26.05.2024 - 10:16 Uhr

ElAttarine
82 Rezensionen

ElAttarine
Top Rezension
34
Tier werden
Du hattest mich gelockt…Ich bin Dir gefolgt, fasziniert, ohne nachzudenken und doch mit Angst und Zittern.
Du lässt mich erschrecken… Deine Stärke und Kraft, dunkel, intensiv, unerbittlich, immer weiter ins Dunkel-Tiefe ziehst Du mich, immer weiter. Meine Aufmerksamkeit ist aufs Höchste angespannt. Werde ich bestehen können, werde ich das aushalten – und oh, ich möchte es so sehr… Hier im Dunkeln – ist es Deine Höhle? Dein Beutelager? - weitet sich der Raum, ohne dass ich klar sehen könnte, aber ich fühle und rieche es… Hier werde ich etwas ruhiger. Ich spüre: In Deinem Herzen ist es weit und weich, tief und geborgen, wild, ungestüm - und ruhig. Wie im Auge des Sturms. Ich darf ankommen, auch wenn ich weiter das Gefühl habe, dass hier nichts harmlos ist.
Du lässt mich erinnern… an Heu und weiches Schaffell, auf das ich gebettet wurde, noch bevor mein Erinnerungsvermögen einsetzte, an vertraute und auch an fremde Haut, deren Duft ich zitternd vor Erschöpfung oder vor Verlangen eingesogen habe, an den Duft der tiefsten Lust und das Gefühl, ihn schon immer - oder noch nie so empfunden zu haben, an meine Wunden und tiefsten Schmerzen, von denen ich dachte, sie seien überwunden, an alle Tränen, die ich geweint und die, die ich nie geweint habe…
Du lässt mich Tier sein… Du sagst mir: Wenn ich Dir und damit mir selbst ins Auge geschaut habe, kann mich nichts mehr schrecken, kann mir nichts mehr passieren. Es ist nie harmlos. Und es ist so schön!
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„Al Hayvaan/ الحیوان“ bedeutet schlicht „Das Tier“, offenbar in etlichen anderen Sprachen auch. Im Arabischen wird es auch als Schimpfwort verwendet wie „Du Schwein“ oder „Du Ratte“ im Deutschen. Dieser Duft ist natürlich ein richtiges Tier, und was für eins, gibt aber auch, wie ich finde, der Bezeichnung ihre Würde zurück. Mit diesem Duft kann ich im besten Sinne selbst zum Tier werden, oder – wem das zu viel ist - immerhin darüber nachdenken, dass wir alle auch Tiere sind.
Gabriel Kuhn spricht davon, dass es nötig sei, selbst „Tier [zu] werden“, um die schlechte Herrschaft von Mainstreamvorstellungen darüber, was uns als Lebewesen und Handelnde ausmacht, loszuwerden. Dass wir nie neutral sind, dass wir nicht immer alles kontrollieren können, dass wir auch nicht immer alles Wichtige verstehen können, dass wir immer Prozessen unterliegen, die wir nicht allein steuern können. Die Welt wäre sicher besser, wenn wir das annehmen könnten, anstatt uns immer nur den Tieren überlegen zu fühlen. Das ist für mich auch ein Teil der tiefen Bedeutung dieses Duftes (und überhaupt animalischer Noten).
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Duftkumpels ist ein tolles und vielversprechendes Haus. Sie verwenden in vielen Düften ausschließlich natürliche Zutaten. Aber auch dort, wo Synthetik verwendet wurde, ist sie unglaublich gut eingebaut (siehe zum Beispiel in „Fleurs et Phéromones“ und die Rezensionen und Statements unter "Tilleul Friction de Nuit"). Großes handwerkliches Können zeichnet bisher alle Düfte aus, die ich probieren konnte.
