Aeon 001 Aeon Perfume 2015
19
Top Rezension
“a liquid gem suspended in the air"
Ich bin stolzer Besitzer von Nummer 212. Von 333 Exemplaren. Ist vorne auf der Verpackung mit einem Kreuzchen verzeichnet (siehe Foto unten). Na ja, schon nett ;-)
Limitierung ist natürlich kein Wert an sich, lässt einen aber schon zumeist irgendwie aufhorchen, Begehrlichkeiten durch künstliche Verknappung werden geweckt - die "strictly selective cosmetics GmbH" aus Niederkrüchten macht das schon sehr geschickt und weiß auf der exklusiven Vermarktungsklaviatur virtuos zu spielen. "Am Ende des Tages" wie es in dergleichen Jargon immer heißt zählt aber die Ware, der materielle Inhalt, also der Duft.
Wobei auch der Flakon superschön ist, finde ich - der ist Schuld daran dass ich vor einiger Zeit überhaupt auf "Aeon 001" aufmerksam wurde. Von der Anmutung entfernt Rundholz-mäßig, sieht er irgendwie aus wie Schutzglas (ist er ja eigentlich auch, aus Borosilikatglas handgemacht) für hochexplosive radioaktive Hochtemperatur-Reagenzien, extreeeem cool und stylisch durch seine technische und ästhetische Raffinesse finde ich das. Aber genug, wir wollten ja über den Duft sprechen ;-)
Und der braucht dann fast auch schon so ein Schutzbehältnis. Vorderhand auf ruppig, raubeinig, massiv-invasiv und heftig gebürstet, offenbart er dem genauen und sensiblen Betrachter ein ganz feines und zartes Herz.
Der Duft in EdP-Konzentration springt einen von der ersten Sekunde quasi an, mit einer kraftvollen, komplexen, dunkelzitrischen und leicht dunkelbeerigen Auftaktnote die nach kurzer Zeit bereits deutlich harzig-ölig und etwas rauchig wird, leicht säuerlich-herb und prägnant knorrig-holzig durch Vetiver. Dieser raue und sperrige zitrisch-holzig-harzige und moosige, zuweilen fast schon bisschen "dreckige" Charakter bestimmt im wesentlichen die auf den ersten Blick sicht- bzw. wahrnehmbare Palisadenwand - doch wenn man näher herantritt, auf die Details zoomt und sich von der fast schon drohend aufgebauten Fassade nicht schrecken lässt sondern das Feine und Zarte ansieht, dann nimmt man zwischen den Harztröpfchen, den Flechten und den Holz- und Strauchsplittern eine dichte, feine, zarte, anmutige helle und freundliche Flora wahr, hunderte kleinster zarter weißer Blüten, überhaupt nicht üppig-schwülstig, sondern jede einzelne der Vielen ganz lieblich-zart und fast rein ihren jeweils eigenen sanften Duft verströmend, in sich einen zart und dennoch dicht und hell gewobenen Teppich hervorbringend. Im Zusammenspiel ergibt das zusätzlich eine beinahe Honig-ähnliche Note, nicht hell und süß, auch nicht die cremige Variante, sondern dunkel, voll, mit allen Komponenten von Bienenwachs und Waben usw. enthalten, ziemlich unsüß finde ich. Wie der Duft trotz seiner blumigen Noten insgesamt nicht wirklich süß und weiß wirkt, sein Gesamtauftritt ist eher dunkel und durchaus opulent und voluminös. Kaum benennbare würzige Noten wie wohl Nelke usw. treten vermittelnd und abrundend hinzu. Nach Stunden makelloser Performance hinsichtlich Sillage und Haltbarkeit dreht der Duft seine Regler sachte und über Zeit zurück und besinnt sich auf seine nunmehr weiche, fast schon cremig-sandelige Vetiverbasis als Ruhebett für den entspannten und spätestens jetzt endgültig versöhnlichen Ausklang.
