Saitenreiter

Saitenreiter

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1 - 5 von 11
Saitenreiter vor 2 Jahren 9 4
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein weiteres Meisterwerk der Annette Neuffer
Lange Zeit habe ich nach Parfums gesucht, die mich auch nach häufigem Tragen noch immer befriedigen und mir immer wieder neue Facetten offenbaren, woran ich mich erfreuen kann.

Denn schon oft hatte ich das Problem, dass Düfte, nach mehrmaligem Auflegen, nicht mehr meinem Gusto entsprachen oder ich plötzlich Duftnoten wahrnahm, die mir gar nicht gefielen und mir vorher nicht aufgefallen waren. Aber dieses Phänomen werden wohl die Meisten hier kennen.
Das ist auch der Grund, warum ich jedes Parfum mindestens vier oder fünf Mal ausgiebig teste, bevor ich eine größere Summe bereit bin dafür auszugeben.

Nur manchmal, wirklich sehr selten entdecke ich ein Parfum, bei dem ich mir direkt sicher bin, dass mir der Duft auch noch lange Zeit später gefallen wird. Beispiele hierfür waren Widian Black II, Oud save the King und das hier von mir geliebte und gelobte Rosa Alba.

Was mich an diesem Duft so ungemein fasziniert, ist die Authentizität der Duftnoten, die Rose riecht phantastisch und hätte wirklich nicht besser in die Komposition eingebracht werden können.
Derweil ist sie nicht zu feminin geraten, ich fühle mich immer wohl, wenn ich dieses kleine Feuerwerk auf meiner Haut zünde, es prickelt förmlich in der Nase und gibt mir Kraft in den Tag zu starten, sicherlich durch die freundliche Unterstützung der Bergamotte und des Pfeffers.
Neroli und Jasmin kontribuieren zu der entspannenden und doch vitalisierenden Grundstimmung des Duftes. Das Sandelholz gepaart mit dem Bienenwachs erdet die Kreation und sorgt für eine gute Haltbarkeit. Leider verstehen einige Parfum-Liebhaber nicht, dass ein Duft, ausschließlich hergestellt aus natürlichen Rohstoffen, niemals so lange halten kann, wie eine Ambroxan-Keule von Dior, brave new world...

A propos Komposition, ich finde man spürt, dass Annette ihre Kunstwerke wie ein klassisches Musikstück komponiert, es kommt wirklich von Herzen und nicht aus einem Computer-Algorithmus, der eine Chemie-Bombe zaubert, wie es bei fast allen großen Herstellern der Fall ist.
De facto verwendet Annette wirklich NUR natürliche Öle und Extrakte, was wirklich einzigartig ist, das macht sonst kein anderer.

Ich möchte hier keine Werbung machen. Doch durfte ich in den Genuss kommen mir bei der Abholung meines Hepster-Flakons ihr Atelier anschauen zu dürfen, was ich unglaublich interessant fand und mir erst einmal klar gemacht hat, wie viel harte Arbeit in ihren Werken steckt. Ich war einfach nur beeindruckt, jeden Flakon stellt sie erst nach Bestellung in minuziöser Handarbeit her.

Die Preise sind wirklich mehr als angemessen, wenn man sie mit Fließbandware von Xerjoff oder Amouage vergleicht, um nur zwei bekannte Marken zu nennen (ich mag einige Düfte dieser Marken, aber sie sind einfach maßlos überteuert für das, was man geboten bekommt).
Aber hier bekommt man ein reines Naturprodukt, was mit Herzblut und unter respektvoller Verwendung der natürlichen Rohstoffe kreiert wurde.

Ich verbeuge mich vor dieser Künstlerin, die noch viel zu unbekannt in unserer Szene ist.
Aber ich bin davon überzeugt, dass sich dies bald ändern wird und ihr die ihr gebührende Aufmerksamkeit für ihre olfaktorischen Kunstwerke zuteil werden wird.

Danke für deine tollen Kreationen, von ganzem Herzen!


4 Antworten
Saitenreiter vor 6 Jahren 2
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Natürlich naturbelassen!
Der Peridot-Edelstein, oder wie er ebenfalls genannt wird, Chrysolith, ist eine besonders reine Form des Olivits und hat eine hellgrüne bis gelbe Farbe. So auch das feine Duftwässerchen von Olivier Durbano aus Grasse.

Seine Produkte werden in minutiöser Handarbeit vom Meister selbst in der Welthauptstadt der Düfte hergestellt und abgefüllt. Jedes Parfum enthält drei Steinkügelchen des Minerals, um das sich das Thema des Duftes dreht.

Der Auftakt beginnt mit einer schön abgestimmten Mischung aus Gewürzen, ich nehme vor allem frischen Ingwer und Pfeffer wahr, doch dies ohne kratzig zu werden wie es öfter der Fall bei solchen Konkoktionen sein kann. Nach einiger Zeit kommen dann leichte Noten von Kümmel und Rosmarin durch die der Jasmin perfekt abrundet. Hisop assoziiere ich aus welchem Grund auch immer mit Reinheit und das kommt auch hier zum Tragen, ich finde der Duft riecht einfach „sauber“.

