Royalscents

Schon immer hatte ich Freude an Musik, Rhythmus und Klängen. Zwar musste ich als Kind jahrelang zum Klavierspielen wöchentlich aufs neue animiert werden, jedoch wusste ich dies schließlich erst Jahre später zu schätzen.

Vor etwa drei Jahren ist es dann geschehen. Auf meiner damaligen Mission, für einen guten Freund in Europas größtem Musikhaus einen Gutschein zu kaufen, entdeckte ich ein wahres Gitarren-Eldorado. Bis dato noch nie in die Verlegenheit gekommen die Saiten eines Zupfinstrumentes anspielen zu dürfen, juckte es mich doch plötzlich in den Fingern. Keines Akkordes mächtig, musste der Verkäufer herhalten und ich verschaffte ihm die Ehre eine Akustikgitarre nach der anderen anzuspielen. Und da war sie nun. Eine schwarze Art & Lutherie! Nicht aus Fernost, sondern Handmade aus Canada, imponierte Sie mit Ihrem Klang und Verarbeitungsqualität. Sie bettelte nahezu um ein neues Zuhause. Ich konnte ihr nicht widerstehen.

Mehrere VHS - Kurse wurden besucht und meine Mitmenschen mit krummen Tönen beim üben terrorisiert, um die klassischen Lagerfeuersongs zu erlernen. Zu einem wahren Virtuosen werde ich es sicherlich nicht mehr in diesem Leben bringen, aber darum geht es auch nicht. Es geht um die Freude am spielen und den harmonischen Tönen, welche ich durch das schwingen der Saiten nun zu erklingen weiß.

Dies erinnert mich stets an Prada - Luna Rossa Extreme. Ein Ton alleine macht noch keinen Akkord und eine Duftnote noch kein Parfüm! Vielschichtig formt sich ein Duftakkord zu einer wundervollen Melodie.

Präsentes Bergamottearoma weicht wundervollen Lavendelnoten, gepaart mit Bourbon-Vanille. Ambra und ein Hauch von Honig machen sich breit. Frische Noten erinnern an Gin Tonic an der Strandbar.

Die Sillage ist sehr langanhaltend und begleitet sicher über den ganzen Tag.

Zwei Sprüher ins Haar und zwei auf den Hemdkragen vollführen die Verwandlung eines jeden Trägers in einen verführerischen italienischen Gondoliere mit der Gitarre in der Hand...

Zu keinem Zeitpunkt überladen, aufdringlich oder gar willkürlich austauschbar.

Ohne dass man sich einen großen Kopf machen muss, was Mann heute tragen möchte, welche Jahreszeit vorherrscht und was auf der Tagesordnung steht, findet man in Luna Rossa Extreme einen stets passenden Begleiter der zu beeindrucken weiß!

Wenn es um die Auswahl der Kochgerichte im Winter geht, stehen Eintöpfe an der Spitze der Beliebtheitsskala. Das lukullische Ergebnis hängt letztlich auch davon ab, welche Zutaten man bereit ist in den Topf zu geben. Die Kunst besteht darin aus natürlichen Zutaten ein in sich stimmiges und ehrliches Gericht zuzubereiten.

Die Auswahl an Kräutern und Gewürzen ist schier unendlich groß, doch wer zeigt hierfür heute noch ernsthaftes Interesse und wäre in der Lage diese blind zu erkennen. In unserer sich schnell drehenden Welt ist es populär sich kaum noch Zeit für das Einzelne zu nehmen und es geht oftmals vielmehr darum, noch mehr Dinge (wenn auch notgedrungen dann nur halbherzig) erledigt und erlebt zu haben.

Das günstige Fleisch vom Discounter und bunte Zaubertüten ohne künstliche Geschmacksverstärker, stattdessen mit Hefeextrakt und allerlei weiteren lauten Werbeversprechen ermöglichen es doch scheinbar. Wozu sich also die Mühe machen, Markknochen auszukochen, Lorbeerblätter, Muskat und all die anderen wundervollen Aromen zu einem perfektem Ergebnis zu kombinieren!?

Doch halt - wo ist er hin? Wie hat die Großmutter es damals nur geschafft, diesen vertrauten und doch fast vergessenen leckeren Geschmack zu zaubern? Nun ganz einfach! Sie war mit der Leidenschaft infiziert, sich von klein auf und stetigem Wissensdurst mit der Grundessenz guter Speisen zu befassen. Keine Geschmacksverstärker oder Zeitdruck. Der schier riesige Topf wurde für mehrere warme Mahlzeiten reichend immer wieder aufgewärmt und über mehrere Tage geleert. Von Tag zu Tag schmeckte es besser - wie wunderbar!

