09.05.2021 - 09:13 Uhr
FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
30
Colonialwaren XXIII - Gewaltiges Wasser, gewürziges Wasser!
Diese Rezension ist ein leicht verändertes Remake eines vor etwa zwei Jahren erschienenen Kommentars von mir; es schien mir unabdingbar, diesem Erzklassiker aus der Gattung der grün-würzigen Colognes einen Platz in meiner Cologne-Kommentar-Sammlung zu gewähren.
'Agua Brava' bedeutet in etwa wildes, reißendes Wasser, und stellt also die spanische Übersetzung von 'Eau Sauvage' dar. Der Duft erschien 1968 beim spanischen Puig-Konzern und also zwei Jahre nach dem Ur-Eau-Sauvage nördlich der Pyrenäen. Der Gedanke an ein kleines Namensplagiat liegt nicht fern. Um ein Duftplagiat handelt es sich aber nicht, denn beide Wässer weisen nur eine entfernte Verwandtschaft auf, obwohl sie beide schön sind.
Als Parfumeur zeichnet Rosendo Mateu verantwortlich. Es muss ein Jugendwerk dieses Spaniers, wahrscheinlich Katalanen dem Namen nach, gewesen sein, denn er hat noch 2015 neue Düfte geschaffen, also über 45 Jahre nach diesem Duft. Nach Jahrzehntem im Dienst großer und kleiner Marken hat er im Alter sogar ein kleines Label unter eigenem Namen gegründet.
Agua Brava erinnert mich weniger als 'Eau Sauvage' an das Thema "gluckernder Wildbach"; das hier ist eher ein tiefer, dunkler Wald; die Reminiszenzen an Pino Silvestre, die in einigen der Vorkommentare aufscheinen, kommen nicht von ungefähr. In der langen Anfangsphase empfinde ich den Agua Brava jedoch ganz prominent maskulin gewürzig. Prominent vertreten ist eine Wacholdernote, bei der man durchaus an Genever und andere Wacholderschnäpse denken kann (herrlich markant findet man diese kernige Note etwa auch in Ginepro Nero vor Erbolario). Darum gruppieren sich noch mehr Kräuter und Gewürze, die im Küchenschrank für die streng-herben Noten veranwortlich sind. Kinder mögen sie meist nicht, weil sie zu bitter und irgendwie zu ungefällig sind: Lorbeerblatt vor allem, und auch Salbei, Lavendel und die Gartennelke, die ich eher als Gewürznelke rieche, passen hierher. Das dreht aber nie in eine irgendwie warm-braune 'orientalische' Richtung: Allles bleibt klar, frisch, dunkelgrün, unsüß und trocken.
Wie bei einer auf den Kopf gestellten Duftpyramide dringen zu mir die zitrischen und waldig-ätherischen (kiefernöligen) Noten später durch. Am Ende staubt es dann auch kaum noch, wenn die eher weich-holzigen und hellgrünen Klänge mehr in den Vordergrund treten. Patschuli und Vetiver, zwei Burschen, die bei mir immer gefährlich sind (mag ich sehr oft gar nicht), halten sich im Hintergrund, sie plärren nicht rum, sondern checken nur cool die Lage.
Ein sehr, sehr angenehmer, ausgesprochen maskuliner, origineller, auf den ersten Schnüff grundsympathischer, old-schooliger Sommer-und-Herbst-Duft. Für Damen und junge Männer dann geeignet, wenn sie zum Experimentieren außerhalb der Komfortzone bereit sind.Die Haltbarkeit und Projektion sind für ein Cologne beachtlich.
'Agua Brava' bedeutet in etwa wildes, reißendes Wasser, und stellt also die spanische Übersetzung von 'Eau Sauvage' dar. Der Duft erschien 1968 beim spanischen Puig-Konzern und also zwei Jahre nach dem Ur-Eau-Sauvage nördlich der Pyrenäen. Der Gedanke an ein kleines Namensplagiat liegt nicht fern. Um ein Duftplagiat handelt es sich aber nicht, denn beide Wässer weisen nur eine entfernte Verwandtschaft auf, obwohl sie beide schön sind.
Als Parfumeur zeichnet Rosendo Mateu verantwortlich. Es muss ein Jugendwerk dieses Spaniers, wahrscheinlich Katalanen dem Namen nach, gewesen sein, denn er hat noch 2015 neue Düfte geschaffen, also über 45 Jahre nach diesem Duft. Nach Jahrzehntem im Dienst großer und kleiner Marken hat er im Alter sogar ein kleines Label unter eigenem Namen gegründet.
Agua Brava erinnert mich weniger als 'Eau Sauvage' an das Thema "gluckernder Wildbach"; das hier ist eher ein tiefer, dunkler Wald; die Reminiszenzen an Pino Silvestre, die in einigen der Vorkommentare aufscheinen, kommen nicht von ungefähr. In der langen Anfangsphase empfinde ich den Agua Brava jedoch ganz prominent maskulin gewürzig. Prominent vertreten ist eine Wacholdernote, bei der man durchaus an Genever und andere Wacholderschnäpse denken kann (herrlich markant findet man diese kernige Note etwa auch in Ginepro Nero vor Erbolario). Darum gruppieren sich noch mehr Kräuter und Gewürze, die im Küchenschrank für die streng-herben Noten veranwortlich sind. Kinder mögen sie meist nicht, weil sie zu bitter und irgendwie zu ungefällig sind: Lorbeerblatt vor allem, und auch Salbei, Lavendel und die Gartennelke, die ich eher als Gewürznelke rieche, passen hierher. Das dreht aber nie in eine irgendwie warm-braune 'orientalische' Richtung: Allles bleibt klar, frisch, dunkelgrün, unsüß und trocken.
Wie bei einer auf den Kopf gestellten Duftpyramide dringen zu mir die zitrischen und waldig-ätherischen (kiefernöligen) Noten später durch. Am Ende staubt es dann auch kaum noch, wenn die eher weich-holzigen und hellgrünen Klänge mehr in den Vordergrund treten. Patschuli und Vetiver, zwei Burschen, die bei mir immer gefährlich sind (mag ich sehr oft gar nicht), halten sich im Hintergrund, sie plärren nicht rum, sondern checken nur cool die Lage.
Ein sehr, sehr angenehmer, ausgesprochen maskuliner, origineller, auf den ersten Schnüff grundsympathischer, old-schooliger Sommer-und-Herbst-Duft. Für Damen und junge Männer dann geeignet, wenn sie zum Experimentieren außerhalb der Komfortzone bereit sind.Die Haltbarkeit und Projektion sind für ein Cologne beachtlich.
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