Viola8

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Rezensionen
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1 - 5 von 35
Viola8 vor 9 Jahren 10 6
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Das Veilchen am Wegesrand
Vorbild für diesen Veilchenduft war eher das kleine, unauffällige Veilchen, das genügsam auch noch zwischen Steinritzen wächst, keine edle, eitle, überzüchtete Variante. Da sich dieses Veilchen behaupten muss, um nicht übersehen zu werden, kommt der entsprechende Duft anfangs auch recht ruppig, kräftig, merkwürdig grün mit diesen frischen Untertönen daher. Die weiteren angegeben Duftnoten Jasmin und Ylang Ylang helfen hier nicht wirklich weiter, lediglich das Rosenholz vermag ich eindeutig zu erkennen.

Wer jetzt denkt, dass das Veilchen hier nur ein Phantom ist, dessen Auftritt man in genau der einen Sekunde verpasst hat, der muss nur etwas warten. Die Veilchennote wird immer kräftiger, apart, pudrig und auch ganz leicht süß. Diese Süße kommt jedoch ohne Pastillenzuckrigkeit und viktorianische Opulenz aus. Das Veilchen duftet am Asphaltwegesrand vor sich hin und schafft somit eine Verbindung zwischen Urbanität und Natur. Wer hätte gedacht, dass sich dieses anfangs kleine grüne Veilchen zu solch einem charmanten und erwachsenen Duft entwickelt, ein Duft, der trotz seines Stils nie seine ihm angeborene Erdigkeit vergisst.

Kerbside Violet ist irgendwie ein typischer Lush-Duft und dann doch wieder nicht. Ohne Zweifel ist er sehr tragbar und für mich einer der schönste Düfte aus der aktuellen Volume-3-Reihe, dem unbedingt eine reguläre Veröffentlichung zu wünschen wäre. Bisher gibt es den Duft nur im Gorilla-Laden in London/Islington und bei Lush in Poole.
6 Antworten
Viola8 vor 9 Jahren 5 3
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Erinnerungen
Ein paar Worte der Erinnerung zu einem der schönsten und vor allem authentischten Geißblattdüfte, der mir begegnet ist.. Voll, üppig, blumig mit der dem Geißblatt ganz eigenen, fast nektarartigen Honigsüße, dabei aber hell, freundlich und irgendwie "erfrischend". Wer sich jetzt im Winter schon darauf freut, im nächsten Sommer seine Nase in einer echten Geißblattblüte zu versenken, ist bei dieser hochkonzentrierten und langanhaltenden Version aus der Flasche genau richtig.

Düfte mit Geißblatt gibt es viele, oft jedoch nur als eine Note von vielen, hier aber ist es der Hauptakteur. Das schafft auch nicht das trotzdem von mir geschätzte "Le Chèvrefeuille" von Annick Goutal, schön, aber nicht so naturalistisch getroffen.

Wann gab es Chèvrefeuille/Honeysuckle? Ich kann hierzu nur sagen, dass ich meine 5 ml-Flasche Extrait de Parfum 1998 in London gekauft habe (es gab hierzu eine Serie mit anderen Düften in gleicher Aufmachung, an weitere Namen erinnere ich mich aber nicht). Spätestens irgendwann in 1999 (oder in 2000?) gab es diese Serie nicht mehr, dann wurde die Reihe "The Gardens Of L'Occitane" angeboten. Aus dieser damaligen Serie mit einigen wirklich schönen Düften bot sich natürlich "Tilleul/Chèvrefeuille" als "Ersatzduft" an, wenn auch das Geißblatt zusammen mit der gut getroffenen Lindenblütennote einen anderen Charakter erhält.

