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Top Rezension
Souvenir aus Margate
Kürzlich war ich zum ersten Mal in Margate und schon vorher war mir klar, dass ich dann auch unbedingt den Laden von Haeckels besuchen musste.
Bei kaum einer anderen Marke wird durch das gesamte Auftreten dermaßen schnell deutlich, woher sie kommt, was nicht nur daran liegt, dass der Haeckels-Laden sich in Margate befindet, ebenso wie das eigene Labor, in dem alles vor Ort destilliert und hergestellt wird. Auch setzt sich deren Gründer Dom Bridges aktiv für den Schutz und Erhalt der Küste von Margate ein und es wird nicht etwa mit dem Spruch „Made in Margate“ geworben, sondern gar „Made from Margate“, was sich auf einen Großteil der in und um Margate herum gesammelten Inhaltsstoffe bezieht, allem voran auf die verschiedenen Arten von Algen, die dort zuhauf vorkommen und entweder pulverisiert den Gesichts- und Körperpflegeprodukten beigegeben werden oder auch in Öl eingelegt werden, um ein Extrakt für die Parfums und Duftkerzen zu gewinnen.
Bei den Parfums von Haeckels wird der Bezug zu Margate nochmals überdeutlich, denn hinter jedem der Namen verbirgt sich ein dort oder in der Umgebung real existierender Ort. Diese Orte haben die Inspiration für die Düfte gegeben und auch einen Teil der Inhaltsstoffe geliefert, wann immer es möglich war. Das Kuriose daran ist, dass das genaue Datum inklusive des Wetters angegeben wird, an dem dieser „Duft-Schnappschuss“ gesammelt wurde, was bedeutet, dass ein Duft mit den exakt selben GPS-Daten, wenn er in einer anderen Jahreszeit oder bei anderem Wetter „festgehalten“ wird, komplett anders ausfallen kann. Diese Möglichkeit wurde zumindest von Dom Bridges erwähnt, ob das tatsächlich für die Zukunft geplant ist, bleibt offen.
„Ohne synthetische Inhaltsstoffe“, „lokal wachsende botanische Inhaltsstoffe“, „im eigenen Labor hergestellt“, „Wild Fragrance“, da lassen sich doch gleich offensichtliche Parallelen zu der US-amerikanischen Marke Juniper Ridge ziehen, die sich auf die verschiedenen Regionen der USA bezieht, während Haeckels ausschließlich das Thema Margate und Umgebung und speziell die Küsten umsetzt. Aber die Düfte von Juniper Ridge empfinde ich doch im Vergleich als wesentlich „wilder“ als die des englischen Pendants (was natürlich nicht negativ gemeint ist, ich schätze Juniper Ridge sehr), während ich die Düfte von Haeckels trotz einer gleichwohl unleugbaren „Wildheit“ doch als ein wenig, sagen wir mal „parfum-mäßiger“ empfinde, auch vielfältiger in ihren Aussagen und Inhaltsstoffen, mehr Richtung moderne Nische (was natürlich ebenfalls nicht negativ gemeint ist, ich schätze auch Haeckels mittlerweile sehr).
51° 19‘ 9“ N 1° 21‘ 30“ E wurde an einem sonnigen Tag Ende Juli 2014 destilliert und als durchaus sonnig empfinde ich diesen Duft auch, üppig und gutgelaunt. Bei der Fülle der Duftnoten kann ich natürlich nicht jede einzelne explizit herausriechen, aber wenn man die Duftnoten liest und dann an dem Duft schnuppert, ist für mich jede einzelne Komponente nachvollziehbar, lediglich das Patchouli will sich mir nicht zeigen und Buchu habe ich noch nie wissentlich gerochen. Die zitrischen Noten sind sehr zesty, kräftig und nicht flüchtig. Grüne Noten sind durchgehend präsent, nicht so sehr von Blattgrün, Stengeln oder Baumnadeln, vielmehr tatsächlich fenchelig, hell und luftig. Gerade in Verbindung mit den Zitrusschalen ergibt das Hellgrün für mich den Eindruck einer schönen Fruchtigkeit, aber ohne Süße. Dann ist da noch eine konstante Würze, besonders der Pfeffer zeigt sich, Lavendel und eine milde Minze mit geringem Mentholgehalt meine ich auch wahrzunehmen. Letztendlich gesellt sich zu der vormals vorherrschenden Frische eine tiefe Holzigkeit hinzu. Die ganze Mixtur ist äußerst aromatisch und ansprechend, zusammenfassend würde ich sagen, ein ungewöhnlicher grüner Duft, der sich aber sehr gut tragen lässt, ich bin begeistert! Auch Haltbarkeit und Sillage empfinde ich als sehr gut.
