Tradescantia

Tradescantia

Rezensionen
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91 - 94 von 94
Tradescantia vor 3 Jahren 16 10
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Hochstilisierte Eleganz - Mit Augenzwinkern
Dieser Duft begleitet mich seit fast 10 Jahren.

Er ist manchmal anstrengend, da die Blüten so opulent von der Basis getragen werden. Die anfängliche Hyazinthen-Note ist sehr dominant. Allergiker sollten den Duft jedenfalls auf einem Papierstreifen testen.

Ylang-Ylang rieche ich heraus. Die Bergamotte wirkt beinahe etwas staubig und verleiht in diesem Fall wenig Frische, im entfernteren Sinne eher einen Hauch von Seife.

24, Faubourg ist in seiner ganzen Eleganz nicht aufgesetzt, aber man merkt, dass ein stilisiertes Konzept hinter dem Duft steht. Ich könnte ihn mir an Vivien Leigh vorstellen, die Joy, von Jean Patou getragen hat. Warum Vivien Leigh? Sie sah aus wie eine Dame und ist auch eine gewesen, war aus einem guten Elternhaus und doch keine typische Frau ihrer Zeit- 16 Stunden arbeitete sie pro Tag am Set von Vom Winde verweht und schwankte zwischen Fragilität, Intensität, Schwermut und großer Energie. Teilweise forsch; mit starkem Willen verkörperte sie ihre Rollen mit großer Individualität und Leidenschaft. Diese damenhafte Eleganz vermag heute kaum eine mehr zu verkörpern, doch dieser Duft gibt eine Ahnung davon.

Er ist klassisch und will das auch sein. Es tut gut, ihn mit etwas Selbstironie zu tragen. Es sollte einem nichts ausmachen, im Mittelpunkt zu stehen. Die Projektion ist für ein Eau de Toilette überzeugend und nicht zu unterschätzen. Trotzdem wirkt er seriös und seine altmodische Note nicht deplatziert. Einem Anlass mag ich ihn nicht zuordnen, ich habe ihn sowohl im Theater getragen als auch im Herbst, alleine, draußen, beim Spazieren. Irgendwie passt er in diese Jahreszeit.
Für Freunde der Stille und Sanftmütigkeit ist er vermutlich eher nicht das Richtige, doch bestätigen Ausnahmen die Regel. Etwas Melancholie schwingt allerdings in der Blütenmelange mit.

Gardenie und Jasmin kann ich ausmachen, ebenso die Orangenblüte, die hier an der Grenze zu dem steht, das als stickig empfunden werden kann. Die Gardenie ist für mich gut getroffen. Ich habe mal ein Exemplar besessen und kenne somit den natürlichen Geruch der Blume, der etwas animalischer ist. Die Basis ist wirklich warm und minimal erdig. Selbst, von einem kleinen Flakon wird man lange etwas haben. Am nächsten Morgen riecht man noch eine Art "Afterglow".

Den von den Seidentüchern der Marke inspirierten Flakon finde ich passend. Er repräsentiert das Konzept. Wie ein Seidentuch einem eher funktional eleganten Outfit etwas Weiblichkeit verleihen kann, kann dieser Duft die schnelllebige Routine des Alltags für kurze Zeit unterbrechen, um sich dann später doch mühelos einzufügen.

Danke für's Lesen. Und eventuell auch viel Freude beim Testen.
10 Antworten
Tradescantia vor 3 Jahren 17 3
4
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Etwas unterschätzter Duft mit impressionistischer Grundaussage
Joy ähnelt Allure von Chanel, keine Frage. Doch was unterscheidet die beiden?

Allure hat keinen klar linearen Duftverlauf, es blitzt immer mal wieder die stark zitrische Note auf. Auch enthält Allure eine Vanillenote, die elegant ist. Oft ist Vanille seltsam künstlich und kein großer Genuss. Diesem Duft gibt sie eine warm-holzige Note. Joy ist ähnlich, sein Verlauf jedoch ziemlich klassisch. Allerdings spielt Moschus in der Basisnote die Hauptrolle. Es ist insgesamt frischer, cremiger und auch kühler, jedoch mit deutlicher Süße. Joy ist kein komplizierter Duft, er möchte nicht herausfordern, er möchte gefallen. Es ist wohl ein Duft für den kleinen Moment des Augenblicks. Die Impressionisten feierten in der Kunst auch die spontanen Eindrücke, die sie direkt versuchten festzuhalten, draußen an der frischen Luft und in der Natur. Joy assoziiere ich mit den zahlreichen Seerosen-Bildern von Claude Monet. Letzterer ist der Welt in guter Erinnerung geblieben. Joy wird eher kein solcher Meilenstein. Ich persönlich muss festhalten, dass Joy eine feine aquatische Note hat, die ich schätze, obwohl ich aquatischen Akkorden in der Regel nicht viel abgewinnen kann.

