Green Butterfly 2022

Schrippe
26.11.2023 - 08:36 Uhr
19
Top Rezension
7
Preis
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Duftchamäleon

Berühre niemals einen Schmetterling an den Flügeln, es beeinträchtigt seine Lebensqualität, war immer die mit erhobenem Zeigefinger ausgesprochene Ermahnung meines Großvaters.
Der Flügelstaub, wie ich es laienhaft benenne, besteht aus vielen kleinen Schuppen und ermöglicht dem Flattermann einen stabilen Flug ohne großen Energieaufwand. Wird der Flügel durch Kontakt mit unserem hauteigenen Fett quasi entstaubt, beeinträchtigt das den Falter, führt aber nicht zwangsläufig zum Tod, wie es oft erwähnt wird.
So reiht sich eine Schuppe an die nächste, fast wie schillernde Fischschuppen bilden sie das komplette Farbspektrum dieser Flieger eines Sommers ab. Bei den Schwalbenschwänzen das satte Gelb im Kontrast zum Schwarz, intensiv rot und grün irisierend wie beim Widderchen. Auch der Braune Bär, klar akzentuiert gezeichnet mit starken Farben. Dazu das schöne Himmelblau des Hauhechel-Bläulings.
So ist dieser Duft. Meine These: die sich beim Flügelschlag ablösenden Micropartikel setzen sich an die Nasenschleimhaut des Tragenden und markieren dort mit hohem Wiedererkennungswert. Unmöglich, diesen Geruch jemals wieder zu vergessen.
Ein changierendes Meisterwerk der Farben, in dem so viele einzelne Bestandteile ein perfektes Ganzes ergeben. Flirrende Aldehyde eröffnen den Reigen der tanzenden Falter, die sich so gern in der Sonne auf der pinkfarbenen Blüte ausruhen.
Auf den ersten Sprüher sehr unscheinbar, bei genauerer Wahrnehmung des Duftes eine fantastische Welt der Wohlgerüche, die einzeln, für sich genommen, völlig unspektakulär sind, zusammen jedoch ein Potpourri abbilden, welches ich so noch nicht häufig gerochen habe.
Warm, weich, dezente Würze mit temporärer Süße. Zwischendurch immer wieder das Wehen eines lauwarmen Windes, der den Falter emporsteigen lässt um sich kurz darauf am frischen Nass zu kühlen.
Wer einen grünen Duft erwartet, wie der Flakon vielleicht suggerieren könnte, wird enttäuscht sein.
Leder? Ganz kurz trumpft feines, graues Veloursleder auf, um bei anderen Gelegenheiten länger zu verweilen. Entweder ist das tagesformabhängig oder den Temperaturen geschuldet. Wer weiß?
Interessant diese Kakaonote, die sich (sehr) dezent im Hintergrund hält, als wäre jemand mit einer Tasse heißer Schokolade kurz stehen geblieben und ein kleiner Schleier des Aromas schwebt in unsere Richtung. Leicht nussige Nuancen, dazu bepuderte Sahne, weich und cremig.

Der Name des Parfums ist für diesen, sich ständig drehenden Duft sehr gut gewählt. Er schillert immer wieder anders, und je öfter ich ihn an Frauen wahrnehmen kann, desto schöner finde ich ihn auch.

Der Preis ist nicht ohne, wie an anderer Stelle bereits angemerkt, triggert uns das Wort limitiert. Dieser Duft erfüllt die Erwartungen, die wir -leider vergeblich- an dem Namensvetter von Puredistance gestellt hatten.
Mit dem grünen Schmetterling sind wir jetzt in der komfortablen Lage, uns in den dunklen Monaten das strahlende Licht, die Wärme und die funkelnden Farben des Sommers aufzusprühen.
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