18.06.2019 - 05:07 Uhr
Yatagan
396 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
71
Handcrafted
Wie aus einem Statement ein Kommentar wurde:
Eigentlich hatte ich die feste Absicht zu diesem Duft, den mir Gerus525 freundlicherweise näher brachte, nur ein Statement zu schreiben, obwohl ich gleich sehr angetan war, denn hier unten steht ein ausgezeichneter Kommentar von AmyAmy, langjährigen Leser*innen als Kennerin angelsächsischer Düfte bekannt, und dem wäre eigentlich gar nichts mehr hinzuzufügen. Der Duft aber ist so vielschichtig, dass sich eine weitere Perspektive durchaus lohnt und das lässt sich in einem Statement allein nicht abbilden.
Um Lesefaulen den Exkurs über AmyAmys Kommentar zu sparen, obwohl sich die Lektüre unbedingt lohnen würde, sei erwähnt, dass die Düfte von Haeckels aus Margate im Süden Englands stammen, dort vor Ort die meisten Inhaltsstoffe gesammelt, gebraut und gesudet werden (ich stelle mir ein Hinterhoflabor im Stil einer Hexenküche vor) und dann zunächst auch dort vertrieben werden. Wobei es durchaus einen internationalen Vertrieb über Stockists gibt, man also letztlich doch geschäftstüchtiger ist, als man beim ersten Blick auf die Firmenphilosophie vermuten würde. Ab jetzt konzentriere ich mich aber nur noch auf den Duft.
Am Rande sei erwähnt, dass die Haltbarkeit beeindruckend ist, obwohl das ja eine Eigenschaft bei Düften ist, die ich eher bedrohlich finde (ich hasse penetrant klebriges, dauerhaltbares Zeug und sprühe viel lieber nach), aber hier geht sie völlig in Ordnung, denn der Duft ist weder am Anfang noch am Ende des Drydwon, der gefühlt irgendwann am nächsten Tag erreicht ist, aufdringlich, sondern britisch distinguiert, was ich schon mal richtig gut finde.
Dabei ist der Duft alles andere als besonders süß, orientalisch oder harzig, sondern eher traditionell aromatisch, im Drydown hat das was von Barbershop, was bei englischen Düften ja nicht verwundern muss. Natürlich spielt bei solchen Düften immer auch helles Harz (hier ist Balsamtanne angegeben) und viel Holz eine Rolle. Daneben finden sich in einer komplexen Gemengelage, die an die 80er erinnert, fruchtige, zitrische, grüne und krautige Töne (sicherlich auch der angegebene Lavendel) und viele würzige Akzente, vor allem Wacholderbeere (hat fast ein bisschen was von Gin), die aber trotz ihrer Stärke weder orientalisch noch asiatisch wirken, sondern eher margate-isch, also südenglisch, wenn ihr versteht, was ich meine. Man hat tatsächlich das Gefühl in England an der Küste zu stehen, und zwar ganz genau in England und nicht an der Ostsee oder in der Normandie, aufs Meer zu schauen, die Aromen der Luft zu riechen und gleichzeitig irgend so ein traditionelles Rasierwasser von einem Seemann da unten in seinem Boot in der Nase zu ahnen. Man spürt förmlich den Wind und die Wellen brausen, eine Feuchtigkeit in der Luft (keine Aquatik), kurz bevor man bemerkt, dass das eigentlich kitschig und sentimental ist.
Cut!
Auch ohne solche Bilder funktioniert der Duft richtig gut, ist alltagstauglich (auch wenn man je nach der Menge des Auftrags gar keinen Gedanken an den Duft für den Folgetag verschwenden muss, bevor man nicht sehr gründlich geduscht hat) und lässt sich tagsüber im Büro genauso gut tragen wie am Abend. Während der Auftakt eher postmodern-ökologisch-pudrig-zitrisch-krautig und ein klitzekleines Bisschen erdig ist, wirkt der Drydown traditionell rasierwässerig harzig-holzig-aromatisch und begleitet so den Mann (oder wenn sie will auch die Frau) von der Arbeit nach Hause und in den Abend. Ziemlich cool, das!
