16.01.2017 - 14:47 Uhr
Jumi
41 Rezensionen
Jumi
Top Rezension
14
Die Farben des Canyons
“Wollt ihr zurück zum Parkplatz? Alles einsteigen!” Der Fahrer des Mini-Busses, selbst ein Abkömmling des Hualapai-Stammes, gibt Gas – die Sonne hat sich bereits auf den Weg hinter den Horizont gemacht und Grand Canyon West schließt für Touristen um 7 Uhr abends. Der Fahrer ist sehr gesprächig und fragt (ganz stolz auf das Land seiner Vorfahren) uns fünf ob es uns gefallen hat. Was für eine Frage?? Uns gegenseitig unterbrechend schwärmen wir von dem Eagle Point, von dem aus man die Weite, die Tiefe und die ganze farbliche Pracht des Canyons betrachten kann; von dem Skywalker, auf dem ich aufgrund der Höhenangst bereits an meine Grenzen stieß – dem Glasbalkon 1000 Meter über dem Colorado-River und dem Canyon-Grund; von dem Gesang und Tanz der Hualapai-Indianer (natürlich nur eine Touristen-Attraktion, aber immerhin...) Was hielten wir denn von dem Guano Point, fragt der Fahrer. Stille und Fragezeichen in unseren Augen... Guano what? Vollbremsung... Er kann nicht glauben, dass wir “das Beste” beinah verpasst hätten – der Mini-Bus dreht auf dem schmalen Weg und fährt mit Vollgas wieder hoch. Vorbei an der Stelle, die wir bereits für den Höhepunkt (und auch den Höchstpunkt :)) unserer Reise gehalten hatten... Wir steigen auf dem menschenleeren Parkplatz aus – die anderen Touristen sind alle bereits auf dem Weg nach unten – und laufen den schmalen ungesicherten Steg nach oben. Meine Höhenangst meldet sich wieder, die Handflächen schwitzen, das Herz rast. Ich starre auf meine mit rotem Staub bedeckten Füße, dann nach links auf die bizarr aufgetürmten roten Urgestein-Kolosse; dann nach oben in den sich langsam gold verfärbenden Himmel. Bloß nicht rechts in den Abgrund schauen... Und ich mache es doch und bin von der grandiosen Aussicht überwältigt, des Atems beraubt und von meiner Angst paralysiert. Die anderen laufen weiter während ich mich mit weichen Knien auf den roten Felsen setzen muss. Ich schließe die Augen und sehe orangerote Ringe. Ich öffne die Augen und sehe orangrote, noch sehr warme Felsen um mich, den schlammigen orangeroten Fluß weit unten, die orangerote Sonne weit vorn und den einsamen Adler weit über mir im goldenen Himmel (gibt es überhaupt noch ein “über mir”, denke ich?) Die Felsen geben noch die Tageshitze an die Luft ab, doch die Brise kühlt bereits ab. Ich genieße die Einsamkeit und die totale Stille. Zeit relativiert sich. Irgendwann kommen die anderen vier einschließlich meines Mannes zurück – sie sind noch die aufgetürmten Felsen hochgeklettert und einige atemberaubende Bilder gemacht. Wie durch die Watte höre ich ihre begeisterten Kommentare und grinse selbst dämlich und überglücklich... Wir verlassen Guano Point/Grand Canyon West als letzte Touristen an diesem Tag. Auf dem Rückweg sind wir alle stumm – unser dreisprachiges Vokabular reicht nicht aus das Erlebte in Worte zu fassen...
Den Duft mit dem Namen Grand Canyon MUSSTE ich natürlich testen. Gleich vorweg – er gibt nicht den Geruch des Canyons wieder (rote Felsen, staubige heisse Luft und die karge Flora verströmen nur wenig Duft, wenn überhaupt), sondern das Gefühl, die Stimmung und vor allem seine Farben. Mit einer hellen luftigen Orangennote startend (eher frisch als süß) erinnert er an die kühle Abendbrise. Auch der Pfeffer (und auch etwas Muskat-ähnliches, meine ich) bringt ätherische Würze und Bewegung in die warme Luft. Kurzzeitig tauchen Blüten auf (Jasmin und Orangenblüte für mich hier eher erkennbar als Ylang). Grüne Noten (Vetiver) sind geschichtet mit harzig-süßlichen (Amber) und sehr leicht holzigen. Wie die farbigen Schichten des Canyons – grün, rot, orange, braun. Und alles getunkt in würzigen Honig. Viel Honig, zäh und goldfarben. Wie die letzten Sonnenstrahlen, gewürzt mit Zimtstaub.
Objektiv betrachtet ist der Duft warm-würzig-harziger Honig mit frischen zitrischen und grünen Einsprenkeln. Ich bin jedoch in meiner Bewertung und Schilderung sehr subjektiv. Ich kann gar nicht objektiv sein. Nicht bei DEM Erlebnis. Nicht bei DEM Namen.
https://www.youtube.com/watch?v=345Rv4miUiQ
Den Duft mit dem Namen Grand Canyon MUSSTE ich natürlich testen. Gleich vorweg – er gibt nicht den Geruch des Canyons wieder (rote Felsen, staubige heisse Luft und die karge Flora verströmen nur wenig Duft, wenn überhaupt), sondern das Gefühl, die Stimmung und vor allem seine Farben. Mit einer hellen luftigen Orangennote startend (eher frisch als süß) erinnert er an die kühle Abendbrise. Auch der Pfeffer (und auch etwas Muskat-ähnliches, meine ich) bringt ätherische Würze und Bewegung in die warme Luft. Kurzzeitig tauchen Blüten auf (Jasmin und Orangenblüte für mich hier eher erkennbar als Ylang). Grüne Noten (Vetiver) sind geschichtet mit harzig-süßlichen (Amber) und sehr leicht holzigen. Wie die farbigen Schichten des Canyons – grün, rot, orange, braun. Und alles getunkt in würzigen Honig. Viel Honig, zäh und goldfarben. Wie die letzten Sonnenstrahlen, gewürzt mit Zimtstaub.
Objektiv betrachtet ist der Duft warm-würzig-harziger Honig mit frischen zitrischen und grünen Einsprenkeln. Ich bin jedoch in meiner Bewertung und Schilderung sehr subjektiv. Ich kann gar nicht objektiv sein. Nicht bei DEM Erlebnis. Nicht bei DEM Namen.
https://www.youtube.com/watch?v=345Rv4miUiQ
12 Antworten
Ergoproxy
Yatagan
Jumi
