Yerseke

Yerseke

Rezensionen
Yerseke vor 5 Jahren 17 11
7
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der Rückfallduft
Ich habe PuHdC EDT als meinen Signaturduft angegeben. Das stimmt aber nicht ganz. Eigentlich ist es mein Rückfallduft. Der Duft, den ich immer dann nehme, wenn mich die ganzen anderen gerade nicht reizen können. Oder wenn ich nicht gut drauf bin und einfach ein bisschen Wohlgefühl brauche. Glückshormone ausschütten will. Ich mich einsam fühle, aber auch keinen anrufen oder treffen will. Oder im Gegenteil so glücklich bin, dass ich dem auch olfaktorisch Ausdruck verleihen will und die ganze Welt um mich herum haben möchte. Ihr merkt schon, das ist kein Duft wie andere. Was macht ihn für mich so besonders?
1. Die Geschichte
Erster Herren-EDT, seit 1934 quasi unverändert.
2. Die geniale Einfachheit
Lavendel, Vanille, Punkt (Ok und noch ein paar Sachen, die denen etwaige unschöne Ecken abschleifen sollen).
3. Die psychoaktive Wirkung
Kann man nicht beschreiben, muss man fühlen.
4. Die Aussenwirkung
Wie oben, nur subtiler.
5. Die Zutaten
Natürlich und hochwertig.
6. Das Preis-Leistungs-Verhältnis
Auf dem Niveau: Unschlagbar.
7. Die Summe all dessen
Weil ich sie sonst so noch nie irgendwo gesehen habe.
Was man vielleicht noch wissen sollte: Als ich das erste Mal diesen Duft aufgelegt habe, war ich anfangs schwer enttäuscht. Ich fand ihn regelrecht fies. Man muss durch die erste Viertelstunde durch, in der der Lavendel geradezu zwieblig riechen kann. Aber ohne Leid keine Erlösung.
Und eins noch: das ist die Einstiegsdroge, die vielleicht noch als einigermaßen sozialverträglich durchgehen könnte.
Aber es gibt auch noch das Parfum...
11 Antworten
Yerseke vor 5 Jahren 7 1
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Auf dem Kahn
Aus meiner Jugendzeit kann ich mich noch an eine Kahntour durch den Spreewald erinnern. Es gab noch die DDR, aber die Kahntouren wurden von privaten Kleinunternehmern durchgeführt. Auf den Kähnen wurden von diesen auch Getränke verkauft: Bier für Erwachsene und, ebenfalls in Bierflaschen abgefüllt, Waldmeisterbrause für die Kinder. Diese enthielt, was heutzutage wohl verboten ist, echten Waldmeister mit seinem göttlichen Aroma, für das, wie auch in der Tonkabohne, Cumarin verantwortlich ist. Guerlain Homme EdP hat es mir wieder gebracht.
Dieses Parfum besitzt, wie auch sein Schöpfer Thierry Wasser nicht den besten Ruf unter Leuten, die in Guerlaindüften lieber etwas traditionell-avantgardistisches und exklusiv-sperriges sehen möchten. Ich sehe das etwas anders: für mich ist GH EdP der Duft des Hauses, der mir am meisten Spaß macht.
Den Anfang macht der erfrischende Mojito-Vibe: Minze, Rum und Limette. Das riecht nach Lebensfreude. Zeder und Vetiver kann man auch deutlich wahrnehmen, es soll ja, wie der Name schon sagt, eindeutig ein Männerduft sein. Aber das schönste ist die langanhaltende Basisnote, die mich an Waldmeister erinnert. Alles kommt übrigens sehr natürlich rüber, aber trotzdem modern. Ein perfekter Sommerduft ganz ohne Zitrone oder Aquatisches. Überaus angenehm zu tragen.
1 Antwort
Yerseke vor 5 Jahren 17 12
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Die Beförderung
Terre d’Hermès EdT, das Original von Jean-Claude Ellena gilt als innovatives Meisterwerk der modernen Parfümeurskunst und ist ein großer Verkaufserfolg. Es genoss bei mir allerdings immer mehr Respekt als Liebe, denn für mich hatte es stets ein paar Schwachstellen. Diese sind jetzt bei dem Flanker TdH Eau Intense Vétiver ausgemerzt und es ist ein, wie ich finde, rundum gelungener und vor allem auch sehr männlicher Duft mit guter Performance entstanden, bei gleichzeitigem Festhalten an der Grund-DNA. Ja, es scheint fast, dass es immer noch die gleiche Ausgangsformel ist und nur drei zusätzliche Zutaten hinzugeschüttet wurden (aber so einfach funktioniert das wohl nicht).
Da war zunächst der Auftakt mit den leicht fauligen Orangen. Man hat nun einen guten Schuss Bergamotte dazu getan und dadurch ein bisschen die Anmutung von Grapefruit erhalten, was angenehm herb-frisch rüberkommt.
In der Mitte tat sich für mich immer eine öde und leere Langeweile auf - in die viel hineingeheimnisst wurde: von Feuerstein bis hin zu einer Asphaltdecke nach hochsommerlichem Regen. Für mich roch das nur nach viel Iso-E Super. Christine Nagel hat der Sache nun Pfeffer gegeben, Szechuanpfeffer genauer gesagt, und das Ergebnis ist eine kraftvolle und anhaltende Würze.
Der Ausklang des Originals war von Zeder geprägt, und zwar so stark, dass man unwillkürlich an einen bleistiftspitzenden Hilfsbuchhalter denken musste. Jetzt, mit einem ordentlichen Schuss Vetiver darauf, riecht es nach deutlich mehr Autorität. Also eher Leiter Finanzen und Controlling.
Ich finde, der Duft hat insgesamt eine erstaunliche Beförderung erhalten. Dass Jean-Claude Ellena Berichten zufolge seine Zustimmung zu dieser Überarbeitung seines Meisterwerkes gegeben hat, zeigt übrigens seine Größe und mindert nicht im Geringsten seine Genialität bei der Erschaffung der Ursprungs-DNA.
12 Antworten