Wenn ich mir einen Kritikpunkt erlauben darf: Griffig sind die Namen der Parfums nicht. Was antwortet man, wenn man nach seinem Duft gefragt wird? Aber egal, die Idee dahinter finde ich jedenfalls sehr ansprechend.
Auch der Haeckels-Laden ist schön und interessant gestaltet, sehr stylish zwischen Industrial Chic und old-school Apothekenstil mit botanischen Referenzen.
Haeckels-Düfte gibt es als 100 ml Eau de Parfum Spray, 30 ml Parfumöl in der Pipettenflasche und Duftkerze aus Sojawachs im Glas. Allerdings hat die handgefertigte Messingdose des Parfumöls so ihre Tücken: erstens ist die Dose richtig schwer und massiv, zweitens lässt sie sich nur sehr schwer öffnen und schließen und drittens wurde ich auf der Rückfahrt beim Einchecken im Eurostar prompt vom Sicherheitspersonal aufgefordert, meinen Koffer zu öffnen: „There’s metall in your suitcase“…. Aber ich habe meinen neuen Duft dann doch noch problemlos nach Hause bekommen.
Ich hätte mir als Parfumo wohl kaum ein schöneres und passenderes Souvenir aus Margate mitbringen können!
Bei kaum einer anderen Marke wird durch das gesamte Auftreten dermaßen schnell deutlich, woher sie kommt, was nicht nur daran liegt, dass der Haeckels-Laden sich in Margate befindet, ebenso wie das eigene Labor, in dem alles vor Ort destilliert und hergestellt wird. Auch setzt sich deren Gründer Dom Bridges aktiv für den Schutz und Erhalt der Küste von Margate ein und es wird nicht etwa mit dem Spruch „Made in Margate“ geworben, sondern gar „Made from Margate“, was sich auf einen Großteil der in und um Margate herum gesammelten Inhaltsstoffe bezieht, allem voran auf die verschiedenen Arten von Algen, die dort zuhauf vorkommen und entweder pulverisiert den Gesichts- und Körperpflegeprodukten beigegeben werden oder auch in Öl eingelegt werden, um ein Extrakt für die Parfums und Duftkerzen zu gewinnen.
Bei den Parfums von Haeckels wird der Bezug zu Margate nochmals überdeutlich, denn hinter jedem der Namen verbirgt sich ein dort oder in der Umgebung real existierender Ort. Diese Orte haben die Inspiration für die Düfte gegeben und auch einen Teil der Inhaltsstoffe geliefert, wann immer es möglich war. Das Kuriose daran ist, dass das genaue Datum inklusive des Wetters angegeben wird, an dem dieser „Duft-Schnappschuss“ gesammelt wurde, was bedeutet, dass ein Duft mit den exakt selben GPS-Daten, wenn er in einer anderen Jahreszeit oder bei anderem Wetter „festgehalten“ wird, komplett anders ausfallen kann. Diese Möglichkeit wurde zumindest von Dom Bridges erwähnt, ob das tatsächlich für die Zukunft geplant ist, bleibt offen.
