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Turandot
Top Rezension
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Synthetik vom Feinsten
Wieder stelle ich fest, dass Parfumo - bzw. die Beschäftigung damit - den Horizont erweitert. Nicht immer in eine Richtung, die mich wirklich bereichert, aber immerhin. So hatte ich keine Ahnung wer Philippe Starck ist. Das www klärte mich auf und ein dort gefundener Artikel der Welt tat ein Übriges, um zumindest zu der Einsicht zu kommen, dass ich seine aufblasbaren Möbel oder Frauenschuhe aus Kunststoff nicht wirklich zu meinem Glück brauche und alles was um die Präsentation seiner Düfte rankt für meinen Geschmack ziemlich an den Haaren herbei gezogen ist. Auf Teufel komm raus originell lässt mich immer ein wenig ratlos zurück.
Nach eigenen Versuchen und glücklicherweise der daraus resultierenden Erkenntnis, dass er nicht zur Nase geschaffen ist hat Starck nun drei Profiparfumeure damit beauftragt, Düfte für sein Label zu kreieren. Einen für Damen - den auch Herren tragen können. Einen für Herren, den auch Damen tragen dürfen und einen für Transgender, denn das Thema muss angestoßen werden. Aha... ich lass das jetzt hier einfach mal so stehen. Es ist schon erstaunlich, auf welche Züge derzeit aufgesprungen wird.
Der angebliche Transgenderduft selbst ist also nach guter alter parfumogewohnter Lesart als unisex beschrieben, stammt von Annick Menardo und hat den Statements nach zu schließen ziemlich schräges Kopfkino angestoßen. Mir persönlich macht der Duft Spaß. Er erinnert mich auch an keinerlei biologische Abbauprodukte, denn er ist sowas von synthetisch, das es schon wieder genial ist. Ich hatte noch nichts vergleichbares unter der Nase. Ohne weitere Infos würde ich ihn rein gefühlsmäßig bei Eldo oder Humiecki & Graef einsortieren.
Dass Peau d`Ailleurs nach Haut duften soll, kann ich so nicht nachvollziehen. Im Gegenteil. Der Duft wirkt auf mich metallisch, aquatisch durchaus mit einem Tick kaltem modrigen Gestein versetzt aber durch und durch synthetisch. Das ist auf den ersten Sprüher fremd, brüskiert mich, macht mirs nicht leicht, aber macht neugierig. Und nun kommt die Haut doch noch ins Spiel. Aber eben meine. Denn was sie im Verbund mit dem Duft aus dem Parfum macht, das ist spannend, interessant, aussergewöhnlich und macht einfach Spaß. Das metallische wird weicher, das modrige heller und frischer, das synthetische verliert alles fremde und jetzt mag ich den Duft wirklich. Wohlgemerkt ist das der Ablauf, der sich auf meiner Haut ereignet. Auf dem Teststreifen bleibt der Duft so strange wie zu Beginn und so würde ich das auch nicht mögen.
Unterm Strich ist Peau d`Ailleurs ein Parfum, dessen Test mir Spaß gemacht hat. Nicht zuletzt, weil es mir wieder mal gezeigt hat, dass ich noch längst nicht alles gerochen habe, was die Welt der Düfte zu bieten hat. Es war ein höchst vergnügliches Geruchserlebnis. Auf meine Wunschliste muss der Duft nicht, denn dazu bin ich nicht avantgardistisch genug gestrickt. Aber wer auf Blümchen, Gewürze, den vorderen Orient und andere wohlbekannte Duftnoten auch mal verzichten kann, sollte sich ruhig mal einen Test vornehmen. Ich gestehe, ich bin jetzt ein bisschen neugierig wie die anderen beiden Parfumeure die Vorgaben von Philippe Starck umgesetzt haben.