Top Rezension
Die Auflösung eines Dilemmas
Holzdüfte sind schwierig. Wie eine Schrankwand (Ergoproxy, danke für das Bild) oder Tischlerei zu riechen, kann ja zur Abwechslung mal ganz spannend sein. Aber mir geht das irgendwann auf den Keks. Wenn ich ab und zu einen Hauch Holzduft in die Nase bekomme, gefällt mir das. Nur ständig diesem Odeur ausgesetzt zu sein, empfinde ich als nicht leicht erträglich.
Nun ist es allerdings so, dass es nur so Komplimente hagelt, wenn ich holzbeduftet bin. Besonders von weiblicher Seite. Entscheidend - die Komplimente kommen auch von der schönsten Nase von allen. Und nun stehe ich vor einem Dilemma. Den Wunsch meiner Freundin ignorieren oder ständig etwas Holzstaub in der Nase? Und nach welchem Holz soll ich denn riechen?
Sandelholz ist mir in klassischen Kompositionen oft zu warm und weich als Hauptnote eines Parfums. Zumal ich damit die Erinnerung an Herrendüfte der Generation meines Vaters verbinde – egal wie positiv besetzt, so mag ich nicht riechen. Außerdem bin ich anosmisch für Javanol, wie ich beim Besuch bei Erik Kormann in Berlin lernen durfte. Da in fast allen synthetischen Nachstellungen des mittlerweile sehr raren natürlichen Sandelholzöles Javanol eine tragende Rolle einnimmt, kann ich mit den synthetisch nachgebauten Sandelakkorden wenig anfangen.
Die Hölzer mit grünharzigem Geruch von Pinie bis Zypresse mag ich ganz gerne, sind sie doch von allen Hölzern die frischesten. Nur sind die recht flüchtig und halten nie bis zur Basis durch. Vielleicht auch besser so, irgendwann würde es wohl auch langweilig werden.
Bleibt die Zeder, genauer gesagt die Texas- oder Virginiazeder, die spätestens seit "Terre d’Hermès" in quasi keinem Herrenduft fehlen darf – und sie ist ja auch wirklich eine dankbare Komponente für Parfumeurinnen und Parfumeure: schmal und hart, wie die Anmutung ist, gibt sie Parfums Halt und Richtung. Aber als dominante Note ist sie besonders staubig und der Eindruck, Sägespäne zu inhalieren, ist kaum vermeidbar …
Aber – für mein detailliert umrissenes Dilemma gibt es eine Lösung: "Tam Dao". Man kombiniere einfach Zypresse mit ihren grünen und frischen Facetten mit dem weichen, cremig-milchigen Sandelholz. Damit das Ganze nicht in seiner Breite vor sich hin wabert, kommt eine ordentliche Dosis Zeder hinzu, was dem Duft Struktur verleiht. Myrte und Rosenholz sind olfaktorisch überlagert mit den Hölzern und ich zumindest kann sie nicht heraus riechen, sie dienen wohl dazu, die Zypresse zu akzentuieren (Myrte) und die Kopfnote länger in den Duft zu tragen (Rosenholz). Durch diese Kombination findet "Tam Dao" seine Balance und wird – trotz quasi 100 % Holz – nie langweilig. Eine Entwicklung findet kaum statt: das Sandelholz ist schon vom Start an zu riechen und wird mit der Zeit nur leicht dominanter. Neben der ausgeklügelten Balance der Holznoten profitiert das Parfum davon, dass wohl niemand die Rohstoffkosten kalkuliert hat: Neben massiven 7,5 % texanischem Zedernholzöl fanden unglaubliche 17 % natürliches Sandelholzöl den Weg ins Parfum. Wenn ich richtig recherchiert habe, gibt es kein aktuell erhältliches Parfum, was diesen Anteil übertrifft ("Samsara" enthielt bei Lancierung wohl 20 % davon; damals war natürliches Sandelholzöl aber noch günstig und der Duft wurde mit ansteigenden Rohstoffpreisen entsprechend reformuliert). Dieser hohe Sandelholzanteil erklärt, dass die Note bereits im Kopf zu riechen ist. Die Haltbarkeit des Duftes ist gut, aber nicht überragend.
Nachdem ich "Tam Dao" ein Jahr getestet habe, hat es Einzug in meine Parfumsammlung gehalten: Jetzt bin ich mir sicher, dass es ein Holzparfum gibt, das mir nie langweilig wird oder mir gar auf die Nerven gehen könnte.
