05.10.2017 - 14:43 Uhr
Meggi
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26
Ein Nickerchen bei Marks & Spencer
Mit unseren Kindern lässt sich mittlerweile ein straffes Großstadt-Programm durchziehen. Vom Hotel zur Notre Dame, dann über die Ile Saint-Louis und den Boulevard Henri IV zum Place de la Bastille, von dort zum Picasso-Museum in der Rue de Thorigny und (mit einem Schlenker an der Parfümerie Sens Unique vorbei…) wieder zurück zum Hotel. Alles zu Fuß, versteht sich, und in flottem Schritt. Das ist ein Marsch von – einschließlich besichtigendem Hin-und-Her - reichlich sieben Kilometern, den die beiden locker bewältigt haben. Allemal für einen zehnjährigen Jungen ist das eine Leistung.
Ermüden und langweilen kann man ihn natürlich auch, muss sich dafür halt bloß was anderes einfallen lassen: Gut zwanzig Filialen des bereits namentlich ur-britischen Handelshauses Marks & Spencer lassen sich in Paris finden, eine davon gar im einzelhandel‘schen Herzen, direkt an der Avenue des Champs-Élysées. Und ebenda fingen meine beiden Damen an, ausdauernd zu stöbern und anzuprobieren. Was habe ich meinen Sohn beneidet! Denn während ich selbst in entrücktem Halbschlaf ein gelegentliches mattes Lächeln oder Kopfschütteln zustande zu bringen hatte, rollte der Junge sich einfach auf einem der breiten Stühle vor den Kabinen ein, wie eine Katze, und schlief. Tief und fest – Knackfalten inklusive.
Erstaunlich wenig angeödet gibt er sich demgegenüber inzwischen in Parfümerien, ja, er zeigt sich zuweilen durchaus interessiert. Insbesondere Vanille-Düfte haben es ihm angetan (und liefern einen Familien-Einbeziehungs-Ansatz für gutes Verkaufs-Personal!). Deshalb hatte ich in der kleinen Parfümerie Sens Unique zwei Vanilleduft-Proben für ihn mitgenommen, und zwar eine „helle“ und eine „dunkle“ Variante. „Gourmand“ wurde mir als die dunkle vorgestellt.
Zutreffenderweise. Mehr Karamell als Vanille. Cremige Riesen-Toffee-Kaubonbons mit einem leicht likörigen Stich. Ohne indes besoffen zu wirken. Ein bisschen dunkles Holz gibt einen bitteren Dreh hinein und bietet der Süße Paroli. Kokos lässt sich erahnen, ohne Ansage hätte ich ihn wohl nicht erkannt. Bleibt angenehm zurückhaltend. Bald bannt staubiges Harz endgültig die Gefahr, zur wandelnden Süßigkeit zu mutieren.
Der karamelligen Grundstimmung wird im Laufe des Vormittags ein fruchtiger Hauch beigesellt, der mit Kokos nicht hinreichend erklärbar ist. Mildes Trockenobst passt besser. Aprikose vielleicht. Auch egal. Dieser Anflug von Frucht jedenfalls und vor allem die damit verbundene Säure sind es, die neben dem oben erwähnten Staub einen weiteren, außerordentlich wohltuenden Gegenpol setzen.
Das war’s im Wesentlichen. Im Fortgang ist mithin (für mich) entscheidend, was nicht passiert: Der Duft entwickelt nämlich, zu meiner großen Freude, keinerlei H-Sahne-Ambitionen. Karamell und Vanille bleiben durchweg fein und schmackhaft, werden zum Abend hin lediglich allmählich ausgeblendet. Ein toller Tipp für Gourmand-Freunde.
PS: Als helle Variante wurde mir „Vanilla“ von 1907 abgefüllt. Siehe dort.
Ermüden und langweilen kann man ihn natürlich auch, muss sich dafür halt bloß was anderes einfallen lassen: Gut zwanzig Filialen des bereits namentlich ur-britischen Handelshauses Marks & Spencer lassen sich in Paris finden, eine davon gar im einzelhandel‘schen Herzen, direkt an der Avenue des Champs-Élysées. Und ebenda fingen meine beiden Damen an, ausdauernd zu stöbern und anzuprobieren. Was habe ich meinen Sohn beneidet! Denn während ich selbst in entrücktem Halbschlaf ein gelegentliches mattes Lächeln oder Kopfschütteln zustande zu bringen hatte, rollte der Junge sich einfach auf einem der breiten Stühle vor den Kabinen ein, wie eine Katze, und schlief. Tief und fest – Knackfalten inklusive.
Erstaunlich wenig angeödet gibt er sich demgegenüber inzwischen in Parfümerien, ja, er zeigt sich zuweilen durchaus interessiert. Insbesondere Vanille-Düfte haben es ihm angetan (und liefern einen Familien-Einbeziehungs-Ansatz für gutes Verkaufs-Personal!). Deshalb hatte ich in der kleinen Parfümerie Sens Unique zwei Vanilleduft-Proben für ihn mitgenommen, und zwar eine „helle“ und eine „dunkle“ Variante. „Gourmand“ wurde mir als die dunkle vorgestellt.
Zutreffenderweise. Mehr Karamell als Vanille. Cremige Riesen-Toffee-Kaubonbons mit einem leicht likörigen Stich. Ohne indes besoffen zu wirken. Ein bisschen dunkles Holz gibt einen bitteren Dreh hinein und bietet der Süße Paroli. Kokos lässt sich erahnen, ohne Ansage hätte ich ihn wohl nicht erkannt. Bleibt angenehm zurückhaltend. Bald bannt staubiges Harz endgültig die Gefahr, zur wandelnden Süßigkeit zu mutieren.
Der karamelligen Grundstimmung wird im Laufe des Vormittags ein fruchtiger Hauch beigesellt, der mit Kokos nicht hinreichend erklärbar ist. Mildes Trockenobst passt besser. Aprikose vielleicht. Auch egal. Dieser Anflug von Frucht jedenfalls und vor allem die damit verbundene Säure sind es, die neben dem oben erwähnten Staub einen weiteren, außerordentlich wohltuenden Gegenpol setzen.
Das war’s im Wesentlichen. Im Fortgang ist mithin (für mich) entscheidend, was nicht passiert: Der Duft entwickelt nämlich, zu meiner großen Freude, keinerlei H-Sahne-Ambitionen. Karamell und Vanille bleiben durchweg fein und schmackhaft, werden zum Abend hin lediglich allmählich ausgeblendet. Ein toller Tipp für Gourmand-Freunde.
PS: Als helle Variante wurde mir „Vanilla“ von 1907 abgefüllt. Siehe dort.
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