Revolution 2008

Revolution von Ulrich Lang
Flakondesign Lisa Kirk & Ulrich Lang
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7.1 / 10 8 Bewertungen
Ein Parfum von Ulrich Lang für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2008. Der Duft ist würzig-ledrig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
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Duftrichtung

Würzig
Ledrig
Animalisch
Synthetisch
Holzig

Duftnoten

AmbraAmbra HölzerHölzer VetiverVetiver BirkenteerBirkenteer LederLeder MoschusMoschus ZibetZibet

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.18 Bewertungen
Haltbarkeit
8.47 Bewertungen
Sillage
6.33 Bewertungen
Flakon
4.910 Bewertungen
Eingetragen von Imel, letzte Aktualisierung am 03.05.2021.

Rezensionen

2 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 17  
Ein Parfum für Reaktionäre!
Revolution ist, wenn’s stinkt und kracht? Wie peinlich ist das denn? Sorry, Herr Lang und Frau Kirk, aber ein solches Parfum muss man einfach verreißen!

Für das Parfum Revolution wurden im Vorfeld allerlei angebliche, nicht näher benannte “Revolutionäre” befragt, was sie sich unter dem Begriff vorstellen, und wie das dann wohl riecht. Herausgekommen ist ein rauchiges, finsteres Zeug, angereichert mit ein paar urbanen Designermolekülen (“Tränengas“), vermutlich aus dem Fundus des sehr fähigen Parfümeurs Ulrich Lang. Der hatte hier neben Patricia Choux irgendwie auch seine Finger mit drin. Interessant riecht es und qualitativ ist es gut gemacht, obwohl ja Kunst bekanntlich nicht von können kommt. Der handwerkliche Wert dieses New Yorker Kunstprojekts ist allemal höher zu veranschlagen als der künstlerische, denn über einen Gimmick-Effekt geht das alles nicht hinaus.

Was ist eigentlich Revolution? Nun, man unterscheidet zwischen Evolution und Revolution; beides setzt voraus, dass nichts bleibt, wie es war. Ein Bild: chemische Prozesse evolutionärer Art finden unmerklich in einem Samenkorn statt. Es verändert sich innerlich, ohne dass man es ihm äußerlich ansieht. Schließlich kommt der Moment, wo aus dem Samenkorn ein Halm wächst. Die bisherige Form wurde gesprengt, eine neue ist entstanden. Genau dieser Qualitätsumschlag ist der revolutionäre Moment!

Und diesen, hier sehr vereinfacht dargestellten Vorgang kann man als Teil eines universellen Bewegungsgesetzes ausarbeiten, wie das der Philosoph Gottfried Wilhelm Friedrich Hegel und im Anschluss daran vor allem Karl Marx und Friedrich Engels getan haben. Auf die menschliche Gesellschaft übertragen, lassen sich lange evolutionäre Phasen von meist kurzen revolutionären Umschlägen unterscheiden. Lange Jahre gärte es im französischen Volk, bis schließlich die Bastille gestürmt wurde!

Heute werden wir Zeuge einer - bürgerlichen - Revolution in Ägypten, Tunesien und hoffentlich auch anderen arabischen Ländern. Die Menschen haben die Schnauze voll. In Zeiten der Globalisierung, des Internets und bei wachsenden bürgerlichen Mittelschichten werden die postfeudalen Herrschaftsformen der arabischen Welt den Möglichkeiten und Wünschen der Menschen nicht mehr gerecht. Wem dabei nur Blut, Tränengas, Rauch und die Reisewarnung des Auswärtigen Amts einfallen, zeigt, dass er nichts, aber auch gar nichts verstanden hat! Das Parfum Revolution nimmt eine spießige Touristenperspektive ein, indem einzelne klischeehafte Aspekte revolutionärer Erscheinungen zitiert werden - doch die Frage nach dem Wesen einer Revolution wird gar nicht erst gestellt.

Gibt es denn überhaupt so was wie revolutionäre Parfums? Aber ja! Fougère Royale und Jicky waren zu ihrer Zeit revolutionär, weil mit ihnen erstmals “künstliche” Duftstoffe für die Parfümerie erschlossen wurden. Sie spiegeln so die revolutionäre Entwicklung im Bereich der Chemie. Man kann auch ein “Le Mâle” als revolutionär bezeichnen, weil ein besonders prägnanter Akkord, der verhalten und in Ansätzen schon lange vorhanden war, endlich zum Durchbruch kam.

