08.08.2016 - 18:11 Uhr

Landlord
93 Rezensionen

Landlord
Top Rezension
10
Dezenter Größenwahn
Erinnert Ihr Euch noch an die wunderbare Drei-Wetter-Taft-Haarspray-Werbung aus den Achzigerjahren? Eine Business-Blondine mit aufgedonnerter Haarfülle jettet sich stramm durch den Tag, kommentiert von einer sachlich-sonoren Männerstimme:
Hamburg: Regen. Die Frisur hält.
München: Wind. Die Frisur hält.
Rom: Sonne. 30 Grad. Die Frisur hält.
Wunderbar, oder? Eine ähnliche Allroundnutzung scheint Ulrich Lang bei der Entwicklung seines Duftes "Anvers 2" im Auge gehabt zu haben. Ein Duft für alle Tages- und Jahreszeiten. Morgens sommerlich zitrisch frisch mit einer gute Laune verbreitenden Rhabarbernote. Mittags herbstblumig mit einem feinen Sandelholzherz. Abends winterlich weihrauchig mit einer leicht verruchten Ledernote. Wow, für jede Situation bin ich gewappnet, alle anderen Flakons können ab in den Souk!
Wenn´s denn so einfach wäre! Zum einen ist die Haltbarkeit des Edelwassers zwar ganz ordentlich, aber doch nicht so ausdauernd, dass alle Duftpassagen zur rechten Zeit ihren Charme ausspielen. Zum anderen ist die Sillage abgesehen von der Kopfnote so dezent, dass ich nur mit tiefstem Inhalieren der schönen Komposition gewahr werde. In der Herznote scheint mir der Duft zwischenzeitlich fast gänzlich zu verschwinden, bis er sich in der Basis noch einmal zu mehr Aura aufschwingt.
Dabei wirken alle Komponenten äußerst natürlich, hier knarzt und beißt nichts, die Fülle der Ingredienzien ist in allen Phasen wunderbar aufeinander abgestimmt, die dunkle Basisnote ist mit die faszinierendste, die ich im Weihrauchsektor bisher erschnuppert habe. Das animiert mich auf jeden Fall, die anderen Düfte aus Ulrich Langs exklusiver Serie zu testen.
Aber mit "Anvers 2" will er für meine Nase einfach ein wenig zu viel. Es ist ein bisschen wie mit der Drei-Wetter-Taft-Werbung. Aus dem gerade noch nachvollziehbaren Tagesprogramm Hamburg - München - Rom am Ende der Achzigerjahre wurde im Jahre 2002 das doch sehr realitätsferne Berlin - Los Angeles - Hawaii. Aber gut, wenn man es schafft - wie Ulrich Lang - als schwäbischer Kleinstädter in New York Karriere zu machen, dann geht das vermutlich nur mit einer gehörigen Portion Größenwahn. Dafür bleibt ja die Sillage dezent. Andersrum wär´s vermutlich perfekt. Achteinhalb Faszinationspunkte für hohe Parfumeurskunst gibt´s trotzdem.
Hamburg: Regen. Die Frisur hält.
München: Wind. Die Frisur hält.
Rom: Sonne. 30 Grad. Die Frisur hält.
Wunderbar, oder? Eine ähnliche Allroundnutzung scheint Ulrich Lang bei der Entwicklung seines Duftes "Anvers 2" im Auge gehabt zu haben. Ein Duft für alle Tages- und Jahreszeiten. Morgens sommerlich zitrisch frisch mit einer gute Laune verbreitenden Rhabarbernote. Mittags herbstblumig mit einem feinen Sandelholzherz. Abends winterlich weihrauchig mit einer leicht verruchten Ledernote. Wow, für jede Situation bin ich gewappnet, alle anderen Flakons können ab in den Souk!
Wenn´s denn so einfach wäre! Zum einen ist die Haltbarkeit des Edelwassers zwar ganz ordentlich, aber doch nicht so ausdauernd, dass alle Duftpassagen zur rechten Zeit ihren Charme ausspielen. Zum anderen ist die Sillage abgesehen von der Kopfnote so dezent, dass ich nur mit tiefstem Inhalieren der schönen Komposition gewahr werde. In der Herznote scheint mir der Duft zwischenzeitlich fast gänzlich zu verschwinden, bis er sich in der Basis noch einmal zu mehr Aura aufschwingt.
Dabei wirken alle Komponenten äußerst natürlich, hier knarzt und beißt nichts, die Fülle der Ingredienzien ist in allen Phasen wunderbar aufeinander abgestimmt, die dunkle Basisnote ist mit die faszinierendste, die ich im Weihrauchsektor bisher erschnuppert habe. Das animiert mich auf jeden Fall, die anderen Düfte aus Ulrich Langs exklusiver Serie zu testen.
Aber mit "Anvers 2" will er für meine Nase einfach ein wenig zu viel. Es ist ein bisschen wie mit der Drei-Wetter-Taft-Werbung. Aus dem gerade noch nachvollziehbaren Tagesprogramm Hamburg - München - Rom am Ende der Achzigerjahre wurde im Jahre 2002 das doch sehr realitätsferne Berlin - Los Angeles - Hawaii. Aber gut, wenn man es schafft - wie Ulrich Lang - als schwäbischer Kleinstädter in New York Karriere zu machen, dann geht das vermutlich nur mit einer gehörigen Portion Größenwahn. Dafür bleibt ja die Sillage dezent. Andersrum wär´s vermutlich perfekt. Achteinhalb Faszinationspunkte für hohe Parfumeurskunst gibt´s trotzdem.
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