Valdar

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11 - 15 von 16
Valdar vor 4 Jahren 7 2
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Magischer, authentischer Waldboden
Die meines Erachtens nach beste Waldinterpretation, die ich je gerochen habe. Und dabei lässt sich der Duft keiner spezifischen Waldart (Nadelwald oder Laubwald) zuordnen, da der Schwerpunkt glücklicherweise weder auf den Hölzern und Harzen, noch auf den Blättern und Nadeln liegt, sondern sich wohl eher dem frischen Geruch eines feuchten Walbodens mit seinen Pilzen, Flechten und Moosarten widmet, ohne dabei erdig zu werden.

So vermittelt mir Coven tatsächlich das authentische Gefühl früh morgens auf einem von Nebelschwaden bedecktem Waldboden zu liegen und tief durchzuatmen. Mystisch, kühl, grüner als grün und unglaublich „echt“ wirkend.

Als ich auf der Suche nach einem grünen Wald-Duft war, schwankte ich extrem zwischen Vert d'Encens von Tom Ford und diesem Meisterwerk hier. Letztlich hab ich mich für Coven entschieden, da mir beim Ford die Hölzer zu sehr im Vordergrund waren, was der Sache (trotz des Weihrauches) irgendwie die Magie nahm und mehr in Sägewerk abdriftet.

Alle anderen Wald Sachen, die ich sonst noch durchgetestet habe, haben mich immer nur an ein Erkältungsbad erinnert.

Zugegebenermaßen trage ich dieses Parfum eher selten, da es nicht wirklich perfekt in viele Situationen zu passen scheint (sonst hätte ich 9,5 Punkte vergeben), doch jedes Mal wenn ich es trage vermittelt es mir eine zauberhafte Aura.

Was anbei noch interessant ist, ist dass mir zwei Personen unabhängig voneinander gesagt haben, sie würden eine deutlich, scharfe, aber schöne Chili-Note wahrnehmen. Ich selbst bemerke davon überhaupt nichts und habe auch keinen Schimmer woher dieses Empfinden kommen könnte…vielleicht ist das die wahre Mystik dieses Parfums.

Haltbarkeit: Sehr lange…10 Stunden
Sillage: Durchschnittlich, angenehm…
Tragbarkeit: Stört nirgendwo, aber passt auch nirgends wirklich perfekt (unabhängig von der Jahreszeit)
2 Antworten
Valdar vor 4 Jahren 13 1
7
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Wie eine wunderschöne Prinzessin, gefangen in einer aus geräucherten Melonen gemauerten Burg
Ja, der sperrige Titel meines Kommentares bringt es schon direkt auf den Punkt, denn der Kern dieses Duftes ist wunderschön, wie eine Prinzessin in weißem Kleid: Frisch, kristallklar, dezent fruchtig und lässt einen tatsächlich irgendwie tief durchatmen. Jetzt ist das Ganze, aber etwas trickreich und so bleibt dieser wunderbare Kern lange gefangen in der (oft erwähnten) geräucherten Melone. Und diese Rauchmelone, welche zunächst die Tiefe des eigentlichen Duftes verschleiert, hat ein gewisses Abschreckungspotential. So ist der Rauch im Auftakt nicht sakral, rituell oder balsamisch, sondern einfach nur verbrannt und aschig, wodurch die Melone erst mal vergammelt wirkt. Möglicherweise können nur geschulte Nasen auch in den ersten Minuten erahnen, dass sich hier ein wahrlich erfrischendes Zauberwerk durch die faulige Asche bahnt. Dieses Zauberwerk lässt allerdings (zumindest bei mir) zirka 5 Stunden auf sich warten.

Die Basis erinnert mich an einen sehr frischen, arktischen Wind, der irgendwie die anfänglich tote Melone wiederbelebt und sie nun in zauberhaft lebendiger Klarheit erstrahlen lässt. Welche Duftkomponente hier genau diesen rettenden Wind erzeugt, lässt sich jedoch nicht identifizieren. Das macht es mir etwas schwer ein Parfum zu finden, das den gleichen, wohltuenden Effekt hat, wie dieses hier in der Basis, aber eben schon von Anfang an (Nein…Viking von Creed kommt da nicht ansatzweise ran).

So handhabe ich “Breath of God” so, dass ich Kleidung, am Tag bevor ich sie trage, manchmal damit einsprühe, um mich am nächsten Tag daran zu erfreuen und da hält dieser göttliche Atem dann trotzdem noch den ganzen Tag durch. Das spricht praktisch für eine Haltbarkeit von 24 Stunden (auf der Kleidung).
Um aber noch kurz auf die Metapher mit der gefangenen Prinzessin zurück zu kommen: Um eine tatsächliche Prinzessin aus einer Burg zu befreien, sollte man sich nicht einfach schlafen legen und davon ausgehen, dass sie am nächsten Tag ganz von selbst aus ihrer Burg entfliehen konnte. Aber das nur am Rande...

