Stinkiwinki

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6 - 10 von 24
Stinkiwinki vor 7 Jahren 6 8
Tantchens Duft
"Das gibt's tatsächlich noch?" war mein erster Gedanke als ich es unlängst in einem Drogeriemarkt sah. War in den Siebzigern und Achtzigern so bekannt wie das unvermeidliche Nonchalance. Der relativ "prickelnden" Fernsehwerbung konnte man sich ja irgendwie auch nicht entziehen, zumindest als Mann. ;-)

Selber getragen habe ich das als Junge und auch später als Mann natürlich nie. Aber es gab da eine Lieblingstante, an der ich das öfter gerochen habe. Zwar war das als Damenduft durchaus blumig-chypreartig, aber längst nicht so schwer und omahaft wie besagtes Nonchalance. Zumindest konnte ich Tantchen gut riechen, wenn sie Fenjala trug.

Was mir allerdings Rätsel aufgibt, ist der heutige Duft. Natürlich habe ich im Drogeriemarkt dran geschnüffelt und damit durchaus "merkwürdige" Blicke der weiblichen Kundschaft geerntet. "Hatte meine Tante immer" brachte zwar ein erleichtertes und aufatmendes "Ahhh" seitens des Publikums, aber ich war dennoch nicht glücklich und verließ mit einem "Riecht nicht mehr wie früher" die Szene.

Denn jetzt kommt's: Selbstverständlich malt die Erinnerung mit goldenen Farben und an Tantchen hat der Duft auch bestimmt ganz anders gerochen als auf dem Teststreifen, aaaaber: Das ist heute definitiv nicht mehr der Duft von früher! Ich erinnere mich an eine blumig-chyphreartige Holznote, die absolut nicht schwer und omaartig war und in keinster Weise synthetisch. Zwar damals auch schon balsamisch-pudrig und seifig-sauber aber nicht so schwer, miefig und klosteinartig wie heute. Überhaupt hieß der Duft damals "Fenjala" und nicht "Fenjal", wenn ich mich nicht völlig täusche. Auf alle Fälle ist das nicht der Fenjala-Duft, den meine Tante damals trug. Ich wage sogar zu behaupten, dass das ein komplett anderer Duft ist. Von daher enthalte ich mich auch einer Punktewertung.
8 Antworten
Stinkiwinki vor 8 Jahren 1 1
5
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Terre d'Hermès Clone aus dem Sonderpostenmarkt
Eigentlich wollte ich es ganz kurz machen und nur ein Statement abgeben. Da passte dann aber doch nicht alles rein. Deshalb: Hier handelt es sich um einen Clone von "Terre d'Hermès". Alleine schon die Duftpyramide enttarnt den Duftzwilling. Übereinstimmung im Direktvergleich würde ich mit 85 Prozent angeben. Die Orange kann ich hier nicht herausriechen und die Kopfnote direkt nach dem Aufsprühen kommt etwas aquatischer daher. Nach einer halben Stunde Tragezeit allerdings werden nur noch geübte Riecher Orignal und Fälschung auseinanderhalten können. Haltbarkeit und Kielwasser sind bei dieser TT-Variante gut und bleiben nur wenig hinter dem Original zurück, zumindest wenn man mit dem originalen EdT vergleicht. Das originale EdP ist natürlich ein ganz anderer Schnack, aber das hieße Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Sprüht man halt einmal nach - für mich wäre das jetzt kein Abwertungsgrund. Eignet sich wohl gut als Geschenk für Jugendliche, die auch die Klamotten von Tom Tailor tragen und mal 'nen "richtig großen" Duft auflegen wollen. Oder auch einfach als preisgünstigere Alternative für zwischendurch, wenn man das vorhandene Original schonen und für besondere Anlässe aufsparen möchte.

Ergänzung: Auch die charakteristische Orangennote (bei der sich viele Duftfreunde trefflich streiten, ob es denn nun eher Orange oder Grapefruit ist) ist vorhanden. Allerdings kommt sie meiner Meinung nach beim Original etwas früher und braucht beim TT Clone etwas mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Alles gut!
1 Antwort
Stinkiwinki vor 8 Jahren 9 3
Das Moos, das gar keins ist und mich verwirrt.
Wer kennt sie nicht die Fernsehwerbung aus den Siebzigern, die bevorzugt zur Weihnachtszeit lief? Kerniger Typ (manchmal mit Hund an seiner Seite) und endlose, moosbedeckte irische Wiesen. Diese romantischen Bilder, die einem sofort Fernweh bescheren oder zumindest Kaufinteresse für das beworbene Produkt auslösen. Geschenkt an dieser Stelle die Tatsache, dass Irisch Moos gar kein Moos ist, sondern eine Rotalge, die an den Nordatlantischen Küsten vorkommt. ;-)

Der Kernige-Männer-Duft "Sir Irisch Moos" jedenfalls kommt von Mäurer & Wirtz, also dem legendären Dufthersteller, der heute auch das berühmte Echt Kölnisch Wasser produziert. Ursprünglich gerhörten die Marken "Sir" und "4711" mal Ferdinand Mülhens, aber das ist heute Geschichte und soll nur am Rande erwähnt werden.

