Traviata

Ich war im Wald. Hab mit Holz gearbeitet und Feuer gemacht. Ein kühler Tag.
Ich wasche meine Hände am kühlen glucksenden Bach, der Dreck geht nicht ab, obwohl ich die Hände mit dem Grünzeug das am Bach wächst reibe. Ich nehme danach trotzdem die Kamillenhandcreme, um meine rauen noch immer dreckigen Hände zu glätten. Wenn ich nun an meinem Handrücken schnuppere riecht es so: Rauch....Holz & Rauch. Darunter der Cremduft und ganz zart die Frische der Wasserminze und des Bachwassers.

Schön, wenn man sich darauf einlässt. Was besonderes. Hält ewig.
Danke Dr. House.

Wenn mir jemand den Duft blind unter die Nase gehalten hätte-
oder ihn auch nur als einen Serge Lutens angekündigt hätte-
wäre meine Reaktion eindeutig NÖ! gewesen.
Ein Lutens? Never!
Auch wenn ich nun hier sitze und die Auflistung der Zutaten lese, stelle ich mir einen ganz anderen Duft vor.
Mir drängte sich, als ich un Bois Sepia auf dem Handrücken trug, sofort eine Duftassoziation auf, *g* ich habe ein braungebrannten Gutgebauten vor mir, der sich von einer Klippe ins blaue Meer stürzt und sich danach mit seiner Wassertropfenhaut in der Sonne räkelt.

Ein aquatisch anmutender Männerduft alla Cool Water. *schreck*

Aber die Zutaten sind doch ganz andere!

Trotzdem, eine typisch frischgespülte aber eindeutig maskulin anmutende Rasierwassernote aus einer blauen Flasche. Ich hab mir den Duft vom Namen und den Duftstoffen her eher grün vorgestellt - nix da – blau isser.
Jedenfalls nehme ich vom geliebten Vetiver gar nichts wahr. Patchouli, Sandelholz, Zypresse sind allesamt von mir sehr geschätzte Bausteine, ich kann nicht einen hier eindeutig ausmachen.
Belibt Opoponax … Das sollte doch für die berühmte lutensische balsamische Reichüppigkeit sorgen? Tut sie nicht. *am Kopf kratz* Wo zum Geier kommt das aquatische her?
Mag ich weder an mir, noch am Manne.


Also ich komme hier nicht weiter, sorry.
Möge mir jemand beistehen.

Tohuwabohu bei Familie Nobile. Es sieht aus wie bei Hempels. Orange und Zitrone kreischen und beschmieren das Sofa mit Farbe. Die pubertierende Jasmin prügelt sich mal wieder mit ihrem Bruder Kardamom. Der Älteste, Safran, hört wie immer laut Musik. Zu laut. Wumm Wumm Wumm. Anis, ebenfalls schwer in der Pubertät keift auch noch dazwischen. Papa Patch der Libertine will’s regeln. Er versagt mit seiner gespielten Strenge auf ganzer Linie. Helles Gekreische jetzt kombiniert mit seinem dunklen Geschimpfe. Jasmin balgt sich noch immer mit Kardamom. Anis feuert die beiden an. Daddy Patch brummt etwas hilflos dazwischen, zum Schimpfen reicht es nicht ganz. Dazwischen die Kleinen! Ohrenbetäubend. Safrans indiskrete Technik-Wumme wummst aus dem Nachbarzimmer. Chaotisch. Mama Vanille kommt zum Schlichten, nervt aber etwas mit ihrem Bitten um Ruhe und dem ewigen balsamischen Harmoniegetue. Uhhh... Was’ Stress bei den Nobiles!
Am Ende sitzen dann doch plötzlich alle recht friedlich beieinender um den Wohnzimmertisch. Ganz plötzlich. Anis, Safran und Kardamom spielen Monopoli. Jasmin telefoniert leise. Die Kleinen (Orangchen & Zitronchen) sind eendlich im Bett! Endlich Ruhe.... Mama Vanille hat gesiegt, legt die Füße hoch und kuschelt sich an den etwas beleidigten Patch.
Der picklige Anis verzieht sich irgendwann schlechtgelaunt in sein Zimmer, man hört durch die Tür gedämpft wie er seine Schuhe an die Tür schmeißt. Safran hat Balladen aufgelegt.
Wollte nicht Onkel Benzoe noch kommen? Vanilles dunkler sanfter Bruder. Er bringt Schokolade mit. Jetzt wird' s gemütlich! Durchs Babyphon dringen sanft die Schlafgeräusch von Orange und Zitrone ausm Kinderzimmer und erinnern die Eltern an den kommenden Tag. Noch ein Glas Wein.