Zurück zum Parfum.
Zum direkten Tragen sind für mich die ersten Stunden einfach zu sperrig und das obwohl ich eigentlich nicht besonders sensibel mit dem Tragen kontroverser Sachen bin.
Es fällt mir schwer diesen Duft gerecht zu bewerten, denn aus künstlerischer Sicht ist er große Klasse, aber dieser komplexe Verlauf, mit einer Offenbarung, die sehr lange auf sich warten lässt, macht ihn von der Tragbarkeit her einfach sehr schwierig.
1 Antwort
Valdar vor 4 Jahren 17 2
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der besondere Allrounder
“Ey Junge…hau dir das Zeug hier mal drauf…das ist richtig massiver Stoff, wildes Leder... dagegen riecht das Unterhemd von Chuck Norris wie ein gepuderter Babypopo“ hat der Verkäufer gesagt.
Nun, möglicherweise hat er es nicht exakt in diesem Wortlaut gesagt, aber sinngemäß ging es in diese Richtung. Also hab ich mir die Geschichte mal aufgesprüht und fand es atemberaubend schön, aber entgegen meiner Erwartungen ganz und gar nicht ledrig, wild und „Harte Kerle“-mäßig.
Der Auftakt ist durch den Wacholder (den ich als Note übrigens nur in diesem Parfum ertragen kann) äußerst frisch und sehr grün. Tatsächlich erzeugt der Duft bei mir das Bild einer vom Morgentau feuchten Wiese bei Sonnenaufgang, auf der gemächlich ein paar Pferde herumtraben und Grass fressen. In Irland war ich noch nie, aber in Island traf ich häufig auf solche Szenen und es roch tatsächlich vergleichbar, sofern mich die Erinnerung nicht täuscht.
Später verliert das Parfum diese natürliche Morgenfrische und bekommt durch den im Verlauf dominierenden Mate ein tee-artiges, sehr weiches, fast gemütliches Feeling.

Am Ende ist die Gesamtkomposition unglaublich stimmig, die Sillage nicht zu aufdringlich, aber dafür extrem stabil bzw. langanhaltend. Das macht es für mich zum perfekten Allrounder, den ich zu jeder Jahreszeit, sowie Tages- und Nachtzeit und bei jedem Anlass gut tragen kann. Damit eckt man nicht großartig an, fühlt sich ziemlich wohl und trägt doch etwas Außergewöhnliches, das sich durchaus von den meisten Mainstreamern abhebt.
Auch, wenn es nicht dem entspricht, was ich erwartet hätte, musste ich dieses Parfum einfach haben. Seither begleitet es mich angenehm an Tagen, an denen ich nicht weiß, was ich eigentlich tragen möchte und erinnert mich anbei ein meine Urlaube in Island.

(Wenn Memo jetzt noch ein "Icelandic Leather" rausbringt, dreh ich durch)
2 Antworten
Valdar vor 4 Jahren 3 1
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Horrorclown auf einer Grillparty
Einer meiner Lieblinge, nämlich “Bois d'Encens“ aus der Armani Privé Reihe ist etwas zu kostspielig, um ihn dauerhaft als Signaturduft zu tragen, deshalb sah ich mich nach Alternativen um. Dabei bin ich mitunter auf “Black Amber“ von Agonist, sowie den besagten “Black Comme des Garçons“ gestoßen. Dieser hier schien mir vorerst dem Armani sehr ähnlich und ist preislich absolut okay. Mittlerweile muss ich gestehen, dass ich mich getäuscht habe. Der Rauch/Pfeffer-Auftakt entspricht schon ziemlich dem, was ich wollte, allerdings kommt dieses Parfum hier im Verlauf weit plumper, gesättigter und irgendwie auch viel wärmer rüber, als mein geliebter Armani Privé. Die kühle, unnahbare, sakrale und doch so filigrane Aura, die “Bois d'Encens“ ausstrahlt, fehlt mir hier.

Das ist natürlich mein subjektives Empfinden. Versteht mich nicht falsch. Objektiv ist es eine gute Komposition. Unglaublich einzigartig, die Duftstoffe geschickt ineinander verwoben und ein spannender Verlauf, der gerade durch die später einsetze Lakritze einen Stimmungswandel durchlebt, von ausschließlich böse und düster zu einer mehr sarkastisch verrückten Aura. Das lässt mich an einen Horrorclown bei einer mitternächtlichen Grillparty denken. Das ist zwar lustig, für mich aber zeitgleich ein Kritikpunkt, da der Duft durch diese Assoziation mit Gegrilltem, Gewürztem, Geräuchertem, also generell essbaren Dingen, seine Ernsthaftigkeit einbüßt und eine für mich gefühlt zu hohe Wärme erzeugt.