Revolutionär sind für mich vor allem diejenigen Parfums, die von einer bestehenden Form ausgehen, aber bereits über Sie hinausweisen. Ein solches wäre nach meiner Ansicht English Breakfast von Mark Buxton. Hier wird das Büroduftkonzept aufgegriffen, also das der eher frischen, aquatischen Düfte, wie sie gerne am Arbeitsplatz getragen werden. Revolutionär ist hier, dass der morgendliche Frische-Duft dieses Eau de Parfums am Nachmittag eine ganz neue, energetisierende Qualität erreicht, durch die Zedernholz-Vetiver-Basis. Das war vorher noch nicht da, und das ist genau das, was man am Arbeitsplatz braucht. Prada hat mit Infusion de Vetiver dieses Konzept bereits plagiiert.

Und Revolution von Lisa Kirk? Tja, das hat uns eigentlich nichts zu sagen. Das ist was für Leute, die allenfalls Nietzsche, aber niemals Hegel, die viel Foucault, aber zuwenig Marx gelesen haben. Wer nie den Hauch des hegelschen Weltgeistes spürte, findet das vielleicht ganz nett. Ich find es peinlich.
9 Antworten
Imel

44 Rezensionen
Imel
Imel
Sehr hilfreiche Rezension 13  
Revolution von Lisa Kirk
Da ist man bemüht der Tage, gelangweilter Abendstunden, vor allem sorglos, aus dem Wege zu gehen da begegnet man den Machenschaften sogenannter Exzentriker die wie mir scheint, die Kunst nicht mehr an sich selbst ausleben können.
Ich glaube Revolution ist auf einer Suche entstanden.
So erzählt es auch Lisa Kirk, ihre Suche nach dem Geruch der Revolution.
Man selbst, dem Verständnis im Subtext der Namensgebung nachjagend, verfängt sich mit dem Duft nicht in Bildern romantischer Politabenteuer zum Kampfe um die Freiheit aller noch verläuft er sich in dumpfe Parolenhymnik oder Straßenpolemik.
Ulrich Langs Revolution muss spektakulär und vor allem atmen (be)raubend beschrieben werden. Der Duft ist ein Beispiel vom im Vorbeischlendern, mitgerissener künstlerischer Genialität, an Perversion und groteskem Wahnsinn. So eröffnet die Kopfnote ein tiefes Loch, gewaltigem Ekels auffüllend, erworben aus dem Unverständnis zweier sich selbst verlachender Emotionen. Zum einen Ekel, zum anderen bizarres Staunen, widerspiegelnd in der Vorstellung meiner eigenen Grimasse. Eine olfaktorische Fratze sieht sich langsam über mein Gesicht in meine Nase hinein und umwindet mein Gehirn mir einer völlig neuen Erfahrung verspiegelter Gerüche die sich selbst zu parodieren und zu inszenieren wissen. Revolution ist nichts weiter als Theater. So wie auch alles was vorher war und was nach Revolution kommt. Deshalb muss man der Sache mit Humor auf den Grund gehen.
Ich denke ich bin soeben, just in diesem Moment, der dekadenten Übelkeit nicht weniger verfallen als manch ein anderer der gerade A*Men testet, oder Le Male oder irgendeinen der Geniestreiche von Etat Libre d'Orange antestet.