Also weiter zum Duft. Der ist, zumindest der Definition und Duftpyramide nach, ein Fougère. Lavendel, Eichmoos und Cumarin (in diesem Fall in Form der Tonkabohne) - das passt! Der Anfang ist mit Bergamotte, Zitrone, Orange, Rosmarin und Koriander zitrisch-grün. Danach wirds würziger mit Lavendel und Hölzern. Richtig männlich wird es dann durch Patchouli und Tonkabohne. Stellt sich mir bloß grade die Frage: Rieche ich das alles wirklich bzw. würde ich das auch riechen, wenn ich nicht die Duftpyramide und die vollmundige Werbung kennen würde? Oder würde ich dann doch eher in Richtung "WC Erfrischer Fichtennadelduft" tendieren? Ich gestehe: Ich bin mir da nicht wirklich sicher. Die von der Werbung erzeugte Assoziation "Weites, grünes Land" trifft es aber wiederum ziemlich gut. So oder so ähnlich könnte Natur riechen, wenn man sie in einen synthetischen Duft transformiert. Ich bin leicht verwirrt und mir uneinig! Mag ich das nun, ist es okay oder sogar gut?

Auf alle Fälle muss ich mich mit diesem Duft noch weiter auseinandersetzen. Gelegenheit dazu habe ich ja jetzt ausreichend, denn der Drogeriediscounter dm listet "Sir Irisch Moos" gerade aus und verschleudert 150 ml AS für 4,99 Euro. Da ich befürchte, dass sich mir dieser Duft nicht so schnell erschließt, habe ich mir mal die letzten drei Fläschchen gesichert. Wenn ich es danach noch nicht weiß, hmmm - keine Ahnung. Auf alle Fälle ist das so ein unsterblicher Retro-Klassiker wie Tabac Original, Old Spice, Hattric. Alleine deswegen hage ich eine gewisse Sympathie für dieses Produkt. Trotz des relativ geringes Preises würde ich einem Erstbenutzer keinen Blindkauf empfehlen. Zumindest in der Drogerie mal probesprühen. Wird wahrscheinlich nicht für jeden was sein.
3 Antworten
Stinkiwinki vor 8 Jahren 9 1
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Meinungs- und Kopfverdreher
Als ich den Duft zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben wieder roch, konnte ich so gar nichts damit anfangen. Obwohl ich überlebensgroßer Retro-Fan bin, gab mir diese Mischung aus Zimt und Gewürznelke (merkwürdigerweise in der Duftpyramide gar nicht enthalten) nicht wirklich was. Die leicht frische Orange der Kopfnote verschwand auch noch direkt nach dem Auftragen, so dass nur ein ziemlich schwerer und würziger Duft übrig blieb. Ein fast schon klebriger Weihnachsplätzchenduft, den man höchstens in der kalten Jahreszeit tragen könnte. Für den Sommer ginge sowas gar nicht, allenfalls müsste da ein kühlerer Flanker wie Old Spice Whitewater herhalten - so meine damalige Meinung.

Irgendwie kam es dann (warum weiß ich gar nicht mehr), dass ich das Original AS dann doch außerhalb der Winterzeit benutzte. Mir fiel auf, dass dieses AS irgendwie weicher, hautschmeichelnder, cremiger und weniger scharf ist als alles andere, was sich so in meiner Sammlung befindet. Hmmm ...

Also nahm ich es immer öfter und meine Meinung verfestigte sich, zumindest was die reine Pflegewirkung betrifft. Auch in verschiedenen Rasurforen, in denen es weniger um den Duft geht, wird diese Meinung der guten Hautpflegeeigenschaften größtenteils vertreten. Nun ist also die erste 150 ml Flasche leer. Und das bei einem Duft, mit dem ich erst so gar nicht warm wurde. Ich habe mir direkt das nächste Fläschchen aus dem Drogeriemarkt geholt und sogar das EdT Spray bestellt. Und mittlerweile bin ich vollends begeistert, auch was den Duft betrifft. Heute finde ich, dass Old Spice sogar im Sommer geht. Warum, verdammt nochmal, denn auch nicht? Was früher für mich nach Weihnachtsplätzchen roch, duftet nun für mich tatsächlich nach edlen Gewürzen auf großer Schiffsreise. Vor dem geistigen Auge formen sich romantische Schifffahrtsbilder, die es so heute ja gar nicht mehr gibt. So kann sich aber auf alle Fälle die subjektive Wahrnehmung ändern.

