Sublim22

Manchmal geht's heiß her im Büro, dann brauche ich entweder Schokolade und einen frischen Kaffee oder die schnelle kalorienfreie Duftauffrischung. Dafür packe ich mir morgens den Flakon mit dem Duft de jour in die Arbeitstasche, vergesse das aber manchmal im Eifer des Gefechts. Genau an diesen Tagen schlägt die Stunde der Proben. Proben, bei denen ich zumindest davon ausgehe, dass sie mir gefallen und daher in der Schreibtischschublade ein Zuhause auf Zeit haben. So wie J'aime la nuit, dessen Flakon mich immer an Darth Vader erinnert.

Diese Probe lag nun zwischen anderen kleinen noch zu entdeckenden Schätzchen, Lippenstift und Co und hatte heute ihren Auftritt. Glücklicherweise waren es noch mehr als 1ml und zum Sprühen, also pftpftpftpft und aaahhh. Gar nicht schlecht erstmal, es hätte schlimmer kommen können. Aber auch verdammt süß mit richtig viel Bumms, das Imperium hat regelrecht zugeschlagen mit dem Zuckerschwert. Da mußte ich dann doch sicherheitshalber das Fenster aufreißen und durchlüften. Zwei Kolleginnen kamen später übrigens rein und meinten beide, sie würden den Duft kennen und mmmh lecker! Ich glaube eher, er wurde mit LVeb verwechselt.

Nach einer halben Stunde hatte sich der Imperator zum Glück etwas beruhigt. Für den Job ist dieser Duft trotzdem nicht geeignet. Eher für ein erstes Date, wenn frühzeitig vorher und nur dezent aufgetragen. Ich mag gerne süße Düfte, aber dieser hier ist mir doch sehr zuckerig und pudrig, für mich over the top. Jetzt, nach einigen Stunden gefällt er mir am Besten, feminin und schmusig weich. Kaufkandidat wird er für mich nicht, denn ich liebe den Moment des großzügigen Einnebelns und wenn ich mich da schon zurückreißen muss, fehlt mir der halbe Genuss.

Wer aber so ein richtiger Süßschnabel ist und wem la vie est belle und flower bomb nicht zuviel sind, der wird an diesem Duft sicher auch Freude haben.

Braucht diese Gemeinde hier den 598. Kommentar zu diesem Duft? Die einen werden sagen: nein, kenne ich schon, hatte ich schon oder mag ich nicht. Andere haben den roten Klotz aber vielleicht nur auf dem Tisch mit den Angeboten bemerkt und nicht weiter beachtet. Nachdem "Brauchen" in diesem Forum aber nur eine untergeordnete Rolle spielt, bei Parfum im Allgemeinen und bei Sammlungen jenseits von sagen wir mal einem bis drei Flakons, habe ich mich also zu ein paar Worten über Rush entschlossen. Weil dieser Duft es verdient!

Bei seinem Erscheinen war Rush ein Knaller! Der ungewöhnliche Flakon, feuerrot und aus Plastik, das war mal etwas ganz anderes und paßte gut in die Zeit. Schön fand ich das Design schon damals nicht. Mir sind Glasflakons lieber, schwer und schnörkellos oder auch opulent und glitzernd, in jedem Falle aber mit angenehmer Haptik. Dieser knallige Legostein ist nichts davon. Die Handhabung ist alles andere als schön. Umständlich und nervig, bis der Sprühstoß endlich dort landet, wo ich will, stets Gefahr laufend, anschließend zum Chiropraktiker zu müssen, mit ausgerenktem Handgelenk. Mit 5 Sprühern Rush drauf eine Freude für jeden Therapeuten.

Dieser Duft haut mich aus den Pumps, er ist immer noch sensationell. Als er raus kam, hatten ihn viele, das ist ja immer so bei Neuerscheinungen und es gab auch andere Schönheiten um de Zeit, die nicht zu verachten waren. Ich mochte ihn sehr, aber nach einem Flakon war Schluß mit uns. Bis ich ihn jetzt zurück erobert habe. Und er mich!

