Breath of God 2007 Perfume

VonK
30.01.2017 - 13:44 Uhr
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Top Rezension
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Duft

Schatten gerahmt in Licht; Dualismus

Strahlend breitet sich der in Licht gehüllte Schatten in den Raum aus. Das Herz der Finsternis gekleidet in die Sonne. Dieser ist der wahre Dualismus. Als solcher ist er konzipiert und als solcher wird er auch von mir wahrgenommen. Das gesamte Konzept ist hervorragend durchdacht und jede Komponente trefflich platziert.
Für mich ist es kaum möglich, hier tatsächlich einzelne Noten wahrzunehmen, so sehr ich mich auch bemühe, dies zu erreichen. Es wird vielmehr ein Eindruck evoziert, ein Bild. Es ist eben jenes von Licht und Schatten, Tag und Nacht. Das Licht ist dabei strahlend und weit wahrnehmbar, schön und wärmend. Das Dunkle dagegen rauchig und zäh. Ist das schön? Ist das tragbar? Das sind meine ersten Gedanken, während ich wie gebannt dem Duft lausche. Die Kopfnote hat tatsächlich den Charakter eines transzendentalen Wesens. Gleiches habe ich noch nicht unter der Nase gehabt, auch wenn mein Verstand nach Verbindungen, nach Verknüpfungen im Bestand des Vertrauten finden möchte. So stehe ich vor dem Atem Gottes und meine olfaktorische Wahrnehmung vermag es nicht, ihn zu ergründen.

Die Kopfnote dringt durch den Äther und es wird ein weltliches Wesen geboren. Es wird Fleisch. Der Duft ist jetzt fassbarer, verständlicher und ruhiger. Ob das ein Gewinn oder ein Verlust ist, kann und will ich nicht sagen, da ich so fasziniert war vom Auftakt, aber ihn kaum hätte lange ertragen können, da ich meine Augen abwenden musste vom strahlenden Licht.
Das zu Fleisch gewordene Wesen trägt noch immer den schwer zu beschreibenden Dualismus aus Licht und Schatten, doch es ist fassbar, verständlicher. Die Leuchtkraft, welche die Kopfnote besaß, wird im Verlauf gedimmter und auch das Schwarz der Dunkelheit wandelt sich zu einem facettenreichen Grau. Ein grüner Zug gesellt sich dazu.
Und da ist sie, die ‚Lush-DNA‘. Es mischt sich der Geruch von Lush’s Seifen, von Lush-stores darunter. Dieser fällt jedoch nicht negativ auf, sondern wirkt mehr wie eine subtil untergebrachte Signatur.
An diesem Punkt angekommen, ist der Duft vollkommen tragbar geworden, obgleich er weiterhin ungewöhnlich und markant bleibt.

Es fällt auf, dass ich bis jetzt keine einzelnen Noten aus dem Gesamtwerk extrahieren kann. Ich finde das recht ungewöhnlich, da ich sonst zumindest eine Ahnung habe von dem, was dort als Noten angegeben wird. Hier nenne ich Licht und Schatten sowie Farben. Ich empfinde das als selbstredend für den Duft.
Es ist wunderbar erfrischend, dass man auf der Reise durch das Universum der Parfums ab und an auf Kreationen wie Lush’s Breath of God stößt, die so viel mehr als einen Dufteindruck hervorrufen, sondern regelrecht fiktionale Welten entstehen lassen.

Lush mag nicht das Erste sein, an was man denkt, wenn es um Parfumkunst geht. Ich finde es jedoch beruhigend und es macht mir Hoffnung, dass ein Unternehmen, was mit Natürlichkeit, Tierversuchsfreiheit und Handarbeit wirbt, in der Lage ist, genau dies zu bieten!
Ein Hersteller, welcher nicht nur von mir genauer unter die Lupe genommen werden sollte. Ich danke Yatagan, dass er mir diese Erfahrung durch ein Pröbchen möglich gemacht hat.
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