Die Rolle eines modernen Klassiker hat jedoch Allure von Chanel übernommen. Dieser leuchtet, während Joy kühlt.

Joy ist gerade für den Sommer eine nicht zu verachtende Alternative, er hat definitiv den französischen locker eleganten Chic. Joy und Allure pflegen hinsichtlich der Blumigkeit eine enge Verwandtschaft; in der Basisnote allerdings nicht. In der Kopfnote ist Joy durch die gut wahrnehmbare Bergamotte etwas frischer. Allgemein riecht der Moschus in Dior sehr typisch für Dior, genauso wie die Vanille in Allure sehr chaneltypisch riecht. Allure ist durch die kräftige Sillage besser für den Abend geeignet und Joy eckt sowieso wenig an.

Insgesamt kommt Joy hier nur mittelmäßig gut davon. Einerseits vielleicht wegen dem Namen, den ein großer Duft von Jean Patou trägt. Andererseits kann man Gefälligkeit auch positiv ausdeuten.
Ein Namensrecht kann auch mal ablaufen. Eine Marke wie Dior hätte es so oder so nicht nötig gehabt, einen Namen zu "klauen", um einen Duft erfolgreich zu vermarkten. Das machen sie seit Jahren gekonnt, man schaue sich nur die vielen, mal mehr oder weniger netten Miss Dior-Flanker an.
3 Antworten
Tradescantia vor 3 Jahren 14 3
10
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Puristische Lilie
Diesen Duft habe ich zum ersten Mal in Paris getestet, als er noch stark umworben worden ist. Ich finde, dass er kein Kind seiner Zeit ist. Er riecht halt in erster Linie nach Lilien. Das mag den einen langweilen, den anderen erfreuen und manche mögen mit diesen Blumen auch eher unglückliche, unvermeidbare Anlässe assoziieren.

Ich erfreue mich an seiner Authentizität. Irgendwie ist er für mich wie Blütenstaub, der mich grün-cremig einhüllt. Insgesamt wirkt er wenig süß, aber doch etwas pudrig oder trocken. Für einen monothematischen Duft finde ich ihn ausdrucksstark. Ein Beweis dafür, dass man nicht immer viele Zutaten für ein gutes "Gericht" braucht. Voraussetzung ist allerdings, dass man den Lilien im Allgemeinen etwas abgewinnen kann. Der Name verspricht Romantik und baut eine gewisse Dramatik auf. Naja, ich finde ihn viel mehr unaufgeregt schön und wenig bemüht irgendwie zu gefallen.

Die Haltbarkeit liegt bei ca. 5 Stunden. Das ist wohl eher durchschnittlich. Die Sillage empfinde ich eher als sanft, aber immerhin hat er mir einmal ein Kompliment eingefangen, was vielleicht dafür spricht, dass ihn andere intensiver wahrnehmen als ich selbst.

Ich finde, dass er wenig an bestimmte Anlässe gebunden ist. Für mich ist er auf die beste Weise schlicht. Nervt mich so gut wie nie und geht sogar im Sommer, sofern man wenig aufträgt.
Meiner Meinung nach kann man ihn auch mit anderen grün-blumigen Düften kombinieren. Manchmal gebe ich einen Spritzer hinzu, wenn ich No. 19 Edp von Chanel trage. Das mag seltsam anmuten, aber es hat sich zumindest noch keiner beschwert.

Die Haptik des Flakons überzeugt mich. Der Verschluss ist sehr hübsch gestaltet und irgendwie doch verspielt, im Gegensatz zum einfachen Flakon. Cooles Design, irgendwie zeitlos.

