21.03.2013 - 15:38 Uhr
Bertel
236 Rezensionen
Bertel
Sehr hilfreiche Rezension
7
Der verkannte Rosen-Star
Odori, eine der Stationen von Enzo Galardi (neben Bois 1920 und jetzt Baldi), mittlerweile nicht mehr in business, denn der Meister ist längst weitergezogen. "Cuoio" und "Tabacco" schätze ich ausserordentlich, auch "Spigo" und "Iris" sprechen mich an. "Zafferano" hat zwar wie der Name suggeriert auch Safran in seiner Entwicklung, ist aber klar ein Rosenduft - und zwar ein absolut großartiger wie ich finde.
"Zafferano" öffnet mit einem hochinteressanten, ungewöhnlichen und selbstbewusst eigenwilligem Akkord mit Charakter: Himbeerblüte, wahrlich kein 08/15-Ton, liefert die florale Komponente sozusagen in der oberen Mitte, Zeder schimmert hier Oud-gleich sehr rosig-silbrig und duftig daneben, und Safran umhüllt beide mit einem dunklen, kraftvoll würzig-aromatischen, präsenten Mantel. Was ein eigenwilliger und doch wunderbar harmonischer, runder, schöner und gleichzeitig präsenter Auftakt in höchster handwerklicher wie qualitativer Perfektion!
Bereits vom ersten Augenblick meine ich auch schon die wundervolle, duftende, nicht dunkle sondern voll rosafarbene, nicht unbedingt zurückhaltende sondern selbstbewusst und schön sich im weiteren Verlauf ins Zentrum stellende Rose zu vernehmen.
Etwas problematisch sehe ich die weiteren floralen Noten. Maiglöckchen in Verbindung mit Rose empfinde ich persönlich hier als etwas unglücklich, das gibt dem Duft in meiner Wahrnehmung eine leicht säuerliche, sehr "Montale-mäßige" und mir damit recht unangenehme Note. Beim Erfolg der Montale-Düfte vermute ich aber dass dies bei den meisten eher gut ankommen dürfte ;-)
Im weiteren Verlauf tritt dieser florale Überhang dann aber glücklicherweise etwas zurück, so dass über einige Stunden ein leicht floral süßer, kräftiger Rosenton vorherrscht der schon präsent und nachdrücklich sich zeigt, kein schwaches schüchternes ängstliches Röschen, sondern eine das volle Format einnehmende, durch und durch in vielen saftigen Blütenblättern kräftig rosa gefärbte Rosenblüte - ich auf jeden Fall finde dieses Erleben absolut klasse :-)
Gegen die Basis zu kehren dann mit Amber etwas leisere, wärmere, ruhendere Töne ein. Rosewood oil, hier "Palisanderholz" genannt, hat zwar auch holzige Anteile, enthält aber auch nicht wenig Linalool welches wiederum einen frischen floralen Ton hat, also auch von dort weiterhin Blumen ;-)
Für mich ein üppig floraler, dennoch leicht trockener, zeitweise fast bisschen staubiger Duft, der im gesamten Wesen trotz seiner präsenten Rosennote deutlich dunkel und tief geprägt ist, was dann den namensgebenden Safran wenigstens wieder ein bisschen ins Recht rückt. Ganz selten wird dieser Duft Herren empfohlen die nach einem Rosenduft suchen, dabei wäre dies ein Volltreffer, mit interessanten Entwicklungen, einer meisterlichen, in ihrer ruhigen und selbstbewussten Präsenz über jeden Zweifel erhabene Architektur bei qualitativ höchstwertiger Umsetzung - ich liebe diesen Duft gerade als maskulinen Rosenduft sehr! Leider, wie gesagt, seit einigen Jahren schon nicht mehr in Produktion.
Noch ein Wort zu den oft angesprochenen Ähnlichkeiten:
Einige wenige Düfte wären hier sicher als vielleicht ähnlich zu nennen. "Black Tie" von Washington Tremlett wurde genannt, eine ähnliche Konzeption und Stimmung (eher dunkles Umfeld für einen zentralen Rosenakkord) ist erkennbar, aber hier gar von Plagiat zu sprechen halte ich für ziemlich gewagt... Das Gefälle verläuft für mich persönlich genau andersherum: Während "Black Tie" schön gedacht und konzipiert scheint, ist die Umsetzung meiner ganz persönlichen Meinung nach leider erbärmlich, die für meine Nase ganz künstliche und schrecklich quietschige, pappsüße, plüschige Rose ist ein Desaster, auch was die weiteren blassen Komponenten und vor ellem deren Qualität angeht empfinde ich diesen Duft als große Enttäuschung, als lieblos und billig zusammengeschustert, wie vieles von WT. Aber das ist nur meine ganz private Wahrnehmung, ich weiß dass dieser Duft viel Liebe erfährt, und das ist gut so.
Wie oft geäußert erkenne ich auch eine gar nicht so sehr entfernte Ähnlichkeit mit "Black Aoud" von Montale. Sicherlich, "Zafferano" enthält laut Pyramide kein Oud. Dennoch erreicht Zeder wie oben beschrieben für mich hier einen ähnlichen Effekt in diese Richtung, und davon ganz abgesehen hat nach meiner Empfindung ja diejenige Komponente die in den Montale-Düften zumeist für den Oud-Ton verwendet wird mit der sehr diversen, breiten, ganz speziellen und sehr eigenen Duftpalette von natürlichem Oud ohnehin nichts gemein, aber auch dies nur meine unbedeutende Privatmeinung ;-) Die floralen Noten in "Zafferano" erreichen gerade im Herzbereich eine verblüffende Ähnlichkeit zu "Black Aoud", wer also den Ansatz schätzt aber aus welchen Gründen auch immer mit der Montale-Umsetzung noch nicht ganz am Ende seiner Träume ist, der möge Ausschau nach "Zafferano" halten, es könnte sich lohnen.
