Superolken

Die Leute stehen Schlange vor einer Konditorei in einem kleinen Ort Italiens. Seit über 150 Jahren wird dort der berühmte Zitronenkuchen gebacken der europaweit bekannt ist.

Eine kleine und charismatische, 90 Jahre alte Nonna steht alleine in der Konditorei. Als du die Tür öffnest, hörst du die Glocke läuten die darüber hängt. Die Nonna lächelt dich an und wirft dir ein freundliches "Buongiorno" entgegen während sie den nächsten Zitronenkuchen aus dem Ofen holt und ihn vor Dir auf der Theke abstellt.

Der letzte, besondere Kick: Frischer Zitronensaft kommt über den noch heißen, dampfenden Kuchen. Danach schneidet sie ihn in dicke Scheiben. Der Raum wird sofort in einen wunderschönen, wohlig warmen Duft gefüllt. Spritzig, herbe Zitrone im Auftakt, gefolgt von einer süßen, vanilligen Cremigkeit.

Das ist Lira.

Natürlich hat jede Rezension etwas subjektives. Der Beginn dieser toppt vermutlich aber alles, denn als ich den Bouquet Ideale das erste mal sprühte war ich tief ergriffen. Kennst du das Gefühl dich urplötzlich an eine längst vergessen geglaubte Situation in deinem Leben erinnern zu können? Du hast jahrelang nicht daran gedacht. Du wusstest bewusst nicht einmal, dass Dir das mal passiert ist. Dann hörst oder siehst du etwas und plötzlich ist diese Erinnerung wieder da, ganz klar - aber das Setting fehlt. Wann war das nochmal und wo?

Genau so erging es mir mit diesem Duft. Ein Geruch von dem ich gar nicht mehr wusste, dass er existiert. Der Duft war mir so extrem vertraut! So vertraut, dass ich alle Personen die ich kenne und mal kannte gedanklich durchgegangen bin. Aber niemand hat ihn je besessen. Ich habe Bouquet Ideale zuvor noch nie gerochen. Er erinnert mich noch nicht einmal im entferntesten an irgendeinen anderen Duft. Er ist unbekannt bekannt. Ich kann es nicht besser in Worte fassen.

Um den Duft nun etwas objektiver zu beschreiben: Du sitzt an einem Baum, umgeben von rosa Tabakblüten. Es ist nicht sonderlich warm, aber auch nicht sehr kalt. Dein Kashmirpullover wärmt dich. Du fühlst dich gut und geborgen. In einem geflochtenen Korb hast du ein Stückchen Gewürzkuchen liegen, eingewickelt in Papier und den Duft davon nimmst du minimal wahr. Mit dem Zucker hast du gespart.

Mal wieder ein Meisterwerk aus dem Hause Xerjoff. Für mich perfekt ausgewogen und besonders. Ein Gourmand genau an der Grenze keiner zu sein. Wundervoll

Der Auftakt erinnert mich sehr an Hypnotic Poison. Was rieche ich raus? Mandel. Obwohl im Kayali Lovefest Burning Cherry gar keine Mandel gelistet ist. Wobei ich finde, dass Mandel und Schwarzkirsche ähnlich sein können, wenn die Kirsche in die Richtung einer Amaretto-Kirsche geht - und das ist beim Kayali ganz klar der Fall.

Das ist aber nur der erste Eindruck, der ganz schnell verfliegt. Dann bekomme ich einen Moment lang bdk Rouge Smoking Vibes, aber irgendwie anders süß - ich kann gar nicht sagen ob der süßer oder weniger süß ist - aber zuckriger ist der. Auch das verfliegt und zurück bleibt ein eigenständiger Duft. Er ist lecker und fruchtig, etwas holzig und ziemlich süß. Die Sillage ist okay und die Haltbarkeit auch. Ich wünschte er wäre etwas konzentrierter. Ist aber ein toller Duft :)

Im ersten Moment mag ich Apollonia nicht sonderlich. Ich weiß nicht woran es liegt, aber irgendwas ist im Duft was meine Nase in den ersten wenigen Minuten überfordert - das könnte vielleicht an den weißen Blüten liegen, aber ich weiß es nicht.

Dann entwickelt sich der Duft und wird wunderschön. Er ist sehr cremig. Ich finde sogar eher cremig als pudrig. Er ist gar nicht so trocken. Ich finde ihn eher kühl. Aber kuschelig, angenehm kühl. Echt schwierig zu beschreiben. Er riecht sauber, frisch gewaschen, aber eben nicht nur, denn plump ist der gar nicht. Der Duft geht immer - super alltäglich.

Der Flakon könnte wunderschöner nicht sein.