Zusammenfassend:
Duft 8 von 10
Sillage 6/10
Haltbarkeit 6/10
Flakon 9/10
3 Antworten
Tradescantia vor 3 Jahren 13 6
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Die Suche nach dem (sic!) Duft hat ein Ende- Tuberose in vollendeter Form
Als Erstes werde ich auf die Duftnoten neben der Tuberose eingehen, die für mich besonders hervorstechen; auf meiner Haut kommt der Duft der Narzisse und auch der Mandarine grün-frisch zur Geltung. Das nimmt dem Ganzen zwar nur bedingt die gewisse Schwülstigkeit, setzt aber einen angenehmen Kontrast zum eher süßlichen Gesamtbild. Ich finde das sehr gelungen. Bergamotte lässt sich zwar auf dem Papierstreifen gut vernehmen. Auf meiner Haut eher weniger. Das stört mich nicht weiter.
Die weißen Blüten sind in ihrer vollen Pracht zu erleben- Tuberose in der Hauptrolle, Maiglöckchen und Jasmin in der Nebenrolle. Das muss man mögen. Ebenso erreicht meine Nase eine Rosennote. Diese steht ebenso nicht im Mittelpunkt, doch gibt sie dem Duft etwas mehr Feinheit. Er driftet nie ins Ordinäre ab.

Eine fruchtige Note ist wahrnehmbar, jedoch hätte ich die besagte Pfirsichnote nicht als solche benennen können, da die Blüten diese doch etwas verschlucken.

Die Basis empfinde ich als sehr schön, da der Hauptakkord im gesamten Duftverlauf nie ganz untergeht, sondern nur leichter wird, um sich sodann mit der Basis zu verbinden. So legen sich die weißen Blüten auf Vetiver und Tolubalsam (u.a.). Diese zuletzt genannten Noten empfinde ich in der Basis am intensivsten. Das Tolubalsam rieche ich sehr deutlich heraus. Es ähnelt stark einer balsamischen Note in Youth Dew. Die Kombination von ausgeprägter Blumigkeit und Tolubalsam, ohne die sonst eher orientalische Einkleidung dieser speziellen Note, empfinde ich als besonders.

Des Weiteren ist der Duft sehr haltbar. Am Mittag aufgelegt, vernehme ich noch morgens einen netten Hauch. Die Sillage ist fast raumgreifend; also ist eine zurückhaltende Dosierung angebracht. Im ersten Test habe ich den Duft als aufdringlich erlebt. Es braucht wohl etwas Mut ihn in der Öffentlichkeit zu tragen. Für die Arbeit ist er wohl eher nicht geeignet, da sich nicht alle Menschen so sehr an dieser Blumigkeit, mit der Tuberose im Mittelpunkt, erfreuen können, wie ich.
Als übermäßig animalisch empfinde ich ihn allerdings nicht. Eher als üppig. Selbst für ein erstes Date würde ich ihn nicht unbedingt empfehlen, da er doch polarisiert. Man kann ihn wohl nur lieben oder hassen, vermute ich.

Eine gewisse Pudrigkeit entwickelt sich ebenfalls in der Basisnote. Insgesamt ist es wohl ein Klassiker, der etwas einsam für sich steht. Faszinierend finde ich insbesondere den Duftverlauf und die Phase, in der der Hauptakkord flüchtig über dem Basisakkord schwebt. In diesem Zeitpunkt ist die anfängliche Schwülstigkeit vergangen. Besonders hervorheben würde ich auch die leicht grüne Frische und die leichte Würzigkeit. Dadurch bekommt die Süße Ecken und Kanten.

Es ist ein Duft, der im Gedächtnis bleibt, ob man nun will oder nicht. Man riecht ihn selten und ich habe lange nach etwas derart Blumigen gesucht, das einem nicht vor lauter Süße den Gesamteindruck verdirbt.

Das was in Amarige zu viel ist, ist hier auf den Punkt gebracht, durch hübsch komponierte Kontraste. Auch merke ich wie der Duft atmet. Es ist ungefähr so wie mit einem guten Wein, dessen Facetten man auch erst einmal auseinandernehmen muss.

Ich wünsche Euch ein frohes neues Jahr und werde versuchen meine Sammlung nicht ins Uferlose auszuweiten.

Schließlich muss man ja auch genießen und nicht nur neuen Dufterlebnissen hinterherjagen.
6 Antworten
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