13.11.2023 - 10:37 Uhr
NuiWhakakore
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NuiWhakakore
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30
Vicki-Lin is not my lover
2:57 AM zeigt der Wecker an, als das Telefon klingelt. Ich bin natürlich schon angezogen, warte aber noch etwas bevor ich ran gehe. Immer wieder ermahne ich mich: kling verschlafen, sei überrascht. Es brennt in der Schlachterei? Oh, ich komme natürlich sofort, bin ja gerne bei der Feuerwehr. Und das bin ich wirklich, das müsst ihr mir glauben!
In der Garage nehme ich noch schnell den leeren Benzinkanister aus dem Kofferraum und fahre gemütlich los. Zu früh will man ja auch nicht ankommen, lieber so in der Mitte, unauffällig. Den Feuerschein sehe ich schon von weitem und der Geruch liegt auch in der Luft. Schwarzer Qualm, beißend und dicht für die einen; voll, würzig und warm für mich. Man meint das Fett der halben Rinder in der Schlachterei förmlich zischen zu hören. Wie Speck liegt der Geruch in der Luft, da bekommt man gleich Appetit.
Als ich näher komme sehe ich, dass das Feuer schon auf den Wald übergegriffen hat. Einige Tannen stehen in Flammen wie 30 Meter hohe Fackeln. Schon explodiert ein Wipfel, geht hoch wie eine Silvesterrakete, versprüht Funken aus glühenden Nadeln und brennendem Harz. Ein traumhafter Anblick, noch schöner als die Scheune vom letzten Monat.
Langsam steige ich aus dem Auto aus und gehe zu meinen Kollegen, das Löschen gehört schließlich auch dazu. Auf dem Weg summe ich ein altes schwedisches Lied, ich glaube von Mickl Jaggelson
Vicki-Lin is not my lover
she‘s just a girl who want‘s to burn down
all there is around
uh-huh-huuuhu…
-------------------
Vicki-Lin ist ein großes Fest für Birkenteerfreunde, ein warmes Lagerfeuer oder auch ein Großbrand, je nach Grad der persönlichen Abhärtung. Für mich persönlich ist es sogar eher ein Lagerfeuer, der Rauch ist gar nicht so überbordend, wenngleich er durchaus dunkel und dicht ist. Sehr würziger, speckiger Birkenteer bestimmt ihn, unterstützt sicherlich auch vom Wacholder, dem Choya Loban (dreckiger Weihrauch) und einer salzigen Note vom Choya Nakh (zum Glück nicht auch noch fischig). Dieser Rauch nimmt mir erst einmal die Sicht auf andere Bestandteile, lichtet sich aber glücklicherweise nach ein paar Minuten etwas, so dass man dann auch verschämt frische Noten wahrnehmen kann (Zitronengras, Tannennadeln) und auch trockenes Holz. Die frischen Noten machen den Rauch dabei keinesfalls besser, geräucherter Speck gewinnt durch einen Spritzer Zitrone ja auch nicht unbedingt. Etwas später erkennt man sogar etwas leicht grünes (wohl der Farn), wobei man sich keine falschen Vorstellungen machen sollte, all diese Zutaten (Holz, Nadeln, Farne) dienen nur als Nahrung für die Flammen, der Rauch bleibt immer bestimmend. Erst zur Basis hin wird der Duft etwas weicher und sanfter, die Harze treten mehr in den Vordergrund und man kann zumindest hoffen, dass nicht der gesamte Wald abgebrannt ist.
Eine Anmerkung noch zum Stinkkohl: ich habe nicht die geringste Ahnung, wie der riecht, glaube aber unbedingt, dass er enthalten und vielleicht sogar ein zentraler Bestandteil des Duftes ist. Beweisen kann ich es nicht.
Wer also Birkenteer mag und eine dunkel verrauchte Seele hat, go for it! Denn bei allem, was mir persönlich an Vicki-Lin nicht gefällt, ist es trotzdem ein fantastisch komponierter Lagerfeuer-Duft, von dem man selbst und auch die Umwelt lange was hat.
