24.05.2020 - 07:13 Uhr

Cafenoir
15 Rezensionen

Cafenoir
Top Rezension
30
An der Nase herum verwirrt
Der Duft verwirrt mich, scheint mich an der Nase herumzuführen, ich nehme Facetten von anderen bekannten Düften wahr, von denen ich Nuée Bleue (noch?) nicht lösen kann, und das fordert meine Wahrnehmung heraus.
Es war ein Blindkauf, aufmerksam gemacht durch eine so liebenswerte wie von mir geschätzte Parfuma, die meinte, es handele sich um einen ausgesprochen schönen Iris-Duft, in dem sie zudem irgendetwas leicht an Sicily erinnere, meinen Signatur-Duft. Soviel vorweg genommen: das kann ich bestätigen! Als ein Flakon im Souk auftauchte, wich anfänglicher Blindkauf-Widerstand schnell der (Neu-) Gier.
Nuée Bleue habe ich heute zum dritten Mal getragen. Ich schreibe diese Info in meinen Kommentaren oft dazu, damit meine Aussagen einzuordnen sind. Diejenigen, die diese Art Kommentare unzulänglich oder schlimmer finden, können sich dann spätestens jetzt ausklinken ;).
Die bisher geringe Wiederholung meines Dufterlebnisses kann in diesem Fall durchaus eine bedeutende Rolle spielen. Denn mein Gehirn spielt mir Streiche, es signalisiert, ich hätte Infusion Iris aufgesprüht, oder doch Calaluna? Dann wieder Sicily, nein, Sicily riecht doch ganz anders, und doch ist es etwas Bekanntes. So geht das Hin- und Her, ist es meine Nase, oder changiert der Duft wirklich so? Auf jeden Fall macht es mir deutlich, wie sehr das Gehirn im Unbekannten bekannte Muster sucht. Evtl. gibt sich das ja mit mehrmaligem Tragen.
Als Erstes nehme ich beim Aufsprühen Frische wahr. Verhaltene Zitrik, die sich mit Aldehyden vermengt und unmerklich später eine wunderbar klare Iris heraufbeschwört. Auch wenn ich keine Freundin von Aldehyden bin, hier stören sie mich nicht, zusammen mit Zitrusnoten scheine ich sie sogar zu mögen, wie eben auch in Sicily. In meinem Kopf entsteht das Bild von frischer, weißer, an der Leine wehender Wäsche, inmitten von Zitrushainen irgendwo im Süden Europas.
Eine Duftkomponente entwickelt sich, vielleicht die Hauptkomponente, die mich sehr an Iris - Düfte wie Prada’s Infusion d’Iris oder auch Bvlgari’s Calaluna erinnert, ein wenig auch an Quelques Fleurs Jardin Secret. Sie ist klar, frisch, hell, pudrig und kühl. Fast von Beginn an vorhanden, bleibt sie über den ganzen Duftverlauf präsent.
Daneben gibt es diese andere Komponente, die tatsächlich ein wenig an Sicily erinnert, aber nicht nur. Sie duftet sonnig und warm und steht für mich im Kontrast zu der hell-frischen Iris. Da sind Zitrusnoten, die eher orange als gelb, geschweige denn grün, riechen. Dazu Aldehyde, die nicht hervorstechen und die Zitrik besänftigen. Und alsbald eine holzige, benzoe-würzig-balsamische Basis. Moschus nehme ich nicht separat wahr, aber etwas Fluffiges, das von Moschus herrühren mag.
Ich habe das Gefühl, dass die zweite Komponente die erste erden möchte, dies aber nicht ganz gelingt. Die Iris-Komponente scheint immer wieder davon zu fliegen, sich zu verselbstständigen und aus der warm-würzigen Sonnenkompenente zu lösen, so als hätte ich 2 Düfte aufgetragen. Aber das mag wie gesagt nur eine Kapriole meines Gehirns bzw. meiner Riechzellen sein.