Eigentlich hatte ich die feste Absicht zu diesem Duft, den mir Gerus525 freundlicherweise näher brachte, nur ein Statement zu schreiben, obwohl ich gleich sehr angetan war, denn hier unten steht ein ausgezeichneter Kommentar von AmyAmy, langjährigen Leser*innen als Kennerin angelsächsischer Düfte bekannt, und dem wäre eigentlich gar nichts mehr hinzuzufügen. Der Duft aber ist so vielschichtig, dass sich eine weitere Perspektive durchaus lohnt und das lässt sich in einem Statement allein nicht abbilden.
Um Lesefaulen den Exkurs über AmyAmys Kommentar zu sparen, obwohl sich die Lektüre unbedingt lohnen würde, sei erwähnt, dass die Düfte von Haeckels aus Margate im Süden Englands stammen, dort vor Ort die meisten Inhaltsstoffe gesammelt, gebraut und gesudet werden (ich stelle mir ein Hinterhoflabor im Stil einer Hexenküche vor) und dann zunächst auch dort vertrieben werden. Wobei es durchaus einen internationalen Vertrieb über Stockists gibt, man also letztlich doch geschäftstüchtiger ist, als man beim ersten Blick auf die Firmenphilosophie vermuten würde. Ab jetzt konzentriere ich mich aber nur noch auf den Duft.
Am Rande sei erwähnt, dass die Haltbarkeit beeindruckend ist, obwohl das ja eine Eigenschaft bei Düften ist, die ich eher bedrohlich finde (ich hasse penetrant klebriges, dauerhaltbares Zeug und sprühe viel lieber nach), aber hier geht sie völlig in Ordnung, denn der Duft ist weder am Anfang noch am Ende des Drydwon, der gefühlt irgendwann am nächsten Tag erreicht ist, aufdringlich, sondern britisch distinguiert, was ich schon mal richtig gut finde.
Dabei ist der Duft alles andere als besonders süß, orientalisch oder harzig, sondern eher traditionell aromatisch, im Drydown hat das was von Barbershop, was bei englischen Düften ja nicht verwundern muss. Natürlich spielt bei solchen Düften immer auch helles Harz (hier ist Balsamtanne angegeben) und viel Holz eine Rolle. Daneben finden sich in einer komplexen Gemengelage, die an die 80er erinnert, fruchtige, zitrische, grüne und krautige Töne (sicherlich auch der angegebene Lavendel) und viele würzige Akzente, vor allem Wacholderbeere (hat fast ein bisschen was von Gin), die aber trotz ihrer Stärke weder orientalisch noch asiatisch wirken, sondern eher margate-isch, also südenglisch, wenn ihr versteht, was ich meine. Man hat tatsächlich das Gefühl in England an der Küste zu stehen, und zwar ganz genau in England und nicht an der Ostsee oder in der Normandie, aufs Meer zu schauen, die Aromen der Luft zu riechen und gleichzeitig irgend so ein traditionelles Rasierwasser von einem Seemann da unten in seinem Boot in der Nase zu ahnen. Man spürt förmlich den Wind und die Wellen brausen, eine Feuchtigkeit in der Luft (keine Aquatik), kurz bevor man bemerkt, dass das eigentlich kitschig und sentimental ist.
Cut!
Auch ohne solche Bilder funktioniert der Duft richtig gut, ist alltagstauglich (auch wenn man je nach der Menge des Auftrags gar keinen Gedanken an den Duft für den Folgetag verschwenden muss, bevor man nicht sehr gründlich geduscht hat) und lässt sich tagsüber im Büro genauso gut tragen wie am Abend. Während der Auftakt eher postmodern-ökologisch-pudrig-zitrisch-krautig und ein klitzekleines Bisschen erdig ist, wirkt der Drydown traditionell rasierwässerig harzig-holzig-aromatisch und begleitet so den Mann (oder wenn sie will auch die Frau) von der Arbeit nach Hause und in den Abend. Ziemlich cool, das!
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