Armani Privé - New York Giorgio Armani 2017
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Top Rezension
Neugier ist Mephisto, der Teufel Armani oder wie mich ein Frustkauf nach New York geführt hat
New York, die Stadt, die niemals schläft. Eine Metropole mit tausend Facetten, unzähligen Kulturen, einer Vielzahl weltberühmter Sehenswürdigkeiten. Armanis Huldigung an „Big Apple“ mit fast 20 Millionen Einwohnern ist ein Privé-Duft in einem schlichten weißen Flakon mit einem lilafarbenen Schild verziert, wie eine Marmor-Gedenktafel. Klingt nach einem Monument, vielleicht nach einer symbolischen Freiheitsstatue. Und ich könnte noch einiges in Optik und Habtik hineininterpretieren, wäre nicht jedes Privé-Flakon nach dem gleichen Schema designt.
Armanis Marketingabteilung ist mit allen (Weih)-Wassern gewaschen. Vielleicht ist der Auftakt von "Armani Privé - New York" deshalb sakral? Die Herrschaften führen uns ganz schön an der Nase herum. Das Team macht uns Konsumenten mit einem utopischen Preis glaubhaft, dass wir den luxuriösesten und begehrenswertesten Flakon in den Händen halten. Mit Limitierungen und künstlicher Verknappung gaukeln sie uns vor, dass die olfaktorische Gelegenheit nie wieder kommen wird, sollten wir nicht sofort zugreifen und die sowohl exklusive wie auch restriktive Auflage kaufen. Wir wissen es und trotzdem tappen wir immer wieder in die gleiche wohl-duftende Falle. Wir Menschen sind einfach so gestrickt, begehren das am meisten, was schwer zu bekommen ist.
Die Abfüllung von New York war ein Frustkauf. Ich liebe Iris und wollte unbedingt das hochgelobte Armani-Duftwasser "Nuances" testen. "Charm" hätte mich auch zufrieden gestellt. Wochenlang habe ich gelauert, stündlich in den Souk geschaut. Meine Neugierde wuchs und wuchs, mein Jagdtrieb wurde immer stärker. Es war aber nichts zu machen, niemand bot die Unikate an. Irgendwann entdeckte ich eine andere Schönheit aus der Privé-Serie, wurde kurzerhand abgelenkt, las die Bewertungen, klickte und kaufte. Nur eine kleine Abfüllung zum Testen, sonst würde ich vermutlich ein weiteres Weltwunder verpassen. : )
Gestern war ich dann soweit, der Test stand an. New York durfte mit mir nach Köln reisen. Wir fuhren gemeinsam ins Büro und ich war zuversichtlich, ein Armani beherrscht die Etikette und wird sich auch unter ehrenwerten Kaufleuten gut benehmen. Das tat er auch, nur gelegentlich lenkte er mich von der Arbeit ab, denn meine Phantasie lief auf Hochtouren. Ungefähr acht bis zehn Stunden verbrachte ich in zwei Paralleluniversen.
Mein Tag begann zur selben Zeit in den heiligen Hallen meines Arbeitgebers und in St. Patrick’s Cathedral, in der größten neugotischen Stil erbauten Kathedrale in den Vereinigten Staaten. Leider klemmte die Kirchentür und ich saß drei bis vier Stunden lang in diesem wunderschönen Bauwerk fest. Anfangs dominiert nämlich Weihrauch das olfaktorische Gesamtbild, die sakrale Präsenz ist allerdings sehr fein mit einem Sauberduft verwoben. Ehrlich gesagt erinnert mich die helle Ausstrahlung des Parfüms anfangs an Boadiceas "Exotic", nur ohne Lavendel.
Gegen Mittag durfte ich dann Richtung 5th Avenue weiterschlendern. Statt einer Armain-Boutique anzusteuern ging ich zielstrebig auf einen Tom Ford Store zu. Denn der Duft ist in der mittleren Phase "White Suede" ähnlich. Anteile von Leder sucht man vergeblich, stattdessen mischt eine leichte Cremigkeit mit. Langsam wird diese Note immer stärker. Fans von „Lilac Love“ oder „Cruel Gardénia“ kommen hier sicher auf Ihre Kosten. An dieser Stelle wurde mir die Reise fast zu anstrengend. Aber nur fast, weil der Duft auch einen kuscheligen, leicht pudrigen Twist bekommt. Wahrscheinlich lenkt hier Chasmeran ein, der holzig-moschusartige Duftnoten hat. Ein komplexes Zusammenspiel entsteht, geprägt von würzigen, fruchtigen, balsamischen und vanilleartigen Irgendizien.
Und somit endet meine Tour am Times Square, am Herzstück Manhattans. Hier pulsiert das Leben, die LED-Werbeflächen glühen, ein Taxi folgt dem nächsten, man kann sich aber auch in der Fußgängerzone entspannt hinsetzen und mit „People Watching“ die Zeit vertreiben. Der Duft fühlt sich so an, wie das bunte Treiben im Zentrum, spannend, aufgeweckt, angenehm und fröhlich.
Was ich an diesem Parfüm bemerkenswert finde ist, dass die Entwicklung ständig eine neue Richtung einschlägt. Sobald du meinst, du wärst ihm auf die Schliche gekommen, du weißt jetzt, wohin die Reise geht, stellst du erstaunt fest, dass du dich geirrt hast. Das macht den Duft ausgefallen, abwechslungsreich, ein bisschen unruhig aber absolut vielseitig und auch trendy. Eine künstlich verkappte Rarität, die durchaus eine Begegnung wert ist und wahrscheinlich in wenigen Tagen bei Bergdorf Goodman ausverkauft sein wird.
