Mantus
Sehr hilfreiche Rezension
6
Was möchtest du sein?
Unserem lieben Parfumo "Zirkeltanz" möchte ich meinen aufrichtigen Dank aussprechen, dass ich diesen Duft testen konnte.
Wo fange ich bloß an?
Am besten von vorn.
True Story Men beginnt unfassbar chemisch süß und irgendwie undefinierbar angewürzt.
Die Kopfnote riecht für mich ganz klar nach vergammelter Orange und die hat schon ordentlich Haare drauf.
Bergamotte und Mandarine konnte ich beim besten Willen nicht feststellen, auch nicht mit viel Phantasie.
Mein Mitbewohner fragte mich, ob ich so nett wäre für ihn vor der Arbeit ein Paket schwarzen Rancho Tabak und Muskote Blättchen zu kaufen.
Natürlich mach ich das, dass ist überhaupt kein Thema, denn der Tabakladen ist nur 3 Minuten zu Fuß entfernt und außerdem hat er gerade eine frische Bursitis (Schleimbeutelentzündung) im Knie und ich weiß wie schmerzhaft sowas ist.
Als ich die Straße betrat, drehten sich die Menschen in meiner unmittelbaren Nähe um und ihre Blicke waren keineswegs positiv.
Sie waren als angewidert, schockiert und als "Was ist das?" einzuordnen, was ich durchaus nachvollziehen konnte.
Als ich wieder zu Haus eintraf, um Brandy seinen Tabak und seine Blättchen zu überreichen, fragte er mich doch tatsächlich, ich zitiere:
"Sag mal, hast du in die Hose gemacht?"
"Nee, aber riech ma' an meinem Handgelenk" was er dann auch tat.
"Daher kommt das, dass ist aber schon authentisch ekelhaft." teilte er mir lachend mit.
"Ick jeh dann ma' zur Arbeit" sagte ich ebenfalls lachend.
"Na, die werden sich aber freuen."
"Davon können wir ausgehen."
Die "Hast du in die Hose gemacht" Kopfnote ist auf meiner Haut 15 Minuten zu erschnüffeln und ist auch Gott sei Dank komplett verschwunden, als ich meine Arbeitsstelle betrat.
Puuuh, geschafft dachte ich mir, aber die Herznote ist keinesfalls besser.
Diese ist ebenfalls weiterhin chemisch süß und das angewürzte aus der Kopfnote kann jetzt als würzig muffig eingeordnet werden, wo ich an einer Überdosis Kardamom dachte, aber keinesfalls an Amber, Leder oder Zimt.
Ich hatte einmal die Möglichkeit reinen Amber zu testen, der auf meiner Haut zu Milchreis mit Zucker und Zimt wird, wenn dass der Fall gewesen wäre, dann wäre der Duft wenigstens lecker, aber dass ist er nicht.
Er ist, um es zu verdeutlichen: Furchtbar.
Meine Arbeitskollegen wissen von meiner zweiten Leidenschaft, den Düften und selbst sie sagten:
"Michel, mach das ab, der Duft geht ja gar nicht!"
Das einzige, was ich wirklich aus der Herznote herausschnüffeln konnte, war hellbraunes Leder, der hatte aber überhaupt keine Chance, denn er wurde regelrecht von den anderen Duftnoten in den Hintergrund "gemobbt".
Das Leder tat mir wirklich sehr leid, denn der hat doch tatsächlich gut und authentisch gerochen.
Diese Konstellation ist 4 Stunden auf meiner Haut zu erschnüffeln, wo ich mich frage:
Was möchtest du sein?
Was möchtest du suggerieren, was möchtest du mir mittteilen, welche Emotionen oder Gefühle soll ich bei dir haben?
Der Duft hat mir leider keine Antwort gegeben.
Wie meinem Kommentar zu entnehmen ist, ist das "Amber" bereits in der Herznote zu erschnüffeln und auch in der Basis, die angeblich mit Patchouli versetzt ist.
Ich kenne Patchouli ebenfalls in seiner Reinform und mit dem hat das überhaupt nichts zu tun.
Die Basis ist muffig alt und erinnerte mich tatsächlich an den Duft "Sweet Opium", sie kam verbraucht herüber, aber keineswegs angenehm erdig oder dergleichen.
Insgesamt ist der Duft ziemlich genau 6 Stunden auf meiner Haut zu erschnüffeln und ich sage euch:
Ich war wirklich froh, dass es vorbei war.
Die Sillage ist in der ersten Stunde so konzipiert, dass man gut aus der Entfernung einer Armlänge wahrgenommen wird, ab der Herznote pendelte sie sich dann auf halber Armlänge ein.
Im weiteren Verlauf bricht sie aber regelrecht in sich zusammen, sodass der Duft nach 3,5 Stunden bereits hautnah war, was ich bei der Komposition wirklich als "rettend" empfand.