04.06.2011 - 13:25 Uhr
TAAKE
22 Rezensionen
TAAKE
Top Rezension
29
„Verhungern geht schneller, aber Tod durch Überfressen ist auch eine zuverlässige Methode.“
Zu aller Enttäuschung stirbt auch gerade dieser Duft am Überfressen. Oudh Lacquer entfachte bei mir sehr großes Interesse und setzte hohe Erwartungen: eine sehr extravagante Duftpyramide mit allerlei köstlichen und interessanten Ingredienzien, ein lang anhaltendes und hoch konzentriertes „Parfum absolute“ im wunderschönen Flakon sowie vielfache Auszeichnungen und euphorische Reviews aus allen Herrenländern. Leider wird der Duft seinem Ruf nicht wirklich gerecht und die Messlatte, die dieser sich mitunter selbst setzte, beginnt unweigerlich zu sinken.
Oudh Lacquer ist ein äußerst intensiver Duft, eine regelrecht komprimierte Mischung hochgradiger und penetranter Duftnoten, kläglicherweise viel zu überladen und uneinig – überfressen an der Gier, alles mögliche Kostbare zu vereinen. Das Resultat verendet hier mit großem Rumoren.
Bereits die Kopfnote trampelt regelrecht in`s Haus, eine wuchtige, unangenehme Schokoladennote setzt sich ungefragt auf`s Bett und ruft welke gespritzte Orangen in Begleitung von vulgärem Oud minderer Qualität zu sich. Während man bemüht ist, den dreien unangenehmen Besuchern dennoch den Anschein von Gastfreundlichlkeit zu erweisen und die Situation ohne den befreienden Wasserstrahl des Rauswurfs zu lösen, so rumpelt auch schon eine untypische Modernote ins Gebäude – kein Patchouli, nein, hier muss es sich um den mysteriösen Fichtensteinpilz handeln welcher im gleichen Atemzug seine Freunde Sternanis und Petitgrain hereinwinkt – Angst essen Seele auf!
Es ist ausgesprochen gewagt, Duftnoten wie Oud oder Petitgrain bereits in die Kopfnote zu verpacken, in diesem Fall sind die Duftklänge völlig übersättigt und zusammen mit den restlichen Rohstoffen extrem disharmonisch – der Kopf kann getrost in die Guillotine.
Mit dem Einsatz der Herznote ist jedoch der Kopf noch lange nicht ab, wenngleich die ersten drei Bewohner der Kopfnote zumindest im Halbschlaf auf dem Bett verweilen. Relativ schnell stürmen höchst konzentrierte Gewürznelke (hier ein Querverweis auf Serge Noir, sorry), biedere, altbackene Rose (Black Tie, lyncht mich) und nichtssagender Zimt (selten so belanglos umgesetzt) den Raum. Oudh Laquer riecht nun nach Vielem, nahezu Allem (in extremer Dosis), nur leider nicht nach den hochgelobten „natürlichen“ Rohstoffen welche von Liz Zorn in so hohen Tönen angepriesen wurden – eine olfaktorische Fehlgeburt.
Ganz anders zeigt sich dann überraschenderweise die Basisnote: Hier fallen Kopf und Herz in den ersehnten Schlaf und ein äußerst schöner Duftakkord aus Honig, Kakao und Tonkabohne macht sich breit. Gerade Letztere scheint die angegebene Vanille nieder zu trampeln, ein weicher bodennaher Rauch flutet den Raum und es wird angenehm warm. Die Benzoe ist sehr zurückhaltend, die Hölzer wohldosiert untergebracht und das Patchouli knurrt in unregelmäßigen Abständen vor sich hin. Eine schöne Basis, von überzeugender Parfumkunst jedoch weit entfernt.
Zum Verständnis aller Interessenten und aus Gründen der Fairness gegenüber Liz Zorn möchte ich mit den folgenden Zeilen jedoch etwas detaillierter meine persönliche Duftwahrnehmung erläutern, denn trotz meiner eher negativen Wertung bin ich mir sicher, dass Oudh Lacquer definitiv viele Anhänger finden könnte. All diejenigen, die mit der floralen Oud-Linie von Montale klar kommen oder auch mit Chanels Egoiste symphatisieren sollten diesen Duft unbedingt testen (ich, für meinen Teil, wurde nicht warm mit Black Oud, Egoiste und Konsorten). Diejenigen, die zurückschrecken, wenn Sie das Gourmand-Schlagwort „Schokolade“ hören, sollten sich nicht abschrecken lassen, denn diese Schokolade ist das pure Gegenteil von Chocolate Greedy & co, hier ist die Schokonote viel dunker, gar schwarz und bitter, nicht lecker. Da Serge Noir und Black Tie hier sehr beliebt sind und anscheinend viele Freunde jener Nelken- bzw. Rosennoten hier anwesend sind, sollten gerade diese dem amerikanischen Intensivgebräu eine Chance geben. Ich zähle sehrwohl intensive und langanhaltende Düfte (Oudh Laquer hält extrem lange) zu meinen absoluten Vorlieben, ich mag es, wenn ein Duft polarisiert und provoziert, und dennoch werden Oudh Lacquer und ich keine Freunde. Mir scheint es, als wäre Liz Zorn die kleine und bissige Schwester von Christopher Sheldrake; Oudh Lacquer könnte sich (als astreiner Unisex-Duft) getrost in die kontroversen Duftlinien von Serge Lutens einreihen und würde neben allerlei Abneigung auch sicherlich einiges an Zuspruch ernten.