"Zafferano" öffnet mit einem hochinteressanten, ungewöhnlichen und selbstbewusst eigenwilligem Akkord mit Charakter: Himbeerblüte, wahrlich kein 08/15-Ton, liefert die florale Komponente sozusagen in der oberen Mitte, Zeder schimmert hier Oud-gleich sehr rosig-silbrig und duftig daneben, und Safran umhüllt beide mit einem dunklen, kraftvoll würzig-aromatischen, präsenten Mantel. Was ein eigenwilliger und doch wunderbar harmonischer, runder, schöner und gleichzeitig präsenter Auftakt in höchster handwerklicher wie qualitativer Perfektion!
Bereits vom ersten Augenblick meine ich auch schon die wundervolle, duftende, nicht dunkle sondern voll rosafarbene, nicht unbedingt zurückhaltende sondern selbstbewusst und schön sich im weiteren Verlauf ins Zentrum stellende Rose zu vernehmen.
Etwas problematisch sehe ich die weiteren floralen Noten. Maiglöckchen in Verbindung mit Rose empfinde ich persönlich hier als etwas unglücklich, das gibt dem Duft in meiner Wahrnehmung eine leicht säuerliche, sehr "Montale-mäßige" und mir damit recht unangenehme Note. Beim Erfolg der Montale-Düfte vermute ich aber dass dies bei den meisten eher gut ankommen dürfte ;-)
Im weiteren Verlauf tritt dieser florale Überhang dann aber glücklicherweise etwas zurück, so dass über einige Stunden ein leicht floral süßer, kräftiger Rosenton vorherrscht der schon präsent und nachdrücklich sich zeigt, kein schwaches schüchternes ängstliches Röschen, sondern eine das volle Format einnehmende, durch und durch in vielen saftigen Blütenblättern kräftig rosa gefärbte Rosenblüte - ich auf jeden Fall finde dieses Erleben absolut klasse :-)
Gegen die Basis zu kehren dann mit Amber etwas leisere, wärmere, ruhendere Töne ein. Rosewood oil, hier "Palisanderholz" genannt, hat zwar auch holzige Anteile, enthält aber auch nicht wenig Linalool welches wiederum einen frischen floralen Ton hat, also auch von dort weiterhin Blumen ;-)
Für mich ein üppig floraler, dennoch leicht trockener, zeitweise fast bisschen staubiger Duft, der im gesamten Wesen trotz seiner präsenten Rosennote deutlich dunkel und tief geprägt ist, was dann den namensgebenden Safran wenigstens wieder ein bisschen ins Recht rückt. Ganz selten wird dieser Duft Herren empfohlen die nach einem Rosenduft suchen, dabei wäre dies ein Volltreffer, mit interessanten Entwicklungen, einer meisterlichen, in ihrer ruhigen und selbstbewussten Präsenz über jeden Zweifel erhabene Architektur bei qualitativ höchstwertiger Umsetzung - ich liebe diesen Duft gerade als maskulinen Rosenduft sehr! Leider, wie gesagt, seit einigen Jahren schon nicht mehr in Produktion.
Noch ein Wort zu den oft angesprochenen Ähnlichkeiten:
Einige wenige Düfte wären hier sicher als vielleicht ähnlich zu nennen. "Black Tie" von Washington Tremlett wurde genannt, eine ähnliche Konzeption und Stimmung (eher dunkles Umfeld für einen zentralen Rosenakkord) ist erkennbar, aber hier gar von Plagiat zu sprechen halte ich für ziemlich gewagt... Das Gefälle verläuft für mich persönlich genau andersherum: Während "Black Tie" schön gedacht und konzipiert scheint, ist die Umsetzung meiner ganz persönlichen Meinung nach leider erbärmlich, die für meine Nase ganz künstliche und schrecklich quietschige, pappsüße, plüschige Rose ist ein Desaster, auch was die weiteren blassen Komponenten und vor ellem deren Qualität angeht empfinde ich diesen Duft als große Enttäuschung, als lieblos und billig zusammengeschustert, wie vieles von WT. Aber das ist nur meine ganz private Wahrnehmung, ich weiß dass dieser Duft viel Liebe erfährt, und das ist gut so.
Wie oft geäußert erkenne ich auch eine gar nicht so sehr entfernte Ähnlichkeit mit "Black Aoud" von Montale. Sicherlich, "Zafferano" enthält laut Pyramide kein Oud. Dennoch erreicht Zeder wie oben beschrieben für mich hier einen ähnlichen Effekt in diese Richtung, und davon ganz abgesehen hat nach meiner Empfindung ja diejenige Komponente die in den Montale-Düften zumeist für den Oud-Ton verwendet wird mit der sehr diversen, breiten, ganz speziellen und sehr eigenen Duftpalette von natürlichem Oud ohnehin nichts gemein, aber auch dies nur meine unbedeutende Privatmeinung ;-) Die floralen Noten in "Zafferano" erreichen gerade im Herzbereich eine verblüffende Ähnlichkeit zu "Black Aoud", wer also den Ansatz schätzt aber aus welchen Gründen auch immer mit der Montale-Umsetzung noch nicht ganz am Ende seiner Träume ist, der möge Ausschau nach "Zafferano" halten, es könnte sich lohnen.
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