Im ausführlichen Text im Webshop heißt es, "Al Hayvaan" sei „die einzige Duftkreation weltweit […], in denen alle 5 weltweit uns bekannten und geläufigen Pheromonquellen der hiesigen Tierwelt auf der Zutatenliste stehen.“ Hier wurden Zibet, Ambergris, Gazellenmoschus, Hyraceum und Bibergeil aber nicht einfach bloß zusammengemischt, sondern mit großer Kunstfertigkeit mit weiteren Noten verblendet. Es entsteht kein abstoßendes oder gar fäkales animalisches Gemisch, sondern ein Duft, der besonders am Beginn durchaus fordernd sein kann, aber in wunderbarer Harmonie einen schönsten Verlauf nimmt. Durchweg animalisch, klar, aber gleichzeitig auch weit, tragend, bergend, zutiefst gelassen. Zu den fünf tierischen Zutaten kommen im Dufteindruck recht bald die holzigen und fast gewürzigen Noten des Assam-Ouds, das ja an sich selbst schon etwas Animalisches hat. Ich nehme auch Labdanum wahr, das ich immer sehr mag. Hier wurde kretisches Labdanum von 2002 verwendet, das auf traditionelle Art gewonnen wurde, wie es kaum noch erhältlich ist: Es wurde den Ziegen aus den Bart- und Schenkelhaaren gekämmt, nachdem sie durchs Zistrosengebüsch gelaufen sind. (Heute werden die Harzauszüge meist direkt aus den Pflanzenteilen gewonnen.) Patchouli, Vanille, Kakao, Zimt und auch Rose nehme ich nicht als einzeln hervortretende Noten wahr, sie ergänzen nur die warmen und süßlichen Anteile der animalischen Noten und bringen immer wieder hier und da einzelne Aspekte zum Leuchten wie Sonnenstrahlen, die durch unterschiedliche Teile eines Bunglasfensters fallen.
Der Duft ist beweglich und lebendig, sein Herz schlägt!
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I saw the werewolf, and the werewolf was crying
[…]
For the werewolf, somebody like you and me.
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=cat+power+werwolf#fpstate=ive&vld=cid:8bdec7d3,vid:UD9Isy9aKUk,st:0
Du lässt mich erschrecken… Deine Stärke und Kraft, dunkel, intensiv, unerbittlich, immer weiter ins Dunkel-Tiefe ziehst Du mich, immer weiter. Meine Aufmerksamkeit ist aufs Höchste angespannt. Werde ich bestehen können, werde ich das aushalten – und oh, ich möchte es so sehr… Hier im Dunkeln – ist es Deine Höhle? Dein Beutelager? - weitet sich der Raum, ohne dass ich klar sehen könnte, aber ich fühle und rieche es… Hier werde ich etwas ruhiger. Ich spüre: In Deinem Herzen ist es weit und weich, tief und geborgen, wild, ungestüm - und ruhig. Wie im Auge des Sturms. Ich darf ankommen, auch wenn ich weiter das Gefühl habe, dass hier nichts harmlos ist.
Du lässt mich erinnern… an Heu und weiches Schaffell, auf das ich gebettet wurde, noch bevor mein Erinnerungsvermögen einsetzte, an vertraute und auch an fremde Haut, deren Duft ich zitternd vor Erschöpfung oder vor Verlangen eingesogen habe, an den Duft der tiefsten Lust und das Gefühl, ihn schon immer - oder noch nie so empfunden zu haben, an meine Wunden und tiefsten Schmerzen, von denen ich dachte, sie seien überwunden, an alle Tränen, die ich geweint und die, die ich nie geweint habe…
Du lässt mich Tier sein… Du sagst mir: Wenn ich Dir und damit mir selbst ins Auge geschaut habe, kann mich nichts mehr schrecken, kann mir nichts mehr passieren. Es ist nie harmlos. Und es ist so schön!
