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Top Rezension
Gelungener Spagat
Die in den mittlerweile hohen, eher konservativ wirkenden Flakons erhältlichen Guerlain-Düfte sind mitunter jene, die bereits über zwanzig Jahre auf dem Buckel haben und so "betagter" sind als ich. Die eher konservative - oder sagen wir mal - klassisch angehauchte Flakongestaltung lässt eine Duft-DNA vermuten, die unweigerlich auch jenem Äußeren gerecht wird und damit eher im Einkaufskorb der Ü40er und Ü50er landet. Der junge Otto-Normalo dürfte stattdessen, sofern er Guerlain überhaupt auf dem Radar hat, vorwiegend die moderneren Produktlinien im Blick haben, wenn er einen Kauf anvisiert. Ich denke da zum Beispiel an die Ideal-Serie, die aber mit jeder Neuerscheinung nachzulassen scheint, wie ich finde.
Die Scheuklappen zu öffnen und sich den klassischeren Düften hinzugeben, kann belohnt werden. Klassisch bedeutet nämlich nicht gleich altmodisch. Dies merkte ich bereits beim überaus gelungenen "Guerlain Homme (Eau de Parfum)", bei dem schwerer Vetiver auf gekonnte Weise mit Rum, Pfefferminze und floralen Noten verbunden wurde und eine Mojito-Assoziation hervorrief. Und Mojito ist wohl alles andere als "unmodern", oder etwa nicht? Eine ähnlich gelungene Verknüpfung, wenn auch auf andere Art und Weise, ist ebenso bei "Héritage (Eau de Parfum)" zu erriechen.
Den Auftakt dieses Eau de Parfums erlebe ich als tatsächlich konservativ bis altbacken. Eine recht laute Zitrone macht sich bemerkbar, die von meiner Angstnote, dem Lavendel, ergänzt wird. Lavendel ist so ein Kraut, mit dem ich meine Probleme habe, sofern es eine zu dominante Rolle einnimmt, da es mich dann immer an des Großvaters After Shave erinnert, welches stets überdosiert wurde. Ich scheine diesbezüglich ein wenig traumatisiert zu sein.
Die ersten fünfzehn Minuten gilt es zu überstehen. Dann hat die Zitrone ihren sauren Saft verbraucht und überlässt dem Lavendel das Feld, was mich erstaunlicherweise gar nicht zu stören scheint. Dass dies so ist, liegt mit Sicherheit daran, dass jenes Kraut diesmal nicht beißend und extrem grün-würzig, was ich halt so gar nicht mag, sondern eher dunkel und weich auftritt. Solch einen Lavendel habe ich, um ehrlich zu sein, noch nie vernommen. Es könnte also doch noch etwas mit uns werden.
Nach circa 45 Minuten gesellen sich Koriander und Pfeffer mit hinzu. Der Koriander ist in meiner Nase ziemlich unangenehm, jedoch nur dann, wenn ich meine Nase direkt an das Handgelenk presse - etwas, was man ja keinesfalls tun soll. In der Luft verbreitet er wiederum eine dezent seifige Note, die durch eine Prise Pfeffer würzig untermalt wird. Was den Pfeffer betrifft, wurde hier eine passende Dosierung gewählt. Nichts sticht in der Nase, nichts sorgt für Niesanfälle - sehr gut!
Nachdem gefühlt eine Stunde verging, stößt der Patchouli hinzu, um die Duftkomposition meisterhaft - so viel möchte ich vorwegnehmen - abzurunden. Seine Gegenwart sorgt für eine an geschmolzene und in einer Holzschale aufbewahrte Bitterschokolade erinnernde Untermalung, womit auch irgendwie eine minimale Pudrigkeit einhergeht, was durch das Zugegensein des Korianders erklärbar wäre. Dieser Patchouli ist, um das mal so festzuhalten, nicht krautig, erinnert nicht an die Pflanze, die man rauchen kann und auch nicht an Schimmel oder sonstige Unappetitlichkeiten. Zusammen mit dem dunkel-krautigen, sehr weichen Lavendel und dem dezent seifigen Koriander liefert er einen Auftritt ab, der den perfekten Spagat zwischen dem Klassisch-Konservativen und dem Neu-Modernen widerspiegelt. Wir bekommen einen langanhaltenden, stark abstrahlenden, jedoch keineswegs zu offensiven und zu penetranten Duft für die kälteren Tage, der keine überbordende Süße benötigt, um auch bei der "jungen Generation" positiv aufzufallen. Daher appelliere ich an jene, die noch auf der Suche nach etwas Neuem für den Herbst oder Winter sind und von der Süße aktueller Neuerscheinungen die Nase voll haben, sich auch mal den klassisch daherkommenden Flakons aus dem Hause Guerlain zu widmen. Lasst euch von den vorerst auf Altbackenheit hindeutenden Auftakten nicht irritieren und gebt jenen Wässerchen Zeit, um sich zu entfalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass eure Geduld, sofern ihr sie aufbringt, belohnt wird. "Héritage" wird auf jeden Fall - so viel kann ich versprechen - nicht der letzte von mir getestete Duft aus dieser Produktlinie sein.
