
Skjomi
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I'll wrap you in a heart shaped bubble wrap
...so you won't get hurt (aus dem Song "Anxious Angels" von Maja Francis).
Auch ich gehöre zu den glücklichen Gewinnerinnen einer Probe dieses neuen Creed Duftes und freue mich sehr darüber, mir jetzt schon einen eigenen Eindruck verschaffen zu können, zumal die Meinungen hier ja etwas auseinander gehen. Sehr gespannt kam der Duft direkt auf die Haut und ich zur Arbeit, no risk, no fun. Ein wenig besorgt ob der warnenden Synthetikstimmen und Befürchtungen vor allzu damenhafter Opulenz. Doch ich bin sehr positiv überrascht, diese Seidenkönigin hüllt ein in einen wunderbaren Schleier, mit der Creed typischen Luftigkeit und dennoch kein leichter Chiffon sondern richtig edle, mehrlagige Seide. Sie startet stark, mit einem Auftakt aus Magnolie und Osmanthus, für meine Wahrnehmung nur dezent untermalt von Safran und dadurch nicht im damenhaften Sinn blumig. Ich empfinde den Duft als unisex tragbar, die Farbe des Flakons passt wunderbar zum Dufteindruck. Oud nehme ich glücklicherweise gar nicht wahr, vielleicht dient es nur als stützendes Gerüst, dafür kommt mehr und mehr ein leicht fruchtiger, heller Patchouli heraus, der in seiner Freundlichkeit meinen inneren Hippie zufrieden lächeln lässt und ein Gutteil zu dem Gefühl der angenehmen Bubble beiträgt, in der ich mich den Tag über bewege. Der Duft projiziert sehr gut, wohl auch wegen der Synthetik braucht man oder frau nur wenig davon. Gegen Nachmittag läuft er wie ein großes, behäbiges Schiff unter königlichen Segeln in ein warm vanillig ambrierte Schlussphase ein, die noch immer angenehm, im Charakter nun aber etwas beliebig ist. Alles in allem ein gelungener neuer Duft des Hauses, eine strahlende, schützende Blase, eher zum ehrfürchtigen Schauen als zum berüchtigten "anbeißen" einladend, eher edel als sexy, was ich persönlich gut finde.
Auch ich gehöre zu den glücklichen Gewinnerinnen einer Probe dieses neuen Creed Duftes und freue mich sehr darüber, mir jetzt schon einen eigenen Eindruck verschaffen zu können, zumal die Meinungen hier ja etwas auseinander gehen. Sehr gespannt kam der Duft direkt auf die Haut und ich zur Arbeit, no risk, no fun. Ein wenig besorgt ob der warnenden Synthetikstimmen und Befürchtungen vor allzu damenhafter Opulenz. Doch ich bin sehr positiv überrascht, diese Seidenkönigin hüllt ein in einen wunderbaren Schleier, mit der Creed typischen Luftigkeit und dennoch kein leichter Chiffon sondern richtig edle, mehrlagige Seide. Sie startet stark, mit einem Auftakt aus Magnolie und Osmanthus, für meine Wahrnehmung nur dezent untermalt von Safran und dadurch nicht im damenhaften Sinn blumig. Ich empfinde den Duft als unisex tragbar, die Farbe des Flakons passt wunderbar zum Dufteindruck. Oud nehme ich glücklicherweise gar nicht wahr, vielleicht dient es nur als stützendes Gerüst, dafür kommt mehr und mehr ein leicht fruchtiger, heller Patchouli heraus, der in seiner Freundlichkeit meinen inneren Hippie zufrieden lächeln lässt und ein Gutteil zu dem Gefühl der angenehmen Bubble beiträgt, in der ich mich den Tag über bewege. Der Duft projiziert sehr gut, wohl auch wegen der Synthetik braucht man oder frau nur wenig davon. Gegen Nachmittag läuft er wie ein großes, behäbiges Schiff unter königlichen Segeln in ein warm vanillig ambrierte Schlussphase ein, die noch immer angenehm, im Charakter nun aber etwas beliebig ist. Alles in allem ein gelungener neuer Duft des Hauses, eine strahlende, schützende Blase, eher zum ehrfürchtigen Schauen als zum berüchtigten "anbeißen" einladend, eher edel als sexy, was ich persönlich gut finde.