Ich habe "Aeon 001" nach stundenlangem Duft- und Test-Marathon als letztes präsentiert bekommen, mit den Worten "na ja, und dann hätten wir da natürlich noch was ganz besonders feines, ist nicht jedermanns Sache, müssten Sie halt mal schauen" - und ich wusste sofort schon beim Aufsprühen und erst recht nach ein paar Minuten intensiver Versenkung: "Der ist es!" :-) Ich habe natürlich nicht so den Gesamtüberblick, aber ich könnte jetzt keinen Duft benennen der auf diese Weise das Gegenüber von roher ölig-rauchig-harzigen Holzigkeit und zart-sanft-betörendem Blumencharme darzustellen und mich damit so gekonnt einnehmen könnte. (EDIT: "Maai" von Bogue soll in seinem animalischen Chypre-Charakter ähnlich sein, heißt es bei Kafkaesque.)Wenn man das Gegenteil eines Aquaten suchte, dann hätte man in Norma Kamalis "Incense" und "Aeon 001" wohl die beiden heißesten Kandidaten, beide raumgreifend und komplex, mit jeder Menge Tiefe und Dichte - wo Frau Kamali nach unten in die Düsternis steigt, greift Aeon (wir wissen noch nicht wer der Parfumuer / die Parfumeurin hier ist, dies wird erst mit dem Erscheinen des nächsten Duftes gelüftet - es wird allerdings gemutmaßt dass es sich um Bertrand Duchafour handelt) zum Licht und zu den Sternen und lässt die hell-zarten Blüten sanft strahlen, für den der sich die Zeit nimmt und sich darauf einlässt. Ein toller Duft, an dem ich sicherlich noch einige Zeit weiter lernen und weitere Facetten entdecken und vertiefen darf.
Limitierung ist natürlich kein Wert an sich, lässt einen aber schon zumeist irgendwie aufhorchen, Begehrlichkeiten durch künstliche Verknappung werden geweckt - die "strictly selective cosmetics GmbH" aus Niederkrüchten macht das schon sehr geschickt und weiß auf der exklusiven Vermarktungsklaviatur virtuos zu spielen. "Am Ende des Tages" wie es in dergleichen Jargon immer heißt zählt aber die Ware, der materielle Inhalt, also der Duft.
Wobei auch der Flakon superschön ist, finde ich - der ist Schuld daran dass ich vor einiger Zeit überhaupt auf "Aeon 001" aufmerksam wurde. Von der Anmutung entfernt Rundholz-mäßig, sieht er irgendwie aus wie Schutzglas (ist er ja eigentlich auch, aus Borosilikatglas handgemacht) für hochexplosive radioaktive Hochtemperatur-Reagenzien, extreeeem cool und stylisch durch seine technische und ästhetische Raffinesse finde ich das. Aber genug, wir wollten ja über den Duft sprechen ;-)
Und der braucht dann fast auch schon so ein Schutzbehältnis. Vorderhand auf ruppig, raubeinig, massiv-invasiv und heftig gebürstet, offenbart er dem genauen und sensiblen Betrachter ein ganz feines und zartes Herz.
Der Duft in EdP-Konzentration springt einen von der ersten Sekunde quasi an, mit einer kraftvollen, komplexen, dunkelzitrischen und leicht dunkelbeerigen Auftaktnote die nach kurzer Zeit bereits deutlich harzig-ölig und etwas rauchig wird, leicht säuerlich-herb und prägnant knorrig-holzig durch Vetiver. Dieser raue und sperrige zitrisch-holzig-harzige und moosige, zuweilen fast schon bisschen "dreckige" Charakter bestimmt im wesentlichen die auf den ersten Blick sicht- bzw. wahrnehmbare Palisadenwand - doch wenn man näher herantritt, auf die Details zoomt und sich von der fast schon drohend aufgebauten Fassade nicht schrecken lässt sondern das Feine und Zarte ansieht, dann nimmt man zwischen den Harztröpfchen, den Flechten und den Holz- und Strauchsplittern eine dichte, feine, zarte, anmutige helle und freundliche Flora wahr, hunderte kleinster zarter weißer Blüten, überhaupt nicht üppig-schwülstig, sondern jede einzelne der Vielen ganz lieblich-zart und fast rein ihren jeweils eigenen sanften Duft verströmend, in sich einen zart und dennoch dicht und hell gewobenen Teppich hervorbringend. Im Zusammenspiel ergibt das zusätzlich eine beinahe Honig-ähnliche Note, nicht hell und süß, auch nicht die cremige Variante, sondern dunkel, voll, mit allen Komponenten von Bienenwachs und Waben usw. enthalten, ziemlich unsüß finde ich. Wie der Duft trotz seiner blumigen Noten insgesamt nicht wirklich süß und weiß wirkt, sein Gesamtauftritt ist eher dunkel und durchaus opulent und voluminös. Kaum benennbare würzige Noten wie wohl Nelke usw. treten vermittelnd und abrundend hinzu. Nach Stunden makelloser Performance hinsichtlich Sillage und Haltbarkeit dreht der Duft seine Regler sachte und über Zeit zurück und besinnt sich auf seine nunmehr weiche, fast schon cremig-sandelige Vetiverbasis als Ruhebett für den entspannten und spätestens jetzt endgültig versöhnlichen Ausklang.
