annlaurin

Ich hasse Weihrauch, verstehe Aldehyde nicht und mag den Geruch von frischen Lilien nicht. Moon Child habe ich nur aus Neugier gerochen – und war sehr überrascht.

Das Erste, was ich wahrnehme, ist der Geruch von Schockfrost-Himbeeren oder gefriergetrockneten Himbeeren – eine trockene Beere, die in den Fingern zu einem himbeerduftenden Staub zerfällt. Dann kommen prickelnde Bläschen in der Nase, trockener, kühler Staub und etwas, das an Schweppes erinnert – oder vielleicht an Estragonlimonade, aber nicht direkt Estragon, eher eine trockene Bitterkeit im Hintergrund.

Bei heißem und feuchtem Wetter entfaltet sich ein zarter Blütenduft mit einem kühlen, trockenen Krümelrand. In kühlerem Wetter erzeugt der Duft ein Gefühl von Einsamkeit – dieser Art, bei der man meint, allein im gesamten Universum zu sein. Doch dann wird der Duft wärmer, und man taut langsam aus dieser kosmischen Einsamkeit auf und kehrt in die Welt zurück.

Die zarte Linde – nicht so leuchtend wie in meinem geliebten 1А-33, sondern etwas trocken, vielleicht schon getrocknet für Lindenblütentee (wahrscheinlich sorgen Heu, pudrige Noten und Moschus für diesen Effekt). Dadurch wirkt der Duft sehr beruhigend (wobei er immer noch ein Parfüm bleibt). Es scheint, meine Duftgruppe „mit dem Geruch, dass alles gut wird“ hat Zuwachs bekommen!

Ich nehme eher Propolis und Wachs wahr als klassischen Honig – da ist Süße, da ist Bitterkeit, aber keine Spur von Kitsch oder Klebrigkeit. Im Herzen entfaltet sich ein sehr intensiver, pudriger Heliotrop. Es ist der langanhaltendste Duft, den ich je getragen habe.

Für mich hat dieser Duft eine strenge Ausstrahlung. Er passt zu ernsthaften, no-nonsense Frauen und Männern – besonders gut zu formeller Kleidung. Er unterstreicht die Haltung und deutet gleichzeitig an, dass hinter der Fassade eine honigwarme Seite darauf wartet, entdeckt zu werden.

Die erste Assoziation: L’Eau d’Hiver. Im Vergleich zu Mimosa wirkt L’Eau d’Hiver nicht unbedingt grober – dieses Wort wäre völlig fehl am Platz –, sondern eher präsenter und geerdeter, dank seiner warm-holzigen Nuancen. Mimosa hingegen ist zart, delikat, luftig – schlichtweg perfekt.

Ich nehme keinen Bergamotte-Akkord wahr (stattdessen einen feinen Duft von Lebensbaum), auch keinen Zedernholzton – nur Mimosen, aber was für wunderschöne! Das ist ein Kunstwerk, und könnte man es anfassen, wäre es wohl aus hauchdünnem Knochenporzellan gefertigt.

Der Duft ist leise, aber er sitzt nicht direkt auf der Haut – er wirkt wie eine holografische Aura, die über einem schwebt. Auf der Haut hält er nicht besonders lang, etwa zwei Stunden, aber auf Kleidung entfaltet er sich hervorragend.

Gleich zu Beginn erzeugt die Mischung aus Bergamotte, schwarzem Pfeffer (und Vetiver?) einen so intensiven grünen Akkord, dass er abstoßend wirken kann. So war es bei meinem ersten Test – und es passiert immer noch, wenn die parfümierte Haut von Kleidung bedeckt ist. Auf offener Haut verfliegt dieser kraftvolle Auftakt jedoch schnell, zurück bleibt eine ölige Rose, etwas Pfeffer und ungewöhnlich lang anhaltende Zitrusnoten. Am meisten erinnert der Duft an Rosengebäck (Lokum). Klingt schlicht, aber der Duft ist überhaupt nicht klebrig-süß – im Gegenteil, er ist sehr schön. Und sehr angenehm zu tragen. Einer meiner drei absoluten Favoriten von Le Couvent.

Le Couvent hat insgesamt ein sehr ansprechendes Design, und der Sprühkopf ist einfach grandios – er erzeugt einen extrem feinen Sprühnebel, fast wie ein Duftschleier. Der beste, den ich je erlebt habe.