Ein blumiger Duft, durchaus und diese sind grundsätzlich gar nicht so meins. Aber hier fehlt dieses Niedliche, Verspielte, diese Gänseblümchen- und Volantattitüde, die die Chloes z,B. vermitteln sollen. Diese Blume hier ist anders. Sexy, selbstbewußt, provozierend. Weiblich, aber nicht mädchenhaft. Und schon gar nicht madamig. Haltbarkeit und Sillage sind top. Für mich ist Rush ein reinrassiger Ausgehduft. Allen Frauen, die auf der Pirsch sind und Spaß am Flirten haben: rush auflegen, rein in Jeans, Lederjacke und ins Nachtleben!

Wer den Film Sin City kennt, hat sicher auch noch die Großstadtamazonen vor Augen und Goldie, die Marv mit ihrem Duft ganz verrückt gemacht hat. Es könnte Rush gewesen sein.

Auf der Suche nach einem neuen Vanilleduft begab ich mich nach Hannover in meine Lieblingsparfumerie Liebe. Dort gibt es eine reichhaltige Auswahl von Düften, die ich in meiner Heimatstadt nicht finde. Auch wenn ich überhaupt nichts gegen den so genannten Mainstream habe, bin ich durch Parfumo auch neugierig auf andere Düfte geworden.

Ich betrete also das Duftparadies, atme mehrmals tief ein bis ich kurz zu hyperventilieren drohe und lustwandele erst einmal allein durch das Geschäft. Bevor meine Nase komplett streikt, wende ich mich an eine der netten und vor allem sehr kundigen Fachverkäuferinnen mit der Bitte, mir doch besondere Vaniiledüfte zu empfehlen. Gesagt, getan. Die Dame stellte mir 4 Flakons auf den Tresen:

Creed: vanille sublime, ein neuer Boucheron : vanille, Van Cleef & Arpels: Vanille Orchidee und Atelier Cologne: vanille intensee. Der Boucheron fiel als erster raus, zu viel Rauch gleich zu Beginn, das mag ich nicht. Der Creed musste seufzend abgelehnt werden, da ich weder Zuckerberg noch Klatten heiße.

Blieben zwei, die ich beide perfekt fand, obwohl sie sich doch erheblich voneinander unterscheiden. Beide sind eindeutig und vordergründig Vaniiledüfte. Aber während vanille orchidee ein süßer Herbst-Winterbegleiter ist, wäre der vanille intensee eindeutig ein Kandidat für die warme Jahreszeit.

Entscheiden konnte ich mich noch nicht und beide zu nehmen hätte mein Budget gesprengt. Wieder zu Hause, permanent an den Handgelenken schnuppernd, da wusste ich, ich will sie beide haben. Quasi eine Wintervanille und eine Sommervanille zur Entlastung meines Alltimefavorites eau de Shalimar.

Zur Sicherheit habe ich mir vom vanille intensee eine Abfüllung ersoukt, zu speziell empfand ich ihn, als dass nach einmal testen der Flakon gekauft wird. Seit einigen Tagen trage ich ihn nun mit wachsender Begeisterung. Auf der einen Seite ist er natürlich vanillig, was ich mit Wärme verbinde und liebe. Auf der anderen Seite ist er aber so ganz anders als alle anderen seiner Art. Herb, völlig unsüß, irgendwie auch salzig und sorry: einfach geil. Das macht ihn zu einem androgynen Duft, den ich gern trage, wenn ich nicht als "Weib" unterwegs bin, sondern mit großen Schritten auf Schnürschuhen. Ein "cooler" Duft, modern, urban, aber das mag auch daran liegen, dass der Flakon so schön schlicht gehalten ist und das Gegenteil darstellt der Glitzerflakons, die mich auch immer anziehen. Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust...