Das Spektakel hält an die 6-7 Stunden an, die Haltbarkeit bewegt sich also im Mittelfeld.
Interessant fand ich noch, dass die Parfumeurin des hier beschriebenen Duftes laut Herstellerseite Nathalie Lorson ist. So weit hergeholt mag es also nicht sein, dass man Spuren von Sicily zu erkennen glaubt, der ebenfalls von ihr kreiert wurde. So ist es zumindest zum ursprünglichen Sicily vermerkt.
Der Flakon ist funktionell und gut. Die aufgedruckte Biene gefällt mir persönlich nicht so gut, sie sieht aus wie irgendein Insekt, für die ich einfach keine Vorliebe habe. Der historische Kontext relativiert diesen Eindruck jedoch, denn das Symbol der kaiserlichen Biene als Markenzeichen durften Parfumhäuser verwenden, die zu den Hoflieferanten der Kaiserin Eugenie, Ehefrau Napoleons III., zählten. Die vermutlich bekannteste Marke mit diesem Zeichen dürfte hier wohl Guerlain sein, aber wie man sieht nicht die einzige.
Sollte sich an meinem “changierenden” Eindruck etwas ändern, werde ich es hier nachtragen. Auch meine Bewertung könnte sich dann noch mal geringfügig ändern. In der Zwischenzeit bin ich gespannt auf weitere Eindrücke zu dieser "Blauen Wolke", zur "Ruhe vor dem Sturm", wie der Hersteller es beschreibt. Vielleicht ist es ja auch genau das, was meine Wahrnehmung irritiert, die Ruhe vor dem Sturm, nur dass mir diese Formulierung zu dem Duft sicher nicht eingefallen wäre.
Edit am 28.06. nach mehrmaligen Tragen, also wie angekündigt und versprochen ;): grundsätzlich hat sich nicht viel verändert in meiner Wahrnehmung, die Irritation ist nicht mehr so groß, was nicht überraschen dürfte. Und nach mehrmaligen Tragen ist der Duft aus meiner Sammlung nicht mehr weg zu denken, er gefällt mir ausgesprochen gut und ich greife oft zu ihm
Es war ein Blindkauf, aufmerksam gemacht durch eine so liebenswerte wie von mir geschätzte Parfuma, die meinte, es handele sich um einen ausgesprochen schönen Iris-Duft, in dem sie zudem irgendetwas leicht an Sicily erinnere, meinen Signatur-Duft. Soviel vorweg genommen: das kann ich bestätigen! Als ein Flakon im Souk auftauchte, wich anfänglicher Blindkauf-Widerstand schnell der (Neu-) Gier.
Nuée Bleue habe ich heute zum dritten Mal getragen. Ich schreibe diese Info in meinen Kommentaren oft dazu, damit meine Aussagen einzuordnen sind. Diejenigen, die diese Art Kommentare unzulänglich oder schlimmer finden, können sich dann spätestens jetzt ausklinken ;).
Die bisher geringe Wiederholung meines Dufterlebnisses kann in diesem Fall durchaus eine bedeutende Rolle spielen. Denn mein Gehirn spielt mir Streiche, es signalisiert, ich hätte Infusion Iris aufgesprüht, oder doch Calaluna? Dann wieder Sicily, nein, Sicily riecht doch ganz anders, und doch ist es etwas Bekanntes. So geht das Hin- und Her, ist es meine Nase, oder changiert der Duft wirklich so? Auf jeden Fall macht es mir deutlich, wie sehr das Gehirn im Unbekannten bekannte Muster sucht. Evtl. gibt sich das ja mit mehrmaligem Tragen.