Ich habe "Aeon 001" nach stundenlangem Duft- und Test-Marathon als letztes präsentiert bekommen, mit den Worten "na ja, und dann hätten wir da natürlich noch was ganz besonders feines, ist nicht jedermanns Sache, müssten Sie halt mal schauen" - und ich wusste sofort schon beim Aufsprühen und erst recht nach ein paar Minuten intensiver Versenkung: "Der ist es!" :-) Ich habe natürlich nicht so den Gesamtüberblick, aber ich könnte jetzt keinen Duft benennen der auf diese Weise das Gegenüber von roher ölig-rauchig-harzigen Holzigkeit und zart-sanft-betörendem Blumencharme darzustellen und mich damit so gekonnt einnehmen könnte. (EDIT: "Maai" von Bogue soll in seinem animalischen Chypre-Charakter ähnlich sein, heißt es bei Kafkaesque.)Wenn man das Gegenteil eines Aquaten suchte, dann hätte man in Norma Kamalis "Incense" und "Aeon 001" wohl die beiden heißesten Kandidaten, beide raumgreifend und komplex, mit jeder Menge Tiefe und Dichte - wo Frau Kamali nach unten in die Düsternis steigt, greift Aeon (wir wissen noch nicht wer der Parfumuer / die Parfumeurin hier ist, dies wird erst mit dem Erscheinen des nächsten Duftes gelüftet - es wird allerdings gemutmaßt dass es sich um Bertrand Duchafour handelt) zum Licht und zu den Sternen und lässt die hell-zarten Blüten sanft strahlen, für den der sich die Zeit nimmt und sich darauf einlässt. Ein toller Duft, an dem ich sicherlich noch einige Zeit weiter lernen und weitere Facetten entdecken und vertiefen darf.
8 Antworten
0815abc vor 10 Jahren
Ganz wunderbarer Kommentar.Ich bin auch ganz bezaubert von dem Duft.
Althea vor 10 Jahren
Sehr schöner Kommentar. Leider habe ich den nicht bemerkt, war wirklich einMarathon ;-))
Ergoproxy vor 10 Jahren
Ich konnte den hier In Hamburg testen, aber mir war der einfach zu viel des Guten. Mich erinnerte der Duft von der Machart an das alte Kouros.
Yatagan vor 10 Jahren
Den hast Du gestern noch gekauft? Gar nicht mitbekommen. Vielleicht als Du nachher noch zum Albrecht weiter bist? Hatte ihn ja vorher schon getestet und für sehr gut befunden!
Cravache vor 10 Jahren
Ein sehr interessanter Kommentar!
Morgaina vor 10 Jahren
Ich habe ihn nur auf dem Duftstreifen getestet. Er war mir zu heftig. Ein Fehler ?
Mezzanine vor 10 Jahren
...weiß auf der exklusiven Vermarktungsklaviatur virtuos zu spielen... Ich brech' ab. Wie toll ! Ich habe den Duft gestern leider nicht mitbekommen, aber Albecht ist ja nicht weit entfernt ! Toller Kommentar.
JoHannes vor 10 Jahren
Ende gut, alles gut! ;-) Toller Kommentar zu einem aussergewöhnlichen Duft. Und ja, er gehört schon zu dir! ;-)