Die Scheuklappen zu öffnen und sich den klassischeren Düften hinzugeben, kann belohnt werden. Klassisch bedeutet nämlich nicht gleich altmodisch. Dies merkte ich bereits beim überaus gelungenen "Guerlain Homme (Eau de Parfum)", bei dem schwerer Vetiver auf gekonnte Weise mit Rum, Pfefferminze und floralen Noten verbunden wurde und eine Mojito-Assoziation hervorrief. Und Mojito ist wohl alles andere als "unmodern", oder etwa nicht? Eine ähnlich gelungene Verknüpfung, wenn auch auf andere Art und Weise, ist ebenso bei "Héritage (Eau de Parfum)" zu erriechen.
Den Auftakt dieses Eau de Parfums erlebe ich als tatsächlich konservativ bis altbacken. Eine recht laute Zitrone macht sich bemerkbar, die von meiner Angstnote, dem Lavendel, ergänzt wird. Lavendel ist so ein Kraut, mit dem ich meine Probleme habe, sofern es eine zu dominante Rolle einnimmt, da es mich dann immer an des Großvaters After Shave erinnert, welches stets überdosiert wurde. Ich scheine diesbezüglich ein wenig traumatisiert zu sein.
Die ersten fünfzehn Minuten gilt es zu überstehen. Dann hat die Zitrone ihren sauren Saft verbraucht und überlässt dem Lavendel das Feld, was mich erstaunlicherweise gar nicht zu stören scheint. Dass dies so ist, liegt mit Sicherheit daran, dass jenes Kraut diesmal nicht beißend und extrem grün-würzig, was ich halt so gar nicht mag, sondern eher dunkel und weich auftritt. Solch einen Lavendel habe ich, um ehrlich zu sein, noch nie vernommen. Es könnte also doch noch etwas mit uns werden.
Nach circa 45 Minuten gesellen sich Koriander und Pfeffer mit hinzu. Der Koriander ist in meiner Nase ziemlich unangenehm, jedoch nur dann, wenn ich meine Nase direkt an das Handgelenk presse - etwas, was man ja keinesfalls tun soll. In der Luft verbreitet er wiederum eine dezent seifige Note, die durch eine Prise Pfeffer würzig untermalt wird. Was den Pfeffer betrifft, wurde hier eine passende Dosierung gewählt. Nichts sticht in der Nase, nichts sorgt für Niesanfälle - sehr gut!
Nachdem gefühlt eine Stunde verging, stößt der Patchouli hinzu, um die Duftkomposition meisterhaft - so viel möchte ich vorwegnehmen - abzurunden. Seine Gegenwart sorgt für eine an geschmolzene und in einer Holzschale aufbewahrte Bitterschokolade erinnernde Untermalung, womit auch irgendwie eine minimale Pudrigkeit einhergeht, was durch das Zugegensein des Korianders erklärbar wäre. Dieser Patchouli ist, um das mal so festzuhalten, nicht krautig, erinnert nicht an die Pflanze, die man rauchen kann und auch nicht an Schimmel oder sonstige Unappetitlichkeiten. Zusammen mit dem dunkel-krautigen, sehr weichen Lavendel und dem dezent seifigen Koriander liefert er einen Auftritt ab, der den perfekten Spagat zwischen dem Klassisch-Konservativen und dem Neu-Modernen widerspiegelt. Wir bekommen einen langanhaltenden, stark abstrahlenden, jedoch keineswegs zu offensiven und zu penetranten Duft für die kälteren Tage, der keine überbordende Süße benötigt, um auch bei der "jungen Generation" positiv aufzufallen. Daher appelliere ich an jene, die noch auf der Suche nach etwas Neuem für den Herbst oder Winter sind und von der Süße aktueller Neuerscheinungen die Nase voll haben, sich auch mal den klassisch daherkommenden Flakons aus dem Hause Guerlain zu widmen. Lasst euch von den vorerst auf Altbackenheit hindeutenden Auftakten nicht irritieren und gebt jenen Wässerchen Zeit, um sich zu entfalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass eure Geduld, sofern ihr sie aufbringt, belohnt wird. "Héritage" wird auf jeden Fall - so viel kann ich versprechen - nicht der letzte von mir getestete Duft aus dieser Produktlinie sein.
10 Antworten


Und der Heritage, mit dem ich mich lange schwer tat, wird wohl bald auch bei mir einziehen...
Sehr schön geschrieben.