Phalaris
22.08.2013 - 05:44 Uhr
17
Sehr hilfreiche Rezension
10
Duft

Rose in der Hose

Er musste sein Verhältnis zu Frauen neu überdenken. Bisher war er für einzelne Exemplare entweder sofort in wildem, körperlichem Begehren entbrannt oder er hatte sie unbeachtet links liegen lassen. Gegenüber den bulgarischen Frauen empfand er sogar eine starke Abneigung, denn diese hatten von allem zu viel, alles war üppig bis barock überladen; schwülstig traf es auch ganz gut. Wo sie sich einmal aufgehalten hatten, spürte man noch über Stunden ihre Anwesenheit. Wie anders waren da die Damen mit ihren großen Hunden! An kurzen oder langen Leinen, teilweise von Stachelhalsbändern gebändigt, wurden sie nie aufdringlich, wenn man gebührenden Abstand hielt. So eine hatte ihn angesprochen, im Straßencafe, ob er mal kurz auf Zerberus aufpassen könne, sie müsse mal, er würde schon verstehen was. Dann tranken sie noch eine Latte zusammen (mit dieser neumodischen Ausdrucksweise hatte er sie zu beeindrucken versucht) und unterhielten sich über alles Mögliche. Als sie auf seine Katze zu sprechen kamen war er wiederum freudig überrascht, den Zerberus` Leitwölfin mochte Katzen, vor allem ihren Geruch, den sie als trocken beschrieb. Er hatte natürlich eine eigene Vorstellung davon; ihm war ihr Geruch immer als cremig mit unergründbarer Tiefe erschienen. Nassen Hund mochten beide dagegen gar nicht. Nach der zweiten Latte musste Zerberus dann aber unbedingt weiter und er bleib allein zurück. Und erst da fiel es ihm auf: tote Rose in der Hose; er hatte ihr wirklich hauptsächlich nur in die Augen oder in der Gegend herum geschaut. Aber: diese Frau hatte etwas; er wollte sie unbedingt wiedersehen.

Sie trafen sich am folgenden Tag, nachdem er fast zwei Stunden allein in dem Cafe verbracht hatte, immer in der Hoffnung, sie würde im nächsten Moment auftauchen. Dann sah er sie – ohne Hund. „Scheiße“ - dachte er – „ da wird wohl ihr Macker mit Zerberus `draußen sein! Naja, wäre wohl auch zu schön gewesen.“

Da er keinen Kaffee mehr mochte und sie andeutete Zeit für ihn zu haben, schlenderten sie aus dem Cafe und begannen, gemeinsam lange Straßen zu durchschreiten; anfänglich noch etwas befangen, aber im Laufe der dahinplätschernden Gespräche und mit zunehmendem Abstand zum Stadtkern wurden sie sich immer vertrauter. Dann nahm sie plötzlich seine Hand, schaute ihn direkt an und fragte: „Darf ich mal an dir riechen, du duftest so wunderbar nach Miez?“ Was daran liegen musste, dass seine Katze heute früh auf seinem T-Shirt – er wollte ihr schon zürnen, aber die paar Haare ließen sich leicht abbürsten – ein Vormittagsschläfchen gehalten hatte.“ Ach ja, und zeigst du mir bitte deine Katze? Meinen Vater habe ich extra überredet, Zerberus heute selbst auszuführen.“

Ja, und so traf eine tiefcremige Katze auf Canina - denn so hieß die Dame – und alsbald erblühten Rosen…:)

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Legende weschens der political correctness und so:
Bulgarische Frauen – bulgarisches Rosenöl
Dame(n) mit großen Hunden – die Hundsrose (Rosa canina)

Anmerkung: der Kommentar bezieht sich auf die nicht reformulierte Variante; die neue kenne ich nicht.
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