Und selbst auf der Arbeit kommt der Duft an und eine Kollegin vermutete sogar ein exklusives Herrenpflegeprodukt. Offensichtlich kennt man Old Spice heute gar nicht mehr. So alt, dass er schon wieder neu ist? Auf alle Fälle tut man gut daran, seine ersten Duftbewertungen hin und wieder zu überdenken. Was (meiner Meinung nach) noch extrem wichtig zu wissen ist: Beim AS ist nach der Herznote Schluss. Das EdT hingegen legt in der letzten Phase des Duftverlaufs, dem Drydown, eine köstliche Wandlung hin: Die Gewürze werden schwächer und dafür treten Hölzer und Weihrauch hervor. Diesen Duftabschnitt werdet ihr nie erleben, wenn ihr immer nur das AS benutzt. Bitte unbedingt auch dem EdT eine Chance geben!
1 Antwort
Stinkiwinki vor 8 Jahren 7 2
Ich gestehe: Ich verstehe ihn einfach nicht.
Ich kann diesen Duft nicht deuten. Als ich ihn Anfang der Neunziger Jahre besaß, roch er für mich irgendwie nach einer Mischung aus verschüttetem Diesel und ungepflegtem Bauarbeiter. Ärmelloses Feinrippshirt, vollkommen verschwitzt, Haare auf dem Rücken. Beim Pinkeln die eigenen Stiefel erwischt und es stört ihn auch nicht weiter. Ich fand das scheiße damals. Nicht unschön, sondern richtig scheiße. Mir wollte nicht einleuchten, warum man sich mühsam den eigenen Körpergeruch abwäscht, nur um dann einen derart dreckigen Duft aufzulegen.

Aber es ist es Klassiker meiner Sturm- und Drangzeit und es gibt ihn noch zu kaufen. Seine Fans hat er immer noch und viele Menschen lieben ihn. Also muss doch was dran sein. Da ich kein großer Freund von Parfümerien bin mit vor-Ort-Probeschnuppern und dabei die Ohren vollgequasselt bekommen, habe ich ein 50 ml Sprühfläschchen blind bestellt. Dieses Mal wird mir der Duft schon gefallen. Düfte kann man ja auch lernen. In einem Vierteljahrhundert wird sich gewiss auch das Duftempfinden geändert haben und erwachsener geworden sein. Und überhaupt!

Große Freude, als das Paket bereits heute ankam. Obwohl noch andere Wässerchen im Karton lagen, ging der erste Griff zum Fahrenheit. Einsprühen, Kopfnote wittern, abwarten, nachschnüffeln, stutzen, drauf rumreiben (ja, ich weiß, dass das ganz böse ist und dass man damit die Duftmoleküle zerstört, mache ich aber trotzdem), nochmal schnüffeln und ...

... Panik! Blanke Panik! Zwar rieche in den verschwitzten Bauarbeiter nicht mehr, der den Diesel seiner Baumaschine überlaufen lassen hat, weil er sich gerade auf die Stiefel gepinkelt hat, aber nun rieche ich irgendwie einen Chemieunfall. Die Kaugummifabrik wurde irrtümlich mit Gummimasse für Autoreifen beliefert. Vulkanisiermaschine ist explodiert. Irgendwas in der Art. Wieso komme ich mit diesem Duft nicht klar; was ist nur kaputt mit mir? Ich rieche auch keine der Noten heraus, die in der Duftpyramide angegeben sind, kann mit meinem Riechkolben einfach keine der angeblichen Duftnoten geruchstechnisch extrahieren. Ich rieche nur einen einzigen, synthetischen Chemiebrei. Warum? Bei anderen Düften versage ich doch nicht. Dieser Duft bringt mich um den Verstand. Ich beneide alle, die aus diesem Duft Gottweißwas herausriechen. Selbst wenn es gar nicht drin ist.

Kurzum: Ich kann diesen Duft nicht bewerten, weil ich einfach nicht damit klarkomme. Allerdings: Für mich scheint Fahrenheit eine passable Layer-Unterlage zu sein. Der Arm, an dem ich erst Fahrenheit getragen und später mit Terre d'Hermès übersprüht habe, riecht für mich deutlich interessanter als der, an dem ich Terre d'Hermès pur trage. Hey, ich habe gesagt, dass ich das interessant finde, nicht dass es euch gefallen würde. Also schüttelt bitte nicht so laut mit dem Kopf. ;-) Im Ernst: Keine Wertung für den Duft an sich von mir. Kielwasser und Ausdauer sind auf alle Fälle ordentlich. Der Flakon ist zweckdienlich aber auch kein Meisterwerk. Muss er ja auch nicht sein, funktionieren soll er.

Wer mag, kann ja ruhig per Antwort schreiben, warum der Duft mutmaßlich nicht funktioniert bei mir oder wie ich nochmal an ihn herangehen könnte. Mich lässt er jedenfalls ziemlich ratslos zurück, der Bauarbeiter mit dem überglaufenen Diesel und dem Chemieunfall in der Kaugummifabrik.
2 Antworten
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