4 Antworten
Lost Times
Walking down your childhood street.
Unbelievable dreaming. Just beyond the horizon, out of your reach.
Nachdem sich Vol.1 der Scent Stories wohl tatsächlich mit Reisen zu bestimmten Orten befasst, soll Vol.2 inspiriert sein von den 5 Sinnen. Für mein mangelhaftes Englisch steht, dass ich bei Plush zunächst an einen spontanen, warmen, heftigen Sommerregen dachte. Tatsächlich ist die Übersetzung ganz einfach: Plüsch. Weich wie das Fell eines Teddybären soll der Duft sein, der anzusprechende Sinn ist demnach das Fühlen, Tasten, Spüren. Für mich ist dieser Duft eine Reise in die Kindheit, beinhaltet jedoch wesentlich mehr als das kuschlige und geborgene Gefühl mit dem weichen Lieblingsbären im Arm. Ich rieche kaum einen der Inhaltsstoffe heraus und kann den Duft nicht sezieren, aber an der Duftreise, die er mir beschert hat, kann ich euch teilhaben lassen. Der Auftakt führt mich auf einen Rummelplatz meiner Kindheit – sofort bin ich umgeben vom Geruch nach Zuckerwatte, diversen Lutschern und Bonbons und Nüssen und Mandeln. Und doch ist da mehr als der übliche Süßkram, den man inzwischen in den meisten modernen Damendüften findet. Dieser Rummel ist an einem Tidenfluß gelegen, der Geruch nach Wasser und schwach der nach Salz klingt mit, das Gefühl von kühlem, kaltem grobkörnigem Sand unter nackten Füßen ist dabei und fast meine ich an den Ästen der alten Bäume am Flußufer Laternen im Wind schwanken zu sehen und eine schräge Leierkastenmelodie zu hören. Nein, so alt bin ich nicht... der Duft erweckt diesen Eindruck, er wirkt etwas künstlich verfremdet, wie die verfärbten alten Polaroids, eine Reise in die Vergangenheit, verschwommene Kindheitserinnerungen, die vielleicht nie so passiert sind (was aber keine Rolle spielt). Das Gefühl eines Jahrmarkts mit unzähligen Fahrgeschäften und immer zu wenig Geld in der Hand. Das Besondere daran, als man noch wochenlang auf so ein Ereignis gewartet und sich darauf gefreut hat, die bunten Lichter, das kribbeln im Bauch während man auf dem Kettenkarussell herumfliegt, die Musik, die Menschen, die scheuen Blicke zu dem Jungen am Rand des Karussells.
Und doch ist auch dieser Tag mal vorbei, eine kühle Abendbrise zieht vom Fluss herauf, der Geruch des fernen Meeres, aufziehender Nebel, Kühle, grün-kratzige Disteln, die beim Nachhausegehen an den Kleidern hängen bleiben. Müde, erschöpft, glücklich kuschelt sich das Kind ins Bett, den Lieblingsbären an der Seite und die Hände noch süß von den Mandeln duftend, die es auf dem Heimweg gegessen hat. Vielleicht passt dieser Duft für mich so gut in diese Zeit aktuell, weil die Sehnsucht wieder fast so groß ist wie früher, als man sehr lange auf so ein besonderes Ereignis wartete. Und weil Süßes tröstend wirkt und der Salzgeruch mich ans Meer erinnert, was ich hoffentlich bald wiedersehe.
Der Musiktitel ist ein sehr hörenswertes Lied von Anna Ternheim
Unbelievable dreaming. Just beyond the horizon, out of your reach.