Das Herz dieses Parfums zeichnet sich durch eine Salbeinote gemischt mit Jasmin aus. Eisenkraut verleiht dem Ganzen frische Untertöne und daher eignet sich dieser Duft meiner Meinung nach bestens für den Hochsommer und den Herbst. Manchmal kommt für mich eine weit entfernte Verwandtschaft zum „Parco Palladiano V: Lauro“ durch, wobei ich diesen hier als vollkommener und um einiges hochwertiger empfinde.

Ich würde das Parfum als frisch-würzig mit süßen Untertönen bezeichnen. Diese leichte Süße kommt wahrscheinlich durch das Vetiver und den Moschus in der Basis zustande. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich eigentlich keinen Vetiver mag. Doch hier ist er so dezent eingebracht, dass er das Gesamtbild stützt und nicht so pappig-süß um die Ecke kommt was für mich oft das Problem mit Vetiver-Düften darstellt. Die Zeder und das Ambra geben dem Ganzen im Abgang dann noch eine holzig-warme Note.

Die Haltbarkeit würde ich so bei 5-6 Stunden ansiedeln, darüber hinaus bleibt er eher hautnah. Die Sillage ist relativ dezent, wenn man ihn z.B. mit Labradorite #13 vergleicht.

Bei diesem Kommentar habe ich mich relativ schwergetan da es sich um eine komplexe Mischung vieler natürlicher Essenzen handelt die zu beschreiben nicht unbedingt leicht fällt. Ein Duftverlauf ist definitiv vorhanden, für meine Nase geht er von krautig-frisch nach warm-holzig, allerdings ist das natürlich nur ein subjektiver Eindruck meinerseits.

Wer auf natürliche Düfte steht und Kräuter mag dem sei hiermit eine definitive Testempfehlung ausgesprochen. Leider gibt es für diese Duftwässerchen aus dem Hause Durbano noch keinen Vertrieb in Deutschland, was sich in Zukunft hoffentlich ändern wird….
0 Antworten
Saitenreiter vor 6 Jahren 4 3
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wuchtbrumme mit Suchtgefahr!
Die Parfum-Linie von Olivier Durbano aus Grasse, ein wahrer Geheimtipp und wirklich des Testens wert! Warum? Das werdet ihr in den nächsten Zeilen erfahren…

Bei meinem Urlaub in der Parfum-Metropole im August 2018 hatte ich das Glück Olivier und einige seiner Kreationen kennen lernen zu dürfen. Es war ein interessanter Besuch und mir wurde schnell klar, dass bei diesen Düften mehr dahintersteckt als nur gutes Handwerk: nämlich pure Leidenschaft!

Fernab von Marketing und den großen „Kaufhöllen“ in die die meisten Parfumos gehen müssen um sich Inspiration zu holen befindet sich Oliviers Atelier in einer kleinen Gasse, die auf den „Place aux Aires“ mündet, einer der Hauptschauplätze in Grasse. Der Laden an sich sieht von außen relativ unscheinbar aus doch ich bin durch den angenehmen Geruch von Weihrauch der sanft auf die Straße strömte auf ihn aufmerksam geworden und konnte natürlich nicht widerstehen einen Blick ins Innere zu werfen. Danke Näschen, auf dich ist Verlass!

Nach kurzem Gespräch und einigen verstohlenen Blicken auf die mittlerweile 13 Düfte umfassende Kollektion ging es dann ans Eingemachte. Ich sagte was ich für Noten mag und es wurden zunächst einige Düfte auf Teststreifen gesprüht. Labradorite und Chrysolithe zogen mich direkt in ihren Bann. Die Idée hinter den Parfums ist, die Eigenschaften und Gerüche der jeweiligen Steine, um die es geht einzufangen und olfaktorisch wiederzugeben. Dementsprechend steckt hinter jedem seiner Werke eine Geschichte die häufig auch eng mit der Mythologie verknüpft ist. Für jeden seiner Düfte nimmt sich der Meister ein Jahr Zeit, und das riecht man.

Seit 2005 sind, wie oben bereits erwähnt, auf diese Weise 13 Kreationen entstanden, die alle auf ihre Art eigenwillig und sehr interessant sind. Labradorite beginnt mit Palo-Santo, Majoran und Kardamom was für mich eine sehr eigenwillige Kopfnote darstellt, die ich in der Form noch nirgends gerochen habe. Schon an der öligen Konsistenz auf der Haut merkt man, dass es sich hier um ein sehr hochwertiges Produkt handelt, welches größtenteils aus natürlichen Essenzen besteht. Für die animalischen Komponenten wird selbstverständlich auf Nachbauten ausgewichen da hoher Wert auf Ethik und Nachhaltigkeit gelegt wird.

Die Kopfnote dissipiert nach circa 15 Minuten und ich kann gut Tuberose, Weihrauch und Zibet wahrnehmen. Eine erstaunliche Kombination wie ich finde. Es erinnert mich weit entfernt an „Kouros“ von YSL, aber dies in Topqualität und ohne Abstriche bei den Rohstoffen. Es ist halt drin was drauf steht und keine Matschepampe aus dem Labor.