Neugier ist Mephisto und der eleganteste Teufel des hiesigen Mode-Planeten heißt Armani. Und New York? Auch außerhalb des Stadtteils Manhattan immer wieder eine Reise wert.
Armanis Marketingabteilung ist mit allen (Weih)-Wassern gewaschen. Vielleicht ist der Auftakt von "Armani Privé - New York" deshalb sakral? Die Herrschaften führen uns ganz schön an der Nase herum. Das Team macht uns Konsumenten mit einem utopischen Preis glaubhaft, dass wir den luxuriösesten und begehrenswertesten Flakon in den Händen halten. Mit Limitierungen und künstlicher Verknappung gaukeln sie uns vor, dass die olfaktorische Gelegenheit nie wieder kommen wird, sollten wir nicht sofort zugreifen und die sowohl exklusive wie auch restriktive Auflage kaufen. Wir wissen es und trotzdem tappen wir immer wieder in die gleiche wohl-duftende Falle. Wir Menschen sind einfach so gestrickt, begehren das am meisten, was schwer zu bekommen ist.
Die Abfüllung von New York war ein Frustkauf. Ich liebe Iris und wollte unbedingt das hochgelobte Armani-Duftwasser "Nuances" testen. "Charm" hätte mich auch zufrieden gestellt. Wochenlang habe ich gelauert, stündlich in den Souk geschaut. Meine Neugierde wuchs und wuchs, mein Jagdtrieb wurde immer stärker. Es war aber nichts zu machen, niemand bot die Unikate an. Irgendwann entdeckte ich eine andere Schönheit aus der Privé-Serie, wurde kurzerhand abgelenkt, las die Bewertungen, klickte und kaufte. Nur eine kleine Abfüllung zum Testen, sonst würde ich vermutlich ein weiteres Weltwunder verpassen. : )
Gestern war ich dann soweit, der Test stand an. New York durfte mit mir nach Köln reisen. Wir fuhren gemeinsam ins Büro und ich war zuversichtlich, ein Armani beherrscht die Etikette und wird sich auch unter ehrenwerten Kaufleuten gut benehmen. Das tat er auch, nur gelegentlich lenkte er mich von der Arbeit ab, denn meine Phantasie lief auf Hochtouren. Ungefähr acht bis zehn Stunden verbrachte ich in zwei Paralleluniversen.
Mein Tag begann zur selben Zeit in den heiligen Hallen meines Arbeitgebers und in St. Patrick’s Cathedral, in der größten neugotischen Stil erbauten Kathedrale in den Vereinigten Staaten. Leider klemmte die Kirchentür und ich saß drei bis vier Stunden lang in diesem wunderschönen Bauwerk fest. Anfangs dominiert nämlich Weihrauch das olfaktorische Gesamtbild, die sakrale Präsenz ist allerdings sehr fein mit einem Sauberduft verwoben. Ehrlich gesagt erinnert mich die helle Ausstrahlung des Parfüms anfangs an Boadiceas "Exotic", nur ohne Lavendel.
Gegen Mittag durfte ich dann Richtung 5th Avenue weiterschlendern. Statt einer Armain-Boutique anzusteuern ging ich zielstrebig auf einen Tom Ford Store zu. Denn der Duft ist in der mittleren Phase "White Suede" ähnlich. Anteile von Leder sucht man vergeblich, stattdessen mischt eine leichte Cremigkeit mit. Langsam wird diese Note immer stärker. Fans von „Lilac Love“ oder „Cruel Gardénia“ kommen hier sicher auf Ihre Kosten. An dieser Stelle wurde mir die Reise fast zu anstrengend. Aber nur fast, weil der Duft auch einen kuscheligen, leicht pudrigen Twist bekommt. Wahrscheinlich lenkt hier Chasmeran ein, der holzig-moschusartige Duftnoten hat. Ein komplexes Zusammenspiel entsteht, geprägt von würzigen, fruchtigen, balsamischen und vanilleartigen Irgendizien.
Und somit endet meine Tour am Times Square, am Herzstück Manhattans. Hier pulsiert das Leben, die LED-Werbeflächen glühen, ein Taxi folgt dem nächsten, man kann sich aber auch in der Fußgängerzone entspannt hinsetzen und mit „People Watching“ die Zeit vertreiben. Der Duft fühlt sich so an, wie das bunte Treiben im Zentrum, spannend, aufgeweckt, angenehm und fröhlich.
Was ich an diesem Parfüm bemerkenswert finde ist, dass die Entwicklung ständig eine neue Richtung einschlägt. Sobald du meinst, du wärst ihm auf die Schliche gekommen, du weißt jetzt, wohin die Reise geht, stellst du erstaunt fest, dass du dich geirrt hast. Das macht den Duft ausgefallen, abwechslungsreich, ein bisschen unruhig aber absolut vielseitig und auch trendy. Eine künstlich verkappte Rarität, die durchaus eine Begegnung wert ist und wahrscheinlich in wenigen Tagen bei Bergdorf Goodman ausverkauft sein wird.
Neugier ist Mephisto und der eleganteste Teufel des hiesigen Mode-Planeten heißt Armani. Und New York? Auch außerhalb des Stadtteils Manhattan immer wieder eine Reise wert.
8 Antworten