Nachdem sich Vol.1 der Scent Stories wohl tatsächlich mit Reisen zu bestimmten Orten befasst, soll Vol.2 inspiriert sein von den 5 Sinnen. Für mein mangelhaftes Englisch steht, dass ich bei Plush zunächst an einen spontanen, warmen, heftigen Sommerregen dachte. Tatsächlich ist die Übersetzung ganz einfach: Plüsch. Weich wie das Fell eines Teddybären soll der Duft sein, der anzusprechende Sinn ist demnach das Fühlen, Tasten, Spüren. Für mich ist dieser Duft eine Reise in die Kindheit, beinhaltet jedoch wesentlich mehr als das kuschlige und geborgene Gefühl mit dem weichen Lieblingsbären im Arm. Ich rieche kaum einen der Inhaltsstoffe heraus und kann den Duft nicht sezieren, aber an der Duftreise, die er mir beschert hat, kann ich euch teilhaben lassen. Der Auftakt führt mich auf einen Rummelplatz meiner Kindheit – sofort bin ich umgeben vom Geruch nach Zuckerwatte, diversen Lutschern und Bonbons und Nüssen und Mandeln. Und doch ist da mehr als der übliche Süßkram, den man inzwischen in den meisten modernen Damendüften findet. Dieser Rummel ist an einem Tidenfluß gelegen, der Geruch nach Wasser und schwach der nach Salz klingt mit, das Gefühl von kühlem, kaltem grobkörnigem Sand unter nackten Füßen ist dabei und fast meine ich an den Ästen der alten Bäume am Flußufer Laternen im Wind schwanken zu sehen und eine schräge Leierkastenmelodie zu hören. Nein, so alt bin ich nicht... der Duft erweckt diesen Eindruck, er wirkt etwas künstlich verfremdet, wie die verfärbten alten Polaroids, eine Reise in die Vergangenheit, verschwommene Kindheitserinnerungen, die vielleicht nie so passiert sind (was aber keine Rolle spielt). Das Gefühl eines Jahrmarkts mit unzähligen Fahrgeschäften und immer zu wenig Geld in der Hand. Das Besondere daran, als man noch wochenlang auf so ein Ereignis gewartet und sich darauf gefreut hat, die bunten Lichter, das kribbeln im Bauch während man auf dem Kettenkarussell herumfliegt, die Musik, die Menschen, die scheuen Blicke zu dem Jungen am Rand des Karussells.
Und doch ist auch dieser Tag mal vorbei, eine kühle Abendbrise zieht vom Fluss herauf, der Geruch des fernen Meeres, aufziehender Nebel, Kühle, grün-kratzige Disteln, die beim Nachhausegehen an den Kleidern hängen bleiben. Müde, erschöpft, glücklich kuschelt sich das Kind ins Bett, den Lieblingsbären an der Seite und die Hände noch süß von den Mandeln duftend, die es auf dem Heimweg gegessen hat. Vielleicht passt dieser Duft für mich so gut in diese Zeit aktuell, weil die Sehnsucht wieder fast so groß ist wie früher, als man sehr lange auf so ein besonderes Ereignis wartete. Und weil Süßes tröstend wirkt und der Salzgeruch mich ans Meer erinnert, was ich hoffentlich bald wiedersehe.
Der Musiktitel ist ein sehr hörenswertes Lied von Anna Ternheim
5 Antworten
Freu dich nicht zu früh auf den Sommer...
Weihnachten ist grade erst vorbei. Im Treppenhaus riecht es noch nach Glühwein, und im Fernsehen läuft Der Weiße Hai.
Diese Songzeile von Element of Crime kam mir spontan in den Sinn, als ich diesen Duft aus dem äußerst großzügigen, weil mit ganzen Flakons bestückten, Wanderpaket testete. Das war eine schöne Erfahrung, der Flakon, die Haptik, das Aussehen gehört für mich mittlerweile irgendwie zum Dufterlebnis dazu. Dementsprechend erwartete ich bei diesem schönen Namen und dem tollen Flakon mit der hellgelben Flüssigkeit und den kleinen Strandsteinchen drin einen salzig-frischen Aquaten oder doch etwas, was mich evtl an warme Strände jenseits des Ozeans entführt.
