Verspeisen und Genießen einer vollen, kleinen Kompottschale war dann nur der cremig-süße Abschluß eines gourmandigen Erlebnisses, das untrennbar mit meiner Oma und ihrer Enkelliebe verbunden war und ist.

So jedenfalls erinnere ich mich genußvoll an jene Tage und meine erste Begegnung mit Choco Musk von Al Rehab war wie ein Fingerzeig darauf. Satte, kräftige Karamellmilchschokolade trifft im Duft auf cremige, warm-weiche Vanille und sorgt für Pawlowschen Speichelfluß. Der wiederum macht Appetit auf mehr und führt bei den meisten Menschen zu angenehm, glücklichen Momenten und läßt vergessen, daß es eigentlich um ein Parfüm geht. Dabei riecht es gar nicht nach Parfüm, es riecht nach Schokopudding, nach Pfannkuchen, cremiger Schokoladentorte, Nougatcreme, Krapfen und heißem, rahmigen Kakao. Im weiteren Verlauf passiert duftmäßig nicht mehr viel, das schokoladige, süß-gourmandige Aroma steht wie ein Fels, wird mit der Zeit etwas gefälliger, aber bleibt wunderbar köstlich und verlockend über mindestens 7-8 Stunden erhalten. Ein Traum für alle Leckermäulchen!

Choco Musk als Parfüm einzusetzen kam für mich bisher kaum in Frage, denn ich mochte nicht unbedingt riechen wie ein Brownie oder wie ein Schoko-Puuuding, auch wenn ich ansonsten gern mal zum Anbeißen bin. Vor geraumer Zeit hat meine Frau, mehr aus Jux, mal den Choco Musk aufgesprüht. Sie, eine überzeugte N°5 Trägerin, hat an diesem Tag im Gymnasium gleich zwei erstaunte, aber für sie anerkennende Äußerungen erhalten! In ihrer Nähe würde es heute so lecker nach Pfannkuchen riechen, was gleich gute Laune aufkommen läßt! Seither hat sie sich schon des öfteren bei Choco Musk bedient und ist recht angetan.

Ich sehe den Duft dennoch eher als persönliche Belohnung für einen stillen Single-Abend, für eine zweisame Entspannung am heimischen Herd oder zur Unterstützung jedweder kulinarisch-köstlichen Schlemmerei. Ein Konzeptduft halt, der fabelhaft nach Schokoladenpfannkuchen riecht. Ob Choco Musk mit Liebe gemacht wurde, weiß ich nicht zu sagen, Omas Puuuding war es. Der Duft dieses Parfüms aber erinnert mich immer an die Liebe meiner Oma zu ihren Enkeln und Urenkeln und an wunderbare Erlebnissen aus meiner und ihrer Kindheit.

Herzlichen Dank für das Lesen und gönnt Euch mal wieder was, vielleicht auch einen Puuuding oder einen Spritzer Choko Musk, garantiert ohne Kalorien!
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