Rosenberg

Rosenberg

Rezensionen
Rosenberg vor 1 Monat 2
10
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ermutigung
Meine erster Amouage, vermutlich auch mein bester Freund unter den Düften dieses Hauses. Es ist keine Liebe, hier wird nicht gekuschelt. Aber wir verstehen uns gut, zumindest glaube ich ihn gut zu verstehen in seiner Vielschichtigkeit und seiner Geschichte.

Ihn herunterzubrechen auf "waldig-würziger Oud-Leder Duft" würde ihm nich gerecht werden. Er ist zumindest in seiner Konzeption angelehnt an die Seidenstraße und die auf ihr historisch gehandelten Gewürze. In seiner dunkelgrünen Aufmachung umgibt ihn die Atmosphäre eines Nadelwaldes, aber er ist mehr.

Epische Dichtung ist neben ihrer oft erschlagenden Länge dafür bekannt, dass sie die Austragung komplexer und bedeutsamer Konflikte beleuchtet, an denen oft göttliche Akteure beteiligt sind (siehe z.B. die Ilias oder das Mahabharata).

Nun ist Epic nicht so sehr eine Hommage an "Konflikt und Auflösung" wie etwa der Interlude. Er kommt aber auch nicht mit einer gehissten weißen Flagge. Vielmehr ist er jemand, der einem Mut macht, notwendige Konflikte auszutragen - sei es mit sich selbst oder mit anderen. Was die erwähnte Vielschichtigkeit angeht: Auch nach vielfachem Tragen, lassen sich neue Facetten an ihm entdecken. Und er bleibt loyal, bis man ihn abwäscht.

Ich trage ihn nicht täglich, dafür ist er zu besonders und zu anspruchsvoll. Dennoch (oder viellaucht auch deshalb) hat er es geschafft, bei mir einen ewigen Sitz zu kriegen. Der kommt nicht mehr aus meiner Sammlung. Eine absolute Empfehlung für alle, die sich an komplexere Nischendüfte wagen möchten.
0 Antworten
Rosenberg vor 1 Jahr 5 1
10
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
9
Duft
Zu schön, um wahr zu sein
Erster Eindruck: Eine alte Bibliothek mit Klassikern in Ledereinbänden und einem Interieur, das an die Bodlein Library in Oxford erinnert. Etwas mysteriös und 5 vor ehrfurchtgebietend. Kurz habe ich mir überlegt, ob das mein nächster Signaturduft werden soll. Spoiler: Er ist es nicht geworden.

Von Haltbarkeit zu sprechen ist bei dem Duft oxymoronisch: Nach kaum zwei Stunden ist er weg. Um die Sillage steht es fast noch schlechter. Nach kaum einer halben Stunde ist der Duft nur noch wahrnehmbar, wenn man direkt an der Aufsprühstelle riecht. In Kombination mit der Preisklasse dieses Parfums wäre ein Kauf einfach ein wenig fahrlässig.

Wie schade - der Duft selbst (nicht das Parfum als Ganzes) verdient nämlich seine Beliebtheit: Selten bin ich so überrascht von einem Duft, dass ich ungläubig nochmal teste, ob ich mir nur einbilde, dass er so gut riecht. Bei Oud Wood war es der Fall. "Man soll gehen, wenn es am schönsten ist" ist leider Teil seines Programms.
1 Antwort
Rosenberg vor 2 Jahren 15 4
8
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
In den Fußstapfen des Eau Très Fraîche
Givré(e) bedeutet auf Französisch unter anderem "vereist, mit Eiskristallen besetzt", was sich im Marketing dieses Flankers auf der eisbesetzten Zitrone niederschlägt. Der Duft ist statisch, leicht und kühl. Die zitrische Komponente hält erstaunlich lang an. Alle Duftnoten riechen für mich natürlich, auch wenn gerade die Zitrusnote synthetisch sein muss, da kein Zitronenöl an der Luft so lange seinen Duft behält. Aber es handelt sich hier ja auch eher um eine vereiste Zitrone, bestimmt gelten für diese andere Naturgesetze. :-)

Die Verwandtschaft zum Eau de Toilette ist hintergründig erkennbar, wenn man nach ihr sucht. Von dieser abgesehen empfinde ich wenig Ähnlichkeit zu Jean-Claude Ellenas Vorgängerfrischling in der Terre d'Hermès Reihe, dem Eau Très Fraîche. Das Eau Givrée scheint als dessen Ablösung konzipiert zu sein, da Eau Très Fraîche seit einiger Zeit nicht mehr bei Hermès erhältlich ist. Dass mit Christine Nagel diesmal jemand anderes am Werk war, wird dezent durch den andersartigen Verschluss des Flakons suggeriert, der sich bisher im Original (sowie in den Flankern) durch Drehen vertikal verstellen ließ. Ich persönlich würde das Eau Très Fraîche aufgrund schöner assoziativer Erinnerungen vorziehen - die Performance vom Eau Givrée scheint jedoch etwas besser zu sein, was bei Sommer-Düften natürlich eine Besonderheit ist.

Alles in allem ein schöner, unaufdringlicher Duft, der sein volles Potenzial bei einem mediterranen Urlaub entfalten dürfte.
4 Antworten
Rosenberg vor 2 Jahren 5 1
4
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Sanfter Ernst
Aqva pour Homme war eins meiner ersten Pröbchen. Der Duft hat etwas Dunkles, Ernstes, vielleicht auch Professionelles an sich. Jedenfalls sprühte ich ihn an einigen bedeutsamen Tagen auf meinen Hals: Ein solcher Tag war z.B. eine Reise zu einem Auswahlverfahren für einen Masterstudiengang oder eine andere zu einer Forschungs-Tagung in Berlin. Wenn ich jetzt an ApH rieche, steigen Fragmente dieser Erinnerungen hoch aus dem dunklen inneren Meer ins luftige und klare Bewusstsein. Ein tiefer Duft, besonders wenn man ihm eine Stunde Zeit gibt, damit er das pieksend Salizige der Kopfnote loswird. Wahrscheinlich ist es der Amber, der dem Duft dann eine zurückhaltend sanfte Richtung gibt. Noch bin ich mir nicht sicher, ob ich über den unselbstständigen Flakon und die Kopfnote hinwegsehen/-riechen möchte, und diesen Duft zu meinem ständigen Sommerbegleiter machen will. Es sind wohl noch ein paar Feldtests nötig :-)
1 Antwort