Ich sag´s gleich - diese Erwartungshaltung erlischt bereits beim ersten Aufsprühen. Die genannte Bergamotte und Zitrone verzischt sich bei mir offenbar sofort, vielmehr entsteht der Eindruck von Anis und Gewürzen, Tonka mischt auch gleich mit und eine süß-holzige, würzige Mischung entsteht. Also doch nochmal nachgelesen, was soll das mit dem Ozean? Herr Knudsen bezog sich in seiner Schöpfung wohl auf die Reise mit einem luxuriösen Überseedampfer, und so wird dann auch ein Schuh draus. Der frische Ozeanwind bleibt draußen, wo die Haie kreisen und es dunkel und ungemütlich ist, während ein warmer orangener Lichtschein durch die Fenster innen zu erahnen ist. Dort drin lässt es sich die feine Gesellschaft gutgehen bei Kaffee und Likör und aromatisch gewürzten Gebäckteilchen. Die Herren mit edlen Zigarren, die Damen in feinen Abendkleidern. Ihr Rosenparfüm mischt sich mit etwas Rauch und der weihnachtlichen Atmosphäre, die warme, duftgeschwängerte Luft riecht süß, würzig und etwas holzig.
Im weiteren Verlauf wird der Duft etwas sanfter und pudriger, ein weicher, hellerer Ton kommt hervor und man kann sich vorstellen, wie das pastellfarbene Morgenlicht verheißungsvoll die Küste des neuen Kontinents beleuchtet.
Ich finde, alles in allem ein ansprechender Duft, der mit Erwartungen und deren Enttäuschung spielt, ich empfinde ihn durch diese warme Würze auch gar nicht wie die übliche Rose/Oud-Kombi.
Diese Songzeile von Element of Crime kam mir spontan in den Sinn, als ich diesen Duft aus dem äußerst großzügigen, weil mit ganzen Flakons bestückten, Wanderpaket testete. Das war eine schöne Erfahrung, der Flakon, die Haptik, das Aussehen gehört für mich mittlerweile irgendwie zum Dufterlebnis dazu. Dementsprechend erwartete ich bei diesem schönen Namen und dem tollen Flakon mit der hellgelben Flüssigkeit und den kleinen Strandsteinchen drin einen salzig-frischen Aquaten oder doch etwas, was mich evtl an warme Strände jenseits des Ozeans entführt.
Ich sag´s gleich - diese Erwartungshaltung erlischt bereits beim ersten Aufsprühen. Die genannte Bergamotte und Zitrone verzischt sich bei mir offenbar sofort, vielmehr entsteht der Eindruck von Anis und Gewürzen, Tonka mischt auch gleich mit und eine süß-holzige, würzige Mischung entsteht. Also doch nochmal nachgelesen, was soll das mit dem Ozean? Herr Knudsen bezog sich in seiner Schöpfung wohl auf die Reise mit einem luxuriösen Überseedampfer, und so wird dann auch ein Schuh draus. Der frische Ozeanwind bleibt draußen, wo die Haie kreisen und es dunkel und ungemütlich ist, während ein warmer orangener Lichtschein durch die Fenster innen zu erahnen ist. Dort drin lässt es sich die feine Gesellschaft gutgehen bei Kaffee und Likör und aromatisch gewürzten Gebäckteilchen. Die Herren mit edlen Zigarren, die Damen in feinen Abendkleidern. Ihr Rosenparfüm mischt sich mit etwas Rauch und der weihnachtlichen Atmosphäre, die warme, duftgeschwängerte Luft riecht süß, würzig und etwas holzig.
Im weiteren Verlauf wird der Duft etwas sanfter und pudriger, ein weicher, hellerer Ton kommt hervor und man kann sich vorstellen, wie das pastellfarbene Morgenlicht verheißungsvoll die Küste des neuen Kontinents beleuchtet.
Ich finde, alles in allem ein ansprechender Duft, der mit Erwartungen und deren Enttäuschung spielt, ich empfinde ihn durch diese warme Würze auch gar nicht wie die übliche Rose/Oud-Kombi.
