Allure Homme 1999 Eau de Toilette

Scootie
15.12.2022 - 16:20 Uhr
10
Hilfreiche Rezension
7
Preis
7
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft

Von der Leichtigkeit des Seins

Long story short: wundervoller zeitloser Alltagsduft für das ganze Jahr, für mich der Interessanteste der Reihe
-
Wie beschreibt man einen Duft, dessen Pyramide so wirkt als hätte ein Praktikant alle vorhandenen Inhaltsstoffe zusammengepanscht?

In einem Wort: Ausgewogen.

Der Égoïste Eau de Toilette ist in der Community immernoch ein beliebter Duft, hatte aber in den 90ern nicht den erhofften (wirtschaftlichen) Erfolg - für manche war er zu speziell.
Das war die Geburtsstunde vom Allure Homme, dessen Hauptaufgabe es war der Masse zu gefallen und nicht anzuecken.
Wer hier jedoch ein Maximum an Konformität und gepflegter Langeweile erwartet wird enttäuscht.

Interessanterweise ist der erste Allure Homme der komplexeste und vielleicht mutigste unter den später noch folgenden Flankern.

Aufmerksam wurde ich hier über ein Kommentar, bei dem regelrecht über diesen Duft geschwärmt wurde. Bis dahin hatte ich ihn noch nicht auf dem Schirm, da nach dem Prinzip „neuer = besser“ hauptsächlich die bekannteren Allure Homme Sport Eau Extrême und Allure Homme Édition Blanche Eau de Parfum im Fokus standen.
Der Kommentar hatte mich aber neugierig gemacht, sodass es zum testen in die Stadt ging.
Erster Eindruck: ganz ok, ein paar bekannte Elemente, den kenn ich jetzt und kann abhaken.
Auf dem Rückweg zum Auto und mit verblassen des zitrischen Openings kam dann der erste „Aha“ Moment. Irgentetwas erinnerte mich an die frühe Jugend, die unterschwellig leicht orientalische Note verblüffte.

Der Duft zog vorbei - blieb aber im Gedächtnis. Mit dem zweiten und dritten Test wuchs die Zuneigung, er brauchte etwas Zeit.
Mittlerweile ist der Flakon eingezogen, als ganzjähriger Alltagsduft für die Freizeit.

Duftbeschreibung: zitrisch-fruchtiges Opening mit etwas Pfirsich, dann gehts in eine leichtfüssige würzig-orientalische Richtung und endet in einem süßlich holzigen Drydown.

Was mir besonders gefällt ist die wunderbar ausbalancierte Gesamtheit der Duftnoten, die Leichtigkeit, die Ungezwungenheit, die Vielseitigkeit.
Keine Note drängelt sich in den Vordergrund, es ist ein harmonisches Miteinander.
Je nach Wetter und Situation erhascht man mal eine fruchtige Note, mal eine florale, mal erinnert es etwas an Rasierwasser, an Leder.
Hervorzuheben ist, wie gelungen die süßen Komponenten eingewoben wurden - statt Zucker pur wird hier nur angedeutet und für verspielte Übergänge gesorgt.
Definitiv ein klassischer maskuliner Duft - aber ohne Brechstange.

Kritikpunkt ist die Sillage, die nach etwa einer Stunde in die Knie geht. Auch die Haltbarkeit ist überschaubar.
Go hard on the trigger - 5 oder 6 Sprüher dürfen es schon sein. Der Duft hält auf Bekleidung wesentlich besser als auf der Haut.

Kein must-buy, aber ein must-try!
2 Antworten