In der Duftwelt lassen sich so viele Parallelen ziehen.

Parfümeure arbeiten über Jahre hinweg hingebungsvoll um die perfekte Kombination aus Essenzen zu finden. Ein Schnellschuss ist genauso obsolet wie minderwertige Ingredienzien im großen Wurf. An fertige Gewürzmischungen zum aufreißen und einrühren, wie es in den meisten seelenlosen Einbauküchen mit glatten Oberflächen auf der Tagesordnung steht, ist nicht zu denken.

In Ausnahmedüften wie Creeds - Royal Mayfair ist keine Eindimensionalität zu finden, welche leicht und schnell synthetisch und lieblos zusammenzumixen wäre. Stattdessen findet sich hier die Leidenschaft (ähnlich dem Eintopf der Großmutter) für hochwertige Zutaten und dem wertigem Ergebnis wieder.

Ein Anflug von Limetten gepaart mit dem Duft grüner Kiefernnadeln und dem von der Natur kunstvoll geformtem Geflecht der Tannenzapfen nach einem Regenschauer macht sich breit. Wie nach einem reinigendem Gewitter wird der Weg für sehr präsente Eukalyptusnoten geebnet. Keineswegs scharf oder unangenehm an Bronchialbonbons erinnernd, vielmehr dezent und neugiererweckend. Was folgt ist ein langer Spaziergang durch den Wald an dessen Lichtung sich die Zitrone zur warmen saftigen und fruchtigen Orange verwandelt hat.

Welch ein großartiger Streifzug!

Von Zeit zu Zeit überkommt es mich einfach. Wie ein Magnetfeld seine Anziehungskraft auf ferromagnetisches Metall, so übt eine Parfümerie eine ebensolche auf mich aus. Tempel voll mit wertigsten Glasflakons und oftmals noch kostbareren Inhalts, ziehen mich immer wieder magisch an.

Sei es wie es sei, heute war es wieder einmal soweit.

Als ich bereits vor knapp einer Woche testweise "by Kilians" -Intoxicated auf mein Handgelenk sprühte, war es bereits zu spät und um mich geschehen. Doch der Reihe nach...

Erinnerte diese Perle der Parfümeurskunst zunächst an einen ähnlichen Duft einer Kette welche Ihre Waren mit Nummern zu benennen pflegt, so entwickelte sich Intoxicated doch rasant schnell weiter. Keineswegs synthetisch wie das zunächst im Gedächtnis verknüpfte Odeur, sondern auf edelste Art und Weise.

Man wird Zeuge eines unfassbaren Spagats aus gourmandigen Noten, welche am ehesten an noch heißes Karamell erinnern sowie an frisch geröstete äthiopische Mokkabohnen.

Die Entwicklung auf dem Teststreifen faszinierte mich so sehr, dass mein Hunger an weiteren Entdeckungen für diesen Tag gestillt war. Ich musste diesem grandiosen Duft ermöglichen, sich auf meiner Haut zu beweisen. Es war schlichtweg nicht möglich davon abzulassen, im Minutentakt diesen einen Sprüher auf meinem Handgelenk zu erkunden. Zu den gourmandigen Noten gesellte sich der würzige Rauch eines offenen Feuers im nebligem Herbst, welcher sich förmlich in meine Haut einzubrennen schien.

Als ich heute morgen (ganze sechs Tage später) meine schwere Winterjacke anzog, war er plötzlich wieder präsent! Dieser im Bund des Ärmels wahrnehmbare wundervolle Geruch gibt immer noch seinen Royal anmutenden Duft preis.

Die Magie von Intoxicated führte mich schließlich heute wieder in die wohl schönste Parfümerie meiner Heimatstadt. Nun ist er also mein und es fühlt sich großartig an.

By the way..... ,ungeteilte Aufmerksamkeit zu erfahren ist ein inzwischen leider selten gewordener Hochgenuss. Nach dem ersten Einkauf bereits mit dem Nachnamen verabschiedet zu werden ist ein wohltuendes Erlebnis. Es lebe die Perlen des Einzelhandels, für die ich gerne bereit bin den möglichen Mehrpreis zu zahlen.

