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Top Rezension
Kontext und Rahmung
Mein Verhältnis zu Vetiver ist uneindeutig. Seit meiner (immer noch nicht so recht bewältigten) Primärerfahrung mit Laliques "Encre Noire" fällt es mir schwer, dominantem Vetiver unvoreingenommen gegenüberzutreten und schnell fällt die innere Klappe zu, auf der geschrieben steht: "Vetiver macht aus einem Parfum einen Geruch". Und so steht schon seit Monaten Guerlains Oberklassiker aus dem Jahre 1959 beinahe unangetastet in seinem beschrifteten Taschenzerstäuber auf dem Regalbrett, da der erste Geruchstest mein ankonditioniertes Vorurteil zu bestätigen schien: "Vetiver EdT" duftete für mich nicht, es roch vielmehr - wenn auch nicht unangenehm. Aber eben doch kalt, ohne Geschichte und Zweck; die übliche, eindimensionale Bleistiftmine eben. Wieviel interessanter nahm sich dagegen etwa "Timbuktu" von L'Artisan Parfumeur aus...
Einige Monate später gehe ich (nicht zum ersten Mal, mea culpa) einem meiner Freunde ungefragt mit meiner jungen Leidenschaft auf den Keks. Sprüh, sprüh. Verriech, verriech. Nichts dringt wirklich zu ihm durch, bis es zu Guerlains "Vetiver" kommt. Da sitzt mit einem Mal der olfaktorische Meißelschlag und schon bricht es aus ihm heraus: Der Bach hinter dem Vereinsheim, an dem er als Kind gespielt hat. Das Moos, die Steine: Kopfkino deluxe. Haben-muss-Litanei. Auch wenn es sich hierbei um eine sehr biographische, für mich naturgemäß nicht nachvollziehbare Assoziation handelt, brachte sie mich doch dazu, dem Duft noch eine Chance zu geben und siehe da: Gar so unzugänglich ist er gar nicht mehr. Das Gefühl, einen wenig kunstvoll präsentierten "Primär-Geruch" auf der Haut zu tragen, klingt ab. So etwas wie Freude kommt auf!
Der Duft bleibt kühl und reserviert, ja. Aber nicht abweisend-gleichgültig wie eine Bauhaus-Mustersiedlung, sondern eher Respekt erheischend wie ein klassizistisches Theatergebäude: Ebenfalls primär monochrom, aber eben mit Details gespickt, die dem Ganzen Kontext und Form geben; die reine, brutalistische "Fläche" wird vermieden. Ganz deutlich spürt man, nachdem der zitrische Auftakt abgeklungen ist, den durchaus mit Schwung dosierten Pfeffer. Hinzu kommt eine Würze, von der ich nicht genau sagen kann, ob sie vom gelisteten Tabak, oder doch dem Muskat herrührt. Gleichgültig: Mit wenigen Handgriffen wird dem Vetiver ein Rahmen geschaffen, der ihn wirklich zu einem Parfum werden lässt. Die snobistische Arroganz wird zu einer aristokratischen Distanz, die Raum und Verbindlichkeit schafft. So etwas kann man dann wohl durchaus als Gentleman-Duft bezeichnen, wenn mir die Verwendung dieses abgegriffenen Schlagworts gestattet sein darf.
Einige Monate später gehe ich (nicht zum ersten Mal, mea culpa) einem meiner Freunde ungefragt mit meiner jungen Leidenschaft auf den Keks. Sprüh, sprüh. Verriech, verriech. Nichts dringt wirklich zu ihm durch, bis es zu Guerlains "Vetiver" kommt. Da sitzt mit einem Mal der olfaktorische Meißelschlag und schon bricht es aus ihm heraus: Der Bach hinter dem Vereinsheim, an dem er als Kind gespielt hat. Das Moos, die Steine: Kopfkino deluxe. Haben-muss-Litanei. Auch wenn es sich hierbei um eine sehr biographische, für mich naturgemäß nicht nachvollziehbare Assoziation handelt, brachte sie mich doch dazu, dem Duft noch eine Chance zu geben und siehe da: Gar so unzugänglich ist er gar nicht mehr. Das Gefühl, einen wenig kunstvoll präsentierten "Primär-Geruch" auf der Haut zu tragen, klingt ab. So etwas wie Freude kommt auf!
Der Duft bleibt kühl und reserviert, ja. Aber nicht abweisend-gleichgültig wie eine Bauhaus-Mustersiedlung, sondern eher Respekt erheischend wie ein klassizistisches Theatergebäude: Ebenfalls primär monochrom, aber eben mit Details gespickt, die dem Ganzen Kontext und Form geben; die reine, brutalistische "Fläche" wird vermieden. Ganz deutlich spürt man, nachdem der zitrische Auftakt abgeklungen ist, den durchaus mit Schwung dosierten Pfeffer. Hinzu kommt eine Würze, von der ich nicht genau sagen kann, ob sie vom gelisteten Tabak, oder doch dem Muskat herrührt. Gleichgültig: Mit wenigen Handgriffen wird dem Vetiver ein Rahmen geschaffen, der ihn wirklich zu einem Parfum werden lässt. Die snobistische Arroganz wird zu einer aristokratischen Distanz, die Raum und Verbindlichkeit schafft. So etwas kann man dann wohl durchaus als Gentleman-Duft bezeichnen, wenn mir die Verwendung dieses abgegriffenen Schlagworts gestattet sein darf.
10 Antworten


Schwarzlose Berlin, Treffpunkt 8Uhr, finde ich mit seinem Vetiver auch klasse.