Tanith

Tanith

Rezensionen
Filtern & sortieren
36 - 37 von 37
Tanith vor 8 Jahren 21 3
10
Duft
Goldene, salzig-süße Gischt
L´Ambre des Merveilles sehe ich in den goldenen Wellen, die bei Sonnenuntergang an einen Strand schlagen: salzig, berauschend, prickelnd und beständig.
Das süße Karamell gleicht den letzten Sonnenstrahlen, die sich auf dem Wasser brechen. Herrlich, warm und niemals grell. Die Luft ist erfüllt von den Verheißungen einer lauen Nacht, vermischt mit dem salzig-herben Unterton des rauschenden Ozeans. Treibholz, das zu einem Lagerfeuer aufgetürmt wurde und im Hintergrund behaglich knistert, vermittelt zusätzlich ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme.

Alles an diesem Duft ist durchschaubar und schlicht, aber auf Grund dieser Einfachheit auch so unglaublich Aufrichtig. Hier gibt es keinen "Kniff" und kein Element, das man verzweifelt zu identifizieren versucht - er ist nicht mehr, als die Pyramide und der Flakon ( ein wahr gewordener Traum! ) verspricht, aber eben auch nicht weniger. Dieser Duft ist so sehr "Du" und "Ich", dass er mit seinem Träger eine Symbiose eingeht. Die vollkommene Verschmelzung - mit absolutem Signature-Niveau.
3 Antworten
Tanith vor 9 Jahren 35 5
10
Duft
Vom Erwachsen werden
Coco ist der Duft meiner tiefsten Sehnsüchte, meiner Hoffnungen und meiner verletzlichen Mädchenträume.
Im zarten Alter von 11, vielleicht auch 12, ist sie mir das erste mal begegnet. Ich, bis dahin nur vertraut mit dem Signatur-Duft Classique der Lebensgefährtin meines Vaters, hatte schon eine stille Ahnung davon, wie symbiotisch die Beziehung zwischen Parfum und Träger(in) sein kann. Classique wird immer sie sein, sie auf immer Classique - nach soetwas sehnte ich mich auch.
Ich kann heute nicht mehr sagen, warum meine Wahl auf Coco viel, aber sie tat es.
Fortan bewunderte ich sie in jedem Kaufhaus, in jeder Parfümerie, auf jeder Werbeanzeige - nie in greifbarer Nähe (und das meine ich wortwörtlich, Düfte dieser Preisklasse standen meist viel zu weit oben im Regal für meine kurzen Kinderarme) und auch so fernab von alldem, wofür ein kleines Mädchen sich begeistern soll.
Ich hatte Coco nie gerochen (...), aber ich wusste, dass ich sie haben musste. Ich redete mir ein, dass dies mein Duft wäre, mein Classique.
Genau erinnere ich mich noch an den Tag, als eine junge Frau, die während der Bahnfahrt neben mir saß, ihre Douglas Tüte öffnete und ausgerechnet einen Flakon Coco hervorholte. Wie sie langsam den Karton öffnete, den Flakon betrachtete und seelig lächelte. Ich war in meinem Leben nie neidischer.
Bis zu meinem 14. Geburtstag sparte ich jeden lausigen Cent, um mir 2 Tage vor Weihnachten schließlich meinen größten Wunsch zu erfüllen. Zu diesem Zeitpunkt testete ich den Duft auch zum ersten mal und er war all das, was ich mir erhofft hatte. Bis meine Mutter mich an der Kasse bat, ihr 25 Euro zu leihen (kein Scherz). Aus war mein Traum, zerschlagen - pupertär niedergeschmettert habe ich mich aufgeführt, wie am Tag des Weltunterganges (und meine 25 Euro dafür nie wieder bekommen.).

Knapp 10 Jahre später, als Düfte für mich erschwinglicher wurden und Coco schon fast in Vergessenheit geriet, begegnete ich in der Parfümerie Coco Mademoiselle. Ich hielt sie fälschlicherweise für meine erste große Liebe und trug sie lange Zeit in dieser Überzeugung, auch wenn ein Funken des Zweifels blieb. Sie berührte mich eben nie so, wie ich mir das ausgemalt hatte. Sie war einfach nicht mein Classique.
Wieder einige Zeit später wurde ich auf Coco, die Urmutter der Enkelin Mademoiselle, aufmerksam. Da viel es mir wie Schuppen von den Augen: Sie war diejenige!
Die Farbe des Flakons passte, die bernsteinfarbige Flüssigkeit - wie hatte ich nur so blind sein können?
Der erste Sprüher weckte all die Wünsche, Träume und Hoffnungen eines kleinen Mädchens, das jetzt endlich erwachsen geworden ist und Coco tragen kann. Und darf. Und es bis an den Rest ihres Lebens tun wird.
5 Antworten
36 - 37 von 37