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Von dem schwedischen Song gibt es leider keine Aufnahmen mehr. Ich habe nur ein amerikanisches Cover gefunden, da ist der Text aber doof:
https://www.youtube.com/watch?v=Zi_XLOBDo_Y
In der Garage nehme ich noch schnell den leeren Benzinkanister aus dem Kofferraum und fahre gemütlich los. Zu früh will man ja auch nicht ankommen, lieber so in der Mitte, unauffällig. Den Feuerschein sehe ich schon von weitem und der Geruch liegt auch in der Luft. Schwarzer Qualm, beißend und dicht für die einen; voll, würzig und warm für mich. Man meint das Fett der halben Rinder in der Schlachterei förmlich zischen zu hören. Wie Speck liegt der Geruch in der Luft, da bekommt man gleich Appetit.
Als ich näher komme sehe ich, dass das Feuer schon auf den Wald übergegriffen hat. Einige Tannen stehen in Flammen wie 30 Meter hohe Fackeln. Schon explodiert ein Wipfel, geht hoch wie eine Silvesterrakete, versprüht Funken aus glühenden Nadeln und brennendem Harz. Ein traumhafter Anblick, noch schöner als die Scheune vom letzten Monat.
Langsam steige ich aus dem Auto aus und gehe zu meinen Kollegen, das Löschen gehört schließlich auch dazu. Auf dem Weg summe ich ein altes schwedisches Lied, ich glaube von Mickl Jaggelson
Vicki-Lin is not my lover
she‘s just a girl who want‘s to burn down
all there is around
uh-huh-huuuhu…
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Vicki-Lin ist ein großes Fest für Birkenteerfreunde, ein warmes Lagerfeuer oder auch ein Großbrand, je nach Grad der persönlichen Abhärtung. Für mich persönlich ist es sogar eher ein Lagerfeuer, der Rauch ist gar nicht so überbordend, wenngleich er durchaus dunkel und dicht ist. Sehr würziger, speckiger Birkenteer bestimmt ihn, unterstützt sicherlich auch vom Wacholder, dem Choya Loban (dreckiger Weihrauch) und einer salzigen Note vom Choya Nakh (zum Glück nicht auch noch fischig). Dieser Rauch nimmt mir erst einmal die Sicht auf andere Bestandteile, lichtet sich aber glücklicherweise nach ein paar Minuten etwas, so dass man dann auch verschämt frische Noten wahrnehmen kann (Zitronengras, Tannennadeln) und auch trockenes Holz. Die frischen Noten machen den Rauch dabei keinesfalls besser, geräucherter Speck gewinnt durch einen Spritzer Zitrone ja auch nicht unbedingt. Etwas später erkennt man sogar etwas leicht grünes (wohl der Farn), wobei man sich keine falschen Vorstellungen machen sollte, all diese Zutaten (Holz, Nadeln, Farne) dienen nur als Nahrung für die Flammen, der Rauch bleibt immer bestimmend. Erst zur Basis hin wird der Duft etwas weicher und sanfter, die Harze treten mehr in den Vordergrund und man kann zumindest hoffen, dass nicht der gesamte Wald abgebrannt ist.
Eine Anmerkung noch zum Stinkkohl: ich habe nicht die geringste Ahnung, wie der riecht, glaube aber unbedingt, dass er enthalten und vielleicht sogar ein zentraler Bestandteil des Duftes ist. Beweisen kann ich es nicht.
Wer also Birkenteer mag und eine dunkel verrauchte Seele hat, go for it! Denn bei allem, was mir persönlich an Vicki-Lin nicht gefällt, ist es trotzdem ein fantastisch komponierter Lagerfeuer-Duft, von dem man selbst und auch die Umwelt lange was hat.
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Von dem schwedischen Song gibt es leider keine Aufnahmen mehr. Ich habe nur ein amerikanisches Cover gefunden, da ist der Text aber doof:
https://www.youtube.com/watch?v=Zi_XLOBDo_Y
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