Coal Andrea Maack 2012
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Top Rezension
nicht nur für Kumpel
Als ich ein Kind war, damals in den Siebzigern, lebten meine Eltern, meine jüngere Schwester und ich in einer Wohnung, die noch nicht über die heute übliche Zentralheizung verfügte.
Es war ein altes Haus mit dicken Wänden, knarrenden Treppenstufen und einem Kachelofen in der Stube, den wir im Winter mit Holzspänen, Briketts und Eierkohlen fütterten, die wir vom ortsansässigen Kohlenhändler bezogen und im Keller lagerten.
Ich liebte den strengen, trockenen, metallisch-kühlen und ein wenig muffigen Geruch der Kohlen und die intensive, anhaltende Wärme, die sie verbreiteten, ihr dunkles Glühen und das leise Knacken und Knistern, mit dem das Feuer seine Geschichten erzählte.
Heute lebe ich in einer alten Zechensiedlung.
Die Häuser haben moderne Heizungen, ihre Bewohner sind in allen möglichen Berufszweigen tätig.
Ein paar Kumpel leben auch noch hier im Negerdorf, das so heißt, weil die Bergleute früher mit geschwärzten Gesichtern aus der Zeche kamen, in der es keine Kaue gab.
Mein Nachbar, der heute die weltbesten Forellen fängt und selbst räuchert, erzählt oft Geschichten aus der Zeit, als er noch unter Tage gearbeitet hat.
Als ich ihm meine Absicht ankündigte, ein Parfum zu testen, das nach Kohle duften sollte, zeigte er mir einen Vogel: "Ich weiß ja, daß die Welt verrückt geworden ist, aber so verrückt nun auch wieder nicht!"
Wenn er wüßte...
Ich habe darauf verzichtet, Dieter mein besprühtes Handgelenk unter die Nase zu halten.
Auf die Suche nach der Kohle habe ich mich ganz allein begeben, ohne fachkundige Hilfe.
Und ich habe eine Menge Entdeckungen gemacht in "Coal", auf- und anregende, vertraute und neue, doch Kohle habe ich nicht gefunden.
Weder Stein- noch Braun- noch Zeichenkohle, an der ich vor ein paar Tagen noch geschnuppert habe, sicherheitshalber, um mir ihren Geruch einzuprägen.
Ich werde begrüßt von fruchtig-pfeffrigen Noten, gekleidet in ein ätherisch-weihrauchiges Gewand, bestickt mit warmwürzigen Girlanden.
Ein Mann, ganz ohne Zweifel – ein sehr attraktiver und sinnlicher Mann mit markanten Zügen, die von sehr früh präsentem Holz unterstrichen werden.
Die verhalten süße Frucht macht bald dem nicht gelisteten, für meine Nase aber deutlich wahrnehmbaren Weihrauch Platz, der hier weder kalt noch streng wirkt - Holz und Gewürze werden durch den Rauch klarer konturiert und zugleich gelichtet.
Vielleicht ist es das Leder, das den für mich ambroxanisch wirkenden, überaus anziehenden Unterton beisteuert, der in Sentifiques "Testostérone" hochpotenziert zum Ausdruck kommt und hier sehr viel subtiler, diskreter und damit alltagstauglicher eingearbeitet ist.
"Coal" wird weder laut noch heftig, seine Tiefe ist verhalten und seine Erotik gebändigt.
Und eben deshalb sehr, sehr reizvoll...
Es war ein altes Haus mit dicken Wänden, knarrenden Treppenstufen und einem Kachelofen in der Stube, den wir im Winter mit Holzspänen, Briketts und Eierkohlen fütterten, die wir vom ortsansässigen Kohlenhändler bezogen und im Keller lagerten.
Ich liebte den strengen, trockenen, metallisch-kühlen und ein wenig muffigen Geruch der Kohlen und die intensive, anhaltende Wärme, die sie verbreiteten, ihr dunkles Glühen und das leise Knacken und Knistern, mit dem das Feuer seine Geschichten erzählte.
Heute lebe ich in einer alten Zechensiedlung.
Die Häuser haben moderne Heizungen, ihre Bewohner sind in allen möglichen Berufszweigen tätig.
Ein paar Kumpel leben auch noch hier im Negerdorf, das so heißt, weil die Bergleute früher mit geschwärzten Gesichtern aus der Zeche kamen, in der es keine Kaue gab.
Mein Nachbar, der heute die weltbesten Forellen fängt und selbst räuchert, erzählt oft Geschichten aus der Zeit, als er noch unter Tage gearbeitet hat.
Als ich ihm meine Absicht ankündigte, ein Parfum zu testen, das nach Kohle duften sollte, zeigte er mir einen Vogel: "Ich weiß ja, daß die Welt verrückt geworden ist, aber so verrückt nun auch wieder nicht!"
Wenn er wüßte...
Ich habe darauf verzichtet, Dieter mein besprühtes Handgelenk unter die Nase zu halten.
Auf die Suche nach der Kohle habe ich mich ganz allein begeben, ohne fachkundige Hilfe.
Und ich habe eine Menge Entdeckungen gemacht in "Coal", auf- und anregende, vertraute und neue, doch Kohle habe ich nicht gefunden.
Weder Stein- noch Braun- noch Zeichenkohle, an der ich vor ein paar Tagen noch geschnuppert habe, sicherheitshalber, um mir ihren Geruch einzuprägen.
Ich werde begrüßt von fruchtig-pfeffrigen Noten, gekleidet in ein ätherisch-weihrauchiges Gewand, bestickt mit warmwürzigen Girlanden.
Ein Mann, ganz ohne Zweifel – ein sehr attraktiver und sinnlicher Mann mit markanten Zügen, die von sehr früh präsentem Holz unterstrichen werden.
Die verhalten süße Frucht macht bald dem nicht gelisteten, für meine Nase aber deutlich wahrnehmbaren Weihrauch Platz, der hier weder kalt noch streng wirkt - Holz und Gewürze werden durch den Rauch klarer konturiert und zugleich gelichtet.
Vielleicht ist es das Leder, das den für mich ambroxanisch wirkenden, überaus anziehenden Unterton beisteuert, der in Sentifiques "Testostérone" hochpotenziert zum Ausdruck kommt und hier sehr viel subtiler, diskreter und damit alltagstauglicher eingearbeitet ist.
"Coal" wird weder laut noch heftig, seine Tiefe ist verhalten und seine Erotik gebändigt.
Und eben deshalb sehr, sehr reizvoll...
9 Antworten


Wir haben noch ein uralten Kohlenkeller, ich liebe diesen Geruch:D wie früher
am Bahnhof. Danke Dir:-)