"Wer gerne M7 trägt, liebt das Problematische auf seiner haarigen Brust.“
Hä?
"Mindestabstand 7 Meter?"
Ui.
Was ham denn die hier im Kommentarstrang?? Erstens muss die Brust nicht haarig sein und problematisch ist hier gar nichts. M7 wird hier oft als schwierig, abstoßend, eigenwillig dunkel beschrieben? Ich finde ihn sehr gefällig, eher unaufdringlich und würde ihn tragen, oder tragen lassen. Ich mag es dunkel. Das Oud ist hier sehr weich, der Rosmarin ebenfalls. Genug Amber und Moschus ist ja auch für die Sanftheit drinne. Süße gibt es auch. Sogar etwas prickelige Frische. Aufdringlich? Nö. Dezent. ;-) "Holzcola" trifft es ganz gut, finde ich. Man muss kein Holzfäller mit Bärepratzen sein, um rauchige Holzcola als Duft zu tragen.
Fazit: Schön und lecker. Nicht unbedingt sexy. Und einen Schniedel braucht man auch nicht. Einen ausgepackten (wie in der YSL Werbung) schon gar nicht.

Für mich momentan kein Kaufkandidat.
Ich würde ihn aber auch nicht von der Regalkante stoßen.

Kreuzkümmel und Safran im Kopf… was ne Eröffnung. Ich mag ja beides, aber ehrlich gesagt in der Kombination?... naja, lieber im Essen.
*gewappnet sei* PFFFT! -
Hier springt mich aber nichts an, schon gar nicht aufdringlicher Kreuzkümmel, der mich ans Abendessen erinnern will und vorzeitig die Verdauung anregt, nö, der bleibt ganz zahm. Vielleicht ist eher noch die anfängliche Alkoholnote aufdringlich? Ist die verflogen, erhasche ich recht wenig Kreuzkümmel und etwas Safran. Sie kommen überraschend gut miteinander zurecht. Die beiden Würzlinge kommen also recht dezent daher und werden sehr bald vom Holz eingeholt, umrahmt und geerdet. Hmmm… lecker Sandelholz, weicher Patchouli und dazwischen vermag ich wirklich auch ein kleines blaues Blümchen auszumachen. Ein ganz kleines.
Das titelgebende Leder lässt auf sich warten. Dafür macht sich besänftigender Amber breit. Weitere weiche Holznoten verleihen Tiefe und der Moschus Milde. Es sind eher die Würznoten, die für Leben sorgen. Dann so etwas wie Leder in seiner ganzen Zartheit (ja wirklich, robust ist es nicht).
Ich bin verwundert wie schnell Cuirs so sanft und dezent wird, ob seiner kräftig zu lesenden Inhaltstoffe. Fast schon weich, wie sonst eher ein ausgesprochener Amberduft. "Cuirs" erinnert mich auch einwenig an Serge Lutens "Fille En Aiguilles", auch wenn das Nadelwaldthema hier sehr dezent ausfällt, kann ich es doch nicht ganz verleugnen. Oder spinnt meine Nase?
Aber dies soll doch ein Lederduft sein? Einer der die Zunft der früheren Lederfabrikanten ehren soll. Also zumindest meine bescheidene Nase findet hier zu wenig Leder. Und schon gar nicht zu Beginn. Dabei heißt es doch: "Cuirs startet mit einer luxuriösen Ledernote: Der aromatische Duft von pflanzengegerbtem Leder mit einem Hauch von Benzin im Unterton; begleitet von einer feinwürzigen Kombination aus cremigem Safran und Kumin." Hä? - Und „Kreiert von Sonia Constant, wirft Cuirs einen wehmütigen Blick auf eine Zeit in der die Verbindung von besten Rohstoffen, Fleiß, Hingabe und versierter Handwerkskunst ein Garant für erlesene Qualität war und sich in den Ateliers der kernige Duft des Leders mit dem aromatischen Tabakrauch der Handwerker vermischte.“

Tabak? Hab ich nichts von gemerkt. Oud hält sich auch sehr zurück, was ich nicht schade finde. Nur beim Leder häte ich das nicht erwartet.

Der Duft ist sehr lang anhaltend, er begleitet mich schon den ganzen halben Tag, lediglich 2 Sprüher auf dem linken Handrücken. Verändern tut er sich nach zwei Stunden nicht mehr großartig, aber er bleibt, wird halt immer milder.


Ich würde den Duft keinem brachialem Lederkerl empfehlen, eher jemandem der einen dezent würzigholzigen Amberduft sucht. Wer es holzig warm, unsüß aber doch gefällig ambriert und dezent mag wird das bestimmt mögen. Ob Frau oder Mann, egal. Die Inhaltstoffe sind aber tendenziell natürlich eher maskulin geprägt.

Oder meine Nase spinnt.

EDIT: Nach 6 Stunden sind die zwei Sprüher noch immer sehr wahrnehmbar auf meiner Haut. Etwas ledriger ist es auch geworden. Ich korrigiere bereitwillig von 70 auf 80 %. Edler Duft, keine Frage, mit guten, meist natürlichen Zutaten aus der weiblichen Hand Sara Carners der katalonischen Parfummanufaktur.