Nun ist es allerdings so, dass es nur so Komplimente hagelt, wenn ich holzbeduftet bin. Besonders von weiblicher Seite. Entscheidend - die Komplimente kommen auch von der schönsten Nase von allen. Und nun stehe ich vor einem Dilemma. Den Wunsch meiner Freundin ignorieren oder ständig etwas Holzstaub in der Nase? Und nach welchem Holz soll ich denn riechen?
Sandelholz ist mir in klassischen Kompositionen oft zu warm und weich als Hauptnote eines Parfums. Zumal ich damit die Erinnerung an Herrendüfte der Generation meines Vaters verbinde – egal wie positiv besetzt, so mag ich nicht riechen. Außerdem bin ich anosmisch für Javanol, wie ich beim Besuch bei Erik Kormann in Berlin lernen durfte. Da in fast allen synthetischen Nachstellungen des mittlerweile sehr raren natürlichen Sandelholzöles Javanol eine tragende Rolle einnimmt, kann ich mit den synthetisch nachgebauten Sandelakkorden wenig anfangen.
Die Hölzer mit grünharzigem Geruch von Pinie bis Zypresse mag ich ganz gerne, sind sie doch von allen Hölzern die frischesten. Nur sind die recht flüchtig und halten nie bis zur Basis durch. Vielleicht auch besser so, irgendwann würde es wohl auch langweilig werden.
Bleibt die Zeder, genauer gesagt die Texas- oder Virginiazeder, die spätestens seit "Terre d’Hermès" in quasi keinem Herrenduft fehlen darf – und sie ist ja auch wirklich eine dankbare Komponente für Parfumeurinnen und Parfumeure: schmal und hart, wie die Anmutung ist, gibt sie Parfums Halt und Richtung. Aber als dominante Note ist sie besonders staubig und der Eindruck, Sägespäne zu inhalieren, ist kaum vermeidbar …
Aber – für mein detailliert umrissenes Dilemma gibt es eine Lösung: "Tam Dao". Man kombiniere einfach Zypresse mit ihren grünen und frischen Facetten mit dem weichen, cremig-milchigen Sandelholz. Damit das Ganze nicht in seiner Breite vor sich hin wabert, kommt eine ordentliche Dosis Zeder hinzu, was dem Duft Struktur verleiht. Myrte und Rosenholz sind olfaktorisch überlagert mit den Hölzern und ich zumindest kann sie nicht heraus riechen, sie dienen wohl dazu, die Zypresse zu akzentuieren (Myrte) und die Kopfnote länger in den Duft zu tragen (Rosenholz). Durch diese Kombination findet "Tam Dao" seine Balance und wird – trotz quasi 100 % Holz – nie langweilig. Eine Entwicklung findet kaum statt: das Sandelholz ist schon vom Start an zu riechen und wird mit der Zeit nur leicht dominanter. Neben der ausgeklügelten Balance der Holznoten profitiert das Parfum davon, dass wohl niemand die Rohstoffkosten kalkuliert hat: Neben massiven 7,5 % texanischem Zedernholzöl fanden unglaubliche 17 % natürliches Sandelholzöl den Weg ins Parfum. Wenn ich richtig recherchiert habe, gibt es kein aktuell erhältliches Parfum, was diesen Anteil übertrifft ("Samsara" enthielt bei Lancierung wohl 20 % davon; damals war natürliches Sandelholzöl aber noch günstig und der Duft wurde mit ansteigenden Rohstoffpreisen entsprechend reformuliert). Dieser hohe Sandelholzanteil erklärt, dass die Note bereits im Kopf zu riechen ist. Die Haltbarkeit des Duftes ist gut, aber nicht überragend.
Nachdem ich "Tam Dao" ein Jahr getestet habe, hat es Einzug in meine Parfumsammlung gehalten: Jetzt bin ich mir sicher, dass es ein Holzparfum gibt, das mir nie langweilig wird oder mir gar auf die Nerven gehen könnte.
12 Antworten
E vor wenigen Jahren das Glück, für recht wenig Geld einen kleinen Flakon der Ur-Version zu erstehen. Großartig!
Nochmal @Dannyboy: klar, Du stehst mehr darauf, wenn neben Holz (Zeder) noch Nelke und Zimt mit dabei sind *ggg*