nasivin

Zuerst die Technik: Das Service ist brillant, die Bestellung (Russisch Juchten und l´Avion) ist blitzschnell geliefert! Der Flacon ist schlicht mit dem typischen "Parfum nach Gewicht"-Label und der Duftbezeichnung dezent am unteren Bereich. Klassisch und Klasse! Der Verschluss sitzt geschmeidig und der Sprühkopf funktioniert beispielgebend samtig.
Der erste kurze Feuerstoss ans Handgelenk erinnert an einen Aramis-Twin, das gibt sich aber sehr rasch.
Wie schon irgendwo angemerkt, ist es imho kein typischer Friseurduft, er segelt schon in den Wässern von A., interpretiert das Thema aber ... anders. Dezenter? More fluent? Sinnlicherer Background? Muss das wirken lassen, und werde updaten, hat aber nach einer halben Stunde einen kleinen turn Richtung warmer, molliger Charakter eingeleitet. Schön. cu

09.04. Das mit dem Segeln: da hat Jenkins recht - ich formulierte das so, weil mE Aramis sehr viel bekannter sein dürfte. Mittlerweile - rein aus meiner Häufigkeit des Einsatzes - muss ich gestehen, dass RJ ein wenig ein Waisendasein führt: wenn ich zu Lehmann greife, dann zu l´Avion. Das ist für mich einfach bekömmlicher, schon allein der steigenden Temperaturen wegen. RJ ist eher der Duft für den russischen Bärenwinter. Waren nun ein paar kalte (Schnee-)Tägelchen im April, da kam aber als Stimmungsaufheller wieder etwas anderes dran. Aber die nächste lange Kälteperiode wird kommen, da kann Gretel raunzen, was sie will. Allerdings auch klar: Favorit wird das keiner. Erinnert mich nun an meinen guten alten W123 240D: der lief und lief und lief, also der Motor - das Drumherum ist im Lauf der Zeit weggerostet. Ich schätze den RJ ähnlich ein: er wird bestehen, die Gelegenheiten zum Tragen fallen aber nach und nach weg. that said.

BER CAVOK beamt mich jedes Mal ins Nimbus-Cockpit (=Segelflugzeug): es zaubert immer einen schönen, frischen Ende-Märztag mit labiler Schichtung (=thermodynamisch gut bis heftig durchmischte Luft - wichtig für ergiebige Bärte, also Aufwindzonen, ohne die wir verhungern, heißt eine ungeplante Aussenlandung in einem Feld, Wiese, Rübenacker etc. machen müssen und hoffen, dass statt dem erregten Bauern seine hübsche Tochter vorbeikommt), der typischen aufgelockerten Bewölkung und genügend Sonne herbei - und natürlich hat der Schlepp-Pilot Zeit. Dazu knapp über beginnend aus dem Frühjahrsschnee apernden Latschen zu kreisen, den warmen Duft von Waldboden, Nadeln, Harz und glasklarem, eiskalten Schmelzwasser (riecht weniger, gluckert aber schön) in der Nase - das Leben ist schön! Die Luft ist zwar noch kalt, die schneefreien Flächen reflektieren aber doch eine schöne Wärme, ich hör sogar manchmal die Vogerl begeistert raufzwitschern und kann schon, komme ich gegen den Wind, die ersten Bergwanderer erschrecken ;-).
Die Duftkomponenten interessieren mich wenig, einzig neu, wie hier von Favea erwähnt, hab ich von "Calone" erfahren, die Brits sagen dazu Wassermelonenzeugs, noch dazu von Pfizer erfunden ... ich lass´ das. Auch die Aussenwirkung kümmert mich nicht = mir muss das ja gefallen, und das tut es sehr gut. Die Aussen-Dufterfahrung ist ja bei jedem anders, also was soll's. Ein Staffelkommandeur bei uns hat mal angeregt, 10 Piloten, die nach der Fliegerselektion zwangsläufig doch irgendwie ähnliche Eigenschaften haben, eine - wie sagt man in Germanien? - Maulschelle zu verpassen: das Ergebnis werden 10 äußerst verschieden lustige Reaktionen sein - so auch bei der Duft-Rezeption. Mein personal highlight war die Reaktion meiner Chefin auf das von vielen hier als ultimatives Anbagger-Gebräu definierte "Aventus" von Greed - ich meine natürlich Creed ;-): "Du riechst wie ein Ministrant*". that said. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.
BER CAVOK mag ich, es ist ein Gute-Laune-Duft, hält erfrischend lange an und wird kein bisschen fad. Und gsd: es ist noch nicht verbreitet.

*ösi-Ausdruck für Pastor Adjutant oder Hostien-Checklistenvorleser?!

Ehrlich, Le Male ist mein "Schwergewichts"-Motorrad-Duft, den ich sehr oft trage und meist nur mit Kouros oder Issey Miyake abwechsle. Den NAVY hab ich ausschließlich wegen der genialen Dose - und ohne vorher zu probieren gekauft - ebenso wie den AVIATOR, der für mich als passionierten Luftbrummer ohnehin Pflicht ist.
Beides sind optische Dosenstatements, der Navy-Guy riecht - für mich - angenehm; derart "unwahrnehmbar", wie hier schon öfters moniert, ist er für mich nicht. Den rieche ich schon einige Zeit, klar: (auch) meine(!) Nase gewöhnt sich an diesen relativ schnell - für die Umgebung bleibt er jedoch erkennbar (=riech ich selbst nichts mehr, drehe ich mich im Gehen um und kann dann im Windschatten meist noch überraschend viel wahrnehmen). Und ich bin definitiv nicht der Nachsprüher vor dem Herrn - das mache ich nie. Ein glückloser (gibt's andere?) österreichischer Politiker hat mal den vielbelachten Begriff "situationselastisch" geprägt, den hab ich für den NAVY adaptiert: er ist für mich der situationsunabhängige Duft, wenn man schnell mal raus muss und nicht viel gustieren kann, ist im Zweifelsfall damit nichts falsch gemacht.
Ich finde ihn sympathisch, yep!

