Aprilfrische essen Seele auf

Unlängst hab' ich mal ganz kurz bereut, ein Gentleman gewesen zu sein. In einer (für sie) etwas misslichen Situation hatte ich einer Dame arglos einen Pullover geborgt (was ich selbstverständlich jederzeit wieder tun würde!). Eine Woche später erhielt ich den Pulli über einen gemeinsamen Freund mit den allerbesten Grüßen und herzlichem Dank zurück - und selbstverständlich frisch gewaschen! Hier kommt nun mein Bedauern ins Spiel, denn ganz offenkundig hatte ich den Pulli an eine Liebhaberin (und mithin großzügige Verwenderin) von Weichspüler verliehen. Mal abgesehen davon, dass ein ungewaschenes Zurückgeben für mich völlig in Ordnung gewesen wäre, hatte ich die Option 'Weichspüler' gar nicht bedacht - ich kenne schlicht niemanden, der welchen verwendet - und deswegen nichts von 'Waschen musst du ihn nicht, das passt schon!' zu ihr gesagt.

Verblüffend war, wie lange der Geruch sich in der Faser hielt. Ich habe den Pullover ein paar Tage zum Lüften auf einen Stuhl gehängt - in der Hoffnung, dass der 'Sommerwiesenduft' sich vielleicht verflüchtigen möge, aber - ellerbätsch! - das Zeug ist hartnäckiger als jeder 250 Euro-Nischenduft! Und weil ich ihn so, wie er war, weder in den Schrank zu meinen anderen Pullovern legen wollte - geschweige denn anziehen - noch gerade andere Wollsachen zu waschen hatte, durfte er tatsächlich eine ganz solitäre Runde im Wollwaschgang drehen - ökonomisch wie ökologisch höchst tadelnswert, ich weiß. Jedoch sind mir die Griffigkeit und besonders der Geruch von mit Weichspüler behandelten Textilien derart zuwider, dass das leider nicht anders ging. Nach der Wäsche war die Aprilfrische zwar immer noch nicht völlig weg, aber ich hoffe, dass es nach dem Trocknen auszuhalten ist.

Kann man als (bewusst und aus Leidenschaft) Parfum tragender Mensch Weichspüler verwenden? Mal abgesehen davon, dass ich auch möchte, dass der Knick im Handtuch steif und gerade stehen bleibt, wenn ich es von der Leine nehme, kann ich schon verstehen, dass manche das vielleicht nicht so mögen. Aber wer will diese flauschig lappigen Ungetüme, die die Feuchtigkeit nicht richtig aufnehmen? Konterkarieren Lenor und Co. - ausdauernd wie sie offensichtlich sind - nicht jeden noch so schönen Duft und bastardisieren seine Feinnervigkeit und Zartheit? Käme irgendjemand auf die Idee, neben stark duftenden Blumen guten Wein zu trinken oder nur etwas zu essen? Vielleicht ist Weichspüler aber auch einfach der Grund, weswegen bei manchen alle sechs Wochen 100 ml aufgebraucht sind - um die Aprilfrische schlicht niederzuschreien? Rätsel über Rätsel...