Als Erstes nehme ich beim Aufsprühen Frische wahr. Verhaltene Zitrik, die sich mit Aldehyden vermengt und unmerklich später eine wunderbar klare Iris heraufbeschwört. Auch wenn ich keine Freundin von Aldehyden bin, hier stören sie mich nicht, zusammen mit Zitrusnoten scheine ich sie sogar zu mögen, wie eben auch in Sicily. In meinem Kopf entsteht das Bild von frischer, weißer, an der Leine wehender Wäsche, inmitten von Zitrushainen irgendwo im Süden Europas.
Eine Duftkomponente entwickelt sich, vielleicht die Hauptkomponente, die mich sehr an Iris - Düfte wie Prada’s Infusion d’Iris oder auch Bvlgari’s Calaluna erinnert, ein wenig auch an Quelques Fleurs Jardin Secret. Sie ist klar, frisch, hell, pudrig und kühl. Fast von Beginn an vorhanden, bleibt sie über den ganzen Duftverlauf präsent.
Daneben gibt es diese andere Komponente, die tatsächlich ein wenig an Sicily erinnert, aber nicht nur. Sie duftet sonnig und warm und steht für mich im Kontrast zu der hell-frischen Iris. Da sind Zitrusnoten, die eher orange als gelb, geschweige denn grün, riechen. Dazu Aldehyde, die nicht hervorstechen und die Zitrik besänftigen. Und alsbald eine holzige, benzoe-würzig-balsamische Basis. Moschus nehme ich nicht separat wahr, aber etwas Fluffiges, das von Moschus herrühren mag.
Ich habe das Gefühl, dass die zweite Komponente die erste erden möchte, dies aber nicht ganz gelingt. Die Iris-Komponente scheint immer wieder davon zu fliegen, sich zu verselbstständigen und aus der warm-würzigen Sonnenkompenente zu lösen, so als hätte ich 2 Düfte aufgetragen. Aber das mag wie gesagt nur eine Kapriole meines Gehirns bzw. meiner Riechzellen sein.
Das Spektakel hält an die 6-7 Stunden an, die Haltbarkeit bewegt sich also im Mittelfeld.
Interessant fand ich noch, dass die Parfumeurin des hier beschriebenen Duftes laut Herstellerseite Nathalie Lorson ist. So weit hergeholt mag es also nicht sein, dass man Spuren von Sicily zu erkennen glaubt, der ebenfalls von ihr kreiert wurde. So ist es zumindest zum ursprünglichen Sicily vermerkt.
Der Flakon ist funktionell und gut. Die aufgedruckte Biene gefällt mir persönlich nicht so gut, sie sieht aus wie irgendein Insekt, für die ich einfach keine Vorliebe habe. Der historische Kontext relativiert diesen Eindruck jedoch, denn das Symbol der kaiserlichen Biene als Markenzeichen durften Parfumhäuser verwenden, die zu den Hoflieferanten der Kaiserin Eugenie, Ehefrau Napoleons III., zählten. Die vermutlich bekannteste Marke mit diesem Zeichen dürfte hier wohl Guerlain sein, aber wie man sieht nicht die einzige.
Sollte sich an meinem “changierenden” Eindruck etwas ändern, werde ich es hier nachtragen. Auch meine Bewertung könnte sich dann noch mal geringfügig ändern. In der Zwischenzeit bin ich gespannt auf weitere Eindrücke zu dieser "Blauen Wolke", zur "Ruhe vor dem Sturm", wie der Hersteller es beschreibt. Vielleicht ist es ja auch genau das, was meine Wahrnehmung irritiert, die Ruhe vor dem Sturm, nur dass mir diese Formulierung zu dem Duft sicher nicht eingefallen wäre.
Edit am 28.06. nach mehrmaligen Tragen, also wie angekündigt und versprochen ;): grundsätzlich hat sich nicht viel verändert in meiner Wahrnehmung, die Irritation ist nicht mehr so groß, was nicht überraschen dürfte. Und nach mehrmaligen Tragen ist der Duft aus meiner Sammlung nicht mehr weg zu denken, er gefällt mir ausgesprochen gut und ich greife oft zu ihm
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