Taika

Ich liebe Vanille, aber mit dieser hier werde ich nicht warm. Der Duft ist einfach nicht greifbar für mich. Ich denke: "War es das? Kommt da noch was?" Aber nein, da ist keine Entwicklung. Das, was ich rieche, ist und bleibt langweilig und altbacken für meinen persönlichen Geschmack.

Grundsätzlich erinnert Vanille von Molinard an Omas Butterkekse oder Vanillekipferl, aber nicht lecker. Eher eingestaubt und ein bisschen ranzig. Die Reste in der Keksdose, die im Juni noch übrig sind. Alte Plätzchen, die schon frisch keine Offenbarung waren. Da kommen die schwache Sillage und Haltbarkeit gerade recht.

Der allerletzte, zarte Drydown gefällt mir allerdings ganz gut, nach ca. 7 Stunden. Da wird der Duft (nur noch im Direktkontakt Nase-Haut zu erschnuppern) schön weich und cremig. But ain't nobody got time for that!

Schade - ich war in Grasse bei Molinard und habe gesehen, wie die Düfte hergestellt werden. Tradition und Handwerk spielen hier noch eine große Rolle, man bekommt auf jeden Fall Qualität. Nur mein Fall ist dieser Duft leider nicht. Mag sein, dass Molinard auf der blumigen Schiene versierter ist.

Einer meiner liebsten Vanilledüfte. Er startet fast synthetisch, wie Buttervanille-Backaroma, aber auf eine faszinierende Art. Kindheitserinnerungen einerseits, andererseits durchaus sexy. Wie ein Sonnenöl auf warmer Haut.
Diese Vanille hat nichts Traurig-Morbides wie Un Bois Vanille von Serge Lutens oder Vanille Exquise von Annick Goutal. Nichts Blumiges, nichts Holziges, nichts Angekokeltes.
Nur positive Assoziationen: Vanilleeis in einer frischgebackenen Waffel. Ein Urlaubsflirt. Ein Carambar (französisches Karamellbonbon), das in der Strandtasche etwas weich geworden ist.
Die Haltbarkeit ist gut, aber nicht extrem wie zum Beispiel bei L von Lolita Lempicka.
Über die Sillage kann man sich nicht beschweren. Allerdings macht der Duft so süchtig, dass er einem nie deutlich genug ist. Man möchte es noch intensiver riechen, man drückt die Nase fest auf den Arm, bis man fast etwas benommen wird. Wie wenn man am Strand in der Sonne einschläft.
Wer das EdP nicht mehr bekommt, ist mit dem EdT gut beraten. Es duftet sehr ähnlich, nur nicht ganz so ölig-intensiv.

Die Basisnote mag ich sehr gerne. Sie ist sanft und weich und hat etwas von Crème brûlée, Kinderschokolade oder fein gemahlenen schwarzen Vanillepünktchen. Dunkle, cremige Vanille-Essenz.
Um dahin zu kommen, muss man allerdings durch eine weihrauchgeschwängerte Kirche voll mit Lakritz, Orangen-Erfrischungsstäbchen und Trockenblumen durch.
Die Haltbarkeit empfinde ich als überdurchschnittlich, selbst nach ausgiebigem Händewaschen ist der Duft noch deutlich da.

Mein erster Gedanke bei der Kopfnote: "Oma-Vanille". Da ist schon sehr früh etwas Blumig-Muffiges, das nach alter Theater-Requisitenkiste riecht. Mit der Zeit wird Vanille Exquise trockener, dabei aber für meinen Geschmack zu kratzig und verbrannt. Ein bisschen Kirche und Weihrauch, allerdings nicht so stark wie bei "Un Bois Vanille". ...Nein, das sind keine Assoziationen, die ich mir bei einem Vanilleparfum wünsche.