Gerne mit dir durch New York geschlendert

1
...und Du bist eine der raffiniertesten Anfixerinnen, die Parfumo je gesehen hat, ;-). Allein mit dem "Exotic"-Vergleich hattest Du mich schon eingefangen. Ich hoffe, Du hast die anfängliche Weihrauch-Omnipräsenz gut vertragen!

Ich hab den Duft aus Prinzip schon abgelehnt. Zum Test. Abgesehen davon mag ich es nicht gerne, festgehalten zu werden. Ich hätte wohl wunderherrliche Kirchenfenster einschlagen müssen. Dir den schönsten Läuterungspokal, den ich habe, ohne Dornen. Und Glück für die anderen Schönheiten.

... hat spaß gemacht zu lesen und trefflich beschrieben, danke dafür :)

Echt gut geschrieben! Pokal für dich

hab ich gern gelesen ... mich hat der Duft nicht so wirklich erreicht

"Zu wissen, es ist Platin" (obwohl es wie Silber aussieht), das war auch ein cooler Werbesatz vor über dreißig Jahren. Die Werbeleute wissen gut, womit sie uns verführen können. Dass eine Duftentwicklung Sprünge macht u. somit etwas exzentrisch wirkt, mag ich nicht so gern. Ich schätze einen harmonischen, sanften Duftverlauf von Kopf- bis Basisnote mehr. Luxus-Pokal für deinen Kommentar.

Da bin ich gerne hinterhergeschlendert. Ein augenzwinkernder Relativ-Verriss?