Schön, dass dank Parfumo und Research ein weiterer durchaus erinnerungswürdiger Duft vor dem völligen Vergessen bewahrt wurde.
3 Antworten
Viola8 vor 10 Jahren 13 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Bitte nicht vom Namen abschrecken lassen!
Was erwartet man von einem Duft, der Death & Decay heißt? Das möchte man sich lieber nicht ausmalen. Diese mutige Namensgebung relativiert sich, wenn man das komplette Motto der diesjährigen Veröffentlichung Volume 3 von Gorilla Perfume kennt, heißt es hier doch Death, Decay & Renewal. Neben Tod und Verfall wird also auch die tröstende Erneuerung angeboten, der ewige Kreislauf der Natur.

In der temporären Gorilla Gallery im Juli 2014 in London wurde Death & Decay auch gleich eindrucksvoll zu Beginn der Ausstellung dargestellt. Man betrag einen langen dunklen, ganz in rotes Licht (Rotlicht?) getauchten Gang, der Blick fiel auf weiße brennende Kerzen, weiße Blumen, die die Worte Death und Decay formten und auf eine große klassizistische Amphore auf einem Sockel mit einem Gesteck aus Lilien. Unterlegt wurde diese Szene mit schöner sakraler Musik und dem betörenden Duft von Lilien. Olfaktorisch wurden hier also zum Glück nicht Tod und Verfall umgesetzt, sondern die klassischen Blumen, die mit Kirchen und Beerdigungen assoziiert werden. Die Intention von Lush, mit falschen Erwartungen zu spielen und statt dessen etwas schönes und tröstendes zu bieten, ist hier gelungen und lässt einen erleichtert aufatmen.

So ganz unschuldig ist dieser Lilienduft dann aber doch nicht. Neben nicht genannten Zutaten werden Ylang Ylang, Damaszener Rose, Jasmin und Tonka aufgeführt, also alles durchaus "sinnliche" Zutaten. Laut einer Mitarbeiterin der Gorilla Gallery soll hier der Eindruck von üppigen Lilien entstehen, die kurz davor sind, zu kippen, aber eben nur kurz davor. Diesen etwas negativen Aspekt kann ich aber nicht bestätigen, es bleibt für mich ein schöner Blumenduft mit leichter Cremigkeit.

Ein reiner "Soliflore"-Lilienduft ist Death & Decay aber doch nicht. Gerade anfangs stellt sich bei mir eine Ähnlichkeit zu Maiglöckchen ein, dann eindeutig zu Jasmin. Dies ist wohl neben dem verwendeten Jasminöl auch dadurch erklärbar, dass hier in nicht unerheblicher Menge den chemischen Duftstoff Indol verwendet wurde, der in geringer Menge auch in natürlichem Jasminöl vorkommen. Ein polarisierender Duftstoff, der u.a. auch im menschlichen Schweiß vorkommt und bei dem es sehr genau auf die Dosierung ankommt, um noch als positiv wahrgenommen zu werden. Dies ist zum Glück für mich gelungen. Wer schon den enbenfalls indollastigen Jasminduft "Lust" von Lush mochte, sollte Death & Decay unbedingt probieren.

Dass Death & Decay nur in einer Pipettenflasche angeboten wird, empfinde ich -als Fan von Sprühflaschen- hier ausnahmsweise nicht als Nachteil. Der Duft ist sehr langanhaltend und so konzentriert, dass man sich auch auf diese Weise üppig parfümieren kann. Alltagstauglich ist er allerdings nur bei sparsamer Dosierung.

Also Tod und Verfall duften hier bei Gorilla Perfume blumig-sinnlich-opulent und sehr lebendig.
5 Antworten
Viola8 vor 10 Jahren 8 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9.5
Duft
Bergamotte in Perfektion
Bergamot Blossom zaubert mir stets direkt nach dem Aufsprühen ein verzücktes Lächeln aufs Gesicht. Neben anderen Zitrusfrüchten ist die Bergamotte sofort präsent und hält auch bis zum späten Ende durch. Trotz des Namens kann ich mir nicht vorstellen, dass hier die Blüten benutzt wurden, da der Duft normalerweise aus den Schalen der Bergamotte gewonnen wird. Wahrscheinlich deutet sich im Namen eher die der Bergamotte auch innewohnende Blumigkeit an, eine Blumigkeit, die durch Neroli noch Unterstützung erhält.