10 Antworten
Another Year with nothing to do
Schaut man über die Songtexte, die 1969 beinhalten, könnte man den Eindruck bekommen, das war ein langer, heißer Sommer (ähnlich wie der, der jetzt schon begonnen hat) – einer, der schöne Erinnerungen beinhaltet (those were the best days of my life) oder auch einer, der eine gewisse Leere und Ratlosigkeit mit sich brachte, die Anfänge des Punk (another year with nothing to do). Aber auch Woodstock, die Mondlandung, Freiheit, Grenzenlosigkeit, Rebellion. Für Johan Bergelin, den Gründer der Marke 19-69, eine Ära von Freiheit, Toleranz und Gegenkultur.
"Capri" aus der Reihe dieser recht verschiedenen Duftreisen vermittelt hier das Bild des Sommers, in dem Parfüm beigelegten Textblatt wird eine Fahrt durch blühende Orangenhaine beschrieben, genauer sogar durch die Umgebung der Villa Malaparte auf Capri, einem Anwesen auf einem kleinen, vorspringenden Felsen im Meer, welches als das schönste Haus der Welt gilt und als Schauplatz des Films „Die Verachtung“ von Jean-Luc Godard fungierte. Der kleine Text bezieht sich auch auf die Cabrio-Szene des Films, auf Brigitte Bardot und den Wind in ihren Haaren, draußen im Meer liegt die Yacht der Onassis, auf der dem Nichtstun gefrönt wird und kühle Drinks gereicht werden.
Der Duft entspricht diesem Bild, wenngleich er leicht und lebensfroh rüberkommt, die Schwere, die sich in den Spannungen des Paares im Film auch zeigt, sowie die Bitterkeit, die ebenso ein Zug dieses eindrucksvollen Hauses ist, werden nur dezent angedeutet in den bitteren Orangenaromen.
Ein schöner Beginn mit Orangenblüten und einem Hauch Mandel, gut unisex austariert, wie ich finde, und von trockenen Kräutern unterlegt wie ich sie mir geruchlich in so einer felsigen Gegend am Meer vorstelle, aromatisch und von der Sonne erhitzt. Der Duft strahlt Leichtigkeit aus, ein Gefühl wie ein fliegender Schal im Wind, wenn das Cabrio um die Kurve biegt, wehendes Haar, Helligkeit, flirrende Sonne. Ein wirklich schöner Sommerduft, leicht und ein wenig beruhigend, der Erde und dem Himmel verbunden.
Der einzige Nachteil für mich ist die Haltbarkeit – bei den jetzigen Temperaturen an und um die 30 Grad wäre er ideal, aber meine Haut scheint auch Durst zu haben und frißt die schönen, hellen, zitrischen Düfte in kürzester Zeit auf, es bleibt nur ein ganz kleiner Hauch, und das ist mir zu wenig.
Der Flakon gefällt mir dagegen, er ist schön schlicht und liegt gut in der Hand – die Farbe des Duftes ist wundervoll getroffen, ein tiefes, sattes Gelborange reifer Orangen und untergehender Sonne.
Jetzt bin ich gespannt auf die anderen Düfte dieses ereignisreichen Jahres!
"Capri" aus der Reihe dieser recht verschiedenen Duftreisen vermittelt hier das Bild des Sommers, in dem Parfüm beigelegten Textblatt wird eine Fahrt durch blühende Orangenhaine beschrieben, genauer sogar durch die Umgebung der Villa Malaparte auf Capri, einem Anwesen auf einem kleinen, vorspringenden Felsen im Meer, welches als das schönste Haus der Welt gilt und als Schauplatz des Films „Die Verachtung“ von Jean-Luc Godard fungierte. Der kleine Text bezieht sich auch auf die Cabrio-Szene des Films, auf Brigitte Bardot und den Wind in ihren Haaren, draußen im Meer liegt die Yacht der Onassis, auf der dem Nichtstun gefrönt wird und kühle Drinks gereicht werden.
Der Duft entspricht diesem Bild, wenngleich er leicht und lebensfroh rüberkommt, die Schwere, die sich in den Spannungen des Paares im Film auch zeigt, sowie die Bitterkeit, die ebenso ein Zug dieses eindrucksvollen Hauses ist, werden nur dezent angedeutet in den bitteren Orangenaromen.