Auf Ermahnung habe ich gerade mein Sammlung mit dem Bestand gefüllt - und als letztes das Oud Burmi in die Hand genommen. Immer wieder: wow! Wie schon Apicus anmerkt "da kann man sich noch so eindieseln, im Grunde muss man Nachlegen, wenn der Genuss von Dauer sein soll." Der Rat eines Hardcore-Users.
Nun, dieser Genuss, der dem Duft zweifellos anhaftet, den musste ich mir äußerst hart erarbeiten. Oud Burmi riecht für mich gut - wenn ich die erste Stunde nach Auftragen überlebt habe. Ich meine, Kollege NuiWakakore hat den trefflichen Almvergleich meisterlich geschildert - dazu fällt mir nur ein, dass, hat mich jemand gefragt, wie dieses Oud so ist, ich meist folgenden Vergleich bemühe: Im Falle des Banküberfalles ist statt einer .44 Magnum sicher die bessere Wahl, dieses Oud Burmi in Anschlag zu haben. Ein Warnsprüher, und die Bankangestellten holen sogar freiwillig noch extra Geld aus Nachbarfilialen, nur, damit man schnell wieder geht.
NACH der ersten Stunde ist der Duft OK, nur, wie ich diese Stunde meistere, weiß ich - auch nach nun einigen Versuchen - noch immer nicht.
Eine Verschwörungstheorie berichtet ja, dass das im Flacon keine Adlerholzsplitter sind, sondern Holz nach dem natürlichen Gang durch den Adler - aber bitte, man bilde sich selbst ein Urteil, der Heldenruhm wird einem sicher sein ;-)

Gesagt wurde schon alles - auch wenn ich, wie immer Anhänger der nüchternen Apicus-Kommentare bin -, hier mein subjektives erstes Zusammenprallen mit Aventus:

Ich trainierte eine große Parfumerie und bei der Abschlussbesprechung mit den Besitzern kam irgendwie die Sprache in Zusammenhang mit Preis-Leistungsverhältnis allgemein auf eben Aventus. Zur Überraschung bekam ich ein Fläschchen mit (also den Original-Flakon, nicht Duftprobe!).

Gut, ich bin weder Creed-Fanboy noch sonst einer Marke fundamentalistisch anhängend, mein Zugang ist ähnlich dem russischer Auto-Dragracer: da muss das Ding performen, egal, wie die Marke heißt und wie teuer - oder eben günstig - die ist. Da kniet niemand vor einem Ferrari, wenn der Kompressor-Golf II den nach Strich und Faden versägt.

Ähnlich bei Creed: ich gebe nichts auf das YouTube Gewäsch von Kindern, die noch kleineren Kindern am Screen was von der weiten Welt vorflunkern - in handwerklich grottenschlecht gemachten clips. Und die - im Falle der Verleihung des genannten Flacons von jener gewandten Business Lady im Dior outfit - das allein schon als eine Garantie für Feuchttraum-Erlebnisse mit ihr dankend angenommen hätten.

Vor Anwendung las ich hier die Kommentare - & da ist ja alles dabei: vom Fundi bis zum Hasser ;-)

Naja, nach dem Auftragen: gut, OK, nicht schlecht - aber wenn man mich nach dem ersten Tragetag gefragt hätte - wäre mein Urteil auch noch wie vorne. Den Preis hätt ich so um die 60 Euronen geschätzt. Der Duft ist imho gut, der "Vom-Hocker-Reisser", der "Bei-Damen-Allesspreizer", der "Dauernd-Gefragt-Werden-Was-Das-Ist" ist Aventus definitiv nicht. Wer die Suche nach einem Flachleger-Duft andenkt, dem sei zuerst die Beginner-Lektüre von Herkner "Band 1 der Sozialpsychologie" ans Herz gelegt. Danach sollte der Blödsinn vom Tisch sein. Näher bei dieser Mär einer Anmache-Garantie liegen nur Fake-Profile auf Tinder, parship etc. wobei langfristig Aventus günstiger als Bezahlplattformen kommt, bei gleicher "Erfolgsquote" ;-).

Tscha, da steht er nun in meinem Schrank, manchmal nehm´ ich einen Spritzer (obwohl das zumindest hier im Ösiland meist einen Weisswein mit Sodawasser meint) und das nicht oft.

Mich lässt es ratlos zurück: nicht der Duft, die weite Meinungs-Schere.

NACHTRAG 19.10.2021
Ich hab nun schon einige Nachbauten ausprobiert, wobei diese insgesamt nicht schlecht sind - allerdings kein Original. Das oft thematisierte Schwächeln meines batches kann ich nicht nachvollziehen, da der mit vier Sprühstößen bis am Abend locker & gut wahrnehmbar durchhält ohne Verlust.

Der - mir(!) - angenehmste Verfolger ist Amal Club de nuit, der gute Haltbarkeit mit angenehmem Duft kombiniert, ohne jemals die Frische von Creed zu erreichen. Nicht mal annähernd. Amal ist gut, riecht gut, gefällt auch der Umwelt - ist aber nie im Leben in der Nähe des Originals. Benutzt man beide öfters, wird das sehr deutlich.
Daher bleib ich (auch) bei Creed, weil der mir gefällt.
Zum Preis: ehrlich: was soll der Geiz? Der Preis ist für mich nicht so wichtig, denn ich benutze Aventus erstens nicht als daily driver, und wenn er draufkommt, dann braucht man ja keinen halben Liter pro Einsatz.