Piment, Pfeffer und Thymian als würzige und krautige Noten? Mir kommt es eher so vor, als ob ein Hauch Lavendel (oder auch Rosmarin) zur Abrundung eingesetzt wurde. Insgesamt bleibt es bergamottenlastung-zitrisch-blumig in perfekter Balance mit wärmerer Basis mit Moos-Moschuskissen, die ganz ohne Vanille und Süße auskommt. Schön, dass die Zitrusnoten, wie dies oft der Fall bei anderen Cologne-inspirierten Düften (besonders mit Orangenöl) ist, nicht zur Basis hin ausschalen.

Obwohl kein Schwarzteearoma mitspielt, dürfte Bergamot Blossom jedem gefallen, der Earl Grey Tee wegen des Bergamottenaromas zu schätzen weiß. Die Haltbarkeit ist für das Genre unglaublich gut, wenn auch die Silage nicht hervorragend ist.

Eigentlich will ich Bergamot Blossom gar nicht analysieren und zerpflücken, ich will einfach nur genießen, bewundern, träumen, entspannen und gleichzeitig Energie tanken. Von mir gibt es hierfür perfekte 100%.
4 Antworten
Viola8 vor 10 Jahren 5 2
8
Flakon
7
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Orangenblütentraum
Der Name Poppy Rouge wurde laut D.S. & Durga einem mir unbekannten Lied entnommen, in dem sich eine unmoralische unverheiratete Frau für die Nacht in der Stadt mit ihrem rosenroten Miedergürtel, leuchtend mohnrotem Rouge und türkisch roter Pumphose fertigmacht (oder so ähnlich...siehe "a loose married woman prepares for a night on the town in her rosy red garters, bright poppy rouge and turkey red bloomers").

Poppy Rouge duftet zwar weder wild und gefährlich, noch überraschend, passend wäre er aber doch für diese oder eine ähnliche Szene. Ich denke da spontan an Tanzvergnügungen mit Gin und 20er Jahre Flapperkleid. All dies passt zu einem klassischen Duft, den es so auch schon in früheren Jahrzehnten gegeben haben könnte. Als aktueller Vergleich drängt sich "Grand Neroli" von Atelier Cologne auf, das jedoch den Namen Cologne vom Charakter her eher verdient hat.

Hauptsächlich dominiert die Orangenblüte mit ihrer zarten Blumigkeit und leichten Frische, berauschend schön. Als weitere Akteure spielen noch das Parmaveilchen und die Narzissenart Jonquille mit ihren grünen, üppigen Nuancen mit, jedoch geben sie sich nicht eindeutig zu erkennen, sie runden das Gesamtbild eher harmonisch ab. Auch die Basisnote bleibt leicht ohne Moschus-Vanille-Schwere. Ein fröhlicher Orangenblütenduft, perfekt komponiert in seiner Klarheit.

Ich denke, dass sehr viele natürliche Inhaltstoffe verwendet wurden, anders lässt sich das natürlich wirkende Dufterlebnis nicht erklären. Dafür spricht auch, dass bei D.S. & Durga als kleines persönlich geführtes Unternehmen jeder Karton noch handschriftlich mit der entsprechenden Batch-Nummer versehen wird. Meine Flasche hat die Batch-Nummer F3. Die Haltbarkeit des Eau de Parfums ist sehr ausdauernd.

Damit es nicht nur positiv wird, muss ich mal über die Preisgestaltung mäkeln. 30 ml Eau de Parfum kosten stolze GBP 76,00, dies gilt leider nur für die Düfte, die eher den Damen zugeordnet werden. Obwohl die Firma alle Düfte grundsätzlich als Unisex deklariert, werden auf der eigenen Homepage Einteilungen bezüglich feminin oder maskulin vorgenommen. Und siehe da, bei den eher maskulinen Düften bekommt man für das gleiche Geld eine 50 ml-Flasche! So sieht Gleichberechtigung nicht aus.
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