Ein schöner Beginn mit Orangenblüten und einem Hauch Mandel, gut unisex austariert, wie ich finde, und von trockenen Kräutern unterlegt wie ich sie mir geruchlich in so einer felsigen Gegend am Meer vorstelle, aromatisch und von der Sonne erhitzt. Der Duft strahlt Leichtigkeit aus, ein Gefühl wie ein fliegender Schal im Wind, wenn das Cabrio um die Kurve biegt, wehendes Haar, Helligkeit, flirrende Sonne. Ein wirklich schöner Sommerduft, leicht und ein wenig beruhigend, der Erde und dem Himmel verbunden.
Der einzige Nachteil für mich ist die Haltbarkeit – bei den jetzigen Temperaturen an und um die 30 Grad wäre er ideal, aber meine Haut scheint auch Durst zu haben und frißt die schönen, hellen, zitrischen Düfte in kürzester Zeit auf, es bleibt nur ein ganz kleiner Hauch, und das ist mir zu wenig.
Der Flakon gefällt mir dagegen, er ist schön schlicht und liegt gut in der Hand – die Farbe des Duftes ist wundervoll getroffen, ein tiefes, sattes Gelborange reifer Orangen und untergehender Sonne.
Jetzt bin ich gespannt auf die anderen Düfte dieses ereignisreichen Jahres!
15 Antworten
See you at the bitter end...
Wer hat eigentlich das erste Wanderpäckchen erfunden? Dem gebürt ein Lob, und natürlich all jenen, die immer wieder Pröbchen sponsern, um neue Düfte auf die Reise zu schicken (hier besonders: King Lui).
Auf die Vagabond Prince Düfte war ich besonders gespannt – zu Recht. Alle sind interessant und haben eine Seele, erzählen eine Geschichte. Die Schwanenprinzessin war nicht mein persönlicher Favorit, aber sie ist eine reizvolle Persönlichkeit. Mit ihrem widersprüchlichen Wesen hat sie mich durcheinander gebracht, sie in eine eindeutige Duftkategorie einzuordnen ist schwer –das Thema wurde sehr konsequent umgesetzt. Schwanensee – die unschuldige, weiße Odette und die verführerische, zerstörerische Odile. In Black Swan, der eindringlichen Verfilmung, wird dieser Wandel als eine Entwicklung, ein sich-unabhängig-machen aus überbehüteten verkindlichten Strukturen dargestellt. Licht und Schatten, Gegensätze. Das ist Swan Princess!
Die Schwanenprinzessin bezaubert auf den ersten Riecher mit ihrem pudrig-süssen, rosa-luftigem Tütü, der Unschuld in ihren Rehaugen und der Anmut ihres Tanzes. Weiche Moschusakkorde, vereint mit grazilen Blüten erschaffen den zartsüßen Duft einen jungen, unschuldigen Mädchens. Vorstellbar auf einer frühlingshaften Blumenwiese, das Element Wasser nehme ich hier aber nicht wahr, eher den Puder, mit dem hinter der Bühne das Näschen nochmal auf Bühnenniveau gebracht wird. Mir wird es fast zu viel des Guten, Reinen –es wirkt anästhisierend, einhüllend, das Einengende dieser Lebensart, welches im Film deutlich gezeigt wird, wird für mich auch im Duft spürbar. Ich muss ein wenig nach Luft ringen, es fehlt Raum zur Entfaltung.
"Since were feeling so anaesthetised
in our comfort zone
you showered me with lullabies.."
Diese Phase musste ich durchstehen, sie hält einige Stunden an, bis sich die Basis langsam ans Licht schält. Und die hat es in sich! Die weiße, unschuldige Schwanenprinzessin Odette begegnet ihrer dunklen Seite Odile, entdeckt das Bittere hinter dem Süßen, ihre eigene Zerstörungskraft und Sinnlichkeit. Hier nehme ich vor allem Sandelholz und Vetiver wahr, insbesondere letzterer macht diesen interessanten Twist aus ins Bittere, Herb-holzige, dezent Grün-krautige. Eine Wandlung mal andersrum, haben doch die meisten Düfte eher eine süßlich-balsamische Basis. Das ist gewagt und nötigt mir Respekt ab, etwas in der Art habe ich noch nicht gerochen. Eine gute Geschichte und eine spannende Entwicklung, die, wenn man so will, die Anstrengung, den Schweiß und die Härte hinter den graziösen Bewegungen einer Schwanenprinzessin zeigen.