FAZIT: All die lesefaulen Skeptiker sollten sich bei gewecktem Interesse durch die Duftpyramide zumindest den -die Bewertung erklärenden- letzten Absatz zu Gemüte führen, wer intensive und würzig-süße Oud-Düfte mag könnte an Oudh Lacquer gefallen finden und wer, so wie ich, oben genannten Duftlieblingen -ungeachtet derer guten Bewertungen- keine Freundschaft abgewinnen kann, der kann sich den Versand der Probe aus den Staaten getrost sparen. Nicht alles was glänzt ist Gold.
Oudh Lacquer ist ein äußerst intensiver Duft, eine regelrecht komprimierte Mischung hochgradiger und penetranter Duftnoten, kläglicherweise viel zu überladen und uneinig – überfressen an der Gier, alles mögliche Kostbare zu vereinen. Das Resultat verendet hier mit großem Rumoren.
Bereits die Kopfnote trampelt regelrecht in`s Haus, eine wuchtige, unangenehme Schokoladennote setzt sich ungefragt auf`s Bett und ruft welke gespritzte Orangen in Begleitung von vulgärem Oud minderer Qualität zu sich. Während man bemüht ist, den dreien unangenehmen Besuchern dennoch den Anschein von Gastfreundlichlkeit zu erweisen und die Situation ohne den befreienden Wasserstrahl des Rauswurfs zu lösen, so rumpelt auch schon eine untypische Modernote ins Gebäude – kein Patchouli, nein, hier muss es sich um den mysteriösen Fichtensteinpilz handeln welcher im gleichen Atemzug seine Freunde Sternanis und Petitgrain hereinwinkt – Angst essen Seele auf!
Es ist ausgesprochen gewagt, Duftnoten wie Oud oder Petitgrain bereits in die Kopfnote zu verpacken, in diesem Fall sind die Duftklänge völlig übersättigt und zusammen mit den restlichen Rohstoffen extrem disharmonisch – der Kopf kann getrost in die Guillotine.
Mit dem Einsatz der Herznote ist jedoch der Kopf noch lange nicht ab, wenngleich die ersten drei Bewohner der Kopfnote zumindest im Halbschlaf auf dem Bett verweilen. Relativ schnell stürmen höchst konzentrierte Gewürznelke (hier ein Querverweis auf Serge Noir, sorry), biedere, altbackene Rose (Black Tie, lyncht mich) und nichtssagender Zimt (selten so belanglos umgesetzt) den Raum. Oudh Laquer riecht nun nach Vielem, nahezu Allem (in extremer Dosis), nur leider nicht nach den hochgelobten „natürlichen“ Rohstoffen welche von Liz Zorn in so hohen Tönen angepriesen wurden – eine olfaktorische Fehlgeburt.
Ganz anders zeigt sich dann überraschenderweise die Basisnote: Hier fallen Kopf und Herz in den ersehnten Schlaf und ein äußerst schöner Duftakkord aus Honig, Kakao und Tonkabohne macht sich breit. Gerade Letztere scheint die angegebene Vanille nieder zu trampeln, ein weicher bodennaher Rauch flutet den Raum und es wird angenehm warm. Die Benzoe ist sehr zurückhaltend, die Hölzer wohldosiert untergebracht und das Patchouli knurrt in unregelmäßigen Abständen vor sich hin. Eine schöne Basis, von überzeugender Parfumkunst jedoch weit entfernt.
Zum Verständnis aller Interessenten und aus Gründen der Fairness gegenüber Liz Zorn möchte ich mit den folgenden Zeilen jedoch etwas detaillierter meine persönliche Duftwahrnehmung erläutern, denn trotz meiner eher negativen Wertung bin ich mir sicher, dass Oudh Lacquer definitiv viele Anhänger finden könnte. All diejenigen, die mit der floralen Oud-Linie von Montale klar kommen oder auch mit Chanels Egoiste symphatisieren sollten diesen Duft unbedingt testen (ich, für meinen Teil, wurde nicht warm mit Black Oud, Egoiste und Konsorten). Diejenigen, die zurückschrecken, wenn Sie das Gourmand-Schlagwort „Schokolade“ hören, sollten sich nicht abschrecken lassen, denn diese Schokolade ist das pure Gegenteil von Chocolate Greedy & co, hier ist die Schokonote viel dunker, gar schwarz und bitter, nicht lecker. Da Serge Noir und Black Tie hier sehr beliebt sind und anscheinend viele Freunde jener Nelken- bzw. Rosennoten hier anwesend sind, sollten gerade diese dem amerikanischen Intensivgebräu eine Chance geben. Ich zähle sehrwohl intensive und langanhaltende Düfte (Oudh Laquer hält extrem lange) zu meinen absoluten Vorlieben, ich mag es, wenn ein Duft polarisiert und provoziert, und dennoch werden Oudh Lacquer und ich keine Freunde. Mir scheint es, als wäre Liz Zorn die kleine und bissige Schwester von Christopher Sheldrake; Oudh Lacquer könnte sich (als astreiner Unisex-Duft) getrost in die kontroversen Duftlinien von Serge Lutens einreihen und würde neben allerlei Abneigung auch sicherlich einiges an Zuspruch ernten.
FAZIT: All die lesefaulen Skeptiker sollten sich bei gewecktem Interesse durch die Duftpyramide zumindest den -die Bewertung erklärenden- letzten Absatz zu Gemüte führen, wer intensive und würzig-süße Oud-Düfte mag könnte an Oudh Lacquer gefallen finden und wer, so wie ich, oben genannten Duftlieblingen -ungeachtet derer guten Bewertungen- keine Freundschaft abgewinnen kann, der kann sich den Versand der Probe aus den Staaten getrost sparen. Nicht alles was glänzt ist Gold.
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