Zum Duft selbst der er trotzdem nie ein anderer war.
Die Kopfnote eröffnet sich triefend von dreckigem Urschleim übelster Gerüche. Ich nehme hier vor allem den Geruch eines eingesessenen Raucherzimmers wahr, durchsetzt mit dem Mief alten Schweißes, unterlegt mit viel Zibet und viel Leder. Dazu den von Kankuro empfohlenen viel Weihrauch was dem ganzen ein wenig die herb feuchte anbiedernde Art nimmt und den Duft rauer und trockener erscheinen lässt. Die hölzernen Komponenten sind wie alle Bestandteile des Duftes schwer herauszufiltern doch aber besonders im späteren Duftverlauf zu erkennen. Ich persönlich würde auf Zedernholz tippen.
Ist die Kopfnote noch durchtränkt von Intensität so verliert die sich langsam und sehr gleichmäßig. Auch die Entwicklung vollführt keine Schleifen und Kehrwendungen sondern durchzieht zielstrebig den anvisierten Abklang. Dazwischen passiert nicht viel. Deshalb reicht es den Duft zweigeteilt zu umschreiben. Einmal seinen Beginn, einmal seinen Abklang. Die Herznote und alles was dazwischen liegt ist ein sich verschiebendes Gemenge.
Den Fond nehme ich, anders als Kankuro vor allem durch trockene Hölzer wahr, eine typische Vetivernote vermisse ich eher. Zugeben muss ich an dieser Stelle das ich enttäuscht bin je länger sich der Duft auf meiner Haut entwickelt. Er gibt wenig neues Preis und wirken manche Dufte besonders in ihrer Geradlinigkeit schön, so kann man das von Revolution nicht behaupten. Revolution ist nicht schön außer man ist empfänglich für die Ästhetik des Hässlich. Ecos Abhandlung darüber ist sehr angenehm zu lesen und zu betrachten. Hier als nur zur Empfehlung.
Nur ganz langsam quetscht sich eine Moschusnote mit ins Bild, haucht dem Duft etwas Lebendigkeit ein, hat er von Anfang an irgendwie morbide und tot gewirkt. Glücklicherweise hat man bei diesem Duft auf übermäßigen Patchouli verzichtet, er wäre kein Denkmal an die Revolution sondern ein Grabmal geworden.
Zum Ende hin wird es dann regelrecht nett.
Animalisch ist der Duft die Entwicklung durchweg aber hin oder her, der Duft ist nicht attraktiv noch hat er Brunftfaktor. Er ist zwar Tier aber nicht Hengst.
Insgesamt ist das Gesamtbild außerordentlich homogen und liebevoll zusammengeflickt. Obwohl dieses ganze Gebilde kahl und fahl wirkt ist es doch äußerst komplex und mannigfaltig und man lernt dem Ekel für die Faszination zu überstehen.

Man spürt wie Revolution unter dem Joch der Selbstdarstellung leidet auch wenn er zum Ende hin ein wenig an sich rütteln lässt und ein wenig schwächelt. Gerade deswegen ist er wohl authentisch. Der Duft strahlt Ruhe und Coolness, gleichzeitig Angst und Beschämung aus. Ich vermag es nicht den Geruch in Worte zu fassen, zu stark erzeugt der Duft Bilder und Emotionen. Ich denke auch nicht, dass sich der Duft auf diese Art erfassen lässt, er erklärt sich eher in Bildern.

Manchmal sehe ich nur einen vor langer Zeit verlassenen Raum vor mir, nur in den Ecken stehen noch vergessene für unbrauchbar und belastend empfundene Dinge. Reste die langsam verfaulen und im Anblick ihrer den Ekel verlorener Zeit wiederkäuen. Als Kind habe ich im Dorf gelebt und bin auf Abenteuersuche in alte verlassene Villen geschlichen. Diese Häuser sind von innen nicht schöner als von außen aber sie lassen einem Kind die Räume sich in seiner Fantasie auszutoben.
Manchmal wenn ich an meinen Handgelenk schnuppere erinnere ich mich an alte Kriegsfilme in denen die Kameraführung noch charmant und die Bildqualität noch sachlich ungeschönt war, in denen Soldaten blutend in einer Baracken liegen, draußen die Salven der Sturmgewehre zu vernehmen sind und man den Menschen als Tier sieht wie er vom Brüllen anderer Tiere umgeben über dem Boden kriecht.
Manchmal verlangt der Duft seinen Tribut, als Kultwerk das er sein möchte und ich erlebe Herrn Ernesto Guevara wie er irgendwo im Dschungel zwischen Affen und all den Tieren in einem Erdloch sitzt, zu eng für all die verschwitzen Männer mit ihren Bärten und Kalaschnikows auf dem Rücken. Und wie er da so steht vor einer Landkarte und über Pläne schwadroniert.
Einige Bilder vermisse ich auch. Revolution darzustellen gelang Lisa Kirk auf Einseitige Art und Weise und sie wollte sicher nicht alle Vielfalt betrachten und hat uns mit „Revolution“ einen Ausschnitt gewährt.

Der Duft ist einer dem ein Kommentar würdig erscheint aber nicht viel nützt denn eine Vorstellung von ihm zu schaffen ist sehr schwer. Auch nach Kankuros beeindruckend passender Darlegung war ich absolut überrascht und hätte etwas völlig anderes erwartet.
Der Duft ist übrigens nicht tragbar und als Geruch gewöhnlich als Parfum ungewöhnlich.
5 Antworten

Statements

1 kurze Meinung zum Parfum
CaligariCaligari vor 3 Jahren
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Nicht besonders tiefgründig, aber ein wunderbar kantiger Leder-Vetiverduft mit Birkenteer und Zibet verschärft. Klasse.
0 Antworten

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
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