Als alltagstauglich würde ich das Ganze auch weniger sehen (Haltbarkeit ist enorm und Sillage anfangs sehr wuchtig). Trage dieses Parfum durchaus manchmal bei der Arbeit (weils mir einfach egal ist) und bekomme auch immer exakt ein Kompliment dafür. Immer von der gleichen Kollegin, einer gebürtigen Ägypterin, die den Duft mit irgendwelchen Feiertagen aus ihrer ehemaligen Heimat verbindet. Da diese Kollegin aber sowieso schon verheiratet ist, werde ich meine restlichen Kolleginnen und Kollegen lieber nicht zu sehr ärgern und mich nach weiteren Bois d'Encens-Alternativen für den Alltag umsehen. Den hier behalte ich trotzdem gerne und werde ihn durchaus ab und zu tragen, wenn die Stimmung passt oder wenn ich einen Auftritt als Horrorclown auf einer mitternächtlichen Geburtstags- und Grillfeier habe.
1 Antwort
Valdar vor 4 Jahren 15 3
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Eine düstere Erinnerung
Der Name “Memoir“ ist passend gewählt, denn tatsächlich erinnert mich der Duft an etwas aus meiner Vergangenheit. Nur komme ich nicht drauf. Es ist wie ein Wort, das einem auf der Zunge liegt, um jeden Moment näher ins Bewusstsein zu dringen, aber einem am Ende doch nicht einfällt.
Ist es der Geruch einer Gewürzmischung zur Zubereitung von Weißwürsten, wie man sie in bayrischen Metzgereien findet?
Ist es der Duft eines aromatischen Zusatzpulvers zur Ergänzung von Räuchermehl, um dem Qualm beim Räuchern von Aalen noch das gewisse Etwas zu verleihen?
Oder Ist es (und das muss es sein!) das magische Aroma eines Salatdressings, welches durch die kühlen Gemäuer einer alten, doch edlen Gruft zieht, da Graf Dracula den Hipster Trends nicht ausweichen konnte und sich nun vegetarisch ernährt?
Das muss es sein! Zugegeben, ich befand mich nicht oft in dieser Situation…genau in diesem Moment in einer Gruft zu sein, während ein vegetarischer Vampir einen Salat mit würzigem Dressing verspleißt. Das letzte Mal als ich dieses Szenario durchlebte, wurde es mir aber klar: Das ist es!!! Hier riecht es eindeutig nach “Memoir Man“!

Ach was soll ich sagen?! Es ist ein Meisterwerk!
Es verbindet die prunkvolle Dekadenz eines reichen Grafen mit der Naturmystik eines satanischen Hippies, der Nachts durch die Wälder streift, um Dämonen zu beschwören.
Memoir Man startet grün, waldig, kühl, düster und doch vertraut, um in einem zirka 8 bis 9 Stunden Verlauf durch diesen wunderschönen Weihrauch aus den Untertönen immer etwas mehr mit Wärme gefüttert zu werden.
Für jede Tages- und Nachtzeit, sowie jede Jahreszeit geeignet. Nun gut, in Diskotheken oder beim Einkaufen sehe ich mich damit nicht, aber bei jeglicher intellektueller Tätigkeit und bei allen seriösen Veranstaltungen lässt er den dafür geeigneten Träger aus der Masse herausfunkeln, wie einen schwarzen Diamanten…unheimlich, luxuriös und elegant. Ja, ein sehr erhabener und ernster Duft, doch lässt er es zu, manchmal einen Witz damit zu erzählen (sofern der Humor so schwarz, wie der Flakon ist).
Solch ungewöhnliche, charakterstarke Parfums sind in der Regel nicht gerade dafür bekannt Komplimente zu generieren. Nun, ich hingegen bekam für Memoir die mit Abstand meisten positiven Anmerkungen. Schon nach wenigen Tagen mehr, als nach dem Verbrauch von 50 ml Aventus in einem Jahr.
So ist der Duft sicher nichts für Sunny-Boys, nichts für Dandys, möchtegern Casanovas, nichts für Klassenclowns, nichts für Warmduscher, aber auch nichts für Bad-Boys in Lederjacken.
Nein! Dieses Parfum ist gemacht für normale Menschen wie mich, die ab und zu mit Anzug rumlaufen, um irgendwie gebildet und seriös zu wirken, aber dann heimlich im Keller immer mal wieder eine Jungfrau an den Teufel opfern. Genau für diesen Schlag Mensch ist dieses Parfum gemacht worden… ich liebe es.
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