Nach einigen Stunden rieche ich in der Basis vor allem Zibet, Bibergeil und Oud, alles sehr animalisch und ausdrucksstark. Es ist definitiv kein Leisetreter und der Träger sollte auch Cojones in der Hose haben, weil er sonst meiner Meinung nach nicht authentisch rüberkommen wird. Ich bin zwar selbst erst Mitte zwanzig doch irgendwie erinnert mich der Duft an vergangene Zeiten und Wässerchen, die in den 90ern getragen wurden und nun nicht mehr zu haben sind… wahrscheinlich wegen der bodenständigen Mischung aus Animalia, Weihrauch und Hölzern.

Die Haltbarkeit bei mir ist auf jeden Fall überdurchschnittlich und die Sillage hat es in sich! Bei der Dosierung sollte Obacht gegeben werden, weil man sonst von wildfremden Frauen gierig angesprungen werden könnte (grins).

Alle die animalisch-holzige Düfte mögen sollten diesen hier unbedingt testen! Die Qualität spricht für sich, es wurden keine Kompromisse eigegangen und das spürt man auch….
3 Antworten
Saitenreiter vor 6 Jahren 6 4
Verdammt, und da fiel mir ein, dass noch was auf dem Herd steht...
Das ungefähr, ist die Assoziation wenn ich diesen Duft mittlerweile rieche.
Anfangs hatte er mich überzeugt, das erste Mal beim Douglas auf der KÖ in Düsseldorf, alsbald flatterte dann die Abfüllung ins Haus. Aber an dem Tag habe ich auch bestimmt an die 30-40 Düfte unter die Nase bekommen und war dementsprechend abgebrüht.

Beim ersten Mal testen gefiel er mir auch sehr gut, wenngleich meine Mitmenschen mich mit gerümpften Nasen und blöden Kommentaren allà "Puhh, ist die Nase wieder kaputt" oder "Was zur Hölle stinkt hier so?" geißelten.
Von da an habe ich ihn nur noch im stillen Kämmerlein getragen und muss meinen ersten Eindruck leider revidieren: Es riecht schon ziemlich synthetisch-angebrannt...

Ich versuche stets mich nicht von anderen Meinungen beeinflussen zu lassen und ließ daher meine Freundin probe schnuppern um meinen Eindruck von einer feinen Nase bestätigen zu lassen: Angebrannte Milch mit synthetischer Myrrhe?

Der Auftakt ist extrem und kennt kein Pardon. Nach einem Spritzer richt der ganze Raum danach.
Die Idée an sich gefällt mir, allerdings ist hier die Umsetzung meiner persönlichen Meinung nach nicht gelungen.
Er wirkt unvollkommen auf mich, fast so als wäre der Parfumeur zur Abgabe seines Projekts gedrängt worden auf Grund von Zeitdruck. Der Duft ist auf jeden Fall hochwertig, aber es fehlt mir doch etwas.

Im Verlauf wird er gefälliger und etwas runder, doch die Assoziation von Angebranntem bekomme ich trotzdem nicht aus dem Kopf. Schade, it could have been...
4 Antworten
Saitenreiter vor 6 Jahren 6
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Heftig-deftig!
Bei meinem letzten Besuch der Dior-Boutique in München ist mir dieses Schätzchen untergekommen.
Von allen Düften aus La Collection Privée gefällt mir nur Ambre Nuit noch besser, das sei vorab gesagt.

Was mir bei den Düften der oben genannten Kollektion aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass hier meines Erachtens nach wirklich hochwertige Rohstoffe verwendet werden.
Ein authentisches Aoud ist mir bis heute nur in dem von Dominique Ropion für Éditions Malle kreiertem "The Night" begegnet, was aber auch stolze 1100€ für 100ml kostet... und meine Freundin fast zum würgen gebracht hat. Gut, ich kann es ihr auch nicht wirklich verübeln da es eine verdammte Granate ist!

Für meine Nase sind hier Leder-Oud-Patchouli und Zibet am meisten präsent, doch mit der Zeit tritt das Leder ein kleines Bisschen in den Hintergrund und lässt harzig-holzige Noten die Bühne betreten.

Die Sillage ist wirklich extrem. Zum Verständnis: Ich habe mir vor zwei Stunden 1! Tropfen auf das Handgelenk gemacht und ein Mitbewohner der zur Tür rein kam hat es auf ungelogen 5 Meter Abstand sofort gerochen.
Zugegeben, er hat eine feine Nase aber trotzdem finde ich das erstaunlich.

Im Drydown erinnert es mich ein wenig an Oud 27 von Le Labo, nur ohne diese leicht fruchtigen Noten, wobei das Dior viel hochwertiger erscheint.

Alle die authentisches, ein wenig animalisches Aoud mögen sollten ihn mal ausprobieren, von Lack&Leder-Fans ganz zu schweigen!
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1 - 5 von 11