„Ohne synthetische Inhaltsstoffe“, „lokal wachsende botanische Inhaltsstoffe“, „im eigenen Labor hergestellt“, „Wild Fragrance“, da lassen sich doch gleich offensichtliche Parallelen zu der US-amerikanischen Marke Juniper Ridge ziehen, die sich auf die verschiedenen Regionen der USA bezieht, während Haeckels ausschließlich das Thema Margate und Umgebung und speziell die Küsten umsetzt. Aber die Düfte von Juniper Ridge empfinde ich doch im Vergleich als wesentlich „wilder“ als die des englischen Pendants (was natürlich nicht negativ gemeint ist, ich schätze Juniper Ridge sehr), während ich die Düfte von Haeckels trotz einer gleichwohl unleugbaren „Wildheit“ doch als ein wenig, sagen wir mal „parfum-mäßiger“ empfinde, auch vielfältiger in ihren Aussagen und Inhaltsstoffen, mehr Richtung moderne Nische (was natürlich ebenfalls nicht negativ gemeint ist, ich schätze auch Haeckels mittlerweile sehr).
51° 19‘ 9“ N 1° 21‘ 30“ E wurde an einem sonnigen Tag Ende Juli 2014 destilliert und als durchaus sonnig empfinde ich diesen Duft auch, üppig und gutgelaunt. Bei der Fülle der Duftnoten kann ich natürlich nicht jede einzelne explizit herausriechen, aber wenn man die Duftnoten liest und dann an dem Duft schnuppert, ist für mich jede einzelne Komponente nachvollziehbar, lediglich das Patchouli will sich mir nicht zeigen und Buchu habe ich noch nie wissentlich gerochen. Die zitrischen Noten sind sehr zesty, kräftig und nicht flüchtig. Grüne Noten sind durchgehend präsent, nicht so sehr von Blattgrün, Stengeln oder Baumnadeln, vielmehr tatsächlich fenchelig, hell und luftig. Gerade in Verbindung mit den Zitrusschalen ergibt das Hellgrün für mich den Eindruck einer schönen Fruchtigkeit, aber ohne Süße. Dann ist da noch eine konstante Würze, besonders der Pfeffer zeigt sich, Lavendel und eine milde Minze mit geringem Mentholgehalt meine ich auch wahrzunehmen. Letztendlich gesellt sich zu der vormals vorherrschenden Frische eine tiefe Holzigkeit hinzu. Die ganze Mixtur ist äußerst aromatisch und ansprechend, zusammenfassend würde ich sagen, ein ungewöhnlicher grüner Duft, der sich aber sehr gut tragen lässt, ich bin begeistert! Auch Haltbarkeit und Sillage empfinde ich als sehr gut.
Wenn ich mir einen Kritikpunkt erlauben darf: Griffig sind die Namen der Parfums nicht. Was antwortet man, wenn man nach seinem Duft gefragt wird? Aber egal, die Idee dahinter finde ich jedenfalls sehr ansprechend.
Auch der Haeckels-Laden ist schön und interessant gestaltet, sehr stylish zwischen Industrial Chic und old-school Apothekenstil mit botanischen Referenzen.
Haeckels-Düfte gibt es als 100 ml Eau de Parfum Spray, 30 ml Parfumöl in der Pipettenflasche und Duftkerze aus Sojawachs im Glas. Allerdings hat die handgefertigte Messingdose des Parfumöls so ihre Tücken: erstens ist die Dose richtig schwer und massiv, zweitens lässt sie sich nur sehr schwer öffnen und schließen und drittens wurde ich auf der Rückfahrt beim Einchecken im Eurostar prompt vom Sicherheitspersonal aufgefordert, meinen Koffer zu öffnen: „There’s metall in your suitcase“…. Aber ich habe meinen neuen Duft dann doch noch problemlos nach Hause bekommen.
Ich hätte mir als Parfumo wohl kaum ein schöneres und passenderes Souvenir aus Margate mitbringen können!
13 Antworten


Ich wundere mich allerdings etwas, warum hier diese Düfte mit den sperrigen GPS-Koordinaten gelistet sind - auf der Homepage von Haeckels werden die Orte in Klarschrift, also in diesem Fall "Pegwell Bay" hervorgehoben und die GPS-Daten nur ergänzend dazu geliefert. Das ist bedeutend griffiger.