"Every step we took that synchronised
every broken bone
See you at the bitter end"*
Ich persönlich mag mich für den Tag entscheiden, ob ich etwas leichtes, süßes möchte oder mir eher nach etwas herbem, kantigem ist. Der Duft bietet beides – nacheinander. Erspart aber andererseits das Wechseln des Duftes am Abend, wenn man vom süßen Puder genug hat und Lust auf einen pikanten Nachtisch entwickelt.
(*Placebo)
Auf die Vagabond Prince Düfte war ich besonders gespannt – zu Recht. Alle sind interessant und haben eine Seele, erzählen eine Geschichte. Die Schwanenprinzessin war nicht mein persönlicher Favorit, aber sie ist eine reizvolle Persönlichkeit. Mit ihrem widersprüchlichen Wesen hat sie mich durcheinander gebracht, sie in eine eindeutige Duftkategorie einzuordnen ist schwer –das Thema wurde sehr konsequent umgesetzt. Schwanensee – die unschuldige, weiße Odette und die verführerische, zerstörerische Odile. In Black Swan, der eindringlichen Verfilmung, wird dieser Wandel als eine Entwicklung, ein sich-unabhängig-machen aus überbehüteten verkindlichten Strukturen dargestellt. Licht und Schatten, Gegensätze. Das ist Swan Princess!
Die Schwanenprinzessin bezaubert auf den ersten Riecher mit ihrem pudrig-süssen, rosa-luftigem Tütü, der Unschuld in ihren Rehaugen und der Anmut ihres Tanzes. Weiche Moschusakkorde, vereint mit grazilen Blüten erschaffen den zartsüßen Duft einen jungen, unschuldigen Mädchens. Vorstellbar auf einer frühlingshaften Blumenwiese, das Element Wasser nehme ich hier aber nicht wahr, eher den Puder, mit dem hinter der Bühne das Näschen nochmal auf Bühnenniveau gebracht wird. Mir wird es fast zu viel des Guten, Reinen –es wirkt anästhisierend, einhüllend, das Einengende dieser Lebensart, welches im Film deutlich gezeigt wird, wird für mich auch im Duft spürbar. Ich muss ein wenig nach Luft ringen, es fehlt Raum zur Entfaltung.
"Since were feeling so anaesthetised
in our comfort zone
you showered me with lullabies.."
Diese Phase musste ich durchstehen, sie hält einige Stunden an, bis sich die Basis langsam ans Licht schält. Und die hat es in sich! Die weiße, unschuldige Schwanenprinzessin Odette begegnet ihrer dunklen Seite Odile, entdeckt das Bittere hinter dem Süßen, ihre eigene Zerstörungskraft und Sinnlichkeit. Hier nehme ich vor allem Sandelholz und Vetiver wahr, insbesondere letzterer macht diesen interessanten Twist aus ins Bittere, Herb-holzige, dezent Grün-krautige. Eine Wandlung mal andersrum, haben doch die meisten Düfte eher eine süßlich-balsamische Basis. Das ist gewagt und nötigt mir Respekt ab, etwas in der Art habe ich noch nicht gerochen. Eine gute Geschichte und eine spannende Entwicklung, die, wenn man so will, die Anstrengung, den Schweiß und die Härte hinter den graziösen Bewegungen einer Schwanenprinzessin zeigen.
"Every step we took that synchronised
every broken bone
See you at the bitter end"*
Ich persönlich mag mich für den Tag entscheiden, ob ich etwas leichtes, süßes möchte oder mir eher nach etwas herbem, kantigem ist. Der Duft bietet beides – nacheinander. Erspart aber andererseits das Wechseln des Duftes am Abend, wenn man vom süßen Puder genug hat und Lust auf einen pikanten Nachtisch entwickelt.
(*Placebo)
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