Schlendert man durch die Spirituosenregale der Supermarktketten, so findet man meterweise Auswahl an gefälligen Single Malt Whiskys. Zumeist auf 40% vol. herunter reduziert auf Trinkstärke, finden die meisten Flaschen ein neues Zuhause.
Die wahren Kenner des "uisge-beatha" bevorzugen oftmals jedoch Einzelfassabfüllungen in Fassstärke. Unfiltriert und ohne Zuckerkulör. Kein Fass gleicht dem anderen und man begibt sich auf eine schier unendliche Entdeckungsreise durch die Aromenvielfalt.

Von A nach B zukommen fällt heute nicht mehr schwer und Geschwindigkeit zählt. So ziehen auf Hochgeschwindigkeitstrassen oder Autobahnen die Landstriche nur so an uns vorbei und der Weg ist längst nicht mehr das Ziel.

Sich in schnellem Tempo durch die Welt des Whiskys zu bewegen wäre nicht nur töricht sondern auch grob verantwortungslos. Das "Wasser des Lebens" ist der König unter den hochprozentigen alkoholischen Getränken und er hat es verdient mit Bedacht und Aufmerksamkeit umschmeichelt zu werden.

Hier kommt nun Guerlains - Santal Royal ins Spiel und ich knüpfe nahtlos an. Königlich umschmeichelt er mich und ist mein Begleiter auf der Reise durch den ganzen Tag. Ohne Gehabe weiß sich der königliche Duft stets in allen Situationen zu benehmen.

Anfangs begegnen einem warme Honignoten. Das Bienenvolk hat Ihr bestes gegeben um Ihre Königin zu umsorgen. Vermutlich stand der Bienenstock neben Jasminspalieren und Rosengewächsen....

Es erinnert an das Reisegepäck eines englischen Gewürzhändlers (in Form eines edlen Lederkoffers) welcher seinen Duft verströmt.Am Morgen war er noch beim Barbier und man nimmt Sandelholznoten wahr. Er ist auf dem Weg ins Königshaus um Zimt und andere kostbare Gewürze zu überbringen..... Eine wahrlich königliche Kombination!

Guerlain hätte keinen treffenderen Namen finden können!

Wem geht es nicht so. Man möchte sich möglichst nur mit den schönen Dingen im Leben umgeben, an deren Perfektion man Freude hat. Wenn man es sich aussuchen kann, verweilt man lieber mit angenehmen Zeitgenossen und trifft sich mit echten Freunden.

Es kommt nicht darauf an wieviel man besitzt, sondern von welcher Qualität. Auch wenn es noch so altmodisch sein mag ohne Smartwatch unterwegs zu sein, so treibt es mir immer ein freudiges Lächeln ins Gesicht, wenn ich den Sekundenzeiger meiner mechanischen Armbanduhr mit einer Frequenz von 28.800 A/h sanft über das Ziffernblatt laufen sehe. Die paar Sekunden an Nachlauf pro Tag, nehme ich Ihr nicht übel.

Genauso ist es bei meinen Düften. Es spielt für mich schlichtweg keine Rolle was andere über mein Parfüm denken. Beim Kauf ist es mir egal, wie es auf gewisse Personengruppen wirkt oder ob es als "Panty-Dropper" gehyped wird. Auch wenn es die wenigsten bemerken, so geht für mich schlagartig die Sonne auf wenn ich einen Duft an mir wahrnehme, dessen Aromen nicht synthetisch anmuten und den alle tragen.

An Klassiker wie Guerlains - Vetiver traut sich die Masse nicht heran und es gibt keine aktuellen Werbekampagnen welche die jüngere Käuferschicht anspricht. Wenn er wahrgenommen wird verbinden es dennoch viele (obwohl weder die Optik des Flakons und vermutlich auch nicht der Name bekannt sein dürften) mit einer wohl bekannten Aura. Ein Gefühl der Geborgenheit und Gelassenheit macht sich breit.

Dieser Klassiker bietet genau das wonach die meisten doch eigentlich Ausschau halten. Dass er etwas besonderes ist, ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Guerlains Vetiver nicht inflationär oft entdeckt wird. Erfreulich und schade zugleich.

Auch wenn man immer auf der Suche nach dem Sillage-König ist weil man seine Mitmenschen am täglichen Begleiter teilhaben lassen möchte, so bereitet es mir doch vor allem Freude wenn ich diesen großartigen Duft an mir selbst schnuppere. Damit möchte ich keineswegs sagen, dass Vetiver nicht präsent wäre. Ganz im Gegenteil!