Beim Aufsprühen ist er sehr belebend, frisch und ich meine, von Anfang bis Ende diese gewürzte, unsüße Vanille zu riechen. Nach kurzer Zeit hat er eine interessante Brandnote, aber nicht rauchig, sondern mmmh naja, verbrannt eben. Aber schön, das macht den Duft so spannend, so besonders. Er hält sehr lange an bei mir, ohne sich komplett zu verändern. Heute morgen üppig gesprüht und noch immer deutlich wahrnehmbar, natürlich hautnah.

Mein Fazit: Vanille intensee ist ein Dift für Vanilleliebhaber, die es (zur Abwechslung mal) nicht süß mögen.

P.S. Rechtschreibfehler dienen dem Gehirnjogging und sind bewußter Bestandteil dieses Kommentars.

Ein sehr schöner Flakon, mir bisher unbekannt und aus gutem Hause, vielversprechend allemal, da ist ausgiebiges Testen freudige Pflicht. Dieses Mal habe ich großzügig gesprüht, wie es meine Art ist und schon umgibt mich ein pudrig-weicher Dufthauch. Sehr angenehm, fein und ohne irgendeine störende Note. In seiner Aussage erinnert mich MG an l'instant magic und auch an Lalique, le parfum, wobei ich letzteren noch schöner finde. Das ist auch der Grund, warum MG, dieser zweifelsfrei gut gemachte Duft es vermutlich nicht auf meine Wunschliste schaffen wird. MG empfinde ich als eine irgendwie mutlose Kreation, mir fehlt dieser Wow-Moment, etwas, was den Duft heraus hebt aus den anderen rosa Pderträumchen.

Der Duft paßt m. E. nicht so gut für die jetzt kommende warme Jahreszeit. Für abendliche Anlässe, bei denen man zwar angenehm duften, aber nicht im Mittelpunkt stehen mag, da wäre er erste Wahl. Zu ganz jungen Mädchen, für desk und disco finde ich ihn unpassend, denn Mon Guerlain besitzt eine gewisse Eleganz und Ernsthaftigkeit. Ohne Ecken, ohne Kanten, aber eben auch ohne einen jugendlichen oder zumindest frechen Twist.

Wer aber einen runden, stimmigen, sanften Duft wünscht, der wird diesen hier lieben. Ich mag ihn.

Seit ich bei Parfumo bin, hat sich meine Sammlung in der Weise verändert, dass sie zum größten Teil ähnlich warm, weich und pudrig ist. So mag ich es auch. Aber nun wollte ich doch auch wieder einen anderen Duft, etwas mit mehr Bumms, etwas zum Ausgehen. Vielleicht H P eau secrete,

Mit meinem Zettel in der Hand stöberte ich durchs weihnachtliche Alsterhaus, schnupperte hier und sprühte dort. Aber der erste Duft, den, den ich gar nicht auf dem Schirm hatte, ein zufälliger Fund, ließ mich nicht los. Dahlia Divin LNdP. Ein so schöner, schwerer Flakon mit goldenem Inhalt versprach alles, was ich suchte. Normalerweise sind blumige Düfte eher nicht meine Welt und ich vermutete einen solchen hier auch nicht. Beim ersten Schnuppern erscheint der Duft aber auch gar nicht blumig, eher frisch-orientalisch und einfach traumhaft schön. Mimose habe ich jedenfalls anders in Erinnerung, darauf wäre ich nicht gekommen.

Nach kurzer Zeit verändert er sich schon noch in Richtung Jasmin, aber nicht stechend, sondern durch die sich andeutende wärmende Basis fein und edel. Schmeichelnd, dezent. Doch immer noch mit der von mir gewünschten Aussage, ohne jedoch das Rad bis zum Anschlag zu drehen.

Komm mit zu mir, du schöner Fremder, laß uns verschmelzen dann und wann und viele schöne Abende miteinander verbringen.