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„Al Hayvaan/ الحیوان“ bedeutet schlicht „Das Tier“, offenbar in etlichen anderen Sprachen auch. Im Arabischen wird es auch als Schimpfwort verwendet wie „Du Schwein“ oder „Du Ratte“ im Deutschen. Dieser Duft ist natürlich ein richtiges Tier, und was für eins, gibt aber auch, wie ich finde, der Bezeichnung ihre Würde zurück. Mit diesem Duft kann ich im besten Sinne selbst zum Tier werden, oder – wem das zu viel ist - immerhin darüber nachdenken, dass wir alle auch Tiere sind.
Gabriel Kuhn spricht davon, dass es nötig sei, selbst „Tier [zu] werden“, um die schlechte Herrschaft von Mainstreamvorstellungen darüber, was uns als Lebewesen und Handelnde ausmacht, loszuwerden. Dass wir nie neutral sind, dass wir nicht immer alles kontrollieren können, dass wir auch nicht immer alles Wichtige verstehen können, dass wir immer Prozessen unterliegen, die wir nicht allein steuern können. Die Welt wäre sicher besser, wenn wir das annehmen könnten, anstatt uns immer nur den Tieren überlegen zu fühlen. Das ist für mich auch ein Teil der tiefen Bedeutung dieses Duftes (und überhaupt animalischer Noten).
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Duftkumpels ist ein tolles und vielversprechendes Haus. Sie verwenden in vielen Düften ausschließlich natürliche Zutaten. Aber auch dort, wo Synthetik verwendet wurde, ist sie unglaublich gut eingebaut (siehe zum Beispiel in „Fleurs et Phéromones“ und die Rezensionen und Statements unter "Tilleul Friction de Nuit"). Großes handwerkliches Können zeichnet bisher alle Düfte aus, die ich probieren konnte.
Im ausführlichen Text im Webshop heißt es, "Al Hayvaan" sei „die einzige Duftkreation weltweit […], in denen alle 5 weltweit uns bekannten und geläufigen Pheromonquellen der hiesigen Tierwelt auf der Zutatenliste stehen.“ Hier wurden Zibet, Ambergris, Gazellenmoschus, Hyraceum und Bibergeil aber nicht einfach bloß zusammengemischt, sondern mit großer Kunstfertigkeit mit weiteren Noten verblendet. Es entsteht kein abstoßendes oder gar fäkales animalisches Gemisch, sondern ein Duft, der besonders am Beginn durchaus fordernd sein kann, aber in wunderbarer Harmonie einen schönsten Verlauf nimmt. Durchweg animalisch, klar, aber gleichzeitig auch weit, tragend, bergend, zutiefst gelassen. Zu den fünf tierischen Zutaten kommen im Dufteindruck recht bald die holzigen und fast gewürzigen Noten des Assam-Ouds, das ja an sich selbst schon etwas Animalisches hat. Ich nehme auch Labdanum wahr, das ich immer sehr mag. Hier wurde kretisches Labdanum von 2002 verwendet, das auf traditionelle Art gewonnen wurde, wie es kaum noch erhältlich ist: Es wurde den Ziegen aus den Bart- und Schenkelhaaren gekämmt, nachdem sie durchs Zistrosengebüsch gelaufen sind. (Heute werden die Harzauszüge meist direkt aus den Pflanzenteilen gewonnen.) Patchouli, Vanille, Kakao, Zimt und auch Rose nehme ich nicht als einzeln hervortretende Noten wahr, sie ergänzen nur die warmen und süßlichen Anteile der animalischen Noten und bringen immer wieder hier und da einzelne Aspekte zum Leuchten wie Sonnenstrahlen, die durch unterschiedliche Teile eines Bunglasfensters fallen.
Der Duft ist beweglich und lebendig, sein Herz schlägt!
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I saw the werewolf, and the werewolf was crying
[…]
For the werewolf, somebody like you and me.
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=cat+power+werwolf#fpstate=ive&vld=cid:8bdec7d3,vid:UD9Isy9aKUk,st:0
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